26. März 1999 Wachstum 1999 gebremst, Kaufkraftschub durch Steuerreform 2000. Prognose für 1999 und 2000 Ewald WalterskirchenDas Wirtschaftswachstum wird sich in Österreich 1999 aufgrund der geringen Dynamik der Weltwirtschaft gegenüber dem Vorjahr um 1 Prozentpunkt auf 2,2% abschwächen. Der private Konsum, der vom Anstieg der Kaufkraft profitiert, wird die Konjunktur 1999 und insbesondere im Jahr 2000 stützen. 1999 ist mit einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums um etwa 1 Prozentpunkt auf 2,2% zu rechnen. Die Krisen in Asien, Rußland und Lateinamerika dämpfen die Weltkonjunktur und spiegeln sich in einer ungewöhnlich hohen Unsicherheit in den Prognoseannahmen. Der Export, der den Aufschwung lange getragen hat, wird aufgrund der außenwirtschaftlichen Bedingungen nur noch mäßig zunehmen. Vor allem die Ausfuhr in die von den Finanzkrisen erfaßten "Emerging Markets" wird davon betroffen sein. Die schwache Nachfrage aus dem Ausland beeinträchtigt heuer auch die Investitionsneigung der international tätigen Unternehmen. Gestützt wird die Konjunktur vom privaten Konsum, der von hohen Kaufkraftzuwächsen profitiert. Die realen Nettomasseneinkommen nehmen heuer um 23/4% und im Jahr 2000 um 31/4% zu; dazu tragen das "Familienpaket" und die Steuerreform 2000 wesentlich bei. Der Kaufkraftgewinn wird jedoch nicht ausschließlich in zusätzliche Konsumausgaben fließen, sondern zum Teil auch die Sparquote erhöhen. Die Folgen der außenwirtschaftlichen Dämpfung werden also durch eine Belebung der Inlandsnachfrage wesentlich gemildert. Sollten jedoch neue Krisenherde entstehen oder Risken akut werden, dann könnte ein neuerlicher Einbruch in der Industrie auch das Vertrauen der Verbraucher erschüttern. Andererseits werden die Kosten der Steuerreform und des "Familienpakets" das Budget im Jahr 2000 belasten. Ein Anstieg des Defizits aller öffentlichen Haushalte auf 21/2% des BIP ist zu befürchten, sofern nicht besondere Disziplin auf der Ausgabenseite dies verhindert. Nur unter dieser Prämisse wird das Ziel, das Defizit der öffentlichen Haushalte bis zum Jahr 2002 auf 1,4% des BIP zu senken, erreichbar sein. Im Einklang mit den meisten internationalen Prognoseinstituten erwartet das WIFO für 2000 wieder eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums (+2,6%). Der Konjunkturrückschlag, der Mitte 1998 einsetzte, erweist sich in diesem wahrscheinlichsten Szenario als temporär. Die Exportschwäche sollte allmählich überwunden werden und niedrige Zinsen die Inlandsnachfrage beleben. Die weltwirtschaftlichen Risken, die ein pessimistischeres Szenario rechtfertigen würden, sind jedoch beachtlich. Die Dynamik der Wirtschaft wird in Österreich wahrscheinlich nicht ausreichen, um die Arbeitslosenquote deutlich zu senken. Da die Arbeitslosenquote im Vorjahr nur aufgrund von Sonderfaktoren (Karenzgeldregelung usw.) stieg, ist aber ein leichter Rückgang von 4,5% (1998) auf 4,2% im Jahr 2000 zu erwarten; er steht im Einklang mit einer spürbaren Ausweitung der Beschäftigung, die von der hohen und arbeitsintensiven Inlandsnachfrage getragen wird. Das mittelfristige Beschäftigungsziel des Nationalen Aktionsplans (1997/2002 +100.000 Arbeitsplätze) wird erfüllt werden. Die geplante Verringerung der Arbeitslosenquote auf 3,5% bis zum Jahr 2002 erscheint jedoch nur bei guter Konjunktur und unter der Voraussetzung möglich, daß die befristete Freisetzung von Arbeitskräften eingedämmt werden kann. Die Inflation bildet auf absehbare Zeit keine wirtschaftspolitische Gefahr. Vor allem dank der niedrigen Rohölpreise und der Abschaffung der Monopole im öffentlichen Versorgungsbereich ist der Preisauftrieb äußerst schwach. Die historisch niedrige Inflationsrate gibt der Europäischen Zentralbank Spielraum, im Falle eines stärkeren Konjunkturrückschlags positive Impulse zu setzen. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 4/1999! |