Krise im Euro-Raum schlägt
auf heimische Wirtschaftsentwicklung durch
Nach dem unerwartet
kräftigen Wachstum zu Jahresbeginn expandierte die österreichische Wirtschaft im
II. Quartal 2012 um nur noch 0,1%. Damit hat sich die Konjunktur deutlich abgekühlt,
doch ist diese Entwicklung angesichts der Rezession im Euro-Raum als relativ gut
zu bezeichnen. Der Ausblick ist aber
gedämpft und neben der Schwäche der Weltwirtschaft durch die Krise im Euro-Raum
belastet. Im Durchschnitt des Euro-Raumes schrumpfte die Wirtschaftsleistung zwischen
April und Juni 2012 um 0,2%.
Der Konjunkturbericht entsteht
jeweils in Zusammenarbeit aller Mitarbeiter des WIFO. • Wissenschaftliche Assistenz:
Christine Kaufmann, Martha Steiner • Abgeschlossen am 10. September 2012. • E-Mail-Adresse:
Christian.Glocker@wifo.ac.at
INHALT
Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft lässt nach
USA: Grundtendenz im
Jahresverlauf gefestigt
Tourismus entwickelt sich differenziert
Stabiles Wachstum der Unternehmenskredite
Weiterhin gedämpfter Inflationsdruck
Beschäftigungswachstum hält an,
Arbeitslosigkeit steigt
VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND
ABBILDUNGEN
Übersicht 1: Ergebnisse der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
Abbildung 1: Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes
Abbildung 2: Internationale Konjunktur
Abbildung 3: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests
Abbildung 4: Wirtschaftspolitische Eckdaten
Nach einer durchaus positiven
Entwicklung der Weltwirtschaft im 1. Halbjahr 2012 mehren sich die Zeichen einer
Konjunkturabschwächung. Diese Entwicklung resultiert vorwiegend aus der anhaltenden
Krise im Euro-Raum. Vor allem in Asien zeichnet sich eine Verlangsamung des Wachstums
ab. In Lateinamerika und den USA ist die Konjunktur noch verhältnismäßig stabil.
Die österreichische Wirtschaft
gerät zunehmend unter den Einfluss der europäischen Staatsschuldenkrise. Drei der
fünf großen europäischen Volkswirtschaften (Großbritannien, Italien und Spanien)
sind bereits in die Rezession geraten, Frankreichs BIP stagniert, lediglich aus
Deutschland kommen noch positive Wachstumsimpulse. Nach einem Wirtschaftswachstum
von real 0,5% im I. Quartal 2012 erhöhte sich die gesamtwirtschaftliche Produktion
in Österreich im II. Quartal gegenüber der Vorperiode um 0,1% (bereinigt um Saison-
und Kalendereffekte). Die mäßige Konjunkturdynamik zeigte sich in nahezu allen Nachfragekategorien:
Die Anlageinvestitionen wurden ähnlich vorsichtig ausgeweitet wie im I. Quartal.
Während die Bauinvestitionen gegenüber der Vorperiode stagnierten, nahmen die Investitionen
in Ausrüstungsgegenstände leicht zu. Der Konsum der privaten Haushalte stagnierte
im II. Quartal 2012 zum zweiten Mal in Folge. Der öffentliche Konsum stieg etwas
schwächer als in der Periode zuvor.
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt
trübt sich in Österreich weiter ein. Saisonbereinigt stieg die Zahl der unselbständig
aktiv Beschäftigten im August gegenüber dem Vormonat um 0,2%. Die Arbeitslosigkeit
erhöht sich wieder, im August waren 233.000 Arbeitslose vorgemerkt (+6,1% gegenüber
dem Vorjahr). Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug nach österreichischer
Berechnungsmethode im August 7,1%. Die Zahl der Arbeitslosen in Schulungen nahm
zu, jene der offenen Stellen verringerte sich geringfügig.
Die Inflation ist weiter
niedrig: Der Anstieg der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr betrug im Juli
gemäß HVPI 2,1%. Die Inflationsrate liegt damit in Österreich etwas unter dem Durchschnitt
des Euro-Raumes (2,4%).
Die Anzeichen einer weiteren
Abschwächung der Weltwirtschaft mehren sich – die
Staatsschuldenkrise im Euro-Raum dämpft die weltweiten Wachstumsaussichten. Vor
allem in zahlreichen Schwellenländern ist eine Verlangsamung der Konjunktur spürbar.
Die Entwicklung der Weltwirtschaft
ist durch die europäische Staatsschuldenkrise geprägt. Zahlreiche Volkswirtschaften
in Asien und Lateinamerika sind in erheblichem Maße von der Nachfrage aus Europa
abhängig. Seit die europäische Konjunktur ins Stocken geraten ist, wird die Wachstumsdynamik
der Schwellenländer gebremst. Vor allem in Südostasien brach die Nachfrage aus Europa
ein. Trotz wachsender Verflechtung untereinander und des stabilen privaten Konsums
können diese Länder die Nachfragelücke des Westens nicht ausgleichen.
