Veränderung der Exportstruktur
in Österreich und der EU
Zwischen 1999 und 2009
verlagerten sich die Weltmarktanteile im Handel mit Industriegütern deutlich zu
Ländern, deren Wirtschaft sich in einem Aufholprozess befindet. Dadurch erhöhte
sich der Druck auf einkommensstarke Länder, die Qualität ihrer Exporte stetig zu
verbessern und die eigene Exportwirtschaft weiter auszudifferenzieren sowie neue
Märkte zu entwickeln und zu erschließen. Die Entwicklung der österreichischen Exportwirtschaft
ist weniger durch eine Diversifikation der geographischen Märkte oder der Branchen
als durch eine Qualitätssteigerung entlang von Qualitätsleitern innerhalb der Branchen
bestimmt. Die Daten belegen eine Spezialisierung innerhalb der bestehenden Branchenstruktur
auf höherwertige Produktsegmente. Der Exportanteil technologieintensiver Branchen
liegt weiterhin unter dem EU-Durchschnitt.
Begutachtung: Fabian Unterlass
• Wissenschaftliche Assistenz: Irene Langer • E-Mail-Adressen: Andreas.Reinstaller@wifo.ac.at, Susanne.Sieber@wifo.ac.at, Irene.Langer@wifo.ac.at
INHALT
Wandel der Exportstruktur nach Produkttypen
Weltmarktanteile der EU und wichtiger
Mitbewerber
Weltmarktanteile Österreichs relativ zu
wichtigen Mitbewerbern in der EU
Wandel der Exportstruktur nach Branchentypen
Strukturwandel zwischen Branchen
Strukturwandel innerhalb von Branchen – Preissegmente
VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN UND
ABBILDUNGEN
Übersicht 1: Weltmarktanteile an den 30 meistgehandelten Industriegütern
Abbildung 1: Weltmarktanteile am Handel mit den 30 meistgehandelten Industriegütern
Abbildung 2: Struktur des Außenhandels in den Ländern der Gruppe 1 und in Österreich
Abbildung 3: Entwicklung der österreichischen Exportanteile im Vergleich zur EU 27
Abbildung 4: Entwicklung der Handelsbilanz zukunftsorientierter Branchen in
Österreich
Abbildung 6: Qualität der Exportgüter technologieorientierter Branchen in Österreich
Abbildung 7: Entwicklung der Qualität der Exportgüter technologieorientierter
Branchen
Zwischen der Art der Waren,
die Länder exportieren, und ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit besteht ein
Zusammenhang (vgl. z. B. Lall – Weiss – Zhang, 2005, Hausmann
– Hwang – Rodrik, 2007, Sutton
– Trefler, 2011): Wirtschaftlich leistungsfähigere Länder erzeugen Produkte von höherer
Qualität und handeln diese auch primär untereinander (Hallak, 2010). Volkswirtschaften, die sich in einem wirtschaftlichen
Aufholprozess befinden, besetzen hingegen die unteren Preissegmente bestehender
Branchen und versuchen durch Qualitätsverbesserungen zu den führenden Ländern aufzuschließen.
Dadurch verändert sich einerseits die internationale Arbeitsteilung. Andererseits
steigt der Druck auf die führenden Volkswirtschaften, die Qualität ihrer Produkte
weiter zu verbessern und die Exportwirtschaft auszudifferenzieren sowie neue Märkte
zu entwickeln und zu erschließen. Die zunehmende Globalisierung, Entwicklung neuer
Technologien, die steigende Heterogenität von Kundenwünschen beschleunigen diese
Prozesse. Für Österreich im Speziellen ergibt sich aufgrund des Anstieges des Einkommensniveaus
sowie der geographischen Lage in der Nähe einkommensschwächerer Länder, die ihre
Weltmarktanteile in wichtigen Produktklassen erheblich ausweiteten, zusätzlicher
Anpassungsdruck (Aiginger, 2008, 2009).
Die internationale Arbeitsteilung
wandelte sich in den 2000er-Jahren rasch. Diese Entwicklung zog eine Veränderung
der Exportstruktur in Österreich und der EU nach sich. Für die Untersuchung dieser
Prozesse auf der Ebene von Produkttypen wird auf eine Klassifikation von Rycroft – Kash (1999) zurückgegriffen, die Produktkategorien aufgrund
der technologischen Komplexität ihres Herstellungsverfahrens sowie der technologischen
Komplexität des Produktes selbst gliedert (siehe Kasten "Klassifikation der
Produkte nach technologischem Komplexitätsgrad nach Rycroft – Kash (1999)"). Die Klassifikation ist dabei auf
jene 30 Produktklassen (SITC-Dreisteller) industriell gefertigter Produkte beschränkt,
die im Jahr 1995 die höchsten Weltmarktanteile aufwiesen. Im Jahr 1999 entsprach
das nominelle Handelsvolumen dieser Güter 2.206 Mrd. €, im Jahr 2009 2.964 Mrd.
€ (2007: 3.573 Mrd. €). Der österreichische Export an diesen Gütern betrug 1999
rund 27,5 Mrd. € und 2009 37,8 Mrd. €.
Die Analyse der Veränderung
des Handels mit Industriegütern in den vergangenen zwei Jahrzehnten illustriert,
wie die Unternehmen in der EU bzw. in Österreich
in die Hauptströme des Welthandels eingebunden waren. Sie bildet daher Strukturveränderungen
in der internationalen Arbeitsteilung vor dem Hintergrund der technologischen Spezialisierungsprofile
der einzelnen Volkswirtschaften ab.
Der Weltmarkanteil der
EU 27 am Handel mit den 30 meistgehandelten Industrieprodukten blieb zwischen 1999
und 2009 annähernd konstant. Die USA und Japan verzeichneten im Untersuchungszeitraum
hingegen erhebliche Marktanteilseinbußen (USA –9,5
Prozentpunkte, Japan –5,2 Prozentpunkte). Zugleich
wuchs der Anteil Chinas am Welthandel mit den 30 meistgehandelten Industrieprodukten
um 14,6 Prozentpunkte. Während somit China zur Welthandelsmacht wurde, verloren
die USA, Japan und auch die EU an Gewicht im Handel mit Industriegütern.
