Erhöhte Unsicherheit dämpft
Konjunktur
Prognose für 2012 und
2013
Die Aussichten für die
österreichische Wirtschaft haben sich gegenüber der Juni-Prognose zwar verschlechtert,
doch ist das Risikoumfeld mitunter sehr differenziert: Außenwirtschaftliche Abwärtsrisiken
überwiegen leicht gegenüber inländischen Aufwärtsrisiken. Die heimische Wirtschaft
sollte unter diesen Rahmenbedingungen 2012 um 0,6% und 2013 um 1,0% wachsen, wobei
die Unsicherheit für 2013 besonders hoch ist.
Die Konjunkturprognose entsteht
jeweils in Zusammenarbeit aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des WIFO. • Wissenschaftliche
Assistenz: Nora Popp, Roswitha Übl • Abgeschlossen am 26. September 2012. • E-Mail-Adresse:
Christian.Glocker@wifo.ac.at
INHALT
Dynamik der Weltwirtschaft lässt nach
Wirtschaft des Euro-Raumes weiterhin in
Rezession
Österreichs Wirtschaft unter dem Eindruck der
weltweiten Wachstumsdelle
Bild der Vorlaufindikatoren verschlechtert sich
Außenwirtschaftliche Abwärtsrisiken überwiegen
gegenüber inländischen Aufwärtsrisiken
Exporte leiden unter Vertrauens- und
Staatsschuldenkrise im Euro-Raum
Investitionen liefern leichte Wachstumsimpulse
Weiterhin gedämpftes Konsumwachstum
Kräftiges Beschäftigungswachstum,
Arbeitslosenquote steigt
Finanzierungsbedingungen in Österreich
anhaltend günstig
Niedrige Finanzierungskosten entlasten
öffentliche Haushalte
VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND
ABBILDUNGEN
Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose
Übersicht 2: Annahmen über die internationale Konjunktur
Übersicht 4: Entwicklung der Bruttowertschöpfung
Übersicht 5: Entwicklung der Nachfrage
Übersicht 6: Konsum, Einkommen und Preise
Übersicht 7: Löhne, Wettbewerbsfähigkeit
Übersicht 9: Wirtschaftspolitische
Bestimmungsfaktoren
Abbildung 1: Indikatoren der Wirtschaftsentwicklung und der Wirtschaftspolitik
Das Wachstum der Weltwirtschaft
schwächte sich nach einer Belebung zum Jahresbeginn im Frühjahr wieder
spürbar ab. Davon war im II. Quartal die Mehrzahl der großen Industrie- und Schwellenländer
betroffen. Die Vertrauens- und Schuldenkrise im Euro-Raum ist für diese Entwicklung
nur teilweise maßgebend. Auch viele Industrieländer außerhalb des Euro-Raumes sind
von einem hohen Maß an makroökonomischen Ungleichgewichten geprägt und haben in
ähnlicher Form wie die südeuropäischen Länder gesamtwirtschaftliche Fehlentwicklungen
zu bewältigen. Zudem sind in einigen Schwellenländern zuletzt interne Probleme deutlicher
in den Vordergrund getreten.
Der Abschwung der Weltkonjunktur und eine erneute Zuspitzung
der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum prägten seit dem Frühjahr das Geschehen auf
den internationalen Finanzmärkten. Im Mittelpunkt standen für Europa die Besorgnis
über Spaniens Bankensystem und die öffentlichen Haushalte in einigen Euro-Ländern.
Während sich die Finanzierungsbedingungen für Banken und Staaten auf den südeuropäischen
Kapitalmärkten zunächst weiter verschlechterten, drückten "Safe-Haven"-Kapitalflüsse
die Renditen vor allem in Deutschland, Finnland, den Niederlanden und Österreich. Diese Entwicklung zeigte sich in Form von außergewöhnlich
hohen Risikoprämien auf dem Sekundärmarkt für Staatsanleihen. Als Reaktion darauf
beschloss die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang September die Möglichkeit zu
unbeschränkten Staatsanleihekäufen im Rahmen von Outright Monetary Transactions
(OMT). Unmittelbar nach der Ankündigung dieser Maßnahme verringerten sich die Zinssätze
auf dem Sekundärmarkt für Staatsanleihen südeuropäischer Länder deutlich. Die unbeschränkten
OMT der EZB werden wohl das Vertrauen in den Euro als stabile Währung zumindest
vorübergehend stärken und das Ausmaß der Kapitalflucht aus Südeuropa dämpfen. Unter
diesen Rahmenbedingungen könnte sich das wirtschaftliche Umfeld so verändern, dass
auch in Europa im Jahr 2013 leicht aufwärtsgerichtete Kräfte zunehmen. 2012 erwartet
das WIFO im Euro-Raum insgesamt einen Rückgang der Wirtschaftsleistung. 2013 sollte
sich ein verhaltener Anstieg ergeben.
Österreichs Wirtschaft
kann sich von der internationalen Dynamik nicht ganz entkoppeln, wie die Stagnation
der Exporte seit Mitte 2011 zeigt. Im Gegensatz zum Krisenjahr 2009 blieb jedoch
die Inlandsnachfrage verhältnismäßig stabil. Das WIFO geht in der vorliegenden Prognose
von einem Wachstum der österreichischen Wirtschaft im Jahr 2012 von 0,6% aus. Auch
2013 wird Österreich mit einer Rate von +1,0% zu den Wachstumsmotoren im Euro-Raum
zählen. Gegenüber der Prognose vom Juni 2012 revidiert das WIFO seine Einschätzung
für das Jahr 2013 aufgrund der Verschlechterung des internationalen Umfeldes leicht
nach unten.
Die Aussichten für die
österreichische Wirtschaft haben sich gegenüber der Juni-Prognose zwar verschlechtert,
doch ist das Risikoumfeld mitunter sehr differenziert. Vor allem aktuelle internationale
Entwicklungen bedeuten ein hohes Risiko sowohl für den heimischen Finanzsektor als
auch für die Realwirtschaft. Verhältnismäßig gut entwickelt sich die Arbeitskräftenachfrage
in Österreich. Aufgrund des Verlaufes seit Jahresbeginn ist 2012 insgesamt mit einer
Ausweitung der Beschäftigung um 1,5% zu rechnen. 2013 dürfte sich die Dynamik auf
+0,5% verlangsamen. Die Arbeitslosenquote wird im Jahr 2012 nach nationaler Berechnungsmethode
auf 7,0% steigen und sich 2013 weiter erhöhen.
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Übersicht 1: Hauptergebnisse der Prognose |
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2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
Bruttoinlandsprodukt |
|
|
|
|
|
|
Real |
+1,4 |
–3,8 |
+2,1 |
+2,7 |
+0,6 |
+1,0 |
Nominell |
+3,2 |
–2,3 |
+3,7 |
+5,0 |
+2,5 |
+2,6 |
Herstellung von Waren1), real |
+1,1 |
–12,7 |
+7,0 |
+8,2 |
+0,5 |
+2,5 |
Handel, real |
–2,1 |
–0,3 |
+1,4 |
+1,3 |
–0,4 |
+0,5 |
Private Konsumausgaben, real |
+0,7 |
+1,1 |
+1,7 |
+0,7 |
+0,6 |
+0,7 |
Bruttoanlageinvestitionen, real |
+0,7 |
–7,8 |
+0,8 |
+7,3 |
+1,1 |
+1,5 |
Ausrüstungen |
–0,4 |
–10,6 |
+6,0 |
+12,1 |
+1,0 |
+2,5 |
Bauten |
+0,9 |
–7,1 |
–2,7 |
+4,4 |
+1,1 |
+0,6 |
Warenexporte2) |
|
|
|
|
|
|
Real |
+0,5 |
–18,3 |
+13,0 |
+7,9 |
+0,8 |
+4,3 |
Nominell |
+2,5 |
–20,2 |
+16,7 |
+11,3 |
+1,7 |
+4,5 |
Warenimporte2) |
|
|
|
|
|
|
Real |
+0,6 |
–14,1 |
+10,9 |
+8,5 |
–0,3 |
+4,0 |
Nominell |
+4,7 |
–18,4 |
+16,5 |
+15,3 |
+1,0 |
+4,5 |
Leistungsbilanzsaldo Mrd. € |
+13,76 |
+7,49 |
+8,62 |
+5,86 |
+6,95 |
+8,14 |
in % des BIP |
+4,9 |
+2,7 |
+3,0 |
+1,9 |
+2,3 |
+2,6 |
Sekundärmarktrendite3) in % |
4,4 |
3,9 |
3,2 |
3,3 |
2,4 |
2,0 |
Verbraucherpreise |
+3,2 |
+0,5 |
+1,9 |
+3,3 |
+2,3 |
+2,1 |
Arbeitslosenquote |
|
|
|
|
|
|
In % der Erwerbspersonen (Eurostat)4) |
3,8 |
4,8 |
4,4 |
4,2 |
4,4 |
4,8 |
In % der unselbständigen Erwerbspersonen5) |
5,9 |
7,2 |
6,9 |
6,7 |
7,0 |
7,4 |
Unselbständig aktiv Beschäftigte6) |
+1,7 |
–1,5 |
+0,8 |
+1,9 |
+1,5 |
+0,5 |
Finanzierungssaldo des Staates |
–0,9 |
–4,1 |
–4,5 |
–2,6 |
–2,9 |
–2,6 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Nettoproduktionswert, einschließlich
Bergbau. – 2) Laut Statistik
Austria. – 3) Bundesanleihen
mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). –
4) Labour Force Survey. –
5) Arbeitslose laut Arbeitsmarktservice. – 6) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, ohne Präsenzdiener. |
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|
Die Weltwirtschaft wuchs
im I. Quartal 2012 mit +3,6%[a]) wesentlich stärker als erwartet. Ein Großteil
dieser positiven Entwicklung ist auf temporäre Faktoren zurückzuführen, wie z. B.
die Lockerung der Finanzierungskosten und die teilweise Stärkung des Vertrauens
als Reaktion auf die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu Jahresbeginn.