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Übersicht 1: Ergebnisse
der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung |
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2011 |
2012 |
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I. Quartal |
II. Quartal |
III. Quartal |
IV. Quartal |
I. Quartal |
II. Quartal |
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Veränderung gegen das Vorquartal in % |
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Real,
saison- und arbeitstägig bereinigt |
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|
Konsumausgaben insgesamt |
|
|
–0,1 |
+0,4 |
+0,3 |
+0,1 |
+0,1 |
+0,1 |
Private Haushalte1) |
|
|
+0,2 |
+0,1 |
+0,1 |
+0,1 |
+0,0 |
+0,0 |
Staat |
|
|
+0,1 |
+0,4 |
+0,4 |
+0,3 |
+0,4 |
+0,2 |
Bruttoinvestitionen |
|
|
+2,3 |
+1,2 |
+0,4 |
+0,4 |
+0,5 |
+0,2 |
Bruttoanlageinvestitionen |
|
|
+1,8 |
+1,5 |
+1,1 |
+0,6 |
+0,3 |
+0,2 |
Ausrüstungen |
|
|
+2,8 |
+1,9 |
+1,3 |
+0,6 |
+0,3 |
+0,3 |
Bauten |
|
|
+1,6 |
+1,4 |
+0,7 |
+0,4 |
+0,2 |
+0,0 |
Exporte |
|
|
+2,3 |
+1,6 |
+0,4 |
+0,0 |
+0,4 |
+0,4 |
Waren |
|
|
+2,2 |
+1,9 |
+0,2 |
–0,5 |
+0,2 |
+0,3 |
Dienstleistungen |
|
|
+1,0 |
+1,3 |
+1,2 |
+1,0 |
+0,8 |
+0,7 |
Importe |
|
|
+2,0 |
+1,5 |
+0,4 |
–0,4 |
+0,1 |
+0,3 |
Waren |
|
|
+1,9 |
+1,7 |
+0,6 |
–0,6 |
–0,2 |
+0,2 |
Dienstleistungen |
|
|
+0,3 |
+1,0 |
+1,5 |
+2,1 |
+1,4 |
+0,5 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Bruttoinlandsprodukt |
|
|
+0,6 |
+0,4 |
+0,0 |
+0,2 |
+0,5 |
+0,1 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Herstellung von Waren |
|
|
+2,2 |
+0,9 |
+0,1 |
+0,5 |
+1,2 |
+0,2 |
|
|
|
|
|
|
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|
2010 |
2011 |
2011 |
2012 |
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|
|
I. Quartal |
II. Quartal |
III. Quartal |
IV. Quartal |
I. Quartal |
II. Quartal |
|
Veränderung gegen das Vorjahr in % |
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Real,
berechnet auf Basis von Vorjahrespreisen |
|
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|
|
|
|
|
|
Konsumausgaben insgesamt |
+1,3 |
+0,5 |
–0,1 |
+1,2 |
+1,0 |
–0,0 |
+2,1 |
+0,0 |
Private Haushalte1) |
+1,7 |
+0,7 |
+0,4 |
+1,8 |
+0,1 |
+0,5 |
+1,4 |
–0,3 |
Staat |
+0,2 |
+0,1 |
–1,4 |
–0,3 |
+3,6 |
–1,6 |
+3,9 |
+0,8 |
Bruttoinvestitionen |
+3,8 |
+9,6 |
+26,1 |
+9,6 |
+5,9 |
+2,9 |
+0,1 |
–0,6 |
Bruttoanlageinvestitionen |
+0,8 |
+7,3 |
+8,9 |
+7,9 |
+7,6 |
+5,1 |
+2,6 |
+2,0 |
Ausrüstungen |
+6,0 |
+12,1 |
+17,4 |
+13,4 |
+14,5 |
+4,6 |
+2,1 |
+3,1 |
Bauten |
–2,7 |
+4,4 |
+3,1 |
+4,9 |
+3,5 |
+5,9 |
+2,7 |
+0,9 |
Exporte |
+8,7 |
+7,2 |
+12,7 |
+7,2 |
+5,8 |
+3,7 |
+2,0 |
+0,3 |
Waren |
+11,4 |
+8,5 |
+18,3 |
+8,0 |
+7,2 |
+2,0 |
+1,0 |
–0,6 |
Dienstleistungen |
+2,4 |
+4,0 |
+1,4 |
+4,9 |
+2,2 |
+8,2 |
+4,2 |
+3,3 |
Importe |
+8,8 |
+7,2 |
+13,6 |
+6,3 |
+5,8 |
+4,0 |
+1,2 |
–0,1 |
Waren |
+9,4 |
+8,1 |
+15,4 |
+7,2 |
+7,6 |
+3,2 |
–0,2 |
–1,5 |
Dienstleistungen |
+6,2 |
+3,6 |
+5,5 |
+2,7 |
–0,1 |
+7,3 |
+7,9 |
+5,8 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Bruttoinlandsprodukt |
+2,1 |
+2,7 |
+4,7 |
+4,1 |
+1,8 |
+0,4 |
+2,1 |
+0,1 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Herstellung von Waren |
+7,2 |
+8,5 |
+18,5 |
+8,7 |
+7,1 |
+1,6 |
+4,2 |
+0,2 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Bruttoinlandsprodukt, nominell |
+3,7 |
+5,0 |
+7,7 |
+7,0 |
+4,0 |
+1,8 |
+4,0 |
+1,9 |
Q: WIFO. –
1) Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck. |
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|
Abbildung 1: Entwicklung
des realen Bruttoinlandsproduktes |
Veränderung gegen das Vorjahr bzw. Vorquartal
in % |
|
Q: WIFO. |
|
Die negativen Effekte aus
Europa entstehen nicht nur aufgrund der Handelsbeziehungen; ein viel bedeutenderer
Faktor ist die Übertragung von Friktionen auf den europäischen Finanzmärkten durch
weltweit agierende systemrelevante europäische Banken. In der Folge reagierten die
Zentralbanken in vielen Schwellenländern mit entsprechenden Politikinterventionen[a]). Die Vorlaufindikatoren, insbesondere der Composite
Leading Indicator der OECD, weisen vor allem für China und Indien auf Abwärtstendenzen
hin. Für Brasilien hingegen ist der Ausblick günstiger. China verzeichnete im 1. Halbjahr das schwächste Wachstum seit drei
Jahren. Mit +7,8% fiel die Expansion zwar noch immer wesentlich stärker aus als
in den Industrieländern, blieb aber weit unter den Erwartungen.