China gewann in allen Produktkategorien
beträchtliche Marktanteile. Am größten war der Zuwachs in der Produktkategorie mit
komplexen Produkten und Verfahren (KK; +15,1 Prozentpunkte) und in jener mit einfachen
Produkten und Verfahren (EE; +16,1 Prozentpunkte). In der Produktkategorie mit komplexen
Verfahren und einfachen Produkten erreichte der Anstieg etwas über 9 Prozentpunkte.
Die USA und Japan büßten vor allem in der Produktkategorie mit komplexen Produkten
und Verfahren Weltmarktanteile ein (USA –11,5
Prozentpunkte, Japan –5,7 Prozentpunkte).
|
Abbildung 1: Weltmarktanteile
am Handel mit den 30 meistgehandelten Industriegütern |
Produktkategorien nach der Komplexität von Produkt
und Herstellungsprozess, Marktanteile in % |
|
Q: UNO (Comtrade). Ohne Intra-EU-Exporte. Welt: 117 Länder, die 90% des Welthandels abdecken. – 1) Brasilien, Russland, Indien. |
|
Der Weltmarktanteil der
EU 27 lag in der Produktkategorie "komplexe Produkte und Verfahren" 2009
bei 16,5% und blieb im Untersuchungszeitraum annähernd konstant (–0,4 Prozentpunkte). In der Produktkategorie "einfache
Produkte und komplexe Verfahren" steigerten die Länder der EU 27 ihren Weltmarktanteil
von 25,8% im Jahr 1999 auf 28% im Jahr 2009. Damit konnte die EU ihre Wettbewerbsposition
in diesen Produktkategorien behaupten und teilweise sogar ausbauen. Große Einbußen
waren hingegen in der Kategorie "einfache Produkte und einfache Verfahren"
zu beobachten. Hier sanken die Weltmarktanteile der EU 27 um 3,7 Prozentpunkte auf
14,9% im Jahr 2009.
|
Klassifikation der Produkte nach technologischem
Komplexitätsgrad nach Rycroft – Kash (1999) |
Komplexität wird im
Zusammenhang mit Technologien und Organisationsstrukturen unterschiedlich definiert.
Etwa könnte man sie einfach an der Zahl der ein System (z. B. ein Produkt oder
eine Organisation) konstituierenden Elemente messen (z. B. Produktkomponenten
oder organisatorische Einheiten). Realistischere Definitionen tragen auch der
Interdependenz zwischen diesen Elementen und der Struktur Rechnung, in die sie
eingebettet sind (vgl. Reinstaller,
2012). Die Wirtschaftsforschung erhält aus solchen Definitionen Aufschluss über
die innere Organisation und die Anpassungsfähigkeit eines Systems sowie über Wettbewerbsvorteile,
wenn man davon ausgeht, dass die Nachahmung komplexer Technologien und Verfahren
schwieriger ist als für einfachere (vgl. Rivkin,
2001). Rycroft – Kash (1999) übertragen diese Ideen möglichst einfach auf Produkte und Produktionsverfahren und klassifizieren diese entweder als "komplex" oder "einfach". Die Klassifikation wurde auf der Grundlage von Expertenbefragungen erstellt, in denen zu beurteilen war, ob ein Produkt und das zu seiner Herstellung benötigte Verfahren von einer einzelnen fachkundigen Person in vollem Umfang verstanden werden und ob diese Information auch weitergegeben werden kann. Produkte und Verfahren, für die das zutraf, wurden als einfach eingestuft, andere als komplex. Neben der Abbildung der Wechselwirkung zwischen Produktionsprozess und Produkt soll diese Klassifikation auch Aufschluss über Zahl und Zusammenspiel unterschiedlicher Wissensbestände geben, die in die Produktion und letztlich in ein Produkt einfließen. Insgesamt gibt die Klassifikation damit ein technologisches Spezialisierungsmuster und die Arbeitsteiligkeit der Herstellung wieder. Folgende drei Produktkategorien wurden definiert: ·
Verfahren komplex, Produkt komplex (KK): Die Güter dieser Kategorie bestehen aus einer
Vielzahl von Komponenten und entsprechenden Funktionen. Die Herstellungsverfahren
sind hochgradig arbeitsteilig und vielschichtig, da auf etliche unterschiedliche
Wissensbestände zurückgegriffen wird (z. B. Verbrennungsmotoren, Telekommunikationsausrüstung,
Flugzeuge, medizinische Instrumente; SITC Rev. 3: 713, 728, 752, 759, 764, 772,
776, 778, 781, 782, 784, 792, 874). ·
Verfahren komplex, Produkt einfach (KE): Das Produkt bietet eine geringe Zahl von Funktionen
(kann aber vielleicht in vielerlei Umgebungen eingesetzt werden) und besteht aus
einer geringen Zahl von Komponenten, während das Produktionsverfahren hochgradig
arbeitsteilig ist und auf etliche Wissensbestände zurückgreift (z. B. chemische
Produkte, gezogene oder gerollte Erzeugnisse aus Spezialstählen, Papier und Kartonagen;
SITC Rev. 3: 334, 541, 583, 641, 674, 741, 749, 893). ·
Verfahren einfach, Produkt einfach (EE): Das Produkt bietet wenige Funktionen und besteht
aus einer geringen Zahl von Komponenten, und das Herstellungsverfahren greift
auf eine geringe Zahl von Wissensbeständen zurück; jeder Fertigungsschritt kann
durch eine einzelne fachkundige Person durchgeführt werden (z. B. einfache Kunststoffprodukte,
Möbel, Schuhe; SITC Rev. 3: 11, 333, 667, 684, 699, 821, 843, 851, 894). Die Kombination aus
einfachem Verfahren und komplexen Produkten ist nicht besetzt. |
|
Innerhalb der EU 27 waren
zwischen 1999 und 2009 Verschiebungen der Weltmarktanteile zwischen den Ländergruppen[a]) zu beobachten (Übersicht 1). Die Länder der Gruppe
1 verzeichneten insgesamt einen Rückgang der Weltmarktanteile um 7,2 Prozentpunkte,
während vor allem die neuen EU-Länder (Gruppen 3 und 4) ihren Weltmarktanteil in
allen Produktkategorien erheblich steigerten, wenngleich (mit Ausnahme von Tschechien
und Polen) von sehr niedrigem Niveau aus. In der Gruppe 3 war ein Anstieg der Weltmarktanteile
um knapp 3 Prozentpunkte zu verzeichnen. Diese Berechnungen berücksichtigen auch
nun der Intra-EU-Handel. Dies dokumentiert die wachsende internationale Wettbewerbsfähigkeit
einiger osteuropäischer EU-Länder, insbesondere in der Nachbarschaft Österreichs.