Im II. Quartal verlor die Weltwirtschaft hingegen deutlich an Schwung. Vor allem
die zunehmenden Spannungen auf den europäischen Finanzmärkten dämpften den weltweiten
Handel und erhöhten die Volatilität auf den internationalen Finanzmärkten. Doch
sind auch viele Industrieländer außerhalb des Euro-Raumes von
einem hohen Maß an makroökonomischen Ungleichgewichten geprägt und haben in ähnlicher
Form wie Länder an der europäischen Peripherie gesamtwirtschaftliche Fehlentwicklungen
zu bewältigen. Zudem traten zuletzt in einigen Schwellenländern wachstumshemmende
Friktionen deutlicher in den Vordergrund.
Trotz eines starken Anstieges
der Beschäftigung im Juli liegt die Arbeitslosenquote in den USA weiterhin über
der 8%-Marke. Die Lage im Immobiliensektor stabilisiert sich. Die Notenbank setzt
weitere konjunkturstützende Maßnahmen.
In den USA blieb zwar die
Grunddynamik der Konjunktur in der ersten Jahreshälfte 2012 stabil, die Entwicklung
ist aber derzeit von einem deutlich geringeren Schwung geprägt als im Vorjahr. Die
wichtigste Stütze der Expansion war im I. und II. Quartal 2012 der private Konsum.
Nach der stetigen Aufwärtsbewegung der Sparquote der privaten Haushalte seit Jahresbeginn
im Zuge des Entschuldungsprozesses dürfte sich der Konsum im Prognosezeitraum unterdurchschnittlich
entwickeln.
Erst die Hälfte der über
8 Mio. Arbeitsplätze, die während der Finanzmarktkrise verlorengegangen waren, wurde
bisher neu geschaffen; vor diesem Hintergrund lancierte die Notenbank (Fed) Mitte
September ein weiteres umfangreiches expansives Programm zur Belebung der Wirtschaft[b]). Darüber hinaus kündigte die Fed an, den Leitzinssatz
noch mindestens bis Mitte 2015 nahe Null halten zu wollen. Die Frist wurde damit
um ein halbes Jahr verlängert, um die Signalwirkung niedriger Zinssätze zusätzlich
zu verstärken.
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Übersicht 2: Annahmen
über die internationale Konjunktur |
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|
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
Bruttoinlandsprodukt, real |
|
|
|
|
|
|
Welt |
+2,8 |
–0,7 |
+5,3 |
+3,9 |
+3,1 |
+3,3 |
USA |
–0,3 |
–3,1 |
+2,4 |
+1,8 |
+2,2 |
+1,8 |
Japan |
–1,0 |
–5,5 |
+4,5 |
–0,8 |
+1,4 |
+1,5 |
EU 27 |
+0,3 |
–4,3 |
+2,1 |
+1,5 |
–0,2 |
+0,6 |
Euro-Raum (17 Länder)1) |
+0,4 |
–4,4 |
+2,0 |
+1,4 |
–0,4 |
+0,4 |
Deutschland |
+1,1 |
–5,1 |
+4,2 |
+3,1 |
+0,8 |
+1,1 |
Neue EU-Länder2) |
+4,2 |
–3,2 |
+2,3 |
+3,2 |
+1,3 |
+2,1 |
China |
+9,6 |
+9,2 |
+10,4 |
+9,3 |
+8,0 |
+7,0 |
Welthandel, real |
+2,3 |
–12,7 |
+15,2 |
+5,8 |
+3,5 |
+4,8 |
Marktwachstum Österreichs3) |
+3,0 |
–11,4 |
+11,7 |
+6,1 |
+1,8 |
+4,0 |
|
|
|
|
|
|
|
Weltmarkt-Rohstoffpreise4) |
+32,7 |
–34,7 |
+28,9 |
+28,6 |
–4 |
+3 |
Ohne Rohöl |
+18,7 |
–28,4 |
+31,9 |
+19,2 |
–15 |
+15 |
Erdölpreis Brent, $ je Barrel |
97,0 |
61,5 |
79,5 |
111,3 |
110 |
110 |
Wechselkurs5) $ je Euro |
1,471 |
1,393 |
1,327 |
1,392 |
1,25 |
1,25 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Belgien, Deutschland, Estland,
Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande,
Österreich, Portugal, Slowakei, Slowenien, Spanien, Zypern. – 2) Bulgarien, Lettland, Litauen, Polen,
Rumänien, Tschechien, Ungarn. – 3)
Veränderungsrate der realen Importe der Partnerländer gewichtet mit österreichischen
Exportanteilen. – 4) HWWI-Index,
auf Dollar-Basis. – 5) Monatsdurchschnitte. |
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Diese Politikmaßnahme scheint
auch hinsichtlich des allgemeinen Bildes der Vorlaufindikatoren nicht überraschend.
Die Stimmung von Unternehmen und privaten Haushalten trübte sich in den vergangenen
Monaten wieder leicht ein, nachdem sich zu Jahresbeginn eine Beschleunigung der
Erholung abgezeichnet hatte. Belastend dürfte die Unsicherheit über die Finanzpolitik
im nächsten Jahr wirken. Die Zunahme von Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung
der Unternehmen hielt zuletzt nicht an. Deutlich positive Signale kommen hingegen
vom Immobilienmarkt, Indikatoren wie der Case-Shiller-Index deuten auf eine Stabilisierung
der Immobilienpreise hin.
2012 dürfte sich die Expansion
in den USA noch nicht wesentlich verlangsamen. Das stabile Wirtschaftsklima sollte
vor allem dem privaten Konsum zugute kommen. Daher rechnet das WIFO mit einem Wirtschaftswachstum
von real 2,2%. 2013 dürfte in Anbetracht des nach wie vor hohen Defizits zumindest
die Fiskalpolitik restriktiver werden. In der Folge wird sich das Wachstum leicht
auf 1,8% verringern. Die Wirtschaftspolitik der USA bleibt deutlich expansiver ausgerichtet
als im Euro-Raum. Der Leitzinssatz ist in den USA anhaltend niedriger, und der Finanzierungssaldo
der öffentlichen Haushalte liegt heuer bei rund –8%
des BIP (Euro-Raum rund –3%). Die
Wirtschaft wächst damit in den USA wesentlich stärker als im Euro-Raum, aber erheblich
langsamer als in der Vergangenheit.
In einigen Schwellenländern
Asiens und Lateinamerikas kündigen die vorlaufenden Indikatoren eine Abkühlung der
Konjunktur an.
Die lateinamerikanischen
Schwellenländer verzeichneten im 1. Halbjahr 2012 aufgrund der Schwäche der Nachfrage
aus dem Euro-Raum ein Nachlassen des Exportzuwachses. Zugleich waren die Kapitalzuflüsse
in diese Volkswirtschaften sehr volatil, was die Finanzmärkte und das Kreditangebot
belastete. Dem begegneten die meisten Zentralbanken der Region, insbesondere in
Brasilien, mit einer schrittweisen Senkung der Leitzinssätze. Ferner wurden einige
makroprudentielle Maßnahmen verschärft, um die Finanzmarktstabilität zu gewährleisten.
Im Prognosezeitraum dürfte die Geldpolitik wesentlich weniger restriktiv sein als
im Sommer 2011. Dies sollte zusammen mit den nach wie vor hohen Einkommenszuwächsen
die Binnennachfrage kräftig expandieren lassen.
In China verlor die Wirtschaft
seit Anfang 2012 deutlich an Dynamik. Bestimmend waren hier zum einen die eher verhaltenen
Investitionen und zum anderen die geringe Auslandsnachfrage infolge der Euro-Krise.
