Schlüsselindikatoren zu
Klimawandel und Energiewirtschaft und Ansätze zur Messung der biologischen Vielfalt
Das WIFO setzt mit diesem
Beitrag seine Berichterstattung über Schlüsselindikatoren zu Klimawandel und Energiewirtschaft
in Österreich mit dem Datenstand 2009 fort. Die Indikatoren spiegeln den Einfluss
der Wirtschaftskrise 2008/09 auf Treibhausgasemissionen, Energieeinsatz und -verbrauch
wider. So sanken die klimarelevanten Treibhausgasemissionen 2009 markant um 7,9%.
Während das BIP um 3,9% schrumpfte, nahm der gesamte Bruttoinlandsverbrauch an Kohle,
Mineralöl, Gas und erneuerbaren Energieträgern 2009 im Vorjahresvergleich um 5%
ab; der Einsatz erneuerbarer Energieträger erhöhte sich zugleich um 2,9%. In Österreich
waren hauptsächlich die energieintensive Industrieproduktion und der Güterverkehr
von der internationalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise betroffen. Einen umweltpolitischen
Schwerpunkt bilden vor dem Hintergrund des von der UNO proklamierten "Internationalen
Jahres der Biodiversität 2010" das Thema "biologische Vielfalt" und
Ansätze zur Messung von Biodiversität.
Begutachtung: Michael Böheim
• Wissenschaftliche Assistenz: Katharina Köberl• E-Mail-Adressen: Claudia.Kettner@wifo.ac.at, Daniela.Kletzan-Slamanig@wifo.ac.at, Angela.Koeppl@wifo.ac.at, Kurt.Kratena@wifo.ac.at, Ina.Meyer@wifo.ac.at, Franz.Sinabell@wifo.ac.at
INHALT
Klima- und energierelevante
Schlüsselindikatoren
Überlegungen zur Messung und Bewertung von
biologischer Vielfalt
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
Abbildung 1: Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Österreich und Kyoto-Ziel
Abbildung 2: Verursacher der Treibhausgasemissionen in Österreich
Abbildung 3: Entwicklung der Treibhausgasemissionen im Vergleich zum BIP
Abbildung 4: Treibhausgasemissionen pro Kopf der Bevölkerung in der EU
Abbildung 5: Treibhausgasintensität gemessen am BIP in der EU
Abbildung 6: CO2-Emissionen, Energieverbrauch und Wertschöpfung der
Industrie
Abbildung 7: CO2-Emissionen, Energieverbrauch der Haushalte und
Heizgradtage
Abbildung 9: Bruttoinlandsverbrauch nach Energieträgern in Österreich
Abbildung 10: Bruttoinlandsverbrauch an erneuerbaren Energieträgern in Österreich
Abbildung 11: CO2-Emissionen des Verkehrssektors
Abbildung 12: Entwicklung der CO2-Emissionen des Verkehrssektors im
Vergleich zum BIP
Abbildung 13: Stickstoffbilanz und Einsatz von mineralischem Dünger
Abbildung 14: Produktion von wirtschaftlich nutzbarer Biomasse in der Landwirtschaft
Die jährlich vom WIFO vorgelegten
Schlüsselindikatoren zu Klimawandel und Energiewirtschaft für Österreich geben Auskunft
über relevante Entwicklungen im Zusammenhang mit ökonomischen Trends und umweltpolitischen
Maßnahmen, um das Bewusstsein für die klima- und energierelevanten Auswirkungen
von Wirtschaftsaktivitäten zu schärfen (Kletzan
et al., 2008, Kletzan-Slamanig et al.,
2009, Kettner et al., 2010). Nach einer
mäßigen Abnahme im Vorjahr sanken die klimarelevanten Treibhausgasemissionen 2009
markant (–7,9%). Dies war auf eine deutliche Abnahme des Energieverbrauchs
wegen des Konjunktureinbruchs 2008/09 insbesondere in der Industrie und im Güterverkehr
zurückzuführen. Der reale Nettoproduktionswert der Sachgütererzeugung blieb 2009
um 14,3% unter dem Vorjahresniveau (Scheiblecker
et al., 2011). Der Trend eines kräftigen Rückgangs der Treibhausgasemissionen
und vor allem der CO2-Emissionen war 2009 in ganz Europa zu beobachten.