In der Gruppe der europäischen
Volkswirtschaften mit hohem wirtschaftlichem und technischem Entwicklungsniveau
verzeichneten vor allem Irland, Großbritannien und Schweden in der Kategorie "komplexe
Produkte und Verfahren" Weltmarktanteilseinbußen. Großbritanniens Marktanteile
schrumpften in allen Produktkategorien erheblich. Deutschland hingegen verzeichnete
in allen Produktkategorien einen Anstieg der Weltmarktanteile, am stärksten in der
Kategorie "einfache Produkte und Verfahren". Österreichs Marktanteil am
Handel mit Produkten der Kategorie "komplexe Produkte und Verfahren" blieb
zwischen 1999 und 2009 unverändert, in den anderen Produktkategorien sank er etwas.
Beträchtliche Einbußen waren jedoch im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise in
der Kategorie "komplexe Produkte und Verfahren" zu verzeichnen (Übersicht
1, 2007/2009).
|
||||||||||||
Übersicht 1: Weltmarktanteile
an den 30 meistgehandelten Industriegütern |
||||||||||||
2009 |
||||||||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Produkt und Herstellungsverfahren komplex |
Einfaches Produkt und komplexes Herstellungsverfahren |
Einfaches Produkt und einfaches Herstellungsverfahren |
Insgesamt |
|||||||||
|
In % |
1999 = 100 |
2007 = 100 |
In % |
1999 = 100 |
2007 = 100 |
In % |
1999 = 100 |
2007 = 100 |
In % |
1999 = 100 |
2007 = 100 |
|
||||||||||||
EU 27 |
35,96 |
89,6 |
95,1 |
52,75 |
98,5 |
97,1 |
40,01 |
93,4 |
95,1 |
39,08 |
92,8 |
96,2 |
Belgien |
1,69 |
80,7 |
92,6 |
5,23 |
126,3 |
112,7 |
3,93 |
63,3 |
83,7 |
2,54 |
88,7 |
97,7 |
Bulgarien |
0,04 |
350,2 |
109,6 |
0,08 |
149,5 |
88,9 |
0,16 |
191,0 |
90,7 |
0,06 |
241,2 |
99,6 |
Tschechien |
1,34 |
333,0 |
115,6 |
1,00 |
205,8 |
93,8 |
1,31 |
170,6 |
103,6 |
1,29 |
279,9 |
110,6 |
Dänemark |
0,34 |
83,3 |
107,4 |
1,19 |
93,1 |
98,5 |
0,83 |
75,5 |
87,9 |
0,54 |
89,3 |
102,8 |
Deutschland |
11,27 |
101,5 |
93,8 |
14,65 |
110,6 |
101,0 |
8,52 |
127,1 |
100,1 |
11,40 |
105,5 |
96,0 |
Estland |
0,04 |
143,8 |
86,1 |
0,08 |
269,8 |
75,5 |
0,12 |
163,0 |
99,0 |
0,06 |
168,0 |
88,3 |
Irland |
0,52 |
36,8 |
75,8 |
1,91 |
140,5 |
140,3 |
0,11 |
57,9 |
94,7 |
0,68 |
53,8 |
96,4 |
Griechenland |
0,05 |
139,6 |
117,0 |
0,13 |
99,9 |
85,9 |
0,20 |
94,6 |
94,0 |
0,08 |
119,3 |
102,8 |
Spanien |
1,91 |
95,6 |
96,1 |
1,83 |
108,6 |
96,0 |
1,88 |
97,0 |
108,2 |
1,90 |
97,0 |
97,5 |
Frankreich |
4,39 |
66,7 |
100,0 |
4,91 |
75,8 |
91,5 |
2,70 |
80,3 |
99,1 |
4,23 |
68,7 |
98,6 |
Italien |
2,25 |
85,6 |
91,2 |
4,73 |
86,9 |
89,2 |
5,91 |
75,9 |
91,2 |
3,14 |
86,5 |
92,2 |
Zypern |
0,01 |
724,3 |
82,0 |
0,01 |
150,3 |
115,0 |
0,00 |
31,9 |
66,4 |
0,01 |
235,4 |
85,0 |
Lettland |
0,03 |
707,7 |
115,5 |
0,06 |
585,0 |
107,9 |
0,07 |
144,7 |
94,2 |
0,04 |
382,5 |
109,7 |
Litauen |
0,05 |
403,0 |
81,5 |
0,13 |
648,4 |
115,3 |
0,20 |
398,3 |
109,0 |
0,08 |
457,7 |
97,3 |
Luxemburg |
0,33 |
344,9 |
142,1 |
0,33 |
78,1 |
90,6 |
0,11 |
107,1 |
80,2 |
0,30 |
220,7 |
126,5 |
Ungarn |
1,12 |
194,0 |
98,5 |
0,51 |
177,5 |
99,3 |
0,56 |
102,5 |
90,4 |
0,95 |
176,4 |
96,7 |
Malta |
0,04 |
59,8 |
81,6 |
0,01 |
56,7 |
80,4 |
0,02 |
61,0 |
115,4 |
0,03 |
57,7 |
82,2 |
Niederlande |
3,15 |
102,9 |
107,2 |
3,44 |
105,2 |
87,5 |
3,67 |
112,9 |
104,3 |
3,26 |
105,0 |
103,6 |
Österreich |
0,97 |
100,2 |
85,2 |
2,39 |
93,9 |
94,7 |
1,63 |
97,0 |
96,3 |
1,28 |
102,2 |
91,2 |
Polen |
1,22 |
438,7 |
128,1 |
1,11 |
264,8 |
101,7 |
1,92 |
174,0 |
98,4 |
1,30 |
325,5 |
117,4 |
Portugal |
0,24 |
83,3 |
81,4 |
0,48 |
96,5 |
108,2 |
0,76 |
80,8 |
104,4 |
0,35 |
88,0 |
93,0 |
Rumänien |
0,36 |
916,6 |
191,1 |
0,13 |
338,0 |
96,3 |
0,70 |
141,3 |
93,1 |
0,37 |
384,1 |
144,0 |
Slowenien |
0,52 |
372,5 |
111,7 |
0,50 |
266,8 |
105,2 |
0,66 |
247,0 |
115,9 |
0,54 |
332,1 |
111,5 |
Slowakei |
0,22 |
243,2 |
107,5 |
0,27 |
156,6 |
96,9 |
0,42 |
106,6 |
82,8 |
0,25 |
183,7 |
99,7 |
Finnland |
0,50 |
68,1 |
73,9 |
1,77 |
53,5 |
82,7 |
0,21 |
80,5 |
84,9 |
0,65 |
66,1 |
80,0 |
Schweden |
0,97 |
59,7 |
76,8 |
2,77 |
80,6 |
93,2 |
0,90 |
92,3 |
95,7 |
1,23 |
70,1 |
85,2 |
Großbritannien |
2,38 |
43,8 |
75,0 |
3,10 |
67,2 |
86,5 |
2,49 |
58,8 |
80,0 |
2,50 |
48,3 |
77,8 |
|
|
|
|
|
||||||||
Ländergruppen |
||||||||||||
Gruppe 1 |
26,17 |
78,3 |
92,1 |
41,36 |
94,7 |
97,9 |
25,01 |
