25. März 1996 Ertragskraft der österreichischen Industrie stagniert auf hohem Niveau. Der Cash-flow im Jahr 1995 Franz HahnDer Cash-flow der österreichischen Industrie dürfte 1995 auf Jahresbasis um etwa 10% gestiegen sein. Die Cash-flow-Umsatz-Relation liegt mit 10,5% geringfügig unter dem Niveau des Jahres 1994 (10,8%). Die Dynamik der Cash-flow-Entwicklung ließ insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 1995 deutlich nach. Dies entspricht dem Konjunkturbild des vergangenen Jahres: Das Wachstum der Industrieproduktion lag im 1. Halbjahr 1995 noch um mehr als 8% über dem Vorjahresniveau; die österreichische Industrie profitierte überdurchschnittlich vom nun ungehinderten Zugang zum EU-Markt und vom nachhaltigen Aufholprozeß der Transformationsländer. Durch die engen Zulieferverflechtungen partizipierten wichtige Bereiche der österreichischen Industrie an der guten Exportkonjunktur der deutschen Industrie. Die durchschnittliche Eigenkapitalausstattung der österreichischen Industrieunternehmen hat sich seit 1992 auf etwas über 30% (der Bilanzsumme) stabilisiert. Das Konkursrisiko liegt daher in der Industrie deutlich unter jenem anderer Wirtschaftsbereiche. Die relativ gute Entwicklung der Selbstfinanzierungsmittel sicherte auch 1995 eine erfolgreiche Fortsetzung dieses Konsolidierungskurses, die durchschnittliche Eigenkapitalquote der österreichischen Industrie dürfte 1995 wieder zwischen 30% und 31% betragen haben. Der Basissektor verbesserte seine Ertragslage im Jahresdurchschnitt 1995 deutlich; die Cash-flow-Umsatz-Relation stieg auf 12% (1994 10,2%). Rationalisierung und Beschäftigungsreduktion waren auch 1995 die Grundlage für weitreichende Kosteneinsparungen. Positive Ertragsimpulse kamen zusätzlich von der günstigen Preisentwicklung von Basisgütern. Die optimistischen Ertragserwartungen der Chemieindustrie gründeten 1995 auf der günstigen Entwicklung der Arbeitskosten: Sie konnten im Laufe des Jahres 1995 deutlich unter das Niveau von 1994 gesenkt werden. Die Preise von Chemieprodukten waren hingegen von der sehr kompetitiven Marktlage geprägt, sie blieben durchschnittlich unter dem Vorjahresniveau. Ein Verharren der Cash-flow-Umsatz-Relation der Chemieindustrie im Jahr 1995 auf dem Niveau von rund 10% (1994 10,4%) steht im Einklang mit den jüngst verfügbaren Konjunkturindikatoren dieses Sektors. Der Bauzuliefersektor verzeichnete 1995 aufgrund der schwachen Baunachfrage – neben dem Konsumgütersektor – die deutlichste Konjunkturabschwächung. Die Baustoffpreise zogen im Jahresdurchschnitt 1995 zwar leicht an, die positiven Ertragsimpulse wurden jedoch durch die gegenläufige Arbeitskostenentwicklung zunichte gemacht. Das WIFO rechnet daher für 1995 mit einem Rückgang der relativen Selbstfinanzierungskraft der Bauzulieferer (Cash-flow-Umsatz-Relation 1994 14,5%, 1995 etwa 14%). Die Konjunktur der technischen Verarbeitung entwickelte sich 1995 überdurchschnittlich gut. Stimulierende Effekte gingen vor allem von der relativ regen Investitionstätigkeit im In- und Ausland aus. Die Binnenmarkteffekte konnten dank der langjährigen Exporterfahrung der Unternehmen voll genutzt werden. Die engen Verflechtungen mit der Investitionsgüterindustrie der BRD verstärkten die Exportdynamik zusätzlich. Die günstige Arbeitskostenentwicklung trug ebenfalls zur Verbesserung der Ertragslage bei – diese wichtige Kostenposition konnte auf Jahresbasis gegenüber 1994 um etwa 3,5% gesenkt werden. Das WIFO erwartet daher für 1995 einen Anstieg der Cash-flow-Umsatz-Relation im technischen Verarbeitungssektor auf 10,5% (1994 9,9%). Die Hersteller traditioneller Konsumgüter wurden von den negativen Auswirkungen des EU-Beitritts voll getroffen. Der Sektor erlitt durch mangelnde internationale Wettbewerbsfähigkeit und Konjunkturabschwächung einen stärkeren Rückschlag als erwartet. Nach den WIFO-Konjunkturindikatoren ist für 1995 eine Cash-flow-Umsatz-Relation von 9,5% wahrscheinlich (1994 11,3%).
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