Auch im 2. Halbjahr 2012 dürfte die Expansion das Tempo der Jahre 2010 und 2011
nicht erreichen – darauf deutet die Mehrzahl
der Frühindikatoren hin. Den größten Wachstumsbeitrag dürfte die Investitionsnachfrage
liefern, vor allem aufgrund der umfangreichen staatlichen Förderprogramme. Auch
der Konsum der privaten Haushalte wird dank der anhaltenden kräftigen Steigerung
der Pro-Kopf-Einkommen zunehmen. Ähnlich wie in China deuten die vorlaufenden Indikatoren
für eine Reihe weiterer asiatischer Schwellenländer auf ein allmähliches Nachlassen
der bislang kräftigen Wachstumsdynamik hin. Nicht zuletzt werden diese Volkswirtschaften
von der seit mehreren Jahren zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtung mit China
sowie untereinander profitieren. Entsprechend wird die Dynamik der aufstrebenden
Volkswirtschaften Asiens auch im Prognosezeitraum deutlich kräftiger sein als in
industrialisierten Ländern.
In der EU belasten der Verlust
an Vertrauen in die öffentlichen Finanzen und das Finanzsystem sowie die drastischen
Konsolidierungsprogramme in vielen Ländern weiterhin die Wirtschaft. Trotz der jüngst
von der EZB beschlossenen Möglichkeit zu unbeschränkten Staatsanleihekäufen im Rahmen
von Outright Monetary Transactions (OMT) sind die Renditen der Staatsanleihen von
Irland und den meisten südeuropäischen Ländern nach wie vor hoch, sodass die langfristige
Stabilisierung der Staatsschuld schwierig erscheint. Die anhaltende Unsicherheit
von privaten Haushalten und Unternehmen dämpft den Ausblick.
Der Euro-Raum befindet
sich seit dem III. Quartal 2011 faktisch in einer Rezession. Diese resultiert vor
allem aus einem deutlichen Rückgang der privaten Nachfrage. Gedämpft wird die Binnennachfrage
durch die makroökonomische Verunsicherung angesichts der Zuspitzung der europäischen
Staatsschuldenkrise; diese Tendenz wird zusätzlich durch umfangreiche fiskalpolitische
Konsolidierungsmaßnahmen beschleunigt. Der Außenhandel lieferte bis zuletzt noch
leicht positive Impulse, allerdings nur weil sich die Importe deutlich schlechter
entwickelten als die Exporte. Der erhebliche Importrückgang resultierte ebenfalls
aus der Schwäche der Binnennachfrage.
Die Konjunktur ist in den
einzelnen Euro-Ländern zunehmend heterogen. So mussten Griechenland, Irland, Portugal,
Spanien und Italien die Konsolidierungsbemühungen schrittweise verstärken[c]), da entweder der Druck durch die Finanzmärkte
zunahm oder die ursprünglichen Sparziele aufgrund der Rezession verfehlt wurden.
Auch die Kreditvergabe war in den Krisenländern deutlich restriktiver als in den
anderen Ländern der Währungsunion. Die Banken leiden in diesen Ländern besonders
unter dem Kursverlust der Staatsanleihen, aber auch unter einem hohen Maß an makrofinanziellen
Risiken.
Die Verschärfung der europäischen
Staatsschuldenkrise und die Erhöhung des finanzpolitischen Restriktionsgrades prägen
auch die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung im Euro-Raum: Die Arbeitslosenquote erhöhte
sich von 10,0% im Juni 2011 auf 11,3% im Juli 2012. Allerdings verlief die Entwicklung
in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. So war die Arbeitslosigkeit in den
vergangenen zwölf Monaten in den Ländern mit relativ flexiblem Arbeitsmarkt, günstiger
Branchenstruktur und soliden öffentlichen und privaten Finanzen (Deutschland und
Finnland) tendenziell leicht rückläufig, während sie in den unter Strukturschwächen
leidenden Krisenländern Griechenland, Portugal, Spanien und Italien kräftig zunahm.
Die äußerst restriktive
Finanzpolitik, die hohe Unsicherheit sowie die massiven Strukturprobleme vieler
Mitgliedsländer werden die Binnennachfrage weiterhin erheblich belasten. Die jüngst
von der EZB beschlossenen Maßnahmen zum unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen (Outright
Monetary Transactions – OMT) werden
wohl langfristig die Asymmetrie der Konjunktur zwischen den Euro-Ländern nicht dämpfen
können. Kurzfristig hingegen gaben die Renditen auf Staatsanleihen der südlichen
Euro-Länder bereits unmittelbar nach der Ankündigung der neuen Maßnahmen erheblich
nach[d]).
Unter diesen Rahmenbedingungen könnte sich das wirtschaftliche
Umfeld so ändern, dass auch in Europa im Jahr 2013 leicht aufwärtsgerichtete Kräfte
zunehmen. 2012 erwartet das WIFO im Euro-Raum insgesamt einen Rückgang der Wirtschaftsleistung,
2013 einen verhaltenen Anstieg.
Trotz einer deutlichen Wachstumsabschwächung
im II. Quartal gegenüber dem Vorquartal entwickelt sich die heimische Wirtschaft
angesichts der Rezession im Euro-Raum relativ günstig. Die Unsicherheit infolge
der Krise der Europäischen Währungsunion und die drastischen Konsolidierungsmaßnahmen
der öffentlichen Haushalte schwächen die Exporte in die EU-Länder.
Ähnlich wie in Deutschland
konnte sich die Wirtschaft auch in Österreich bislang von der Krise im Euro-Raum
etwas abkoppeln. Laut den aktuellen BIP-Daten wuchs das BIP im I. Quartal 2012 gegenüber
dem Vorquartal um 0,5% und im II. Quartal um 0,1%. Die Entwicklung war im 1. Halbjahr
2012 von einer stabilen Konsumnachfrage und einem ausgeprägten Investitionszyklus
geprägt. Die Nettoexporte lieferten im I. Quartal noch einen signifikant positiven
Wachstumsbeitrag. Im II. Quartal stagnierten sie aufgrund einer deutlichen Beschleunigung
der Importausweitung. Das Wirtschaftswachstum stützte sich somit im 1. Halbjahr
sowohl auf die inländische als auch – wenn
auch deutlich geringer – auf die
ausländische Nachfrage. Österreich zählte daher im 1. Halbjahr 2012 weiterhin zu
den Stützen der Konjunktur im Euro-Raum.
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Übersicht 3: Produktivität |
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|
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
Gesamtwirtschaft |
|
|
|
|
|
|
Bruttoinlandsprodukt, real |
+1,4 |
–3,8 |
+2,1 |
+2,7 |
+0,6 |
+1,0 |
Erwerbstätige1) |
+2,1 |
–0,9 |
+0,7 |
+1,8 |
+1,4 |
+0,7 |
Produktivität (BIP je Erwerbstätigen) |
–0,7 |
–2,9 |
+1,4 |
+0,9 |
–0,9 |
+0,3 |
|
|
|
|
|
|
|
Herstellung von Waren |
|
|
|
|
|
|
Produktion2) |
+0,7 |
–13,0 |
+7,2 |
+8,5 |
+0,5 |
+2,5 |
Beschäftigte3) |
+1,7 |
–5,3 |
–1,3 |
+1,9 |
+1,8 |
+0,3 |
Stundenproduktivität4) |
–0,5 |
–4,7 |
+5,4 |
+6,7 |
+0,2 |
+1,7 |
Geleistete Arbeitszeit je Beschäftigten5) |
–0,5 |
–3,5 |
+3,0 |
–0,1 |
–1,5 |
+0,5 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Unselbständige (Beschäftigungsverhältnisse)
und Selbständige laut Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung. – 2) Nettoproduktionswert, real. – 3) Laut Hauptverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger. Bruch 2007/08 wegen Umstellung der Wirtschaftsklassifikation
auf ÖNACE 2008, 2008: WIFO-Schätzung. –
4) Produktion je geleistete Beschäftigtenstunde. – 5) Laut Konjunkturerhebung von Statistik
Austria. |
||||||
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In den letzten Monaten
trat kein wesentlicher weltweiter makroökonomischer Schock ein, den die WIFO-Prognose
von Ende Juni nicht schon berücksichtigt hätte. Wie im Juni unterstellt die vorliegende
Prognose ein schrittweises Auslaufen der europäischen Vertrauenskrise, sodass die
Wirtschaftsentwicklung sich in Österreich wie im Euro-Raum normalisiert. Die Rückkehr
zu dieser Aufwärtsbewegung verläuft jedoch keineswegs linear: Zwar verringerte sich
das Zinsdifferential für Staatsanleihen im Euro-Raum wieder, andererseits weist
die jüngste Entwicklung verschiedener Vertrauensindikatoren abermals auf ein erhöhtes
Maß an Unsicherheit hin.