89,3 |
94,3 |
28,32 |
83,4 |
94,3 |
Gruppe 2 |
4,79 |
94,8 |
95,1 |
7,50 |
91,7 |
91,8 |
8,87 |
80,7 |
95,4 |
5,77 |
93,2 |
95,5 |
Gruppe 3 |
4,43 |
297,1 |
112,8 |
3,38 |
218,6 |
99,0 |
4,87 |
158,1 |
99,1 |
4,34 |
254,9 |
108,5 |
Gruppe 4 |
0,56 |
343,8 |
135,7 |
0,51 |
281,4 |
95,9 |
1,26 |
159,8 |
95,8 |
0,65 |
266,1 |
117,7 |
Q: Eurostat (Comext), UNO (Comtrade). Einschließlich der Intra-EU-Exporte. Welt: 117 Länder, die 90% des Welthandels abdecken. G1 . . . Gruppe 1 (Belgien, Dänemark, Deutschland, Irland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Finnland, Schweden, Großbritannien), G2 . . . Gruppe 2 (Griechenland, Spanien, Italien, Portugal), G3 . . . Gruppe 3 (Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei, Slowenien), G4 . . . Gruppe 4 (Bulgarien, Zypern, Estland, Lettland, Litauen, Malta, Rumänien). |
||||||||||||
|
Abbildung 2 stellt die
Struktur des Außenhandels der Länder in Gruppe 1 und Österreichs jener der EU 27
gegenüber. Dazu wurden die Weltmarktanteile in den Produktkategorien "komplexe
Produkte und Verfahren" sowie "komplexe Produkte und einfache Verfahren"
in Relation zu jenen der Produktkategorie "einfache Produkte und Verfahren"
gesetzt und diese Zahl am Durchschnitt der EU 27 gemessen, um darzustellen, wie
sich das Produktportfolio von Gruppe 1 und Österreich von jenem der EU 27 unterscheidet
(bei gleicher Struktur hätten die Maßzahlen den Wert 100).
Die Volkswirtschaften der
Gruppe 1 sind demnach stärker als der Durchschnitt der EU 27 auf den Handel mit
komplexeren Industriegütern spezialisiert. Relativ zum EU-Durchschnitt verschlechterte
sich aber die Marktanteilsposition in der Produktkategorie "komplexe Produkte
und Verfahren". Dies war auf die größeren Marktanteilsverluste in dieser Produktkategorie
relativ zu anderen Produktkategorien zurückzuführen, und hier vor allem auf die
drastischen Einbußen einiger großer Volkswirtschaften wie Großbritannien und Frankreich.
Die Entwicklungen im internationalen Handel brachten also eine Veränderung der Spezialisierung
dieser Volkswirtschaften und damit von deren Einbettung in die internationale Wertschöpfungskette
mit sich.
|
Abbildung 2: Struktur
des Außenhandels in den Ländern der Gruppe 1 und in Österreich |
|
Q: Eurostat (Comext), UNO (Comtrade). Einschließlich der Intra-EU-Exporte. Welt: 117
Länder, die 90% des Welthandels abdecken. KK/EE . . . Verhältnis zwischen den
Marktanteilen in den Produktkategorien "komplexe Produkte und Verfahren"
(KK) und "einfache Produkte und Verfahren" (EE), KE/EE . . . Verhältnis
zwischen den Marktanteilen in den Produktkategorien "einfache Produkte und
komplexe Verfahren" (KE) und "einfache Produkte und Verfahren"
(EE; siehe Kasten "Klassifikation der Produkte nach technologischem Komplexitätsgrad
nach Rycroft – Kash (1999)"). Gruppe 1: Belgien, Dänemark, Deutschland, Irland, Frankreich,
Niederlande, Österreich, Finnland, Schweden, Großbritannien. |
|
In Österreich (in Gruppe
1) war hingegen eine gegenteilige Entwicklung zu beobachten.
Einerseits unterscheidet sich die Einbettung Österreichs in die Haupthandelsströme
von jener der meisten anderen Länder der Gruppe 1: Im Vergleich mit den Referenzländern
in Gruppe 1 exportiert Österreichs Wirtschaft überdurchschnittlich stark in der
Produktkategorie "einfache Produkte und Verfahren", während das Verhältnis
zwischen den Produktkategorien "einfache Produkte mit komplexen Verfahren"
und "einfache Produkte und Verfahren" dem Durchschnitt der Gruppe 1 entspricht.
In diesen beiden Produktkategorien verlor Österreich aber Marktanteile, sodass sich
die Zusammensetzung des Exportportfolios stärker zur Produktkategorie "komplexe
Produkte und Verfahren" hin verschob. In dieser Kategorie blieb der Marktanteil
zwischen 1999 und 2009 unverändert. Das Handelsvolumen in dieser Produktkategorie
war auch am höchsten (1999: 15,9 Mrd. €, 2009: 20,3 Mrd. €).
Die oben diskutierte Entwicklung
erhöht in einkommensstarken Ländern den Druck auf Unternehmen, ihre Produktion anzupassen
und in andere Qualitätssegmente des Marktes zu verlagern (Sutton – Trefler, 2011) oder aber mehr in Forschung und Entwicklung
zu investieren und damit ihre Innovationsleistung zu erhöhen (Reinstaller – Unterlass, 2012B, in diesem Heft).