Die Friktionen auf dem Weltmarkt zeigen sich aktuell im Baltic Dry Index
sehr deutlich: Der Index sank seit
Anfang Juli erneut kräftig und hat nun ein Niveau ähnlich wie während der Finanzmarktkrise
2008/09 erreicht. Diese Entwicklung spiegelt zum einen die Überkapazitäten in der
Produktion von Massenfrachtgütern, aber auch die erhebliche Schwäche der Wirtschaft
in Teilen der Welt wider.
Die Wirtschaft der USA
wuchs im II. Quartal mäßig, aber robust (+0,4%). Trotz der günstigen Entwicklung
verlor die Konjunktur seit Jahresbeginn etwas an Schwung: Im I. Quartal hatte die
Wachstumsrate noch 0,5% betragen. Die Struktur des Wachstums war recht ausgewogen:
Mit Ausnahme der Lagerbestände der Unternehmen und der Staatsausgaben trugen alle
Nachfragekomponenten zum Wachstum bei. Obwohl ihr Zuwachs spürbar abflachte, entfiel
ein großer Teil des Gesamtwachstums auf die Konsumausgaben der privaten Haushalte.
Ähnlich entwickelten sich die Investitionen der Unternehmen. Die Exporte zogen gegenüber
dem I. Quartal deutlich an.
Der private Konsum wird
sich in der zweiten Jahreshälfte weiter abschwächen. Zwar nahmen die Einkommen zu,
der Anstieg der Sparquote und der unerwartet starke Einbruch der Konsumentenstimmung
im August trüben aber den Ausblick.
Trotz
eines starken Anstiegs der Beschäftigung im Juli erhöhte sich die Arbeitslosenquote
in den USA leicht auf 8,3%. Die Lage im Immobiliensektor stabilisiert sich.
Die Wirtschaft schuf im
Juli so viele neue Stellen wie seit fünf Monaten nicht mehr. Die Zahl der Beschäftigten
stieg um 163.000. Dennoch erhöhte sich die saisonbereinigte Arbeitslosenquote von
8,2% auf 8,3%. Da derzeit mehr Personen auf den Arbeitsmarkt zurückkehren und einen
Arbeitsplatz suchen, ist diese Entwicklung durchaus als günstig zu bezeichnen.
Vermehrt kommen positive
Signale vom Immobilienmarkt. Darauf deutet nicht zuletzt der S&P-Case-Shiller-Index.
Demnach waren die Preise von Einfamilienhäusern im II. Quartal um 1,2% höher als
ein Jahr zuvor. Dies war der erste Anstieg seit Sommer 2010. Damals war die Zunahme
lediglich durch Steuerkredite – also staatliche
Subventionen – erreicht worden, mit denen
die Regierung den Kauf von Immobilien anzukurbeln versuchte. Als dieser Anreiz weggefallen
war, waren die Preise wieder gesunken. Der aktuelle Anstieg scheint besser abgestützt,
weil er nicht das Ergebnis einer Staatsintervention ist, sondern sich aus der Marktentwicklung
ergeben hat. Dennoch ist Wohneigentum in den großen Agglomerationen immer noch um
ungefähr 30% billiger als im Sommer 2006. Insgesamt liegen die Immobilienpreise
in den USA wieder auf dem Niveau von Anfang 2003.
In der EU belasten der Verlust
an Vertrauen in die öffentlichen Finanzen und das Finanzsystem sowie die drastischen
Konsolidierungsprogramme in vielen Ländern weiterhin die Wirtschaft. Die Renditen
der Staatsanleihen von Irland und den meisten südeuropäischen Ländern sind weiterhin
so hoch, dass die langfristige Stabilisierung der Staatsschuld schwierig erscheint.
Die anhaltende Unsicherheit von privaten Haushalten und Unternehmen dämpft zusätzlich
die Nachfrage.
Die Wirtschaft des Euro-Raumes
befindet sich anhaltend in einer Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt sank im II.
Quartal 2012 gegenüber dem Vorquartal um 0,2%, im I. Quartal hatte die Wirtschaftsleistung
stagniert. Einen stärkeren Einbruch verhinderte die Expansion in Deutschland (+0,3%)
– ohne Deutschland betrug der Rückgang im Durchschnitt
des Euro-Raumes sogar 0,4%. Die Abwärtsdynamik geht vor allem von den südlichen
Ländern aus: In Italien brach das Bruttoinlandsprodukt um 0,7% gegenüber dem Vorquartal
abermals ein, in Spanien betrug der Rückgang 0,4%, in Portugal 1,2%. Die neuesten
Produktionsdaten bestätigen diese Tendenz: Im Juni blieb die Industrieproduktion
im Euro-Raum um 0,6% unter dem Vormonatswert; im Mai war sie noch um 0,9% gestiegen.