Laut European Environment Agency (2011)
war der Rückgang der klimarelevanten Emissionen in der EU nicht nur auf die Rezession
zurückzuführen, sondern auch auf die deutliche Zunahme der Nutzung von erneuerbarer
Energie.
Im Mai 2011 veröffentlichte
die Internationale Energieagentur erste Bilanzen über die weltweite Entwicklung
der Treibhausgasemissionen im Jahr 2010[a]). Diese weisen mit +1,6 Gigatonnen gegenüber dem
Vorjahr den bisher höchsten Anstieg seit Beginn der Messungen aus (weltweiter Ausstoß
30,6 Gigatonnen). Die schwere Rezession hatte somit nur einen kurzfristigen dämpfenden
Effekt auf die Entwicklung der Treibhausgasemissionen. Die offizielle Gesamtbilanz
der Emissionen in Österreich im Jahr 2010 wird erst im Jänner 2012 vorliegen. Für
den Teilbereich der im EU-Emissionshandel (Emission Trading System – ETS) regulierten Anlagen sind bereits Daten für
das Jahr 2010 verfügbar. Der starke Rückgang der Industrieproduktion im Jahr 2009
schlug sich in einer Abnahme der CO2-Emissionen der im EU-ETS enthaltenen
Anlagen um 14,9% nieder. 2010 nahmen die CO2-Emissionen mit der Erholung
der Wirtschaft wieder um 13,3% zu, blieben aber noch um 1,2 Mio. t unter dem Wert
von 2008.
Das Schwerpunktthema dieser
Ausgabe widmet sich der biologischen Vielfalt (Biodiversität) und bezieht sich damit
rückblickend auf das von der UNO für 2010 ausgerufene "Internationale Jahr
der biologischen Vielfalt" sowie auf die ebenfalls von der UNO ausgerufene
"Dekade der Biodiversität" 2011 bis 2020.
Die "Dekade der Biodiversität"
verfolgt das Programmziel, den Schutz weltweit bedrohter Tier- und Pflanzenarten
zu verbessern und so die genetische Artenvielfalt und die Funktionsfähigkeit von
Ökosystemen zu erhalten. Der Mensch hinterlässt durch seine Wirtschaftsweise einen
wachsenden ökologischen Fußabdruck im Sinne physischer Umweltwirkungen von Produktion
und Konsum (Wackernagel et al., 2002).
Dies bringt einen Verlust der biologischen Vielfalt in bisher ungekannter Geschwindigkeit
mit sich. Zur Bedeutung der biologischen Vielfalt für die Funktionsfähigkeit von
Ökosystemen und für die Wohlfahrt und wirtschaftliche Entwicklung des Menschen liegen
mehrere Studien vor (einen Überblick gibt die Europäische Kommission, 2008). So liefern die natürlichen Ökosysteme
Dienstleistungen auf der Basis von Nahrungsmitteln, Holz, Wasser, Energie und schützen
vor Bodenerosion und Überschwemmungen. Darüber hinaus sind Ökosysteme Produzenten
von Arzneimitteln und übernehmen eine Senkenfunktion für die Aufnahme von Abfällen
einschließlich des Kohlenstoffs. Das Ziel der Bemühungen zum Schutz der Biodiversität
ist es, den weltweiten Verlust an Arten und Lebensräumen deutlich zu verlangsamen
(vgl. auch die Millennium-Entwicklungsziele der UNO)[b]). Das bestehende Ökosystem hat sich in Abhängigkeit
von den klimatischen Voraussetzungen entwickelt und reagiert daher sehr sensibel
auf den Klimawandel.
Die Emissionen klimarelevanter
Treibhausgase (Kohlenstoffdioxid, Methan, Lachgas, Schwefelhexafluorid und Fluorkohlenwasserstoffe)
betrugen in Österreich im Jahr 1990, das als Basis für die Berechnungen des Kyoto-Ziels
dient, 78,2 Mio. t CO2-Äquivalente. Sie hatten in den 1990er-Jahren und
Anfang der 2000er-Jahre steigende Tendenz und erreichten 2005 mit 92,9 Mio. t CO2-Äquivalenten
ihren Höchstwert. Seitdem ist der Ausstoß an Treibhausgasemissionen rückläufig.
