5. Dezember 1997 Strukturanpassungsgesetz bewirkt 1996 Wachstumsschub in der Versicherungswirtschaft Thomas UrlDas Rekordwachstum der Prämieneinnahmen von Lebensversicherungen von 29,6% (1996) zeigt deutlich die starke Reaktion der privaten Haushalte auf Änderungen des steuerlichen Anreizsystems. Die verringerte Absetzbarkeit von Sonderausgaben und die Erhöhung der Versicherungssteuer auf Einmalerläge zogen eine Welle von Vorzieh- und Substitutionsgeschäften nach sich. Für 1997 erwartet der Versicherungsverband dementsprechend einen Rückgang der Prämieneinnahmen um 15,3%. Die Anhebungen der Körperschaftsteuer für Versicherungen 1996 und 1997 bedeuten eine weitere indirekte Verminderung der staatlichen Förderung privater Altersvorsorge. Die von Sparmotiven geleitete Steuerreform steht im Gegensatz zu der Forderung (z. B. im Gutachten des Sozialministeriums zur Pensionsreform) einer Ergänzung der Finanzierung der Alterssicherung in Österreich durch eine private Vorsorge. Die Reform erhöht auch die Zahl der steuerlichen Sonderregeln für ähnliche Vorsorgeprodukte (Rentensparen, Pensionsinvestmentfonds, Pensionskassen, Lebensversicherungen usw.) weiter. Allein die eingeschränkten Absetzmöglichkeiten von Lebensversicherungsprämien haben die Rendite dieser Vorsorgeform für einen privaten Durchschnittshaushalt um etwa 14% verringert. Wiederholte Eingriffe in die steuerlichen Rahmenbedingungen privater Haushalte erzeugen eine Planungsunsicherheit, die die individuelle Altersvorsorge zusätzlich erschwert. Die private Versicherungswirtschaft stand 1996 im Zeichen der Maßnahmen zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte. Die Prämieneinnahmen der Lebensversicherungen stiegen gegenüber dem Vorjahr um knapp 30%. Die anderen Versicherungssparten waren durch den Wettbewerb der Versicherer um Marktanteile gekennzeichnet. In der Krankenversicherung wurden die Einsparungen aus verringerten Kostenersätzen für Spitäler und der unechten Mehrwertsteuerbefreiung von Ärzten und Spitälern in Form von Verbilligungen an die Konsumenten weitergegeben. Die Preissenkungen blieben jedoch bisher unter den Erwartungen. Bei gleichbleibender Zahl von Verträgen war das Prämienvolumen 1996 um 1,8% geringer als im Vorjahr. Für 1997 erwartet der Versicherungsverband eine weitere Reduktion um 2,2%. Bei sinkenden Preisen konnten in der Schaden- und Unfallversicherung durch vermehrte Vertragsabschlüsse die Prämieneinnahmen 1996 um 4,1% gesteigert werden. Die Schadenquoten tendierten in dieser Sparte 1996 wieder leicht nach oben, sie liegen aber nach wie vor unter dem langjährigen Durchschnitt. Entsprechend gering ist der Spielraum für Preiserhöhungen. Die Wachstumserwartungen der Branche für 1997 sind deshalb mit +0,75% mäßig. Versicherungen aus dem EWR treten in Österreich vorwiegend im Rahmen des freien Dienstleistungsverkehrs (d. h. ohne eigene Niederlassung) auf und bieten Produkte aus der Schaden-Unfall-Versicherung an. Insgesamt erzielten Versicherer aus dem EWR (ohne Großbritannien) 1995 in Österreich knapp über 1 Mrd. S an Prämieneinnahmen; ihr Marktanteil betrug damit 0,7%. Umgekehrt erreichten die Einnahmen österreichischer Versicherungsunternehmen im EWR-Ausland 1995 33 Mill. S. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/1997! |