27. März 2000 Temporäre Abschwächung der Selbstfinanzierungskraft 1999. Cash-Flow und Eigenkapital der österreichischen Sachgütererzeugung Michael Peneder, Michael PfaffermayrDer Konjunktureinbruch in der ersten Jahreshälfte 1999 verursachte nach Schätzungen des WIFO einen temporären Rückgang der Cash-Flow-Quote in der österreichischen Sachgütererzeugung auf 9,1% (nach 9,7% im Jahr 1998). Die günstige Entwicklung der Lohnstückkosten und die relativ niedrigen externen Finanzierungskosten dürften eine stärkere Verschlechterung der Erträge verhindert haben. Seit der zweiten Jahreshälfte 1999 befindet sich die Sachgütererzeugung wieder auf Wachstumskurs. In den jüngsten Konjunkturumfragen beurteilen die Unternehmen Auftrags- und Geschäftslage deutlich günstiger. Im längerfristigen, internationalen Vergleich entwickelt sich die Selbstfinanzierungskraft der Sachgütererzeugung gut. Gemeinsam mit Belgien hält Österreich unter 11 Vergleichsländern, für die Daten verfügbar sind, eine mittlere Position nach den europäischen Spitzenreitern Niederlande und Dänemark. Aufgrund des Konjunktureinbruchs in der ersten Jahreshälfte ist für 1999 ein temporärer Rückgang der Cash-Flow-Quote in der österreichischen Sachgütererzeugung zu erwarten. Nach Schätzungen des WIFO ist ein Wert von 9,1% nach 9,7% 1998 wahrscheinlich. Die Befragung der Vereinigung der Österreichischen Industrie bestätigt dieses Bild tendenziell. Der Rückgang der Erträge betrifft sechs der zehn analysierten Sektoren. In den Sektoren Metallerzeugung, Chemikalien und chemische Erzeugnisse, Fahrzeugbau sowie Hersteller elektronischer Ausrüstungen und Geräte betrugen die Einbußen mehr als 1 Prozentpunkt. Der Sektor Glas, Waren aus Steinen und Erden, die Nahrungs- und Genussmittelerzeuger (die in den letzten Jahren aufgrund des Strukturwandels unter Ertragsdruck gestanden waren), die Papier- und Holzindustrie sowie die sonstige Sachgüterzeugung (Möbel, Schmuck, Musikinstrumente und sonstige Erzeugnisse) verbesserten ihre Ertragslage. Die Entwicklung der österreichischen Sachgüterindustrie verlor im 1. Halbjahr 1998 durch die Krisen in Asien, Russland und Lateinamerika deutlich an Dynamik. Auch das 1. Halbjahr 1999 war von der Konjunkturschwäche geprägt, sodass für 1999 insgesamt mit einem nur mäßigen Zuwachs der Produktion gerechnet wird. Gleichzeitig waren die EU-Erzeugerpreise seit dem II. Quartal 1998 rückläufig und stabilisierten sich erst im III. Quartal 1999. Im WIFO-Konjunkturtest lag der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Einschätzungen der Preisentwicklung im Jahr 1999 deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt, allerdings zeigt sich auch hier eine stetige Verbesserung ab der Jahresmitte 1999. Vom Preisverfall waren hauptsächlich die Erzeuger von Vorleistungen und einige Branchen des Konsumgütersektors betroffen. Die relativ günstige Kostenentwicklung dürfte einen schärferen Einbruch der Ertragslage verhindert haben. Die Lohnstückkosten sanken im Durchschnitt der ersten drei Quartale 1999 um 2,3%; diese Entwicklung resultiert aus der Produktivitätserhöhung um 5,6% und dem mäßigen Anstieg der Lohnkosten je Beschäftigten um 3,0%. Nach den Schätzungen des WIFO verringerten sich die Lohnstückkosten 1999 relativ zu den wichtigsten Handelspartnern um 2,4%, für das Jahr 2000 erwartet das WIFO mit einem weiteren Rückgang um 1,8% bzw. um 1,2% gegenüber den wichtigsten Handelspartnern eine Fortsetzung dieser Entwicklung. Der stetige Rückgang der externen Finanzierungskosten trägt ebenfalls zur Kostenentlastung der Unternehmen bei. Nach Angaben von Eurostat verlangsamte sich der Verfall der internationalen Rohstoffpreise im Durchschnitt der ersten drei Quartale 1999 auf 4,1% gegenüber dem Vorjahr. Die Selbstfinanzierungskraft der österreichischen Sachgütererzeugung entwickelt sich im internationalen Vergleich gut. Österreich rangiert gemeinsam mit Belgien nach den europäischen Spitzenreitern Niederlande und Dänemark. Gemessen an der Cash-Flow-Umsatz-Relation machten die österreichischen Sachgütererzeuger im Jahr 1997 (der letzten Periode, für die derzeit international vergleichbare Daten zur Verfügung stehen) die Ertragseinbrüche aus dem Jahr 1996 nicht nur wett, sondern erzielten wie 1993 bis 1995 eine weitere Verbesserung der Ertragslage. Gemäß der BACH-Datenbank war die Cash-Flow-Quote 1997 in den Niederlanden mit 15,1% der Umsatzerlöse sowie in Dänemark mit 12,4% am höchsten. Für Belgien ergibt sich mit 10,0% dieselbe Quote wie für Österreich. Niedriger fiel die Cash-Flow-Quote in Portugal und Spanien aus (rund 9%). Am niedrigsten war sie mit knapp über 8% in Deutschland, Italien und Frankreich. Die Cash-Flow-Umsatz-Relation österreichischer Sachgütererzeuger übertrifft somit die Vergleichszahl für Deutschland weiterhin deutlich, 1997 hat sich dieser Abstand sogar etwas vergrößert. Die Kennzahl für Österreich entspricht etwa dem Durchschnitt der sieben untersuchten EU-Länder, der durch den besonders hohen Wert für die Niederlande nach oben verzerrt ist und daher beträchtlich über dem Median liegt. Auch der in Österreich seit Anfang der neunziger Jahre beobachtete Aufholprozess der Eigenkapitalbildung setzt sich fort, doch liegt Österreich knapp nach Deutschland weiterhin am unteren Ende der europäischen Rangfolge. Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem WIFO-Monatsbericht 3/2000! |