Einen hohen Rückgang verzeichneten im Juni Italien (–1,4%), Spanien (–0,6%)
und Portugal (–0,9%). Stark ausgeweitet wurde
die Produktion hingegen in Irland (+2,7%) und Slowenien (+2,9%). In Griechenland
blieb sie annähernd stabil, während sie in Deutschland sank.
Die heterogene Entwicklung
im Euro-Raum zeigt sich aber neben realen Größen vor allem in Finanzmarktindikatoren.
Insbesondere die hohen Zinssätze auf Staatsanleihen etwa von Italien und Spanien
prägen die aktuelle Wirtschaftslage. Die hohen Zinsaufschläge, vor allem aber die
heterogene Zinsdynamik auf den Märkten für Staats- und Unternehmensanleihen wie
auch für Bankkredite in einigen Ländern des Euro-Raumes erwecken den Eindruck, als
ob diese Länder bereits eine eigene Währung hätten, ohne dass sie über die dazugehörende
geldpolitische Souveränität verfügen würden. Bedenken hinsichtlich der gemeinsamen
Währung werden zusätzlich verstärkt durch schwache Wachstumsaussichten im Gefolge
des Bank-Deleveraging, der fiskalpolitischen Konsolidierung und der negativen Rückkopplungseffekte
zwischen finanzmarktspezifischen und fiskalpolitischen Friktionen. Neben dem hohen
Niveau der Zinssätze in einzelnen Ländern ist zunehmend beunruhigend, dass die Dynamik
der Finanzierungsbedingungen der Euro-Länder immer stärker divergiert. Die Wirksamkeit
einer gemeinsamen Geldpolitik im gesamten Euro-Raum wird dadurch stark beeinträchtigt.
Aufgrund der heterogenen Zinsentwicklung in den Euro-Ländern könnte eine kurzfristige
Leitzinssatzsenkung der EZB nicht mehr an die langfristigen Zinssätze weitergegeben
werden. Dies gefährdet in der Folge nicht nur die Kreditversorgung und somit das
Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung an sich, sondern auch die gemeinsame Preisdynamik
der Länder der Eurozone. Die zunehmende Fragmentierung auf den europäischen Finanzmärkten
zeigt sich jedoch nicht nur auf dem Markt für Staatsanleihen, auch auf dem Geldmarkt
verschärfte sich das Auseinanderdriften der Zinssätze zuletzt erheblich. Der seit
Mitte 2011 beobachtete Abwärtstrend des Volumens der Übernachtkredite beschleunigte
sich in jüngster Zeit. Insgesamt erreichte das Darlehensvolumen auf dem Interbankenmarkt
im Juni bereits den niedrigsten Stand seit Beginn der Finanzmarktkrise im Jahr 2007.
Darüber hinaus trägt die enorme Kapitalflucht aus südeuropäischen Ländern wesentlich
zur Beschleunigung der Schuldenkrise bei. Allein aus Spanien zogen Investoren seit
Jahresbeginn fast 220 Mrd. € ab (2011: 68,3 Mrd. €).
Die ungebrochene Konsumbereitschaft
der privaten Haushalte und die Ausweitung der Exporte hielten die deutsche Wirtschaft
im II. Quartal auf Wachstumskurs. Im 1. Halbjahr verzeichnete der öffentliche Sektor
einen beträchtlichen Budgetüberschuss. Der ifo-Index sank allerdings im August zum
vierten Mal in Folge.
In Deutschland stieg das
Bruttoinlandsprodukt im II. Quartal 2012 gegenüber der Vorperiode um 0,3% (I. Quartal
+0,5%). Vor allem der Außenhandel sorgte für Impulse – die Exporte wuchsen etwas stärker als die Importe
und förderten damit die Konjunktur. Aus der Binnennachfrage kamen unterschiedliche
Signale: Während der private Konsum trotz der Schuldenkrise geringfügig ausgeweitet
wurde, investierten die Unternehmen wegen der Unsicherheit bereits zum dritten Mal
in Folge weniger in Maschinen und Anlagen. Auch die Bauinvestitionen sanken gegenüber
dem Vorquartal.
Trotz der zuletzt günstigen
Entwicklung trübte sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im August deutlicher
ein als erwartet. Angesichts der weltweit ungünstigen Konjunkturaussichten und der
weiter ungelösten Schuldenkrise sank der ifo-Index im August bereits zum vierten
Mal in Folge. Zwar bewerteten die befragten Unternehmen ihre aktuelle Lage nur wenig
schlechter als im Juli, sie sind aber für die kommenden Monate wesentlich weniger
optimistisch. Stark abgekühlt hat sich das Geschäftsklima vor allem im Einzel- und
Großhandel. Im verarbeitenden Gewerbe hingegen stieg der Geschäftsklimaindex nach
drei Monaten mit negativen Ergebnissen wieder. Im Baugewerbe gab er leicht nach.