Mit 80,1 Mio. t blieben sie 2009 krisenbedingt um 7,9% unter dem Vorjahresniveau.
Die Entwicklung der CO2-Emissionen verläuft ähnlich, da diese über 80%
der gesamten Treibhausgase ausmachen.
Die Zielvorgabe für Österreich
gemäß dem Kyoto-Protokoll und der EU-Burden-Sharing-Vereinbarung ist, die Treibhausgasemissionen
gegenüber 1990 im Durchschnitt der Jahre 2008/2012 um 13% zu reduzieren; das entspricht
68,8 Mio. t CO2-Äquivalenten pro Jahr. Damit ergibt sich für das Jahr
2009 eine Abweichung von 16,4% vom Zielwert. Da die Emissionen 2008 höher waren
als 2009, beträgt die Zielverfehlung im Durchschnitt 2008/09 21,4%, bzw. 14,8 Mio.
t CO2-Äquivalente pro Jahr. Um diese Lücke zwischen Emissionsausstoß
und Emissionsziel zum Teil zu schließen, werden im Rahmen des österreichischen JI-CDM-Programms
für die Kyoto-Periode 2008/2012 ausländische Emissionsrechte im Ausmaß von 45 Mio.
t CO2-Äquivalenten gesichert. Über die gesamte Verpflichtungsperiode
dürfte sich ein weiterer Fehlbetrag von etwa 30 Mio. t CO2-Äquivalenten
ergeben.
Den größten Anteil am Ausstoß
der Treibhausgasemissionen hatten 2009 die Industrie und das produzierende Gewerbe
(28,1%) sowie der Verkehr (27,0%), an den CO2-Emissionen betrugen die
Anteile sogar 32,9% bzw. 31,6%. Allerdings veränderte sich das Niveau der Emissionen
in der Industrie über den Zeitraum 2000/2009 nicht, während es im Verkehrssektor
um 13% stieg. Die Energieaufbringung verursachte 2009 15,9% der Treibhausgasemissionen;
durch den verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energieträgern verringerten sich
die Emissionen in diesem Bereich seit 1990 um 7,2% (von 13,8 Mio. t auf 12,8 Mio.
t CO2-Äquivalente). Auch im Bereich Raumwärme und Kleinverbrauch (14,1%
der Emissionen) sanken die Emissionen seit 1990 deutlich (–21,5%) auf 11,3 Mio. t CO2-Äquivalente
im Jahr 2009. Die Sektoren Landwirtschaft und Abfallwirtschaft, die hauptsächlich
Methan und Lachgas emittieren, verursachten 2009 9,5% bzw. 2,4% der Emissionen und
verzeichneten seit 1990 ebenfalls einen bedeutenden Rückgang.
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Abbildung 1: Entwicklung
der Treibhausgasemissionen in Österreich und Kyoto-Ziel |
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Q: Umweltbundesamt. |
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Abbildung 2: Verursacher
der Treibhausgasemissionen in Österreich |
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Q: Umweltbundesamt. |
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Zwischen 1990 und 2000
stagnierten die Treibhausgasemissionen in Österreich; erst nach 2000 setzte ein
starker Anstieg ein, der bis 2005 anhielt (Abbildung 3). Seither sind die Treibhausgasemissionen
rückläufig. Seit 1990 sind daher verschiedene Perioden der Entkopplung von BIP-Wachstum
und Entwicklung der Treibhausgasemissionen zu unterscheiden: Von 1990 bis 2000 ergab
sich eine relative Entkopplung, da der Emissionsausstoß bei wachsendem BIP fast
stagnierte bzw. nur sehr wenig zunahm. Hingegen erhöhten sich die Emissionen in
der Periode 2000/2005 etwas stärker als das BIP. Eine absolute Entkopplung zeigt
sich seit 2005, d. h. die Emissionen waren bei steigendem BIP rückläufig. Im Krisenjahr
2009 war der Rückgang der Emissionen größer als der des realen BIP, weil in Österreich
hauptsächlich die Industrieproduktion und der Güterverkehr von der internationalen
Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise betroffen waren. Die einzelnen Sektoren trugen
in sehr unterschiedlichem Ausmaß zu der Gesamtentwicklung bei und weisen auch ein
sehr unterschiedliches Muster der Entkopplung auf (Abbildungen 6 bis 8).