Im Folgenden wird ein Set
von Strukturvariablen für die Außenwirtschaft präsentiert, das die Entwicklungen
auf Branchenebene widerspiegelt. Dieses Variablenset erlaubt eine Beurteilung des
Strukturwandels der österreichischen Exportwirtschaft im internationalen Vergleich.
Dabei werden in Anlehnung an Janger et al.
(2011) Variable für den Strukturwandel zwischen Branchen und solche für den Strukturwandel
innerhalb von Branchen unterschieden. In die erste Gruppe fällt etwa die Entwicklung
des Exportanteils zukunftsorientierter Branchentypen (technologieorientierte Branchen).
Der Strukturwandel innerhalb von Branchen wird anhand des Exportanteils nach Preissegmenten
analysiert.
Rückschlüsse auf die Spezialisierung
der Exportwirtschaft eines Landes können anhand von Außenhandelsstatistiken gezogen
werden. Deren Daten werden im Folgenden aufgrund von drei WIFO-Taxonomien in Branchengruppen
nach dem Faktoreinsatz, den Qualifikationsanforderungen und der Intensität des Qualitätswettbewerbes
gegliedert (siehe Kasten "WIFO-Taxonomien"). Angesichts der Herausforderungen
an die österreichische Wirtschaft und des relativ hohen Einkommensniveaus wäre ein
Wandel hin zu zukunftsorientierten Branchentypen von Vorteil (technologieorientierte
Branchen, Branchen mit hohen Anforderungen an die Qualifikation des Humankapitals
oder Branchen, welche von Qualitätswettbewerb dominiert werden).
|
Abbildung 3: Entwicklung
der österreichischen Exportanteile im Vergleich zur EU 27 |
Taxonomie nach
dem Faktoreinsatz |
|
Q: Eurostat. EU 27 einschließlich Intra-EU-Handel. |
|
|
WIFO-Taxonomien |
Die hier verwendeten
WIFO-Taxonomien gliedern die Branchen der Sachgütererzeugung aufgrund des Faktoreinsatzes,
der Anforderungen an die Qualifikation des Humankapitals sowie der Intensität
des Qualitätswettbewerbes. Faktoreinsatz Die Gliederung nach
dem Faktoreinsatz (Peneder, 2001B) unterscheidet
arbeits- oder kapitalintensive Branchen, marketing- oder technologieorientierte
sowie die traditionellen Sachgüterbranchen, in denen keiner der Produktionsfaktoren
vorrangig eingesetzt wird (Peneder,
2008). Die Zuordnung erfolgte mit einer Clusteranalyse, für den Prozess wurden
Daten aus den USA über Löhne und Gehälter, Investitionen in materielle Güter sowie
Ausgaben für Marketing oder Forschung und Entwicklung verwendet (Peneder, 2001B). Humankapital Die WIFO-Taxonomie nach
den Qualifikationsanforderungen an das Humankapital sieht vier Kategorien vor
(Peneder, 2001B): Branchen mit hohen
Qualifikationsanforderungen, mit mittleren Qualifikationsanforderungen – unterteilt in Branchen, die vorwiegend Arbeiter
und Arbeiterinnen beschäftigen, und solche, die vorwiegend Angestellte einsetzen
– und Branchen mit geringen Anforderungen an die
Qualifikation des eingesetzten Humankapitals (Peneder, 2008). Für die Erstellung dieser Klassifikation wurden OECD-Daten
zu den Anteilen der Beschäftigten je Berufsklasse verwendet (Peneder, 2001B). Qualitätswettbewerb Die WIFO-Taxonomie (Aiginger, 2000) nach der Intensität des
Qualitätswettbewerbes ("Revealed Quality Elasticity") unterscheidet
drei Kategorien: intensiver, mittlerer oder schwacher Qualitätswettbewerb. Als
Indikator für den Qualitätswettbewerb dient die Relation zwischen den relativen
Außenhandelspreisen im Export und im Import (gemessen an Unit Values) und den
relativen exportierten und importierten Mengen. In Branchen, die vom Qualitätswettbewerb
dominiert sind, weisen diese Netto-Außenhandelspreise und die Netto-Außenhandelsmengen
am häufigsten dasselbe Vorzeichen auf (Aiginger,
2000). |
|
Wie die Entwicklung der
Exportanteile der Branchentypen nach dem Faktoreinsatz zeigt, ist die österreichische
Exportwirtschaft weiterhin vornehmlich auf traditionelle Branchensegmente[b]) spezialisiert (2011: 28,3% der Gesamtexporte)[c]). Technologieorientierte Branchen haben ein geringeres
Gewicht (2011: 24,6%), wenngleich ihr Anteil zwischen 2000 und 2005 kurzfristig
über jenem der traditionellen Branchen lag (Abbildung 3). Im Vergleich mit dem Durchschnitt
der EU 27 zeigt sich daher weiterhin ein Strukturdefizit im Warenexport, insbesondere
in Bezug auf technologieintensive Branchen. Die Technologielücke (Peneder, 2008) besteht also weiterhin (Abbildung
4). Gemessen an den absoluten Werten erzielte aber auch die Gruppe der technologieintensiven
Branchen eine durchschnittliche jährliche Zuwachsrate von 5,9%, die nominelle Warenausfuhr
verdoppelte sich somit zwischen 1999 und 2011 beinahe.
Gemessen an den Indikatoren
zur Exportspezialisierung relativ zur EU 27 zeigt sich auch in den durch hohen Qualitätswettbewerb
charakterisierten Branchen sowie in jenen mit hohen Anforderungen an das Humankapital
2011 eine Lücke (Übersicht 2: niedrigerer Exportanteil, negativer RCA-Wert)[d]). Die Handelsbilanz wies jedoch in beiden Branchentypen
seit 2002 einen Überschuss auf, in der zweiten Gruppe sogar mit stetig steigender
Tendenz. Die Handelsbilanz der technologieintensiven Branchen ist negativ, wenn
auch wesentlich schwächer als 1999.
