28. Jänner 2000 Wachstum beschleunigt sich auf 3% im III. Quartal 1999 Marcus ScheibleckerDie seit Mitte 1998 beobachtete Wachstumsabschwächung wurde in Österreich Anfang 1999 überwunden. Die erste Jahreshälfte war noch durch ein mäßiges Wirtschaftswachstum (+1,2%) gekennzeichnet. Im III. Quartal gewann jedoch die Konjunktur erheblich an Dynamik: Das reale BIP stieg um 3%, saisonbereinigt gegenüber dem Vorquartal um 1,7%. Trotz Umstellung der österreichischen Quartalsrechnung auf das europäische System ESVG 1995 ergeben sich im Konjunkturverlauf kaum Veränderungen. Nachdem die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung auf Jahresbasis im Vorjahr durch "Statistik Österreich" auf das für alle EU-Länder verpflichtende ESVG 1995 umgestellt wurde, sind seit Jahresbeginn 2000 auch Quartalswerte nach dieser neuen Systematik verfügbar. Trotz teilweise erheblicher Neuerungen wird der Konjunkturverlauf der jüngsten Vergangenheit durch die neue Quartalsrechnung weitgehend unverändert wiedergegeben. Seit Jahresbeginn 1998 ergab sich die schwächste Dynamik des saisonbereinigten realen BIP mit einer Rate von 0% im III. Quartal 1998. Seither nahm die Wirtschaftsleistung stetig zu. Die durch die Asienkrise und die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten ausgelöste Abschwächung zur Jahresmitte 1998 zeigt sich (auf der Verwendungsseite) in einem saisonbereinigten Rückgang der Exporte sowie der Investitionen in Maschinen und Elektrogeräte. Abbildung 1: Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes Veränderung gegen das Vorjahr bzw. Vorquartal in %
Q: WIFO.
Nach vorläufigen Berechnungen für das III. Quartal 1999 betrug der Anstieg des um Saisoneffekte bereinigten BIP gegenüber dem Vorquartal 1,7%. Dies bedeutet eine erhebliche Beschleunigung gegenüber dem I. und II. Quartal 1999 (+0,3% bzw. +0,4%), die auf Impulse sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland zurückgeht. Der Konsum der privaten Haushalte (einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck) wuchs weiter stetig und war im III. Quartal 1999 saisonbereinigt um 1% höher als im vorangegangenen Quartal (nicht saisonbereinigt real gegenüber dem III. Quartal 1998 +2,9%).
Der Konjunkturmotor war die rege Investitionsnachfrage. War sie im 1. Halbjahr 1999 real um knapp 1% gesunken, so spiegelte sich der zunehmende Optimismus der Unternehmen im III. Quartal in einem kräftigen Anstieg um 6,6% (gegenüber dem Vorjahr). Nachgefragt wurden vor allem Ausrüstungsinvestitionsgüter wie Maschinen und Elektrogeräte. Auch die Bauinvestitionen (ohne Wohnbau) wuchsen seit Jahresanfang kräftig, doch stand dem der starke Rückgang im Wohnungsneubau gegenüber; insgesamt waren die Bauinvestitionen im III. Quartal real um 2,4% höher als im Vorjahr.
Abbildung 2: Exporte, nominell in Mrd. S
Q: WIFO.
Die realen Exporte insgesamt (Waren und Dienstleistungen) nahmen im Vorjahresvergleich im II. und III. Quartal um 7,6% bzw. 6,5% zu, nach einem Rückgang um 1,1% im I. Quartal. Bereinigt um Saisoneinflüsse fiel das Exportwachstum im III. Quartal mit 1,4% etwas geringer aus als im II. Quartal (+3,4%), da nicht mit dem schwachen III. Quartal 1998, sondern mit dem besseren Ergebnis des II. Quartals 1999 verglichen wird. Neben dem Warenexport (III. Quartal 1999 real +6%) trug auch der Reiseverkehr wesentlich zu dieser Entwicklung bei: Sowohl die Vorjahresveränderungsraten als auch die saisonbereinigten Werte spiegeln die kontinuierliche Beschleunigung der Zunahme des realen Reiseverkehrsexports (ohne Personentransport) wider.
Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
1998 1999 I. Quartal II. Quartal III. Quartal IV. Quartal I. Quartal II. Quartal III. Quartal Veränderung gegen das Vorjahr in % Nominell Konsumausgaben insgesamt + 1,8 + 3,2 + 3,1 + 2,0 + 3,3 + 3,1 + 3,5 Private Haushalte1) + 1,8 + 2,9 + 2,8 + 1,4 + 2,9 + 2,7 + 3,3 Staat + 1,8 + 4,1 + 4,1 + 3,9 + 4,4 + 4,3 + 4,2 Bruttoinvestitionen + 11,0 + 9,4 + 5,6 + 5,3 + 2,5 + 7,0 Bruttoanlageinvestitionen + 11,1 + 10,2 + 6,3 + 6,6 + 2,5 + 7,2 Maschinen und Elektrogeräte + 13,7 + 14,3 + 3,1 + 1,8 + 12,9 Fahrzeuge + 20,4 + 12,8 + 15,5 + 20,8 + 6,0 + 9,7 + 3,6 Bauinvestitionen + 7,1 + 7,4 + 5,8 + 6,5 + 3,6 + 4,6 Sonstige + 21,9 + 25,1 + 26,9 + 27,2 + 26,6 + 26,0 + 25,6 Vorratsveränderung + 29,4 + 5,6 Nettozugang an Wertsachen + 24,8 + 14,4 + 25,8 Exporte insgesamt + 15,3 + 10,2 + 3,7 + 7,9 + 6,8 + 6,6 Güter + 15,0 + 9,0 + 7,5 + 3,2 + 2,9 + 4,3 + 6,1 Dienstleistungen + 15,7 + 13,3 + 18,5 + 12,6 + 7,5 Importe insgesamt + 12,5 + 8,8 + 3,5 + 3,3 + 2,9 + 12,1 Güter + 12,4 + 7,1 + 4,4 + 4,2 + 3,2 + 14,0 + 16,8 Dienstleistungen + 12,9 + 12,3 + 1,7 + 1,5 + 2,2 Bruttoinlandsprodukt + 5,7 + 3,6 + 2,8 + 2,3 + 1,9 + 2,0 + 3,5 Real, zu Preisen von 1995 Konsumausgaben insgesamt + 1,2 + 2,3 + 2,1 + 1,1 + 2,1 + 2,3 + 2,8 Private Haushalte1) + 1,1 + 2,3 + 2,0 + 0,8 + 2,0 + 2,3 + 2,9 Staat + 1,5 + 2,2 + 2,2 + 2,0 + 2,3 + 2,4 + 2,6 Bruttoinvestitionen + 9,6 + 7,5 + 3,9 + 3,8 + 1,5 + 6,6 Bruttoanlageinvestitionen + 9,7 + 8,4 + 4,6 + 5,1 + 1,4 + 6,8 Maschinen und Elektrogeräte + 13,6 + 13,7 + 2,8 + 2,0 + 15,9 Fahrzeuge + 20,8 + 12,7 + 15,0 + 20,2 + 5,2 + 8,8 + 2,8 Bauinvestitionen + 4,4 + 4,7 + 3,3 + 4,2 + 1,4 + 2,4 Sonstige + 21,1 + 24,1 + 25,9 + 26,3 + 26,0 + 25,5 + 25,2 Vorratsveränderung + 18,3 + 4,9 Nettozugang an Wertsachen + 20,0 + 35,3 + 44,7 Exporte insgesamt + 19,0 + 3,6 + 2,5 + 10,1 + 7,6 + 6,5 Güter + 21,0 + 0,9 + 6,3 + 6,1 + 4,5 + 5,3 + 6,0 Dienstleistungen + 15,5 + 10,2 + 19,1 + 12,6 + 7,5 Importe insgesamt + 16,8 + 10,7 + 2,2 + 7,3 + 5,1 + 10,5 Güter + 18,0 + 10,0 + 3,1 + 14,1 + 17,1 + 15,3 Dienstleistungen + 13,7 + 12,1 + 0,3 + 0,3 Bruttoinlandsprodukt + 4,6 + 2,8 + 2,3 + 2,0 + 1,4 + 1,1 + 3,0 Saisonbereinigt, Veränderung gegen das Vorquartal in % Bruttoinlandsprodukt real + 0,9 + 0,6 + 0,5 + 0,3 + 0,4 + 1,7 1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.
Im Gefolge der lebhaften Inlandsnachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern wurde auch der Import seit Jahresbeginn deutlich gesteigert (Import insgesamt gegenüber dem Vorjahr real +10,5%, nominell sogar +12%). Dafür waren vor allem die Warenimporte (real +15,3%) maßgebend, während die Reiseverkehrsimporte in allen drei Quartalen deutlich unter dem Vorjahreswert blieben.
Unter der Abschwächung des Wirtschaftswachstums seit Mitte 1998 litt vor allem die Sachgüterproduktion. Bereinigt um Saisoneinflüsse schrumpfte aufgrund der Schwäche der Nachfrage nach Export- und Investitionsgütern die reale Wertschöpfung des produzierenden Bereichs im III. und IV. Quartal 1998. Im ersten Vierteljahr 1999 stagnierte die Produktion, in den zwei folgenden Perioden beschleunigte sich ihre Zunahme zusehends.
Im Bauwesen entwickelte sich die reale Wertschöpfung im II. und III. Quartal 1999 aufgrund der regen Nachfrage im Nichtwohnbau im Vorjahresvergleich durchaus zufriedenstellend. Lediglich im I. Quartal blieb sie aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen unter dem Vorjahresniveau. Saisonbereinigt stagnierte die reale Wertschöpfung der Bauwirtschaft 1999 mit Ausnahme des II. Quartals.
Der weniger von Konjunktureinflüssen betroffene Dienstleistungssektor weist ein anhaltendes stetiges Wachstum auf. Der Bereich "Handel, Gastgewerbe und Verkehr" entwickelte sich im III. Quartal 1999 am dynamischsten (im Vorjahresvergleich real +4,1%).
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