3. Oktober 1998 Unternehmenskooperationen beschleunigen den Transformationsprozess in den MOEL Margarete CzernyDas WIFO analysiert für den informellen EU-Industrierat in seiner jüngsten Studie "Kooperationen in einem erweiterten Europa. Industrielle Mittelbetriebe im Transformationsprozeß der MOEL" die Bedeutung grenzüberschreitender Unternehmenskooperationen, deren Probleme und Barrieren und stellt Verbesserungsmöglichkeiten zur Diskussion. Das Produktivitäts- und Lohnniveau der MOEL liegt zur Zeit noch deutlich unter dem der EU-Länder; dieser Rückstand erschwert eine rasche Integration der Beitrittsländer. Zu den Hemmnissen im Aufholprozeß zählen vor allem die geringe Präsenz, die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit sowie das Forschungsdefizit und Defizite im Informationsfluß von mittleren Produktionsbetrieben. Die WIFO-Studie zeigt auf, daß Unternehmenskooperationen von Mittelbetrieben den Transformationsprozeß der MOEL wesentlich beschleunigen können. Die Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung der ersten fünf Beitrittskandidaten (Polen, Ungarn, Tschechien, Estland, Slowenien) erreicht heute etwa 40% des EU-Durchschnitts. Bis zum Jahr 2005 könnte sie auf 50% des EU-Niveaus aufholen. Hier kommt die Bedeutung von industriellen Mittelbetrieben für die europäische Wirtschaft in bezug auf Beschäftigung und Wachstum besonders zum Tragen: Eine verstärkte Kooperationstätigkeit von Unternehmen zwischen den EU-Ländern und den MOEL kann den Transformationsprozeß erheblich beschleunigen und den Rückstand um etwa die Hälfte verkürzen. Von einer Intensivierung der Kooperationsbeziehungen profitieren die Mittelbetriebe sowohl in der EU durch das größere Marktpotential als auch in den MOEL durch die Verbesserung des Technologie- und Know-how-Transfers. Die Produktionsstruktur der MOEL ist heute stärker großbetrieblich orientiert als in der EU: In der EU arbeiten 28% der Beschäftigten in Großbetrieben und 72% in Klein- und Mittelbetrieben, davon der größte Teil in industriellen Mittelbetrieben. In Ungarn stellen die Klein- und Mittelbetriebe 56% der Beschäftigten, in Tschechien 66%, in Slowenien ist der Anteil um rund 10 Prozentpunkte niedriger als in der EU. Die Europäische Union hebt die Vorteile der Unternehmenskooperationen für KMU im Vor-Beitrittsprozeß der MOEL hervor und fördert sie mit speziellen Programmen wie z. B. dem JOP Joint-Venture-Programm. Die Beteiligung an diesen EU-Programmen liegt jedoch noch unter den Erwartungen. Das WIFO hat in einer Befragung österreichischer Unternehmen die Gründe und Barrieren für Unternehmenskooperationen mit den MOEL erhoben; die Analyse kommt zu dem Ergebnis, daß die Hauptprobleme im Zugang zu Förderungs- und Finanzierungsmitteln, im Informationsfluß und der Partnersuche, im bürokratischen Aufwand sowie im Mangel an internationaler Erfahrung liegen. Auch die Durchsetzung der Interessen bei Behörden und Banken ist für kleinere und mittlere Betriebe viel schwieriger als für große Unternehmen. Neben den Schwierigkeiten der Finanzierung wird das rechtliche Umfeld als eines der größten Hindernisse für Kooperationsbeziehungen mit den MOEL angesehen. Aus der Sicht der MOEL liegen die Barrieren vor allem im Fehlen kurzfristiger Finanzierungsmöglichkeiten, der geringen Wettbewerbsfähigkeit sowie in den ungenügenden Einrichtungen zur Informationsbeschaffung, der geringen Marketingerfahrung und den hohen Anpassungskosten. Gemäß der WIFO-Studie ergibt sich wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf auf EU-Ebene vor allem in einer gezielten und verstärkten Förderung der KMU zur Abfederung von Anpassungsproblemen und zur Anbahnung branchenspezifischer Kooperationen. Auf nationaler Ebene sollten die Synergien bestehender Einrichtungen genutzt werden. Der Zugang zu kurzfristigen Finanzierungsmöglichkeiten könnte durch verstärkte nationale Haftungsübernahmen erleichtert werden. In den MOEL wäre eine Anpassung an EU-Standards durch die Erhöhung der Rechtssicherheit, eine verstärkte Unterstützung von KMU sowie die Schaffung von Finanzierungsmöglichkeiten für KMU etwa durch geförderte Kredite, Haftungsübernahmen, Steuererleichterungen usw. zu erreichen. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der WIFO-Studie "Kooperationen in einem erweiterten Europa. Industrielle Mittelbetriebe im Transformationsprozeß der MOEL" von Karl Aiginger und Margarete Czerny im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten (180 Seiten, S 600,; Bestellungen bitte an Christine Kautz, Tel. (1) 798 26 01/282, Fax (1) 798 93 86, E-Mail kautz@wifo.ac.at). |