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Abbildung 3: Entwicklung
der Treibhausgasemissionen im Vergleich zum BIP |
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Q: Umweltbundesamt, WIFO-Datenbank. – 1) Auf Basis von Vorjahrespreisen,
Referenzjahr 2000. |
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Abbildung 4: Treibhausgasemissionen
pro Kopf der Bevölkerung in der EU |
2009 |
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Q: Eurostat, UNFCCC, WIFO-Berechnungen. |
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Gemessen an der Bevölkerung
lagen die Treibhausgasemissionen in Österreich 2009 mit 9,6 t CO2-Äquivalenten
pro Kopf unter dem Durchschnitt der EU 15 (11,5 t CO2-Äquivalente), aber
über dem der EU 27 (9,3 t CO2-Äquivalente). Österreich verbesserte sich
gegenüber dem Vorjahr um eine Position auf den 13. Rang. Mit Abstand am höchsten
war der Pro-Kopf-Ausstoß in Luxemburg (23,7 t CO2-Äquivalente) vor Irland
(14 t), am wenigsten in Lettland (4,7 t CO2-Äquivalenten).
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Abbildung 5: Treibhausgasintensität
gemessen am BIP in der EU |
2009 |
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Q: Eurostat, UNFCCC, WIFO-Berechnungen. |
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Abbildung 6: CO2-Emissionen,
Energieverbrauch und Wertschöpfung der Industrie |
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Q: Umweltbundesamt; Statistik Austria, Energiebilanz Österreich 1970-2009; WIFO-Datenbank. – 1) Sachgütererzeugung einschließlich Bergbau zu Herstellungspreisen, Referenzjahr 2000. |
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Die Treibhausgasintensität
(Emissionen je BIP, nominell, zu Kaufkraftparitäten) lagen 2009 in der EU 15 bei
0,36 kg CO2-Äquivalenten je Euro und in der EU 27 bei 0,39 kg CO2-Äquivalenten
je Euro. Österreich hatte hier wie im Vorjahr mit 0,33 kg CO2-Äquivalenten
je Euro den 3. Rang inne. Effizienter wirtschafteten Frankreich (0,31 kg CO2-Äquivalente
je Euro) und Schweden (0,23 kg CO2-Äquivalente je Euro). Die höchste
Emissionsintensität verzeichnete Estland (0,84 kg), im Vorjahr hatte Bulgarien den
letzten Rang innegehabt (0,76 kg).
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Abbildung 7: CO2-Emissionen,
Energieverbrauch der Haushalte und Heizgradtage |
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Q: Umweltbundesamt; Statistik Austria, Energiebilanz
1970-2009; WIFO-Datenbank. |
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Abbildung 8: CO2-Emissionen,
Energieeinsatz und Produktion der öffentlichen Energieversorgungsunternehmen |
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Q: Umweltbundesamt; Statistik Austria, Energiebilanz
1970-2009; WIFO-Datenbank. |
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Die CO2-Emissionen
der Industrie nahmen vor allem in der Periode nach 2000 stark zu (Abbildung 6);
die Wirtschaftskrise hatte 2009 einen Einbruch der Emissionen zur Folge, der etwa
parallel zum Rückgang der realen Wertschöpfung verlief. In der gesamten Periode
1990/2009 erhöhte sich der energetische Endverbrauch der Industrie im Gleichschritt
mit der Wertschöpfung, sodass die Energieeffizienz nur wenig gesteigert wurde. Die
CO2-Emissionen je reale Wertschöpfung sind hingegen seit 1997 rückläufig,
der Verbrauch der Industrie verlagert sich somit zu Energieträgern mit niedrigerem
CO2-Emissionsfaktor ("De-Karbonisierung").