Die Erwartungen der Industrie fielen im August ebenfalls deutlich ungünstiger aus.
Erstmals seit fast drei Jahren waren auch die Erwartungen bezüglich der Exportgeschäfte
überwiegend leicht negativ.
|
Abbildung 2: Internationale Konjunktur |
Saisonbereinigt, 2005 = 100, gleitende
Dreimonatsdurchschnitte |
|
Q: Europäische Kommission, Deutsche Bundesbank,
ISM (Institute for Supply ManagementTM), ifo (Institut für Wirtschaftsforschung),
OECD. – 1) Produzierender Bereich. |
|
Trotz einer deutlichen Abschwächung
des saisonbereinigten Wachstums im II. Quartal ist die Entwicklung der heimischen
Wirtschaft angesichts der Krise im Euro-Raum als relativ günstig zu bezeichnen.
Die Unsicherheit infolge der Krise der Europäischen Währungsunion und die konsequenten
Konsolidierungsmaßnahmen der öffentlichen Haushalte schwächen die heimische Ausfuhr
in die EU. Laut WIFO-Konjunkturtest dürfte sich die Expansion insbesondere in der
Sachgütererzeugung verlangsamen.
Die österreichische Wirtschaft
gerät zunehmend unter den Einfluss der europäischen Staatsschuldenkrise. Nach einem
Wirtschaftswachstum von real 0,5% im I. Quartal 2012 erhöhte sich die gesamtwirtschaftliche
Produktion im II. Quartal gegenüber der Vorperiode um 0,1% (bereinigt um Saison-
und Kalendereffekte). Damit hat sich die Konjunktur merklich abgekühlt, sie ist
jedoch angesichts der Rezession im Euro-Raum als relativ gut zu bezeichnen. Nahezu
alle Nachfragekategorien entwickelten sich im II. Quartal mäßig: Die Anlageinvestitionen
wurden ähnlich vorsichtig ausgeweitet wie im I. Quartal. Während die Bauinvestitionen
das Niveau der Vorperiode nicht übertrafen, nahmen die Investitionen in Ausrüstungsgegenstände
leicht zu. Der Konsum der privaten Haushalte stagnierte im II. Quartal 2012 zum
zweiten Mal in Folge. Der öffentliche Konsum stieg etwas schwächer als in der Periode
zuvor.
|
Abbildung 3: Ergebnisse
des WIFO-Konjunkturtests |
Indizes der aktuellen Lagebeurteilung und der
unternehmerischen Erwartungen, saisonbereinigt |
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Q: WIFO-Konjunkturtest. Angaben in Indexpunkten
(Prozentpunkten) zwischen +100 und –100.
Werte über 0 zeigen insgesamt positive, Werte unter 0 negative Erwartungen an. |
|
Zwar erhöhte sich die Wirtschaftsleistung
im II. Quartal noch leicht, in der Folge ist aber eine Eintrübung zu erwarten. Zum
einen verschlechtert sich die Konjunktur im Euro-Raum, in den ja ein Großteil der
österreichischen Ausfuhr geht, stärker dramatischer als bisher angenommen. Drei
der fünf großen Volkswirtschaften (Großbritannien, Italien und Spanien) sind bereits
in eine Rezession geraten, in Frankreich stagniert das BIP, lediglich aus Deutschland
kommen noch positive Wachstumsimpulse. Zum anderen werden die psychologischen Aspekte
der Krise immer spürbarer: Die Unsicherheit um den Fortbestand der Währungsunion
in ihrer derzeitigen Form wächst, die volkswirtschaftlichen Kosten eines Ausscheidens
von Griechenland aus der Währungsunion werden teilweise sehr hoch beziffert und
zunehmend kommen Zweifel an der Bonität der Geberländer auf. Diese Faktoren erzeugen
ein hohes Maß an Unsicherheit, die verstärkte Investitions- und Konsumrückhaltung
zur Folge hat. Bislang machten die gute Entwicklung der Ausfuhr in Drittländer und
das robuste Konsumverhalten der privaten Haushalte die negativen Effekte der europäischen
Staatsschuldenkrise mehr als wett. Mit den ersten erkennbaren Friktionen der Weltkonjunktur
und den ersten negativen Entwicklungen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt dürften
diese Komponenten jedoch an Einfluss verlieren.
Das allgemeine Bild der
Frühindikatoren ist bereits seit einigen Monaten von einer signifikanten Abwärtsbewegung
geprägt. Laut WIFO-Konjunkturtest sind die Beurteilung der aktuellen Lage und die
unternehmerischen Erwartungen in fast allen Branchen deutlich negativ. Lediglich
die Bauunternehmen beurteilen die aktuelle Lage noch positiv, die Erwartungen liegen
weiterhin etwas über dem langfristigen Durchschnitt, obwohl seit einigen Monaten
auch hier eine Abschwächung festzustellen ist. Der Verlauf der Vorlaufindikatoren
kann sich in der Folge auch in den Konjunkturdaten bemerkbar machen und den Pessimismus
zusätzlich verstärken. Es besteht die Gefahr negativer Rückkopplungsschleifen: Ein
Rückgang der realwirtschaftlichen Aktivität verschlechtert das Bild der Vorlaufindikatoren,
dies fördert die Unsicherheit der Haushalte und Unternehmen und dämpft in der Folge
Konsum und Investitionen, sodass die negative Nachfragetendenz zusätzlich beschleunigt
wird. Unklar ist, wie lange diese Abwärtsbewegung anhalten wird und ob sie womöglich
in einer Rezession endet. Derzeit sind die Fundamentaldaten der österreichischen
Wirtschaft robust: Beschäftigung und Lohnniveau sind nach wie vor hoch. Das stabilisiert
den privaten Konsum wie auch die öffentlichen Finanzen. Trotz der Euro-Krise verzeichnen
die heimischen Unternehmen nach wie vor ausreichende Auftragsbestände. Die Finanzmarktkrise
2008/09 hat allerdings gezeigt, dass ein kleiner exogener Schock das Investitionsklima
sehr rasch umkehren kann. Der wichtigste Stabilisierungsmechanismus ist derzeit
die Exportwirtschaft, die als Folge der Euro-Krise eine Restrukturierung durchläuft.