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Übersicht 2: Österreichs
Außenhandelsperformance im Vergleich zur EU 27 nach unterschiedlichen WIFO-Taxonomien |
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Österreich |
EU 27 |
Österreich |
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2011 |
2010 |
2011 |
1999 |
|||||||||
Handels- |
RCA-Wert1) |
Anteile in % |
Anteile der
BRIC2) |
Marktanteile am Weltexport in % |
Anteile in % |
Anteile der
BRIC2) |
Handelsbilanz in Mio. € |
RCA-Wert1) |
Anteile in % |
Anteile der
BRIC2) |
Marktanteile am Weltexport in % |
|
Faktoreinsatz |
||||||||||||
Traditionelle Sachgüterbranchen |
3.430 |
0,256 |
28,3 |
2,46 |
1,64 |
21,9 |
2,26 |
1.097 |
0,265 |
29,0 |
0,91 |
1,66 |
Arbeitsintensiv |
726 |
0,408 |
13,4 |
0,86 |
1,32 |
8,9 |
0,68 |
–50 |
0,323 |
15,8 |
0,22 |
1,37 |
Kapitalintensiv |
–6.906 |
–0,200 |
20,0 |
0,67 |
1,11 |
24,4 |
1,45 |
–1.656 |
–0,028 |
17,4 |
0,16 |
1,08 |
Marketingorientiert |
–172 |
0,072 |
13,7 |
0,51 |
1,32 |
12,7 |
0,62 |
–866 |
–0,069 |
12,1 |
0,17 |
1,16 |
Technologieorientiert |
–1.680 |
–0,263 |
24,6 |
1,93 |
0,95 |
32,0 |
2,56 |
–4.965 |
–0,323 |
25,6 |
0,62 |
0,77 |
|
||||||||||||
Humankapital |
||||||||||||
Niedrige Qualifikation |
–2.717 |
0,122 |
28,4 |
1,13 |
1,25 |
25,1 |
1,32 |
–1.563 |
0,039 |
25,7 |
0,28 |
1,16 |
Mittlere Qualifikation (Arbeiter und Arbeiterinnen) |
2.140 |
0,262 |
26,3 |
1,01 |
1,65 |
20,2 |
1,67 |
665 |
0,302 |
29,9 |
0,30 |
1,66 |
Mittlere Qualifikation (Angestellte) |
–7.117 |
–0,307 |
23,7 |
1,32 |
0,86 |
32,2 |
2,13 |
–4.801 |
–0,226 |
24,0 |
0,62 |
0,83 |
Hohe Qualifikation |
3.092 |
–0,035 |
21,6 |
2,96 |
1,33 |
22,4 |
2,45 |
–743 |
–0,123 |
20,5 |
0,86 |
1,04 |
|
||||||||||||
Qualitätswettbewerb |
||||||||||||
Schwacher Qualitätswettbewerb |
–2.110 |
0,085 |
29,2 |
1,12 |
1,20 |
26,8 |
1,64 |
–518 |
0,142 |
28,2 |
0,38 |
1,28 |
Mittlerer Qualitätswettbewerb |
–4.392 |
–0,065 |
25,2 |
1,45 |
1,07 |
26,9 |
1,51 |
–3.449 |
–0,066 |
25,8 |
0,38 |
0,90 |
Intensiver Qualitätswettbewerb |
1.900 |
–0,015 |
45,6 |
3,86 |
1,34 |
46,3 |
4,42 |
–2.473 |
–0,042 |
46,0 |
1,32 |
1,20 |
|
||||||||||||
Sachgütererzeugung insgesamt |
–4.603 |
. |
100,0 |
6,43 |
1,23 |
100,0 |
7,57 |
–6.441 |
. |
100,0 |
2,07 |
1,12 |
Q: Eurostat; Marktanteile: UNO; WIFO-Berechnungen.
EU 27 einschließlich Intra-EU-Handel. –
1) RCA-Wert: Marktanteil eines Branchentyps in Österreich am Export
der EU 27 im Verhältnis zum Marktanteil der gesamten österreichischen Sachgütererzeugung
am Export der EU 27. –- 2)
Brasilien, Russland, Indien, China. –
3) Anteile der Exporte in die BRIC am Gesamtexport der Sachgütererzeugung.
|
||||||||||||
|
Nach Österreichs EU-Beitritt sowie den beiden EU-Osterweiterungsrunden profitierte die österreichische Exportwirtschaft vom Prozess der europäischen Integration. Trotz oder gerade wegen dieser beachtlichen Internationalisierungserfolge ist sie weiterhin stark auf Europa fokussiert. 2011 gingen noch immer fast 70% aller österreichischen Warenexporte in die EU 27 – allein 31,2% entfielen weiterhin auf Deutschland, den mit Abstand wichtigsten Exporthandelspartner Österreichs; mehr als 80% der Ausfuhr verblieben in Europa. Aiginger (2008) bezeichnet diese Entwicklung als "nahe Globalisierung", Breuss (2009) sogar als "Mini-Globalisierung", da Österreichs Exporteure ihren Aktionsradius weniger stark auf Überseeländer, insbesondere aufstrebende Schwellenländer ausdehnten als etwa jene in der Schweiz. Dennoch stieg der Anteil der Warenexporte in die BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China) am gesamten österreichischen Export allein in den letzten fünf Jahren von 4% auf 6,3%, vor 1999 hatte er nur 2% betragen. Allerdings liegt er noch immer unter dem Durchschnitt der EU 27 von 7,6% (2011). Dies deutet auf weitere Steigerungspotentiale hin.
|
Abbildung 4: Entwicklung
der Handelsbilanz zukunftsorientierter Branchen in Österreich |
|
Q: Eurostat. |
|
Eine stärkere regionale
Diversifikation und somit ein weiterer Strukturwandel zu dynamischen, wenn auch
weiter entfernten Märkten sind wünschenswert. Insbesondere Branchen mit hohen Anforderungen
an die Qualifikation der Arbeitskräfte leisten einen hohen Beitrag zum BRIC-Export
(fast 3% aller österreichischen Exporte der Sachgütererzeugung; Übersicht 2). In
der Branchengruppe mit intensivem Qualitätswettbewerb betrug der Anteil der BRIC-Länder
2011 sogar 3,9%; das gesamte Exportvolumen dieser Branchengruppe ist aber deutlich
höher als in der Gruppe mit hohen Qualifikationsanforderungen.
Die Gruppe der technologieorientierten
Branchen schneidet gemessen am Marktanteil am Weltexport unterdurchschnittlich ab
(2010: 0,95%; Übersicht 2). Auch hier weisen die Branchen mit hohen Qualifikationsanforderungen
und mit Dominanz des Qualitätswettbewerbes bessere Ergebnisse auf.
Unter den 27 EU-Ländern
wiesen aber überwiegend nur neue EU-Länder eine überdurchschnittliche Entwicklung
der Marktanteile im Zeitraum 1999/2010 auf. In der EU 15 verzeichnete nur Belgien
stärkere Marktanteilsgewinne als Österreich (Abbildung 5).