Der Energieverbrauch der
privaten Haushalte (Abbildung 7) stagnierte im Zeitraum 1990/2009 annähernd, während
die CO2-Emissionen (vor allem seit 2001) sanken. Dabei verringerten sich
die Pro-Kopf-Emissionen des Haushaltssektors deutlich. Die Senkung der Emissionen
wurde demnach durch das Bevölkerungswachstum in Österreich teilweise kompensiert.
Das Entwicklungsmuster des energetischen Endverbrauchs korreliert mit jenem der
Heizgradtage.
Der Stromverbrauch entwickelt
sich in Österreich seit 1990 sehr dynamisch, sodass trotz der erheblichen Ausweitung
der heimischen Stromproduktion auch die Nettoimporte seit 2002 stark zunahmen (Abbildung
8). Die CO2-Emissionen des Sektors Energie und Wärme schwanken beträchtlich.
Sie nahmen zwischen 2000 und 2004 kurzfristig deutlich zu und sind seit 2005 wieder
rückläufig. Seit 2005 verringert sich auch der durchschnittliche CO2-Gehalt
des Energieeinsatzes in der Strom- und Wärmeerzeugung rasch. Das ist auch auf den
dynamischen Ausbau der Strom- und Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern
in dieser Periode zurückzuführen.
Der Bruttoinlandsverbrauch
an Kohle, Mineralöl, Gas und erneuerbaren Energieträgern war 2009 mit 1.351 PJ um
28,2% höher als 1990. Mit Ausnahme von Kohle, deren Einsatz in der Periode von 1990/2009
durchschnittlich um 1,7% p. a. von 172 PJ auf 122 PJ verringert wurde, nahm der
Verbrauch aller Energieträger zu. Am stärksten erhöhte sich der Einsatz von Gas
(+38,2%, +1,6% p. a., von 219 PJ auf 303 PJ). Die Verwendung erneuerbarer Energieträger
wurde seit 1990 dynamisch ausgeweitet (+80,9% auf 397 PJ).
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Abbildung 9: Bruttoinlandsverbrauch
nach Energieträgern in Österreich |
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Q: Statistik Austria, Energiebilanz 1970-2009. |
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Im Vorjahresvergleich sank
der Bruttoinlandsverbrauch 2009 um 5%, wobei der größte Rückgang im Bereich der
fossilen Energieträger zu verzeichnen war (Kohle –22,6%,
Mineralöl –5,9%, Gas –4,1%). Der Einsatz erneuerbarer Energieträger stieg
hingegen um 2,9%. Seit 1990 schrumpfte der Anteil der fossilen Energieträger am
gesamten Verbrauch von knapp 80% auf 70,7% 2009, während jener der erneuerbaren
Energieträger von 20% im Jahr 1990 auf 29% im Jahr 2009 stieg.
Bei insgesamt deutlich
gesunkenem Bruttoinlandsverbrauch im Jahr 2009 nahm der Verbrauch an erneuerbaren
Energieträgern um 2,9% zu. Die Wasserkraft machte 2009 mit 36,6% den größten Anteil
innerhalb der erneuerbaren Energieträger aus vor den biogenen Brenn- und Treibstoffen
mit 35,3%. Auf Brennholz entfielen 15,9% des Bruttoinlandsverbrauches aus erneuerbaren
Energieträgern, auf brennbare Abfälle 7,7%, auf Solar- und Geothermie 2,7% und auf
Windkraft und Photovoltaik 1,8%.
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Abbildung 10: Bruttoinlandsverbrauch
an erneuerbaren Energieträgern in Österreich |
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Q: Statistik Austria, Energiebilanz 1970-2009. |
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Die verkehrsbedingten CO2-Emissionen
stiegen in Österreich seit 1990 um 59,6% auf 21,4 Mio. t CO2 im Jahr
2009 (Abbildung 11); im Vorjahresvergleich ergab sich 2009 ein Rückgang um 3,7%.
Dabei verringerten sich insbesondere die Emissionen des sonstigen Verkehrs (u. a.
inländischer Luftverkehr, Donauschifffahrt –17,7%).
