18. Dezember 2002 Der österreichische Forschungs- und Technologiebericht 2002Die Wettbewerbsfähigkeit der Industrieländer ist eng an ihre technologische Leistungsfähigkeit in Bezug auf Entwicklung und Verwertung innovativer Produkte und Dienstleistungen gebunden. In Österreich war diesbezüglich in den neunziger Jahren ein Aufholprozess zu verzeichnen. Heute liegt die Forschungsquote im europäischen Mittelfeld, allerdings noch deutlich unter jener von Finnland und Schweden. Der "Forschungs- und Technologiebericht 2002", zu dem das WIFO in Kooperation mit ARC Seibersdorf Research, Joanneum Research und Technopolis Austria wesentliche Vorarbeiten leistete, bietet eine aktualisierte Bestandsaufnahme zur technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs. Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind ein wesentlicher Teil jener Ressourcen, die als "Zukunftsinvestitionen" Wettbewerbsvorteile schaffen bzw. sichern sollen. In den neunziger Jahren vollzog Österreich einen Aufholprozess, die Forschungsquote erhöhte sich von 1,39% des BIP im Jahre 1990 auf 1,95% im Jahre 2002. Österreich liegt nunmehr im europäischen Mittelfeld; nach wie vor besteht allerdings ein deutlicher Rückstand gegenüber führenden Ländern wie z. B. Finnland und Schweden. Als nachteilig erweist sich für Österreich eine vergleichsweise niedrige Beteiligung der heimischen Unternehmen an der Finanzierung und Durchführung von Forschungsaktivitäten. In den neunziger Jahren wurde der Anteil unternehmensfinanzierter Forschung und Entwicklung in Ländern wie Dänemark, Finnland, Irland, Schweden und den USA einerseits stark ausgeweitet; andererseits weisen die gesamten F&E-Aufwendungen in diesen Ländern eine besondere Wachstumsdynamik auf. Da die Forschungsintensität in den einzelnen Industriezweigen sehr unterschiedlich ist, erweist sich die Branchenstruktur der heimischen Wirtschaft mit einem hohen Anteil arbeitsintensiver Branchen und einer Spezialisierung auf Produkte mit mittlerem Technologieniveau (z. B. Maschinen, Fahrzeuge) als Hemmnis für eine Beschleunigung des Aufholprozesses. Hochtechnologiesektoren sind in Österreich unterrepräsentiert. Diese von Produktions- und Außenhandelsdaten belegten Strukturschwächen der österreichischen Volkswirtschaft zeigt auch die Analyse von Patentdaten auf: Die Patentaktivitäten konzentrieren sich übermäßig auf Sektoren mit geringem technologischen Niveau bzw. solche, in denen der technologische Wandel relativ langsam abläuft oder vergleichsweise wenige Impulse aus der aktuellen wissenschaftlichen Forschung kommen. Das Wissenschaftssystem trägt zur technologischen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft einerseits über die Grundlagenforschung (experimentelle und theoretische wissenschaftliche Arbeit, die primär neues Wissen erschließt, jedoch nicht neue Anwendungen zum Ziel hat), andererseits über den Aufbau von hochspezialisiertem Humankapital bei. Nach ausgewählten Indikatoren zur wissenschaftlichen Publikationstätigkeit liegt dieser vorwiegend von den Universitäten getragene Bereich in Österreich im europäischen Mittelfeld jedoch deutlich hinter den führenden Ländern Schweiz, Schweden, Dänemark, Finnland und den Niederlanden. Eine außerordentlich hohe Resonanz finden die Arbeiten heimischer Wissenschafterinnen und Wissenschafter in Gebieten wie z. B. Physik, Mathematik und Pharmakologie. Überdurchschnittlich sind auch die Werte in den Materialwissenschaften, dem Maschinenbau, den Computerwissenschaften und der Molekularbiologie. Somit kann das österreichische Wissenschaftssystem in zahlreichen Disziplinen an internationale Entwicklungen anschließen. Das gilt nicht für das System der höheren Bildung: Internationale Vergleiche zum Qualifikationsniveau der Bevölkerung bescheinigen Österreich eine traditionelle Stärke im mittleren Segment d. h. einen hohen Anteil der Abschlüsse von Lehrgängen der Sekundarstufe II. Österreich bildet hier mit Dänemark, Deutschland und Schweden die Spitzengruppe innerhalb der EU. Gemessen am Anteil höherer Bildungsabschlüsse findet sich Österreich allerdings gemeinsam mit Italien und Portugal am unteren Ende der Skala. Im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich, Irland und Spanien, die in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich aufgeholt haben, stagniert dieser Indikator auf niedrigem Niveau. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 12/2002! Tabellen und Graphiken zu den Presseaussendungen des WIFO finden Sie jeweils auf der WIFO-Website, http://titan.wsr.ac.at/wifosite/wifosite.search?p_typeid=98&p_language=1&p_type=0. |