Neben der relativ günstigeren
Marktanteilsentwicklung der technologieorientierten Branchen weist auch die gute
Gesamtentwicklung der österreichischen Exportindustrie[e]) auf eine gute Wettbewerbsfähigkeit hin. Diese
überdurchschnittliche Gesamtentwicklung trotz der aufgezeigten Strukturdefizite
(Verteilung zwischen den Branchentypen) könnte auf eine Spezialisierung auf höherwertige
Produktsegmente innerhalb der bestehenden Industriestruktur zurückgehen.
|
Abbildung 5: Entwicklung
der Marktanteile technologieorientierter Branchen am Weltexport im internationalen
Vergleich |
|
Q: UNO, WIFO-Berechnungen. EU 27 einschließlich
Intra-EU-Handel. |
|
Der intrasektorale Strukturwandel,
d. h. ein Upgrading der Qualität innerhalb von Branchen kann an der Spezialisierung
der Exporte auf Preissegmente gemessen werden (Position auf der Qualitätsleiter;
siehe Kasten "Methode zur Berechnung der Preissegmente"). Ein hoher Exportanteil
der Produkte im Hochpreissegment wird als Indikator für hohe Produktqualität interpretiert.
|
Methode zur Berechnung der Preissegmente |
Zur Analyse des intrasektoralen
Upgradings wurden für ausgewählte Zeitpunkte (1999, 2007, 2009, 2010) Preissegmente
anhand der NACE-Sechssteller berechnet. Basis waren Mengen- und Wertinformationen
zum bilateralen Außenhandel aller 27 EU-Länder. Sofern beide Informationen (Mengen
und Werte) verfügbar waren und einen Schwellenwert überstiegen (Exportwert: 10.000
€, Exportmengen: 2 t), wurden Export-Unit-Values (Verhältnis Wert zu Menge) errechnet.
Für alle NACE-Sechssteller wurden dann das 33,3%- und das 66,7%-Quantil der Verteilung
aller Unit Values aller 27 EU-Länder als Schwellenwerte für die Einteilung in
drei Preissegmente (oberes, mittleres und unteres Segment) herangezogen. Somit
sind diese Schranken für alle 27 EU-Länder gleich, sie wurden aber für jedes der
vier Jahre neu berechnet. Anhand dieser je Jahr ermittelten Schranken wurde jeder
bilaterale Exportwert (NACE-Sechssteller) einem der drei Preissegmente zugeordnet.
Anschließend wurden die Werte aggregiert und als Anteile an den gesamten Exportwerten
dargestellt. |
|
Mehr als die Hälfte der
Exporte technologieorientierter Branchen waren 2010 in Österreich dem oberen Preissegment
zuzuordnen, lediglich 11% entfielen auf das untere Preissegment. Zwischen 1999 und
2010 nahm zudem das Gewicht des Hochpreissegments zu, nur 2007 wurde ein Rückgang
ausgewiesen (Abbildung 6). Der Anteil des oberen Preissegments am Export technologieorientierter
Branchen war 2010 zudem in Österreich höher als im Durchschnitt der EU 27, jener
des unteren Preissegments niedriger. Das Hochpreissegment hatte zudem das größte
Gewicht im Export der technologieorientierten Branchen, der Anteil lag somit auch
deutlich über dem Durchschnitt der gesamten Exporte der Sachgütererzeugung (2010:
37,4%).
|
Abbildung 6: Qualität
der Exportgüter technologieorientierter Branchen in Österreich |
|
Q: Eurostat, WIFO-Berechnungen. EU 27 einschließlich
Intra-EU-Handel. |
|
|
Abbildung 7: Entwicklung
der Qualität der Exportgüter technologieorientierter Branchen |
Oberes Preissegment |
|
Q: Eurostat, WIFO-Berechnungen. EU 27, G1 bis
G4, INNO und KLEIN einschließlich Intra-EU-Handel. INNO . . . Innovation Leaders
(Dänemark, Finnland, Deutschland, Schweden), KLEIN . . . kleine Volkswirtschaften
(Belgien, Dänemark, Finnland, Niederlande, Schweden), G1 . . . Gruppe 1 (Belgien,
Dänemark, Deutschland, Irland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Finnland,
Schweden, Großbritannien), G2 . . . Gruppe 2 (Griechenland, Spanien, Italien,
Zypern, Luxemburg, Portugal), G3 . . . Gruppe 3 (Tschechien, Ungarn, Malta, Polen,
Slowakei, Slowenien), G4 . . . Gruppe 4 (Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen,
Rumänien). |
|
Ähnlich ergibt sich für
die Branchen mit hohen Qualifikationsanforderungen an die Arbeitskräfte der höchste
Anteil im Hochpreissegment (2010: 45,9%), hier allerdings unter dem Durchschnitt
der EU 27 (46,1%) sowie unter jenem der "Innovations Leaders" (51,3%)
und der anderen kleinen Volkswirtschaften (52,5%)[f]). Auch in den Branchen mit intensivem Qualitätswettbewerb
weisen die Exporte im Hochpreissegment den höchsten Anteil auf (2010: 50,8%). Somit
dürfte der Export in Österreich gerade in den zukunftsorientierten Branchentypen
von überdurchschnittlicher Produktqualität sein.
Neben dem Durchschnitt
der EU 27 weisen auch die Gruppe der anderen kleinen Volkswirtschaften sowie die
Innovation Leaders einen geringeren Anteil des Hochpreissegments am Export der technologieorientierten
Branchen auf als Österreich (Abbildung 7). Im Durchschnitt der Gruppe 1 (Länder
mit überdurchschnittlichem BIP pro Kopf und Spezialisierung auf wissensintensive
Branchen) bleibt der Anteil des Hochpreissegments ebenfalls unter dem österreichischen
Wert. Nur der Anstieg des Anteils des Hochpreissegments am Export der technologieorientierten
Branchen 1999/2009 war in der Gruppe der anderen kleinen Volkswirtschaften etwas
höher als in Österreich.