Die Emissionen des Güterverkehrs auf der Straße waren 2009 um 6,2%, jene des Personenverkehrs
um 1,3% geringer als 2008. Auf den Straßenverkehr entfiel 2009 mit rund 97% der
bei weitem größte Teil der verkehrsbedingten Emissionen (2008: 96%). Der Personenverkehr
auf der Straße war wie bisher mit 57% der größte Emittent des Verkehrssektors vor
dem Straßengüterverkehr mit 40%.
Seit 2007 ist ein Rückgang
der CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu verzeichnen. In den Jahren 2008
und 2009 war er allerdings zumindest teilweise der Wirtschaftskrise und dem damit
verbundenen Einbruch des Güterverkehrs zuzuschreiben. Wieweit der Trend einer Verringerung
der Verkehrsemissionen im Aufschwung anhält und sich damit die Emissionsentwicklung
vom Wirtschaftswachstum im Verkehrssektor entkoppelt, bleibt abzuwarten. Erst eine
kontinuierliche und vom Wirtschaftswachstum unabhängige Senkung der Emissionen ließe
Rückschlüsse auf eine Zunahme der Energieeffizienz im Verkehrssektor und/oder auf
eine Änderung im Verkehrsverhalten zu.
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Abbildung 11: CO2-Emissionen
des Verkehrssektors |
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Q: Umweltbundesamt. |
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Abbildung 12: Entwicklung
der CO2-Emissionen des Verkehrssektors im Vergleich zum BIP |
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Q: Umweltbundesamt
(2011). – 1) Auf Basis
von Vorjahrespreisen, Referenzjahr 2000. |
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Im Zeitraum 1990/2009 stiegen
die verkehrsbedingten CO2-Emissionen (+55%) etwas rascher als das Bruttoinlandsprodukt
(+47%; Abbildung 12); dabei wuchsen die Emissionen des Güterverkehrs deutlich stärker
als das BIP (+86%) und jene des Personenverkehrs auf der Straße leicht unterproportional
(+40%).
Die Stickstoffbilanz stellt
die Menge des in der Landwirtschaft eingesetzten Stickstoffs dem Entzug durch landwirtschaftliche
Nutzpflanzen gegenüber. Für 2010 ergibt sich ein Überschuss – in die Umwelt werden also mehr Nährstoffe eingebracht
als entzogen. Ziel ist eine ausgeglichene Bilanz. Beobachtungen seit 1990 zeigen
eine kontinuierliche Annäherung an dieses Ziel, d. h. der Bilanzüberschuss und die
eingesetzten Düngermengen sinken, da auch die Verwendung von mineralischem Dünger
abnimmt. In den letzten 20 Jahren wurde die Effizienz der Stickstoffdüngung in der
österreichischen Landwirtschaft daher laufend gesteigert.
Die Methode für die Berechnung
dieses Indikators wurde von der OECD entwickelt. Sie stellt die Inputs an Stickstoff
(z. B. aus Mineraldüngern, Saatgut, Luftdeposition) den Outputs (Nährstoffe in Agrargütern
und Nahrungsmitteln) gegenüber. Natürliche Stickstoffquellen (Dung von Nutztieren,
Nährstofffixierung von Leguminosen) gehen ebenfalls in die Rechnung ein. Der Verlauf
der Bilanz wird kurzfristig von Ertragsschwankungen im Pflanzenbau und dem Einsatz
an mineralischem Dünger bestimmt.
Bestimmend für den langfristig
rückläufigen Trend sind, neben einer Ausweitung der biologisch bewirtschafteten
Flächen, eine verbesserte Qualität der Dünger, effizientere Ausbringungstechnik,
höhere Ausbildung der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und umweltpolitische Maßnahmen
wie das Agrarumweltprogramm ÖPUL mit spezifischen Maßnahmen in Regionen mit hoher
Belastung des Grundwassers mit Stickstoffverbindungen. Die Entwicklung der Stickstoffbilanz
entspricht den ökonomischen Erwartungen: In Phasen sinkender Outputpreise ist mit
einer Abnahme des Einsatzes von mineralischem Dünger zu rechnen. Im Jahr 2010 waren
die Erzeugerpreise pflanzlicher Produkte um knapp 20% höher als 2009, daher wurde
der Einsatz von Mineraldünger gesteigert.
