5. Juli 2000 Strategische Aspekte der Tourismuspolitik unter globalen Wettbewerbsbedingungen. Ansatzpunkte zur Verbesserung der österreichischen Wettbewerbsposition Egon SmeralZur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusstandortes Österreich ist wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf gegeben. Angesichts von Globalisierungsdruck und Innovationswettbewerb kann das bereits niedrige Marktanteilsniveau der österreichischen Tourismuswirtschaft (in den letzten 25 Jahren hat sich der Marktanteil in Europa nahezu halbiert) nur im günstigen Fall mittelfristig gehalten werden. Vor dem Hintergrund des Rückzugs des Staates bzw. des wachsenden Rechtfertigungsdrucks der Verwendung von Steuermitteln und der Zersplitterung der Tourismusförderung auf viele Entscheidungsträger und Sachbereiche sollten die ohnehin knappen Mittel auf die wichtigsten Schwachstellen wie Innovations- und Kooperationsträgheit konzentriert und eine ordnungspolitisch konsistente Tourismusförderung betrieben werden. Das Erzielen eines hohen Qualitätsstandards auf Destinationsebene ist eine wichtige Nebenbedingung. Durch die grundsätzlich überbetriebliche Orientierung der Tourismusförderung wird die Performance im globalen Wettbewerb verbessert und so die Kooperations- bzw. Destinationsbildung erleichtert; dies stimuliert die Vernetzung der vielen Kleinbetriebe und ermöglicht eine Realisierung von Größen- und Verbundvorteilen. Weiters läßt der Aufbau moderner Organisations- und Vertriebstrukturen im Rahmen von Kooperationen eine Senkung der Transaktionskosten zu, sodass bisher zu teure Dienstleistungen ein Nachfragepotential vorfinden können. Zur Effizienzsteigerung der Förderung und Optimierung der Koordination wäre eine Zusammenfassung der verschiedenen Förderstellen sinnvoll. Im Tourismus liefert "Marktversagen", insbesondere aber die Existenz von positiven externen Effekten (das sind Tätigkeiten, die anderen Vorteile oder Gewinne verschaffen, ohne dass diese abgegolten würden) die Rechtfertigung für staatliche Eingriffe, zumal öffentliche Förderungsmaßnahmen nur dann ordnungspolitisch konsistent sind, wenn sie als "Abgeltung" für positive externe Effekte der privaten Investitionstätigkeit bzw. für die Steigerung der Gesamtwohlfahrt verstanden werden. Mit Tourismusinvestitionen ist eine breite Palette von positiven externen Effekten verbunden. Prominente Beispiele in diesem Zusammenhang sind
Entscheidend für die ordnungspolitische Begründung der Tourismusförderung insbesondere der Förderung von Kooperationen und Destinationsbildung ist weiters die Existenz von relativ hohen Transaktionskosten (z. B. aufgrund der Angebotszersplitterung und der zu geringen Betriebsgrößen) im österreichischen Tourismus. Entstehen bei der Durchsetzung von Eigentumsrechten, der Übertragung von Leistungen zwischen Unternehmen oder der Internalisierung von externen Effekten Transaktionskosten, so beeinträchtigen diese als Transaktionsbarriere ohne korrigierende Staatseingriffe die Marktergebnisse. Zu hohe Transaktionskosten haben somit Angebotsausfälle zur Folge, die aus der Perspektive der Gesamtwohlfahrt durch den Staat verhindert werden sollten. Gerade mit der Stoßrichtung "Kooperationsförderung" sollte die Tourismusförderung bezwecken, die Transaktionskosten zu senken, um private Tourismusangebote dort zu ermöglichen, wo zu hohe Transaktionskosten dies verhindern. Neben den wohlfahrtsökonomischen Begründungen liefert insbesondere die Neue Wachstumstheorie einen wichtigen Ansatz für eine ordnungspolitische Rechtfertigung der staatlichen Förderung im Tourismus. Nach dieser Sicht kommt Wirtschaftswachstum nicht nur durch Investitionen in physisches Kapital in Form von Ausstattung oder Maschinen, sondern z. B. auch durch Investitionen in öffentliche Infrastruktur und vor allem Wissen zustande. Die Investitionen in das Humankapital können positive externe Effekte auf andere Betriebe haben, da Informationen über neue Produkte und Methoden verbreitet werden. Insgesamt liefert die staatliche Stimulierung von Ausbildung und Training sowie Forschung und Entwicklung die Basis, das allgemein verfügbare Wissen über die betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten hinaus zu erhöhen. Die Gründung einer Institution, die systematische Trend- und Innovationsforschung im Freizeit- und Tourismusbereich umfassend betreibt, wäre eine Voraussetzung, um die Innovationen wirksam zu stimulieren. Eine Transferinstitution könnte als Informationsdrehscheibe für neues Wissen über Produkte, Prozesse, Methoden, Organisationsformen, Berufe, Ausbildungs- und Trainingsmöglichkeiten fungieren. Eine weitere wichtige Aufgabe einer solchen Transferinstitution wären die systematische Beobachtung der Innovationstätigkeit und -wirkungen sowie das Erkennen von Innovationshemmnissen. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 7/2000! |