Wie die Analyse der Entwicklung
der Hauptwarenströme der Weltwirtschaft auf der Grundlage von Produkttypen zeigt,
geriet die Position der Industrieländer zwischen 1999 und 2009 durch die rasche
Expansion Chinas vor allem auch im Handel mit komplexen Produkten, die in komplexen
Verfahren hergestellt werden, unter Druck. Die EU, die USA und Japan verloren im
Handel mit Industriegütern insgesamt, insbesondere aber in dieser Produktklasse
Weltmarktanteile. Die Einbußen waren teilweise drastisch und spiegeln eine tiefgreifende
Strukturveränderung in der internationalen Arbeitsteilung wider.
Dieser Strukturwandel ist
durch eine Verlagerung von Weltmarktanteilen zu Volkswirtschaften gekennzeichnet,
die sich in einem wirtschaftlichen und technologischen Aufholprozess befinden. Innerhalb
der EU gewannen vor allem die neuen EU-Länder Weltmarktanteile; zwischen den großen
Wirtschaftsräumen weltweit stieg in erster Linie der Anteil Chinas, aber auch anderer
BRIC-Länder. Eine Ausnahme bildet Deutschland, dessen Position sich zwischen 1999
und 2009 in allen Produktkategorien verbesserte. Insgesamt erhöht diese Entwicklung
den Druck auf die einkommensstarken Volkswirtschaften, die eigenen Exporte stärker
zu differenzieren bzw. deren Qualität zu erhöhen.
Die Entwicklung der österreichischen
Exportwirtschaft ist weniger durch Diversifikation der geographischen Märkte oder
Branchen, sondern durch Qualitätssteigerung entlang von Qualitätsleitern innerhalb
der Branchen bestimmt. Der Exportsektor ist weiterhin auf traditionelle Branchensegmente
spezialisiert. Die Exportanteile der technologieintensiven Branchen liegen nach
wie vor unter dem EU-Durchschnitt. Andererseits zeigen die Daten eine Spezialisierung
innerhalb der bestehenden Industriestruktur auf höherwertige Produktsegmente.
Die Ergebnisse von Reinstaller – Unterlass (2012B, in diesem Heft) legen die Vermutung nahe,
dass diese Positionierung österreichischer Unternehmen am oberen Ende der Qualitätsleiter
vor allem durch die starke Ausweitung der F&E-Ausgaben in den vergangenen zehn
Jahren getragen war. Dieser Umstand kann die insgesamt günstige Entwicklung der
österreichischen Exportwirtschaft erklären. Mittelfristig könnte diese Strategie
aber abnehmende Erträge bringen, sodass sich die Wettbewerbsfähigkeit im Export
verschlechtert. Eine forcierte Diversifikation der österreichischen Wirtschaftsstruktur
wie auch eine intensivere Bearbeitung von dynamischen Märkten und somit eine geographische
Diversifikation könnten daher die Leistungsfähigkeit der österreichischen Wirtschaftsstruktur
langfristig stärken (vgl. Saviotti – Frenken, 2008) und wären daher wünschenswert.
Aiginger, K., "Europe's
Position in Quality Competition", DG Enterprise Working Paper, Europäische
Kommission, Brüssel, 2000.
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für Wirtschaft und Arbeit, Das österreichische Außenwirtschaftsleitbild. Globalisierung
gestalten – Erfolg durch Offenheit und
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Wirtschaft und die Ostöffnung 1989 bis 2009, Schumpeter Gesellschaft, Böhlau-Verlag,
Wien–Köln–Weimar,
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Hallak,
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|
Changes in the Export Structure in
Austria and the EU – Summary |
In the past decade trade in manufactured
goods has experienced a rise in developing economies. China especially has seen
its world market share in the trade of complex industrial products rising dramatically,
whereas those of some industrialised economies have fallen. In this product category
world market shares of the EU 27 countries have declined less drastically than
those of the USA or Japan, the result, in part, of a reallocation of market shares
within the EU away from major industrialised countries such as the UK towards
new member countries. These developments have put pressure on exporters in important
industrialised countries to ascend the quality ladder and diversify their exports
into new markets and technology-driven industries. In Austria, the emphasis was
more on upgrading along the quality ladder than on diversification into new markets
or into technology-driven industries. Export shares of these industries in Austria
remain below the EU average. |
|
[a]) Die Klassifikation entsprechend dem technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungsniveau der Volkswirtschaften geht auf Reinstaller - Unterlass (2011) zurück und wurde von Janger et al. (2011) erweitert. Gruppe 1: Länder mit überdurchschnittlichem BIP pro Kopf und Spezialisierung auf wissensintensive Branchen (Belgien, Dänemark, Deutschland, Irland, Frankreich, Niederlande, Österreich, Finnland, Schweden, Großbritannien); Gruppe 2: Länder mit überdurchschnittlichem BIP pro Kopf und Spezialisierung auf weniger wissensintensive Branchen (Griechenland, Spanien, Italien, Zypern, Luxemburg, Portugal); Gruppe 3: Länder mit unterdurchschnittlichem BIP pro Kopf und Spezialisierung auf wissensintensive Branchen (Tschechien, Ungarn, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien); Gruppe 4: Länder mit unterdurchschnittlichem BIP pro Kopf und Spezialisierung auf weniger wissensintensive Branchen (Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien). Eine ausführliche Diskussion der Ländergruppen findet sich in Janger (2012) in diesem Heft.
[b]) Janger (2012, in diesem Heft) bezeichnet diese Gruppe auch als "ausgewogene Branchen", da sie die vier Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital, Marketing und F&E in ähnlichem Ausmaß einsetzen.
[c]) Die Berechnungen basieren (mit Ausnahme des Weltmarktanteils) auf den Daten von Eurostat, um die Vergleichbarkeit mit der Analyse nach Preissegmenten zu gewährleisten.
[d]) Marktanteil eines Branchentyps in Österreich am Export der EU 27 im Verhältnis zum Marktanteil der gesamten österreichischen Sachgütererzeugung am Export der EU 27.
[e]) Gemäß Eurostat-Daten wuchs der österreichische Warenexport im Durchschnitt 1999/2011 um 6,2% p. a. Unter den Ländern der EU 15 erzielten nur die Niederlande und Deutschland sowie die aufholenden Länder Spanien und Griechenland höhere Zuwachsraten.
[f]) Als "Innovation Leaders" werden hier die Länder bezeichnet, die im Innovation Scoreboard der EU führend sind (Dänemark, Deutschland, Finnland, Schweden). Die Gruppe der anderen kleinen offenen Volkswirtschaften bilden Belgien, Dänemark, Finnland, die Niederlande und Schweden.