Seit 2011 verlangsamt sich das Wachstum der Exporte in die anderen Länder der EU
27. Die Exporte in Drittländer entwickeln sich nach wie vor günstig. Aufgrund dieser
geographischen Neuorientierung verändern sich die Exportanteile: Seit Anfang 2011
verringerte sich der Anteil der heimischen Exporte in die EU 27 um 2 Prozentpunkte
auf 69%. Dieser Anteil ist nach wie vor sehr hoch. Der markante Nachfragerückgang
in den Krisenländern der EU bringt somit über die Handelsverflechtung negative Effekte
auch für die heimische Volkswirtschaft mit sich und kann aufgrund der nach wie vor
sehr einseitigen Exportorientierung nur eingeschränkt abgefedert werden[b]).
Der Tourismus ist verstärkt
von ähnlichen Tendenzen wie die Exportwirtschaft geprägt. Unter den bedeutenden
ausländischen Herkunftsländern stieg zuletzt die Zahl der Nächtigungen von Gästen
gerade aus jenen Ländern überdurchschnittlich, deren Wirtschaft sich nach wie vor
günstig entwickelt (Mai bis Juli 2012: Russland +18,1%, Niederlande +10,9%, USA
+8,9%, Schweiz +5,2%, Schweden +4,8%). Die Nächtigungen von Gästen aus den Krisenländern
stagnierten bzw. sanken (Großbritannien –2,6%,
Belgien –2,8%, Frankreich –4,5%,
Rumänien –9,1%, Italien –9,8%).
Insgesamt übertrafen die Tourismusumsätze das Vorjahresniveau von Mai bis Juli 2012
nach vorläufigen Berechnungen um 2,3% und erreichten ein Volumen von 5,34 Mrd. €.
Real stagnierten die Umsätze (+0,1%), der reale Aufwand je Nächtigung sank somit
um 2,4%. Damit hielt der seit der Rezession 2009 beobachtete Trend zum Konsum kostengünstigerer
Angebotskomponenten an. In der ersten Hälfte der Sommersaison 2012 erhöhten sich
die Übernachtungszahlen insgesamt um 2,5%. Die Nachfrage der Reisenden aus dem Ausland
lag um 3,9% über dem Vorjahresniveau, jene der inländischen Gäste mit –0,3% geringfügig darunter.
|
Abbildung 4: Wirtschaftspolitische Eckdaten |
|
Q: Arbeitsmarktservice
Österreich, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, OeNB,
Statistik Austria, WIFO-Berechnungen. –
1) Ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, ohne Präsenzdiener,
ohne in der Beschäftigungsstatistik erfasste Arbeitslose in Schulung. |
|
Trotz der schwierigen Situation
auf den europäischen Finanzmärkten profitieren die österreichischen Unternehmen
nach wie vor von einem einfachen und vor allem günstigen Zugang zu Krediten. Mit
+2,8% nahmen die Kredite an Unternehmen im II. Quartal 2012 gegenüber dem Vorjahr
neuerlich zu. Seit Dezember 2009, als mit –1,5%
der Tiefpunkt erreicht worden war, zog das Wachstum der Unternehmenskredite kontinuierlich
an. Der Unternehmenssektor konnte sich damit in Österreich dem negativen Trend im
Euro-Raum entziehen[c]). Positiv dürfte sich das niedrige Zinsniveau ausgewirkt
haben. So konnten sich Unternehmen im Juni 2012 bei österreichischen Banken zu durchschnittlich
2,54% (Kredite bis 1 Mio. €) bzw. 1,93% (Kredite über 1 Mio. €) finanzieren. Die
günstige Entwicklung der Unternehmenskredite in Österreich lässt sich auch anhand
der Neugeschäftszahlen nachvollziehen: Mit einem Neugeschäftsvolumen von 20,1 Mrd.
€ wurden mehr Kredite vergeben als im II. Quartal des Vorjahres.
Die Inflationsrate betrug
im Juli 2012 nach Berechnungen von Statistik Austria 2,1% (Juni 2,2%, Mai 2,1%).