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Abbildung 1: Indikatoren
der Wirtschaftsentwicklung und der Wirtschaftspolitik |
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Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, ohne Präsenzdiener, ohne in der Beschäftigungsstatistik erfasste Arbeitslose
in Schulung; Bruch 2007/08 wegen Umstellung in der Beschäftigtenstatistik. – 2) Bundesanleihen mit einer Laufzeit
von 10 Jahren (Benchmark). |
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|
Das allgemeine Bild der
Frühindikatoren ist schon seit einigen Monaten von einer signifikanten Abwärtsbewegung
geprägt. Laut WIFO-Konjunkturtest sind die Beurteilung der aktuellen Lage und die
unternehmerischen Erwartungen in fast allen Branchen negativ. Nur die Bauunternehmen
beurteilen die aktuelle Lage noch positiv, die Erwartungen liegen weiterhin etwas
über dem langfristigen Durchschnitt, obwohl seit einigen Monaten auch hier eine
Abschwächung festzustellen ist. Die Industrieproduktion nahm zwar (saisonbereinigt)
im April und Mai zu, ging aber dann vor allem im Juli merklich zurück. Die Auftragseingänge
sinken sowohl insgesamt als auch in der Exportwirtschaft seit Mitte 2011.
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Übersicht 4: Entwicklung der Bruttowertschöpfung |
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Zu Herstellungspreisen |
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|
|
|
|
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|
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Mrd. € (Referenzjahr 2005) |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Real
(berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen) |
|
|
|
|
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Land- und Forstwirtschaft, Fischerei |
3,36 |
3,88 |
3,57 |
3,57 |
–4,3 |
+15,3 |
–8,0 |
±0,0 |
Herstellung von Waren einschließlich Bergbau |
47,67 |
51,59 |
51,84 |
53,14 |
+7,0 |
+8,2 |
+0,5 |
+2,5 |
Energie- und Wasserversorgung, Abfallentsorgung |
6,44 |
6,97 |
7,07 |
7,21 |
–3,3 |
+8,2 |
+1,5 |
+2,0 |
Bau |
14,17 |
14,66 |
14,83 |
14,92 |
–2,5 |
+3,5 |
+1,1 |
+0,6 |
Handel, Kfz |
29,84 |
30,22 |
30,10 |
30,25 |
+1,4 |
+1,3 |
–0,4 |
+0,5 |
Verkehr |
10,56 |
10,66 |
10,61 |
10,56 |
–0,7 |
+1,0 |
–0,5 |
–0,5 |
Beherbergung und Gastronomie |
11,07 |
11,21 |
11,36 |
11,55 |
+1,4 |
+1,3 |
+1,3 |
+1,7 |
Information und Kommunikation |
8,15 |
8,08 |
8,08 |
8,08 |
–0,9 |
–0,9 |
±0,0 |
±0,0 |
Kredit- und Versicherungswesen |
15,43 |
15,64 |
15,41 |
15,56 |
+5,4 |
+1,4 |
–1,5 |
+1,0 |
Grundstücks- und Wohnungswesen |
22,72 |
23,30 |
23,81 |
24,05 |
+2,6 |
+2,6 |
+2,2 |
+1,0 |
Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen1) |
21,05 |
21,50 |
21,83 |
22,20 |
+4,1 |
+2,2 |
+1,5 |
+1,7 |
Öffentliche Verwaltung2) |
40,61 |
40,88 |
41,29 |
41,29 |
+0,8 |
+0,7 |
+1,0 |
±0,0 |
Sonstige Dienstleistungen |
6,57 |
6,57 |
6,64 |
6,70 |
+1,3 |
–0,0 |
+1,0 |
+1,0 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Wertschöpfung der Wirtschaftsbereiche3) |
237,50 |
244,96 |
246,30 |
248,86 |
+2,2 |
+3,1 |
+0,5 |
+1,0 |
Bruttoinlandsprodukt |
262,61 |
269,69 |
271,18 |
273,93 |
+2,1 |
+2,7 |
+0,6 |
+1,0 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Erbringung von freiberuflichen,
wissenschaftlichen, technischen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen
(ÖNACE 2008, Abschnitte M bis N). –
2) Einschließlich Sozialversicherung, Verteidigung, Erziehung, Unterricht,
Gesundheits- und Sozialwesen (ÖNACE 2008, Abschnitte O bis Q). – 3) Vor Abzug der Gütersubventionen
und vor Zurechnung der Gütersteuern. |
||||||||
|
Die wichtigsten Vertrauensindikatoren
verschlechterten sich zuletzt deutlich. Der Einkaufsmanagerindex der Bank Austria
sank im August auf den niedrigsten Wert seit Mitte 2009 und zeigte den zweiten Monat
in Folge ein Schrumpfen der österreichischen Industrieproduktion an. Der Economic
Sentiment Indicator der Europäischen Kommission ging im August zum dritten Mal in
Folge zurück.
Die makroökonomische Unsicherheit
dürfte somit im Prognosezeitraum wesentlich größer sein als im langfristigen Durchschnitt
und damit die Wirtschaftsentwicklung in Österreich belasten: In einem als sehr unsicher
empfundenen Umfeld neigen viele Unternehmen dazu, Investitionsprojekte zurückzustellen.
Auch sind viele Haushalte aus Vorsichtsmotiven bezüglich ihrer Konsumausgaben zurückhaltend.
Darüber hinaus hat eine Zunahme der Unsicherheit typischerweise eine Verknappung
des Kreditangebotes und eine Verschärfung der Kreditvergabestandards zur Folge.
Die Aussichten der österreichischen
Wirtschaft haben sich gegenüber dem letzten Prognosetermin Ende Juni zwar verschlechtert,
doch ist das Risikoumfeld mitunter sehr differenziert. Obwohl die Vorlaufindikatoren
aufgrund der anhaltenden Krise im Euro-Raum insgesamt ein sehr trübes Bild wiedergeben,
sind die binnenwirtschaftlichen Risiken für die heimische Konjunktur leicht positiv.
Das anhaltend kräftige Beschäftigungswachstum könnte die Lohnsumme und somit das
verfügbare Einkommen weiter stärken und bei über den Prognosezeitraum konstant niedriger
Sparquote die Entwicklung des privaten Konsums unterstützen. Für die Investitionen
ergibt sich ebenfalls ein Aufwärtsrisiko, und zwar einerseits aufgrund der nach
wie vor günstigen Finanzierungsmöglichkeiten und andererseits aufgrund der guten
finanziellen Ausstattung der Unternehmen.
Die außenwirtschaftlichen
Risiken für das Wachstum sind dagegen deutlich abwärts gerichtet. Aus den aktuellen
internationalen Tendenzen ergibt sich ein anhaltendes Risiko sowohl für den heimischen
Finanzsektor als auch für die Realwirtschaft. Vor allem auf den für die österreichische
Wirtschaft wichtigen Absatzmärkten dämpft die Schwäche der Binnennachfrage die Exportmöglichkeiten.
Das WIFO prognostiziert
vor diesem Hintergrund für 2012 ein Wachstum der heimischen Wirtschaft von 0,6%.
Gegenüber der Prognose vom Juni 2012 ergibt sich somit für das laufende Jahr keine
Revision. Die Erwartungen für die Zukunft sind hingegen ungünstiger als zuletzt.
Die BIP-Prognose für das Jahr 2013 wird leicht auf +1,0% zurückgenommen. Das WIFO
rechnet jedoch nach wie vor mit wirksamen Maßnahmen der Euro-Länder, die nicht nur
kurzfristig, sondern auch langfristig zur Lösung der Probleme beitragen, sodass
die herrschenden Unsicherheiten auf den Märkten bewältigt werden können und die
Konjunktur wieder an Schwung gewinnt.
Die österreichische
Exportwirtschaft entwickelte sich vor allem unmittelbar nach der Finanzmarktkrise
2009 sehr positiv, weil die Nachfrage sowohl aus der EU als auch aus Drittländern
dynamisch stieg. Die Abschwächung des Wirtschaftswachstums und die Zunahme der Arbeitslosigkeit
im Gefolge der anhaltenden Staatsschuldenkrise und der verstärkten Sparanstrengungen
im Euro-Raum brachten jedoch über Handelsverflechtungen negative Effekte auch für
die heimische Volkswirtschaft mit sich. Die nach wie vor kräftige Steigerung der
Ausfuhr in Drittländer gleicht den Rückgang der Exporte in die EU-Länder nicht ganz
aus.
Laut OeNB-Exportindikator
vom August 2012 wuchsen die nominellen Güterexporte auch Mitte 2012 verhalten. Gedämpft
werden sie weiterhin vor allem durch die Rezession auf wichtigen europäischen Absatzmärkten
wie Italien, Tschechien oder Ungarn, während sich die Exporte in Drittländer deutlich
besser entwickeln.
