26. Februar 1998 Benchmarks für den österreichischen Export Fritz BreussFritz Breuss leitet im soeben erschienenen Heft 2/1998 der WIFO-Monatsberichte aus einem internationalen Vergleich Zielgrößen für das österreichische Exportniveau ab: Sie liegen wesentlich über jenen, die in der "Exportoffensive" der Bundesregierung formuliert wurden. Österreich könnte und müßte sein Exportpotential demnach viel stärker ausschöpfen, um das in den letzten Jahren entstandene Ungleichgewicht der Leistungsbilanz zu bereinigen. Österreichs Handelsbilanz entwickelt sich in den letzten Jahren nicht ungewöhnlich, seit 1980 ist eine Verbesserung zu beobachten. Österreichs komparative Vorteile im Warenhandel sind tendenziell gestiegen. Wesentlich verschlechtert hat sich die Leistungsbilanz, besonders ausgeprägt seit 1995. Hier spielen neben den Nettozahlungen an die EU die drastischen Einbußen an Wettbewerbsfähigkeit im Reiseverkehr die Hauptrolle. Diese Entwicklung veranlaßte die Bundesregierung im Vorjahr, eine "Exportoffensive" zu starten, die vor allem die Warenexporte steigern sollte. In der Erkenntnis, daß Österreich im Bereich von Forschung und Entwicklung einen Nachholbedarf hat und Innovationen ein wesentlicher Faktor für das langfristige Wirtschaftswachstum moderner Volkswirtschaften sind, wurde parallel dazu auch eine "Technologieoffensive" ins Leben gerufen. Beide Offensiven sollen dazu beitragen, das österreichische Exportpotential besser auszuschöpfen. Die Analyse in den WIFO-Monatsberichten versucht, anhand eines internationalen Vergleichs einiger Indikatoren (Regional- und Warenstruktur, Exportquote, intra-industrieller Handel, Handel von multinationalen Unternehmen usw.) realistische "Benchmarks" für den österreichischen Export zu definieren. Erst aufgrund solcher Zielgrößen kann man ableiten, wie groß der Spielraum für die österreichische Exportwirtschaft sein könnte. Nicht die aus teilweise historisch bestimmten Konstellationen weit vor Österreich rangierenden Länder wie z. B. Irland, BelgienLuxemburg und die Niederlande (dies sind Fälle von "best practice") können bezüglich der Exportperformance für Österreich eine realistische Zielgröße sein, sondern die kleinen europäischen Volkswirtschaften wie Finnland, Schweden und die Schweiz. Wenn Österreich an diese "Benchmarks" herankommt, dann könnte die österreichische Exportquote um 3% bis 6% des BIP gesteigert werden. Da die Exportquote seit dem Zweiten Weltkrieg einen steigenden Trend aufweist, geht es im wesentlichen darum, den Abstand zu den Vergleichsländern entsprechend zu verringern. Dies würde auf Basis der Daten von 1996 einem Exportwert von rund 72 Mrd. S bis höchstens 140 Mrd. S entsprechen. Die "Exportoffensive" der Bundesregierung peilt mit 72 Mrd. S eher den unteren Zielwert an. Aufgrund verschiedenster Beschränkungen unter ihnen ist die Budgetbeschränkung angesichts der Notwendigkeit, die Konvergenzkriterien zum Eintritt in die WWU zu erfüllen, die einschneidendste fiel das Ergebnis aber enttäuschend aus. Die nun vorgeschlagenen Maßnahmen (zusätzliche Budgetausgaben von 600 Mill. S, Erweiterung des Haftungsrahmens für die Finanzierungsgarantiegesellschaft um 10 Mrd. S, Kapitalaufstockung der FGG um 100 bis 150 Mill. S, Einnahmenausfälle von 30 Mill. S pro Jahr durch Neukonzeption der OeKB-Wechselbürgschaft) sollen eine Steigerung der Exporte um 18 Mrd. S bewirken. Der zugrundeliegende Wirkungsmultiplikator für die öffentlichen Ausgaben von rund 30 scheint reichlich hoch angesetzt zu sein. Die von der Industriellenvereinigung in ihrem Konzept geforderten zusätzlichen Budgetmittel für die Förderung von Innovationen, Forschung und Entwicklung von insgesamt 2,4 Mrd. S (als integraler Bestandteil einer Exportoffensive) mußten im endgültigen Konzept der "Technologieoffensive" ebenfalls stark zurückgenommen werden. Erst das kombinierte Wirksamwerden von "Exportoffensive" und "Technologieoffensive" könnte aber helfen, den Trend steigender Exportquoten in Österreich zu beschleunigen und allfällige Schwächen im Dienstleistungshandel zu kompensieren. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 2/1998! |