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Abbildung 13: Stickstoffbilanz
und Einsatz von mineralischem Dünger |
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Q: WIFO-Berechnungen auf Basis von OECD und Statistik
Austria. |
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Grundlage der Landwirtschaft
ist die Produktion von Nutzpflanzen. Die Ernteprodukte werden als Nahrungsmittel,
als Futtermittel und für die stoffliche und energetische Verwertung eingesetzt.
Daher ist die Produktion von Biomasse ein zentraler Indikator für die Fähigkeit
des Agrarsektors, Inputs für nachgelagerte Sektoren bereitzustellen. Die langfristige
Entwicklung der Biomasseproduktion hängt neben der Flächenverfügbarkeit und der
Entwicklung der Produktivität von den Investitionen der Landwirtschaft ab. Kurzfristig
beeinflusst das Wetter die Erntemenge entscheidend. 2010 war die geerntete Biomassemenge,
gemessen an der Trockensubstanz nach Abzug von Ernte- und Lagerverlusten, neuerlich
etwas niedriger als im Vorjahr. Damit entsprach die Produktion mit etwas über 14
Mio. t trockene Biomasse insgesamt dem langjährigen Durchschnitt.
In Österreich verringert
sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche kontinuierlich. Bisher wurde die dadurch
bedingte Ernteabnahme durch Produktivitätsfortschritte gerade noch ausgeglichen.
Im Jahr 2008 wurde in der EU die Verpflichtung zur Stilllegung von Ackerflächen
als Voraussetzung für den Bezug von Förderbeiträgen ausgesetzt, durch die Health-Check-Reform
im selben Jahr wurde diese Verpflichtung beseitigt. In der Folge wurde die Getreidefläche
in Österreich um rund 30.000 ha ausgeweitet.
Die energetische Nutzung
von Biomasse aus heimischer Produktion kann, abgesehen von solchen Einmaleffekten,
auf unterschiedlichen Wegen erhöht werden: Werden Nebenprodukte wie Stroh oder Abfälle
wie Gülle verwendet, dann besteht keine Nahrungskonkurrenz, wohl aber wenn Getreide,
Ölfrüchte und Zuckerrüben ("Handelsgewächse") dazu herangezogen werden.
Diese Konkurrenz zwischen der Verwendung landwirtschaftlicher Produkte zur Energieerzeugung
und als Nahrungsmittel kann in einigen Bereichen verringert werden, wenn etwa das
Nebenprodukt Eiweiß aus der Ethanol- oder Pflanzenölproduktion für die Fütterung
verwendet wird, wie dies in Österreich der Fall ist.
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Abbildung 14: Produktion
von wirtschaftlich nutzbarer Biomasse in der Landwirtschaft |
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Q: WIFO-Berechnungen auf Basis von Buchgraber et al. (2003), DLG-Futterwerttabelle,
Resch (2007), Statistik Austria. Stroh
ist ein Nebenprodukt der Getreideerzeugung (ohne Mais); unterstellt wird ein einheitliches
Korn-Stroh-Verhältnis von 1 : 0,9. Verlustfaktoren Futterwirtschaft gemäß Buchgraber – Resch
– Blashka (2003), Versorgungsbilanzen laut Statistik Austria. |
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Gemäß der im Jahr 1992
abgeschlossenen UNO-Konvention zur biologischen Vielfalt versteht man unter Biodiversität
"die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter Land-,
Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, zu denen
sie gehören. Dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten
und die Vielfalt der Ökosysteme" (Art. 2.1)[c]). Kurz gefasst soll die Konvention die unterzeichnenden
Länder verpflichten, Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt, der genetischen
Vielfalt und der Vielfalt von Ökosystemen zu setzen.
Der Konferenz in Rio de
Janeiro, bei der diese Konvention verabschiedet wurde, war der "Brundtland-Bericht"
vorangegangen, der das Konzept der nachhaltigen Entwicklung postuliert: "Dauerhafte
Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne
zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen
können" (Brundtland – Agnelli – Hauff, 1987). Diese Definition hat nicht nur in der allgemeinen
umweltpolitischen Diskussion große Bedeutung gewonnen, sondern wird auch häufig
in der ökonomischen Literatur als Referenz herangezogen.