Die aktuelle Prognose basiert
auf der Annahme, dass sich die Ursachen der Vertrauenskrise in Form von tiefgreifenden
Anpassungsprozessen über den Prognosehorizont kontinuierlich auflösen. Das Anziehen
der internationalen Konjunktur wird die Exporte vor allem 2013 merklich beleben.
Für das Jahr 2012 prognostiziert das WIFO einen noch sehr verhaltenen Anstieg der
Exporte (real +0,8%), für 2013 wieder eine kräftigere Zunahme (real +4,2%).
Die Importe stagnierten
im I. Quartal 2012 real, wohl weil die hohen Energiepreise die Einfuhr wesentlich
verteuerten. Angesichts der hohen Importpreise von Energie, insbesondere Erdöl,
bezogen viele Importeure weniger Investitions- und Konsumgüter aus dem Ausland und
bauten stattdessen verstärkt Lagerbestände ab. Im II. Quartal wurden die Importe
gegenüber dem Vorquartal um 0,3% ausgeweitet. Für das Jahr 2012 rechnet das WIFO
aufgrund der trägen Binnennachfrage und der schwachen Exportentwicklung[e]) insgesamt mit einem leichten Anstieg der Einfuhr
(real +0,5%). Mit dem Anziehen der Konjunktur im Folgejahr werden aber auch die
Importe wieder an Schwung gewinnen (real +3,7%).
Die Terms-of-Trade[f]) sanken im I. Quartal 2012, vor allem weil sich
die Importpreise durch die Verteuerung der Energierohstoffe kräftig erhöhten. Da
sich die Energiepreise in der Folge kaum veränderten, setzte sich diese Entwicklung
im II. Quartal nur verhalten fort. Aufgrund des aktuellen Anstieges der Preise von
Industrierohstoffen und Rohöl seit Anfang Juni wird die Abwärtsbewegung der Terms-of-Trade
im III. und IV. Quartal anhalten. Unter den Prognoseannahmen für die internationale
Konjunktur werden sich die Terms-of-Trade 2012 und 2013 jeweils geringfügig verändern.
Diese Entwicklung stärkt die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen
Wirtschaft. Vorübergehend erhöht ein Rückgang der Terms-of-Trade aufgrund des Preiseffektes
zwar das Handelsbilanzdefizit. Der sich in Folge ergebende Mengeneffekt sollte aber
langfristig eine Verbesserung der Außenhandelsbilanz mit sich bringen.
Der massive Rückgang der
Investitionen im Zuge der Finanzmarktkrise hatte einen hohen Nachholbedarf zur Folge.
Seit 2010 ergab sich somit ein ausgeprägter Investitionszyklus. 2011 wuchsen die
Bruttoanlageinvestitionen um 7,3%, die Ausrüstungsinvestitionen sogar um 12,1%.
Für diese Entwicklung waren mehrere Faktoren entscheidend: die günstige Innenfinanzierungssituation
der Unternehmen, die im langfristigen Vergleich niedrigen externen Finanzierungskosten,
der Bedarf an Ersatzinvestitionen nach der zwei Jahre anhaltenden Investitionszurückhaltung
und vor allem die überdurchschnittliche Kapazitätsauslastung angesichts der günstigen
Konjunkturlage und des positiven Konjunkturausblickes. In dieser Situation wurden
nicht nur die Bestandsinvestitionen, sondern auch die Erweiterungsinvestitionen
verstärkt.
Die Prognose der Investitionsentwicklung
ist derzeit sehr schwierig, weil sich verschiedene Bestimmungsfaktoren gegenläufig
entwickeln:
·
Einerseits
schwächt das Nachlassen der internationalen Dynamik seit Mitte 2011 die Absatzmöglichkeiten
und macht damit vor allem Erweiterungsinvestitionen nicht notwendig. Angesichts
der zuletzt wieder zunehmenden Unsicherheit schieben Unternehmen ihre Investitionsprojekte
auf. Darüber hinaus haben die Investitionen aufgrund der hohen Dynamik der letzten
Jahre bereits einen gewissen Sättigungsgrad erreicht. Vor diesem Hintergrund ist
mit einer leichten Abschwächung der Investitionsdynamik zu rechnen.
·
Andererseits
bildet jedoch die Finanzierungsseite – sowohl
Innen- als auch Außenfinanzierung – nach
wie vor ein sehr attraktives Umfeld für eine Ausweitung der Investitionstätigkeit.
Vor diesem Hintergrund prognostiziert das WIFO eine zwar positive, aber im langfristigen Vergleich verhaltene Investitionsdynamik und somit eine leichte Abschwächung im Investitionszyklus (Bruttoanlageinvestitionen 2012 +1,1%, 2013 +1,5%). Unter der Annahme einer schrittweisen Auflösung der Euro-Krise in den kommenden Jahren dürften die zurückgestellten Investitionen zügig nachgeholt werden. Da der Lagerabbau noch anhält, werden die Bruttoinvestitionen deutlich schwächer zunehmen. Die Prognose einer gedämpften Investitionsentwicklung im Jahr 2012 steht im Einklang mit den Ergebnissen des WIFO-Investitionstests: Im Frühjahr 2012 gaben 44% der befragten Unternehmen der Warenproduktion an, die Investitionen gegenüber dem Vorjahr einschränken zu wollen. 48% planten für 2012 eine Ausweitung, 8% rechneten mit einem unveränderten Volumen.
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Übersicht 5: Entwicklung der Nachfrage |
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Zu Herstellungspreisen |
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|
|
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Mrd. € (Referenzjahr 2005) |
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Real
(berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen) |
|
|
|
|
|
|
||
Konsumausgaben insgesamt |
192,94 |
193,97 |
195,56 |
196,59 |
+1,3 |
+0,5 |
+0,8 |
+0,5 |
Private Haushalte1) |
143,34 |
144,34 |
145,19 |
146,22 |
+1,7 |
+0,7 |
+0,6 |
+0,7 |
Staat |
49,62 |
49,65 |
50,39 |
50,39 |
+0,2 |
+0,1 |
+1,5 |
±0,0 |
Bruttoinvestitionen |
54,64 |
59,88 |
59,85 |
60,43 |
+3,8 |
+9,6 |
–0,1 |
+1,0 |
Bruttoanlageinvestitionen |
52,38 |
56,18 |
56,77 |
57,62 |
+0,8 |
+7,3 |
+1,1 |
+1,5 |
Ausrüstungen |
20,74 |
23,26 |
23,49 |
24,08 |
+6,0 |
+12,1 |
+1,0 |
+2,5 |
Bauten |
26,90 |
28,09 |
28,40 |
28,57 |
–2,7 |
+4,4 |
+1,1 |
+0,6 |
Inländische Verwendung |
248,04 |
254,26 |
255,17 |
256,79 |
+1,8 |
+2,5 |
+0,4 |
+0,6 |
Exporte |
144,09 |
154,51 |
155,80 |
162,34 |
+8,7 |
+7,2 |
+0,8 |
+4,2 |
Reiseverkehr |
11,75 |
11,77 |
11,94 |
12,18 |
+0,1 |
+0,1 |
+1,5 |
+2,0 |
Minus Importe |
129,85 |
139,25 |
139,96 |
145,17 |
+8,8 |
+7,2 |
+0,5 |
+3,7 |
Reiseverkehr |
5,92 |
5,62 |
5,91 |
6,02 |
–1,8 |
–5,0 |
+5,0 |
+2,0 |
Bruttoinlandsprodukt |
262,61 |
269,69 |
271,18 |
273,93 |
+2,1 |
+2,7 |
+0,6 |
+1,0 |
Nominell |
286,40 |
300,71 |
308,24 |
316,16 |
+3,7 |
+5,0 |
+2,5 |
+2,6 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Einschließlich privater Organisationen
ohne Erwerbszweck. |
||||||||
|
Die öffentlichen Investitionen
werden die Folgen der fiskalischen Konsolidierungsanstrengungen deutlich widerspiegeln
und über den Prognosehorizont dem gesamtstaatlichen Konsolidierungsverlauf folgen.
Die öffentlichen Investitionen machen allerdings nur rund 5% der Gesamtinvestitionen
aus.
Die träge Zunahme des realen
Konsums der privaten Haushalte aus dem Jahr 2011 setzte sich im 1. Halbjahr 2012
fort. 2011 waren dafür vor allem der außergewöhnlich starke Verbraucherpreisauftrieb
und das in der Folge niedrige verfügbare reale Haushaltseinkommen bestimmend gewesen.
Im II. Quartal 2012 stagnierte der Konsum der privaten Haushalte zum zweiten Mal
in Folge. Da die Vorlaufindikatoren für den privaten Konsum keine Tendenzwende ankündigen,
ist in den kommenden Monaten mit einem anhaltend trägen Konsumprofil zu rechnen.