Die im Vorjahresvergleich mäßige Preisdynamik von Nahrungsmitteln und Treibstoffen
(jeweils +3,0% gegenüber Juli 2011) schlägt sich seit nunmehr drei Monaten in einer
annähernd konstanten Teuerungsrate (gemäß VPI) von knapp über 2% nieder. Am stärksten
verteuerten sich gegenüber dem Vorjahr die Positionen in der Ausgabengruppe "Wohnung,
Wasser und Energie" (durchschnittlich +3,5%), und zwar wegen des überdurchschnittlichen
Anstieges der Preise von Haushaltsenergie und der Wohnungsmieten. Für die relativ
hohe Teuerungsrate in der Ausgabengruppe "Verkehr" war die Entwicklung
der Treibstoffpreise ausschlaggebend.
Die Inflation für den täglichen
und den wöchentlichen Einkauf liegt weiterhin über der Steigerungsrate des VPI.
Das Preisniveau des Mikrowarenkorbes,
der überwiegend Nahrungsmittel enthält und den täglichen Einkauf repräsentiert,
stieg im Juli um 2,7% (Juni +2,8%). Das Preisniveau des Miniwarenkorbes, der einen
wöchentlichen Einkauf widerspiegelt und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen
auch Treibstoffe enthält, erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 2,8% (Juni +2,8%).
Die Situation auf dem österreichischen
Arbeitsmarkt spiegelt die übrige realwirtschaftliche Entwicklung nur zum Teil wider.
Vor allem der anhaltende Beschäftigungsaufbau verläuft nicht im Einklang mit der
Konjunktur. Die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten war im August laut Schätzung
des Sozialministeriums um 54.000 höher als im Vorjahr (+1,6%), saisonbereinigt erhöhte
sie sich gegenüber dem Vormonat ebenfalls (saisonbereinigt +0,2%). Im August waren
mit 233.000 um 13.000 Arbeitslose mehr vorgemerkt als im Vorjahr (+6,1%). Saisonbereinigt
stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vormonatsvergleich um 0,4%. Die Zahl der Personen
in Schulungen war um knapp 2.000 höher als im Vorjahr. Das Stellenangebot sank jedoch
nur geringfügig. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote stieg gegenüber dem Vormonat
leicht und betrug gemäß österreichischer Berechnungsmethode im August 7,1%.
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Methodische Hinweise und Kurzglossar |
Periodenvergleiche Zeitreihenvergleiche
gegenüber der Vorperiode, z. B. dem Vorquartal, werden um jahreszeitlich bedingte
Effekte bereinigt. Dies schließt auch die Effekte ein, die durch eine unterschiedliche
Zahl von Arbeitstagen in der Periode ausgelöst werden (etwa Ostern). Im Text wird
auf "saison- und arbeitstägig bereinigte Veränderungen" Bezug genommen. Die Formulierung "veränderte
sich gegenüber dem Vorjahr . . ." beschreibt hingegen eine Veränderung gegenüber
der gleichen Periode des Vorjahres und bezieht sich auf unbereinigte Zeitreihen. Die Analyse der saison-
und arbeitstägig bereinigten Entwicklung liefert genauere Informationen über den
aktuellen Konjunkturverlauf und zeigt Wendepunkte früher an. Die Daten unterliegen
allerdings zusätzlichen Revisionen, da die Saisonbereinigung auf statistischen
Methoden beruht. Durchschnittliche Veränderungsraten Die Zeitangabe bezieht
sich auf Anfangs- und Endwert der Berechnungsperiode: Demnach beinhaltet die durchschnittliche
Rate 2005/2010 als 1. Veränderungsrate jene von 2005 auf 2006, als letzte jene
von 2009 auf 2010. Reale und nominelle Größen Die ausgewiesenen Werte
sind grundsätzlich real, also um Preiseffekte bereinigt, zu verstehen. Werden
Werte nominell ausgewiesen (z. B. Außenhandelsstatistik), so wird dies eigens
angeführt. Produzierender Bereich Diese Abgrenzung schließt
die NACE-2008-Abschnitte B, C und D (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden,
Herstellung von Waren, Energieversorgung) ein und wird hier im internationalen
Vergleich verwendet. Inflation, VPI und HVPI Die Inflationsrate misst
die Veränderung der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr. Der Verbraucherpreisindex
(VPI) ist ein Maßstab für die nationale Inflation. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex
(HVPI) ist die Grundlage für die vergleichbare Messung der Inflation in der EU
und für die Bewertung der Preisstabilität innerhalb der Euro-Zone (siehe auch
http://www.statistik.at/). Die Kerninflation als
Indikator der Geldpolitik ist nicht eindeutig definiert. Das WIFO folgt der gängigen
Praxis, für die Kerninflation die Inflationsrate ohne die Gütergruppen unverarbeitete
Nahrungsmittel und Energie zu verwenden. So werden knapp 87% der im österreichischen
Warenkorb für den Verbraucherpreisindex (VPI 2010) enthaltenen Güter und Dienstleistungen
in die Berechnung der Kerninflation einbezogen. WIFO-Konjunkturtest und WIFO-Investitionstest Der WIFO-Konjunkturtest
ist eine monatliche Befragung von rund 1.500 österreichischen Unternehmen zur
Einschätzung ihrer aktuellen und künftigen wirtschaftlichen Lage. Der WIFO-Investitionstest
ist eine halbjährliche Befragung von Unternehmen zu ihrer Investitionstätigkeit
(http://www.konjunkturtest.at/). Die Indikatoren sind Salden zwischen dem Anteil
der positiven und jenem der negativen Meldungen an der Gesamtzahl der befragten
Unternehmen. Arbeitslosenquote Österreichische Definition:
Anteil der zur Arbeitsvermittlung registrierten Personen am Arbeitskräfteangebot
der Unselbständigen. Das Arbeitskräfteangebot ist die Summe aus Arbeitslosenbestand
und unselbständig Beschäftigten (gemessen in Standardbeschäftigungsverhältnissen).
