20. Februar 1997 Bauwirtschaft erholt sich in Westeuropa 1997 langsam. In Österreich weiter rückläufig Margarete CzernyMit der gesamtwirtschaftlichen Erholung wird sich die Baunachfrage 1997 in Westeuropa leicht beleben. Nach einem Rückgang der Bauproduktion um rund 1% im vergangenen Jahr wird für heuer eine reale Zunahme um 1% erwartet. Diese Entwicklung stützt sich auf die Althaussanierung und den Wirtschaftsbau, Wohnungsneubau und öffentlicher Hochbau werden hingegen rückläufig sein. Die geringfügige Steigerung der Infrastrukturinvestitionen ist überwiegend auf die vermehrte Beteiligung Privater in einigen europäischen Ländern zurückzuführen, während der Spielraum für öffentliche Investition wegen der Konsolidierungspolitik der öffentlichen Haushalte sehr begrenzt ist. Die reale Bauproduktion wird 1997 in Westeuropa nach den jüngsten Prognosen der "Euroconstruct" im Tiefbau um 1% zunehmen, im Wirtschaftsbau um 1½% und im Renovierungs- und Modernisierungssektor um 2%. Der Tiefbau profitiert vom Ausbau des europäischen Straßen- und Schienennetzes, wobei eine Verschiebung von der Straße zur Schiene zu beobachten ist. Verstärkte Umweltschutzinvestitionen kommen ebenfalls dem Tiefbau zugute. Der Wohnungsneubau wird wegen ungünstiger Beschäftigungs- und Einkommensperspektiven sowie eines beträchtlichen Überangebotes an Wohnungen um etwa 1% schrumpfen. Der Hochbau im öffentlichen Auftrag wird um 1½% zurückgehen. Während sich die Bauwirtschaft in Westeuropa also erholt, erleidet sie in Österreich, aber auch in Deutschland und der Schweiz 1997 Produktionseinbußen (Österreich real –0,5%, Deutschland –0,8%, Schweiz –3½%). Der Wohnbauboom, der in Österreich und Deutschland in der ersten Hälfte der neunziger Jahre die Baukonjunktur gestützt hatte, klang 1995 aus, in Deutschland brach der Wohnungsneubau bereits ein. In Österreich wurde der Wohnungsbestand in den Jahren des Booms stark ausgeweitet. Die Nachfrage ist derzeit aber rückläufig, und speziell teure Wohnungen sind nur schwer zu vermieten; dies wird die Baukonjunktur weiter dämpfen. Die Effekte der angekündigten öffentlichen Investitionen in die Infrastruktur lassen auf sich warten. Eine wichtige Stütze der heimischen Bauwirtschaft wird in dieser Situation der Renovierungs- und Modernisierungssektor sein: Die im Rahmen des "Sparpakets" vereinbarte Verpflichtung zur Auflösung von Mietzinsreserven und zur entsprechenden Investition dieser Mittel gibt dem Sektor Impulse, doch sind sie schwächer als erwartet.
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