Vor allem die kräftige Abwärtsbewegung des Indikators für das Verbrauchervertrauen
aus dem Konjunkturtest der Europäischen Kommission weist auf eine verhaltene Entwicklung
hin. Auch werden die psychologischen Aspekte der Krise immer spürbarer: Die Unsicherheit
um den Fortbestand der Währungsunion in ihrer derzeitigen Form wächst, die volkswirtschaftlichen
Kosten und Konsequenzen eines Ausscheidens von Griechenland aus der Währungsunion
werden teilweise in einem sehr negativen Ausmaß skizziert. Diese Faktoren erzeugen
ein hohes Maß an Unsicherheit und verstärken die Konsumzurückhaltung.
|
||||||
Übersicht 6: Konsum,
Einkommen und Preise |
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|
|
|
|
|
|
|
|
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in %, real |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
Private Konsumausgaben1) |
+0,7 |
+1,1 |
+1,7 |
+0,7 |
+0,6 |
+0,7 |
Dauerhafte Konsumgüter |
+3,3 |
+4,8 |
+2,3 |
+1,8 |
–2,2 |
±0,0 |
Nichtdauerhafte Konsumgüter und Dienstleistungen |
+0,4 |
+0,6 |
+1,6 |
+0,6 |
+0,9 |
+0,8 |
Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte |
+0,7 |
–1,5 |
–0,2 |
–1,0 |
+0,3 |
+0,8 |
|
|
|
|
|
|
|
|
In % des verfügbaren Einkommens |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
Sparquote der privaten Haushalte2) |
11,5 |
10,7 |
8,3 |
7,5 |
7,3 |
7,5 |
Sparquote der privaten Haushalte3) |
11,4 |
10,1 |
7,8 |
7,0 |
6,8 |
6,9 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
Direktkredite an inländische Nichtbanken (Jahresendstände) |
+7,4 |
–1,3 |
+2,9 |
+2,6 |
+1,2 |
+2,1 |
|
|
|
|
|
|
|
|
In % |
|||||
Inflationsrate |
|
|
|
|
|
|
National |
3,2 |
0,5 |
1,9 |
3,3 |
2,3 |
2,1 |
Harmonisiert |
3,2 |
0,4 |
1,7 |
3,6 |
2,4 |
2,2 |
"Kerninflation"4) |
2,4 |
1,5 |
1,2 |
2,8 |
2,2 |
2,0 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Private Haushalte einschließlich
privater Organisationen ohne Erwerbszweck. – 2) Einschließlich Zunahme
betrieblicher Versorgungsansprüche. –
3) Ohne Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche. – 4) Ohne Energie und unverarbeitete
Nahrungsmittel (Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse). |
||||||
|
|
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Übersicht 7: Löhne, Wettbewerbsfähigkeit |
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|
|
|
|
|
|
|
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
Löhne
und Gehälter pro Kopf1) |
|
|
|
|
|
|
Nominell, brutto |
+3,2 |
+1,7 |
+1,0 |
+1,7 |
+3,2 |
+2,2 |
Real2) |
|
|
|
|
|
|
Brutto |
–0,0 |
+1,2 |
–0,8 |
–1,5 |
+0,9 |
+0,1 |
Netto |
–0,7 |
+3,0 |
–1,1 |
–2,0 |
+0,4 |
–0,2 |
|
|
|
|
|
|
|
Lohnstückkosten |
|
|
|
|
|
|
Gesamtwirtschaft |
+3,6 |
+4,8 |
–0,3 |
+0,8 |
+4,1 |
+1,8 |
Sachgütererzeugung |
+5,4 |
+11,5 |
–6,1 |
–3,9 |
+3,3 |
+0,0 |
|
|
|
|
|
|
|
Effektiver Wechselkursindex Industriewaren |
|
|
|
|
|
|
Nominell |
+1,1 |
+0,7 |
–2,6 |
+0,0 |
–1,3 |
+0,1 |
Real |
+0,6 |
+0,4 |
–2,7 |
+0,7 |
–1,2 |
+0,5 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Je Beschäftigungsverhältnis (laut
VGR). – 2) Deflationiert mit dem VPI. |
||||||
|
Positive Konsumeffekte
könnten sich aber aus den relativ hohen Lohnabschlüssen des Vorjahres, der kräftigen
Beschäftigungsausweitung – und in der
Folge der merklichen Steigerung der Lohnsumme – sowie
aus der derzeit eher niedrigen Sparquote ergeben. Der Impuls auf das Lohnwachstum
wird wohl durch eine neuerliche negative Lohndrift etwas abgeschwächt, auch hat
die Arbeitskräftenachfrage gegenüber dem Hochkonjunkturjahr 2011 etwas an Schwung
verloren. Dennoch wird die Beschäftigung wie schon mehrfach in der Vergangenheit
den privaten Konsum und somit die Binnennachfrage stabilisieren.
Das WIFO prognostiziert
daher bei nahezu konstanter Sparquote einen leichten Anstieg des privaten Konsums
– trotz der fiskalpolitischen Konsolidierungsmaßnahmen
– um 0,6% im Jahr 2012 und 0,7% im Jahr 2013.
Ungeachtet der ungünstigen
Konjunkturlage wuchs die Beschäftigung bislang ungebremst. In den kommenden Monaten
werden sich die Zuwachsraten aber verringern. Die Arbeitslosigkeit wird über den
Prognosezeitraum weiter zunehmen.
Die seit längerem andauernde
Ausweitung der Beschäftigung hält unvermindert an. Während des Konjunktureinbruches
im Zuge der Finanzmarktkrise verringerte sich das Beschäftigungsvolumen in Österreich
sowohl im internationalen als auch im historischen Vergleich nur wenig. In der Folge
verlief der Anstieg der Beschäftigung bis Mitte 2011 im Einklang mit einem stetigen
Abbau der Arbeitslosigkeit. Seither entwickeln sich Beschäftigungsvolumen und Arbeitslosenzahl
im Gleichlauf.
Auch für das Jahr 2012 wird eine im langfristigen Vergleich überdurchschnittliche Beschäftigungsausweitung erwartet (unselbständig aktiv Beschäftigte +1,5%). 2013 dürfte sich diese Dynamik etwas abschwächen (+0,5%).
|
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Übersicht 8: Arbeitsmarkt |
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|
|
|
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|
|
2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in 1.000 |
|||||
Nachfrage nach Arbeitskräften |
|
|
|
|
|
|
Aktiv Erwerbstätige1) |
+66,0 |
–44,0 |
+31,3 |
+70,5 |
+55,0 |
+23,0 |
Unselbständig aktiv Beschäftigte1)2) |
+55,6 |
–48,5 |
+25,5 |
+63,3 |
+50,0 |
+18,0 |
Veränderung gegen
das Vorjahr in % |
+1,7 |
–1,5 |
+0,8 |
+1,9 |
+1,5 |
+0,5 |
Inländische Arbeitskräfte |
+31,1 |
–43,0 |
+5,8 |
+25,7 |
+11,5 |
+1,0 |
Ausländische Arbeitskräfte |
+24,5 |
–5,5 |
+19,7 |
+37,7 |
+38,5 |
+17,0 |
Selbständige3) |
+10,4 |
+4,5 |
+5,8 |
+7,2 |
+5,0 |
+5,0 |
|
|
|
|
|
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|
Angebot an Arbeitskräften |
|
|
|
|
|
|
Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter |
|
|
|
|
|
|
15- bis 64-Jährige |
+27,7 |
+17,3 |
+21,6 |
+37,0 |
+15,0 |
+6,7 |
15- bis 59-Jährige |
+17,6 |
+11,1 |
+8,9 |
+17,1 |
+14,7 |
+10,8 |
Erwerbspersonen4) |
+56,0 |
+4,0 |
+21,8 |
+66,4 |
+69,0 |
+40,0 |
|
|
|
|
|
|
|
Überschuss an Arbeitskräften |
|
|
|
|
|
|
Vorgemerkte Arbeitslose5) |
–10,0 |
+48,1 |
–9,5 |
–4,1 |
+14,0 |
+17,0 |
Stand in 1.000 |
212,3 |
260,3 |
250,8 |
246,7 |
260,7 |
277,7 |
Arbeitslose in Kursmaßnahmen in 1.000 |
50,5 |
64,1 |
73,2 |
63,2 |
65,7 |
68,7 |
Arbeitslosenquote |
|
|
|
|
|
|
In % der Erwerbspersonen6) |
3,8 |
4,8 |
4,4 |
4,2 |
4,4 |
4,8 |
In % der Erwerbspersonen5) |
5,3 |
6,5 |
6,2 |
6,0 |
6,3 |
6,6 |
In % der unselbständigen Erwerbspersonen5) |
5,9 |
7,2 |
6,9 |
6,7 |
7,0 |
7,4 |
Beschäftigungsquote |
|
|
|
|
|
|
Aktiv Erwerbstätige1)7) |
65,7 |
64,7 |
65,0 |
65,9 |
66,6 |
67,0 |
Erwerbstätige6)7) |
72,1 |
71,6 |
71,7 |
72,1 |
72,5 |
72,8 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld
beziehen, ohne Präsenzdiener. – 2)
Laut Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. – 3) Laut WIFO, einschließlich freier
Berufe und Mithelfender. – 4)
Aktiv Erwerbstätige plus Arbeitslose. –
5) Arbeitslose laut Arbeitsmarktservice. – 6) Laut Eurostat (Labour Force Survey).