Datenbasis: Registrierungen bei AMS und Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger. Definition gemäß ILO
und Eurostat: Als arbeitslos gelten Personen, die nicht erwerbstätig sind und
aktiv einen Arbeitsplatz suchen. Als erwerbstätig zählt, wer in der Referenzwoche
mindestens 1 Stunde selbständig oder unselbständig gearbeitet hat. Personen, die
Kinderbetreuungsgeld beziehen, und Lehrlinge zählen zu den Erwerbstätigen, nicht
hingegen Präsenz- und Zivildiener. Die Arbeitslosenquote ist der Anteil der Arbeitslosen
an allen Erwerbspersonen (Arbeitslose plus Erwerbstätige). Datenbasis: Umfragedaten
von privaten Haushalten (Mikrozensus). Begriffe im Zusammenhang mit der
österreichischen Definition der Arbeitslosenquote Personen in Schulungen:
Personen, die sich zum Stichtag in AMS-Schulungsmaßnahmen befinden. Für die Berechnung
der Arbeitslosenquote wird ihre Zahl weder im Nenner noch im Zähler berücksichtigt. Unselbständig aktiv
Beschäftigte: Zu den "unselbständig Beschäftigten" zählen auch Personen,
die Kinderbetreuungsgeld beziehen, sowie Präsenz- und Zivildiener mit aufrechtem
Beschäftigungsverhältnis. Zieht man deren Zahl ab, so erhält man die Zahl der
"unselbständig aktiv Beschäftigten". |
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Eurozone Crisis Leaves Its Mark on Economic Developments in Austria – Summary |
After unexpectedly
vigorous growth at the beginning of the year, the Austrian economy expanded by
a mere 0.1 percent in the second quarter of 2012. Economic activity has thus slowed
noticeably, but this development can be described as relatively good, given the
recession in the euro area. The outlook, however, is subdued, and dampened not
only by weak global activity, but also by the crisis in the euro area. Economic
output contracted by 0.2 percent on euro area average between April and June 2012.
Following a definitely positive development of the global economy in the first half of 2012, signs are mounting that activity is slowing. This development is largely a result of the persistent crisis in the euro area. Growth appears to be decelerating notably in Asia. In Latin America and the USA, economic activity is still relatively resilient. The Austrian economy is increasingly coming under the influence of the European sovereign debt crisis. Three of Europe's five large economies (UK, Italy and Spain) are already in recession, France's GDP is stagnant, only Germany is still providing positive stimulus to growth. Following real economic growth of 0.5 percent in the first quarter of 2012, overall economic output in Austria increased by 0.1 percent quarter-on-quarter in the second quarter (adjusted for seasonal and calendar effects). The modest growth momentum was apparent in almost all categories of demand: fixed investment was increased in a similarly cautious manner as in the first quarter. While construction investment stagnated compared with the previous quarter, business spending on machinery and equipment increased slightly. Private household consumption remained flat for the second consecutive time in the second quarter of 2012. Public consumption rose at a somewhat slower pace than in the previous period. The situation in the Austrian labour market continues to deteriorate. The seasonally adjusted number of persons in dependent active employment increased by 0.2 percent month-on-month in August. Unemployment is rising again; 233,000 persons were registered as unemployed in August (+6.1 percent, compared with a year before). The seasonally adjusted unemployment rate was 7.1 percent in August, according to the Austrian method of calculation. The number of unemployed persons enrolled in vocational training programmes increased, that of vacancies decreased slightly. Inflation remains low: in July, the annual increase in consumer prices as measured by the HICP was 2.1 percent. Hence, the inflation rate in Austria is somewhat lower than the euro area average (2.4 percent). |
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[a]) Vor allem Schwellenländer in Südostasien und Lateinamerika reagierten mit einer Lockerung der Geldpolitik und einer Straffung verschiedener makroprudentieller Politikinstrumente, um die Finanzmarktstabilität zu fördern.
[b]) Dieses Argument beruht auf portfoliotheoretischen
Überlegungen, wonach durch eine Zunahme der Exportdiversifizierung die
Schwankungen der Exporterlöse insgesamt verringert werden, solange das
Ausfallrisiko bzw. die Fluktuation der einzelnen Exportströme nicht vollständig
positiv korreliert sind. Schwankungen
der Exporterlöse insgesamt sind wachstumshemmend, wie verschiedene Studien
zeigen (Bacchetta, M., Jansen, M., Piermartini, R., Amurgo-Pacheco, A.,
"Exposure to External Shocks and the Geographical Diversification of
Exports", in Newfarmer, R., Shaw, W., Walkenhorst, P. (Hrsg.), Breaking into Markets: Emerging
Lessons for Export Diversification, World Bank, Washington D.C., 2009,
S. 81-100).
[c]) Aufgrund der schwierigen Situation in einigen Euro-Ländern verringerten sich die Unternehmenskredite im Euro-Raum insgesamt im II. Quartal 2012 um 0,6% (Spanien -4,8%, Italien -1,8%, Griechenland -7,6%).