– 7) In % der Bevölkerung im erwerbsfähigen
Alter (15- bis 64-Jährige). |
||||||
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Das kräftige Wachstum des
Arbeitskräfteangebotes (2011 +66.400 Erwerbspersonen) beschleunigte sich 2012 (Jahresdurchschnitt
+69.000), schwächt sich im Jahresverlauf jedoch ab und wird 2013 mit +40.000 wesentlich
geringer sein. Da das Arbeitskräfteangebot stärker wächst, als die Konjunkturlage
erwarten ließe, nimmt die Arbeitslosigkeit trotz Schaffung neuer Arbeitsplätze zu.
Wegen der Wachstumsschwäche im Jahr 2012 und der deutlichen Zunahme des Arbeitskräfteangebotes
prognostiziert das WIFO einen Anstieg der Arbeitslosenquote (laut Eurostat-Definition)
auf 4,4% 2012 und 4,8% 2013. Bestimmend für die deutliche Zunahme des Arbeitskräfteangebotes
ist die Zunahme der Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Arbeitskräften sowie
der Zahl ausländischer Arbeitskräfte (besonders aus EU-Ländern).
Die Nahrungsmittel-
und Energiepreise zogen Anfang 2011 markant an. In den Folgemonaten stiegen auch
die Dienstleistungspreise deutlich. Insgesamt lag die Inflationsrate 2011 laut HVPI
bei 3,6%, die Kerninflation bei 2,8%. Seit Ende 2011 sinkt die Inflation im Jahresabstand
aber wieder: Hatte sie im September 2011 noch knapp 4% betragen, so war sie im August
2012 mit 2,3% um 1,6 Prozentpunkte niedriger. Für diese Tendenz waren vor allem
die Preisentwicklung in den Sondergruppen Industriegüter und Nahrungsmittel sowie
in einem geringeren Ausmaß die Energiepreise ausschlaggebend. Auch die Kerninflation
verringerte sich im August 2012 auf knapp 1,7%.
Im Prognosezeitraum dürfte
das Verbraucherpreisniveau aber weiter spürbar steigen. Zum einen verstärkt sich
der inländische Preisauftrieb – die Lohnstückkosten
der Gesamtwirtschaft erhöhen sich vor allem 2012, was trotz der verhaltenen Konsumkonjunktur
an die Verbraucherpreise weitergegeben werden dürfte. Zum anderen geht von den Rohölnotierungen
annahmegemäß ein Preisdruck aus. Nach wie vor wirken die Preise von Treibstoffen
und fossilen Brennstoffen stark inflationssteigernd. Zwar gaben die Preise von Erdölprodukten
auf Dollarbasis im II. Quartal merklich nach, doch zog seit Anfang Juli der Erdölpreis
wieder deutlich an. Auch von den Nahrungsmittelpreisen ist über den Prognosezeitraum
ein spürbarer Preisdruck zu erwarten. Die Weltmarktpreise für Getreide erhöhten
sich wegen der Dürre in den USA bereits signifikant. Infolge des Anstieges der Futtermittelpreise
wird sich der Preisauftrieb auch für Fleisch- und Milchprodukte verstärken. Aufgrund
eines trägen Preistransmissionsmechanismus dürfte der Preisdruck auf Nahrungsmittel
auch 2013 noch hoch sein.
Das WIFO prognostiziert
unter diesen Rahmenbedingungen für das Jahr 2012 eine Inflationsrate (HVPI) von
2,4% (VPI: 2,3%), die 2013 leicht auf 2,2% zurückgehen wird (VPI: 2,1%). Die Kerninflation
nach EU-weit harmonisierter Berechnungsmethode verlangsamt sich ebenfalls von 2,8%
im Jahr 2011 auf 2,2% im Jahr 2012 und 2,0% 2013.
Zwar erfüllen die wichtigsten
heimischen Kreditinstitute die durch "Basel III" verschärften Eigenkapitalvorschriften,
doch steigen die makrofinanziellen Risiken seit Mitte 2011 aufgrund der internationalen
Wirtschaftsentwicklung in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (Central, East and South-East
European Countries – CESEE-Länder) neuerlich. Dafür
sind mehrere Faktoren bestimmend: Zum einen schlägt sich die Zunahme der makroökonomischen
und zyklischen Risiken in spürbaren Abwärtsrevisionen der Wachstumsaussichten für
das Jahr 2012 nieder. Problematisch ist dabei der Rückgang der Binnennachfrage in
fast allen Ländern, der nur teilweise durch eine Ausweitung der Nettoexporte ausgeglichen
wird. Vor allem die trüben Aussichten für den Euro-Raum, aber auch die Gefahr, dass
sich die Konjunktur in anderen Weltregionen schlechter als erwartet entwickelt,
tragen wesentlich zur Erhöhung der makroökonomischen Risiken der CESEE-Region bei.
Zum anderen verschärften sich auch die außenwirtschaftlichen Risiken und Wechselkursvolatilitäten
seit 2011 deutlich.
Die Finanzierungsbedingungen
bleiben auch aufgrund der weiterhin sehr expansiven Geldpolitik der EZB für die
heimischen Finanzinstitute günstig. Die kurzfristigen Zinssätze für dreimonatige
Zwischenbankkredite werden 2012 und 2013 mit jeweils 0,7% im langjährigen Vergleich
weiterhin sehr niedrig sein. Der tatsächliche Refinanzierungsaufwand ist für die
Kreditinstitute wohl geringer, da vielfach die günstigen Mittel der EZB in Anspruch
genommen werden können. Im Falle einer Zuspitzung der Schuldenkrise im Euro-Raum
könnten sich jedoch auch für die heimischen Banken die Finanzierungsrisiken erheblich
erhöhen.
Deutliche makrofinanzielle
Risiken ergeben sich somit für die österreichischen Kreditinstitute zum einen aus
den Finanzierungsrisiken im Falle einer Zuspitzung der Schuldenkrise im Euro-Raum
und aus den Kreditrisiken im Osteuropageschäft. Zwar wurden in einigen osteuropäischen
Ländern etwaige Finanzierungslücken (Diskrepanz zwischen Kreditvolumen und Einlagenbestand)
bereits verkleinert, doch erfolgte dies großteils durch Abbau des Kreditbestandes
von vor allem nicht-österreichischen Finanzinstituten. Dieses "Deleveraging"
kann durchaus über negative makrofinanzielle Verknüpfungen zusätzliche Verwerfungen
in der Realwirtschaft zur Folge haben und somit die Kreditrisiken für heimische
Finanzinstitute weiter erhöhen.
Auf dem heimischen Finanzmarkt
sind die Finanzierungsbedingungen derzeit sehr günstig. Anzeichen für eine Kreditklemme
zeigen sich weiterhin nicht. Das WIFO rechnet für das Jahr 2012 mit einer Ausweitung
des Kreditvolumens in Österreich um 1,2%. Diese schwache Steigerung ist angesichts
der trüberen Wirtschaftsaussichten und der weiterhin rückläufigen Kreditzinssätze
auf eine Abnahme der Nachfrage zurückzuführen. Für 2013 wird aufgrund der Konjunkturbelebung
mit einem deutlich stärkeren Kreditimpuls gerechnet (+2,1%).
Für den österreichischen
Staat sind die Refinanzierungsbedingungen derzeit außerordentlich günstig. Seit
Anfang 2012 verringerte sich die Sekundärmarktrendite für 10-jährige Staatsanleihen
der Republik Österreich signifikant, vor allem aufgrund der Verschärfung der Staatsschuldenkrise
im Euro-Raum: Die Zunahme der Nachfrage nach sicheren Anlagemöglichkeiten betraf
auch die Nachfrage nach heimischen Staatsschuldverschreibungen, die nach wie vor
als sicher gelten. Die Sekundärmarktrendite sank in der Folge deutlich unter die
2%-Marke. Für das gesamte Jahr 2012 rechnet das WIFO mit einem Durchschnittswert
von 2,4% und für 2013 von 2,0%. Diese Entwicklung senkt die Refinanzierungskosten
für auslaufende Anleihen erheblich und trägt damit ebenfalls zur Entlastung der
öffentlichen Haushalte bei.
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Übersicht 9: Wirtschaftspolitische Bestimmungsfaktoren |
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2008 |
2009 |
2010 |
2011 |
2012 |
2013 |
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In % des BIP |
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Budgetpolitik |
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Finanzierungssaldo des Staates |
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Laut Maastricht-Definition1) |
–0,9 |
–4,1 |
–4,5 |
–2,6 |
–2,9 |
–2,6 |
Primärsaldo des Staates laut VGR |
+1,7 |
–1,3 |
–1,8 |
–0,0 |
–0,3 |
+0,0 |
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In % |
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Geldpolitik |
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Dreimonatszinssatz |
4,6 |
1,2 |
0,8 |
1,4 |
0,7 |
0,7 |
Sekundärmarktrendite2) |
4,4 |
3,9 |
3,2 |
3,3 |
2,4 |
2,0 |
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Veränderung gegen das Vorjahr in % |
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Effektiver Wechselkursindex |
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Nominell |
+1,2 |
+0,9 |
–2,5 |
+0,1 |
–1,3 |
+0,1 |
Real |
+0,6 |
+0,4 |
–2,7 |
+0,7 |
–1,3 |
+0,5 |
Q: WIFO-Konjunkturprognose. – 1) Einschließlich Zinsströme aus Swap-Vereinbarungen,
die der Staat abschließt. – 2)
Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). |
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Neben den günstigen Refinanzierungsmöglichkeiten für Staatsanleihen ergeben sich aber vor allem aus der unerwartet dynamischen Beschäftigungsentwicklung zusätzliche Einnahmen für die Sozialversicherung und den Staatshaushalt. Das WIFO prognostiziert für 2012 unter den oben diskutierten Annahmen ein gesamtstaatliches Budgetdefizit von 2,9% des BIP, das sich 2013 weiter leicht auf 2,6% verringern sollte. Die Unsicherheiten der vorliegenden Prognose bedeuten auch in diesem Bereich ein Abwärtsrisiko: Sowohl 2012 als auch 2013 könnten mögliche zusätzliche Belastungen durch liquiditätszuführende Maßnahmen an notverstaatlichte Banken das gesamtstaatliche Defizit erhöhen. Zudem ist fraglich, ob die geplanten Mehreinnahmen durch Vorwegbesteuerung der Einzahlungen in die betrieblichen Pensionskassen 2012 voll realisiert werden können. Weitere Unsicherheit besteht hinsichtlich der Realisierung der steuerlichen Konsolidierungsmaßnahmen.
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Heightened Uncertainty Weighing Upon Activity |
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Economic Outlook for 2012 and 2013 – Summary |
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While short-term
prospects for the Austrian economy have weakened since last June's forecast revision,
the pattern of risks is somewhat uneven as external downward risks slightly dominate
domestic upward risks. Against this background, Austria's GDP is expected to grow
by 0.6 percent in 2012 and by 1.0 percent in 2013, with the latter figure being
subject to particular uncertainty. |
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After
a temporary revival early this year, growth of the world economy slackened markedly
in spring, affecting the major industrialised countries as well as many emerging
markets. The debt and confidence crisis in the euro area is only partly responsible
for the slowdown. Indeed, many advanced economies outside the euro area are characterised
by substantial macroeconomic imbalances and have to cope with economic misalignments
in a similar way as the southern European periphery. Moreover, in several emerging
markets, internal problems have lately come to the fore. The downturn of global activity and the renewed aggravation
of the sovereign debt crisis in the euro area have shaped the trend on international
financial markets since spring. The Spanish banking system and government households
in several euro-area countries have been the focus of European concerns. While
financing conditions kept worsening for banks and governments in southern Europe,
capital flows towards "safe havens" reduced bond yields particularly
in Germany, Finland, the Netherlands and Austria. This divergence was mirrored
by extraordinarily high risk premia on secondary markets for government bonds.
As a reaction, the European Central Bank (ECB) in early September decided to retain
the option of unlimited sovereign bond purchases in the context of Outright Monetary
Transactions (OMT). Immediately after this announcement, interest rate spreads
of southern European government bonds narrowed markedly on secondary markets.
The unlimited OMT of the ECB are expected to strengthen at least temporarily market
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confidence in the stability of the euro and rein in capital
outflows from southern Europe. In such an environment, conditions for growth in
Europe at large may gradually improve during 2013. For 2012, WIFO expects a decline
in demand and output for the euro area overall, followed by a moderate recovery
in 2013. Austria's economy cannot entirely decouple
from the international trend, as witnessed by the stagnation of exports since
the middle of 2011. However, unlike during the peak of the crisis in 2009, domestic
demand proved rather resilient. The current WIFO projection expects Austria's
GDP to grow by 0.6 percent in 2012. In 2013, with a projected growth rate of 1.0
percent, Austria should remain among the leaders of recovery in the euro area.
Compared with the forecast of last June, WIFO has somewhat reduced its growth
outlook for 2013 on account of the weaker international environment. While short-term prospects for the Austrian
economy have weakened since last June's forecast revision, the pattern of risks
is somewhat uneven. Current external developments in particular carry important
risks for the domestic financial sector as well as for the real economy. A rather
positive element is the robust labour demand in Austria. On the basis of the trend
since the beginning of the year, employment is set to increase by 1.5 percent
for the whole of 2012, abating to +0.5 percent in 2013. The rate of unemployment
will nevertheless rise to 7.0 percent this year (according to the conventional
national definition) and move further up in 2013. |
The English version of the WIFO Economic Outlook will
be published in "Austrian Economic Quarterly". |
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Methodische Hinweise und Kurzglossar |
Periodenvergleiche Zeitreihenvergleiche
gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte
Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche
Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird
auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen. Die Formulierung "veränderte
sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber
der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen. Die Analyse der saison-
und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den
aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen
allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen
Methoden beruht. Durchschnittliche Veränderungsraten Die Zeitangabe bezieht
sich auf Anfangs- und Endwert der Berechnungsperiode: Demnach beinhaltet die durchschnittliche
Rate 2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 auf 2006, als letzte jene
von 2009 auf 2010. Reale und nominelle Größen Die ausgewiesenen Werte
sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden
Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens
angeführt. Produzierender Bereich Diese Abgrenzung schließt
die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden,
Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen
Vergleich verwendet. Inflation, VPI und HVPI Die Inflationsrate misst
die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex
(VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex
(HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU
und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone (siehe auch
http://www.statistik.at/). Die Kerninflation als
Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen
Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete
Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen
Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen
in die Berechnung der Kerninflation einbezogen. WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest Der WIFO-Konjunkturtest
ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur
Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest
ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit
(http://www.konjunkturtest.at/). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil
der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten
Unternehmen. Arbeitslosenquote Österreichische Definition:
Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot
der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand
und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen).
Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. Definition gemäß ILO
und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und
aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche
mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die
Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht
hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen
an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten
von privaten Haushalten (Mikrozensus). Begriffe im Zusammenhang mit der österreichischen
Definition der Arbeitslosenquote Personen in Schulungen:
Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung
der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt. Unselbständig aktiv
Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen,
die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenz- und Zivildiener mit aufrechtem
Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der
"unselbständig aktiv Beschäftigten". |
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[a]) Saisonbereinigte
Jahresrate (IWF, World Economic Outlook, April 2012).
[b]) Die Fed will verbriefte Hypotheken (Mortgage Backed Securities, MBS) von Fannie Mae und Freddie Mac im Umfang von 40 Mrd. $ pro Monat kaufen. Dadurch sollen die längerfristigen Zinssätze und besonders die Hypothekarsätze gesenkt werden. Gleichzeitig wird die "Operation Twist" zu Ende geführt. In deren Rahmen verkauft die Fed Anleihen mit kurzer Laufzeit und erwirbt längerfristige Papiere. Insgesamt wird sich dadurch der Bestand der Fed an längerfristigen Obligationen bis zum Jahresende um monatlich 85 Mrd. $ erhöhen.
[c]) Vor allem in Spanien und Italien intensivierte die Regierung im Sommer 2012 die Konsolidierungsbemühungen durch weitere Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen; teilweise werden die Maßnahmen bereits im Herbst 2012 wirksam.
[d]) Die EZB verfolgt mit dieser geldpolitischen Maßnahme nicht bloß das Ziel, die Zinsdifferentiale auf dem Markt für Staatsanleihen zu verringern. Ein viel wichtigerer Aspekt dieses Programms ist, die Einheitlichkeit der Geldpolitik zu wahren, die ordnungsgemäße Übertragung des geldpolitischen Kurses auf die Realwirtschaft im gesamten Euro-Raum sicherzustellen und somit die Effizienz der Geldpolitik an sich zu sichern.
[e]) Da die heimischen Exporte einen hohen Importanteil aufweisen, ist auch die Exportwirtschaft eine Nachfragekomponente der Importe.
[f]) Die Terms-of-Trade sind definiert als Verhältnis der Preisindizes von Exporten zu Importen.