Als Richtschnur (wirtschafts-)politischen
Handelns im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung sollte etwa gemäß OECD (2011) nicht ein einzelner Indikator
gelten (etwa das Bruttoinlandsprodukt), sondern eine Reihe von Maßzahlen, in die
die materiellen Lebensbedingungen, Lebens- und Umweltqualität, persönliche Sicherheit
und subjektives Wohlbefinden einfließen (siehe Kasten).
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Zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung komplementäre
Wohlfahrtsmaße |
In einer ausführlichen
Reflexion zum 2009 veröffentlichten Bericht der Kommission zur Messung des wirtschaftlichen
Erfolges und des sozialen Fortschrittes diskutieren Stiglitz – Sen
– Fitoussi (2009B), welche Kennzahlen auf dem "Armaturenbrett
der Wirtschaftspolitik" ergänzt werden sollten, auf dem bisher häufig bloß
das Bruttoinlandsprodukt anzutreffen war. Sie plädieren für einen pragmatischen
Zugang, der Indikatoren zum gesamten gesellschaftlichen Vermögen (einschließlich
des natürlichen, sozialen und menschengemachten Kapitals) zum Messen der Wohlfahrt
verwendet. Diese Kennzahlen sollten mit sorgfältig ausgewählten physischen Indikatoren
kombiniert werden. Auf diese Weise kann ein Zuviel an Konsum in einer Periode
zulasten des Konsums in künftigen Perioden gemessen werden. Die Kommission kommt
zu folgenden Empfehlungen: ·
Eine umfassende
Messung der materiellen und immateriellen Lebensqualität benötigt wohldefinierte
Indikatoren der Nachhaltigkeit. ·
Gemessen
werden sollten Änderungen von "Beständen". ·
Ein monetärer
Index der Nachhaltigkeit ist zweckmäßig, sollte sich aber unter den vorliegenden
Bedingungen im Wesentlichen auf rein wirtschaftliche Aspekte der Nachhaltigkeit
beschränken. ·
Die Umweltaspekte
der Nachhaltigkeit erfordern eine unabhängige Behandlung auf der Basis von sorgfältig
ausgewählten physischen Indikatoren. Diese Empfehlungen basieren
auf der Erkenntnis, dass sich die Messung von Nachhaltigkeit grundlegend von der
üblichen Statistik unterscheidet. Man benötigt u. a. nicht bloße Beobachtungen
der Ist-Situation von Indikatoren, sondern auch Projektionen, um der Nachhaltigkeit
gerecht zu werden. Eine retrospektive Sicht und Feststellung des Status-Quo reicht
also nicht aus. Darüber hinaus ist das Wissen über die Zusammenhänge von Wirtschaft
und natürlicher Umwelt nötig, um die langfristigen Effekte berücksichtigen zu
können. |
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Der Schutz der Artenvielfalt
ist demnach als ein Bestandteil der nachhaltigen Entwicklung anzusehen. Eine umfassende,
systematische Erfassung der Biodiversität als Grundlage für die Bewertung der Nachhaltigkeit
liegt bislang nicht vor. Der Aspekt wird jedoch in einzelnen Indikatorensystemen
prinzipiell berücksichtigt; so enthalten die EU-Indikatoren für nachhaltige Entwicklung
im Bereich "Natürliche Ressourcen" den Indikator "Angemessenheit
der designierten Gebiete unter der EU-Habitatsrichtlinie"[d]).
Zum Status der Biodiversität
werden in Österreich im Rahmen eines laufenden Monitorings eine große Zahl von Indikatoren
im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt beobachtet. Ausgewählte Ergebnisse
zeigen folgenden Befund (Bundesministerium
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, 2010)[e]):
·
In Österreich
gedeihen etwa 2.950 Arten von Gefäßpflanzen. Diese gemessen an der Größe des Landes
hohe Zahl ist vor allem auf die Vielfalt der unterschiedlichen Lebensräume zurückzuführen.
·
Von dieser
Zahl können 1.187 (40%) einer Gefährdungskategorie zugeordnet werden. Davon sind
36 Arten in der Natur nicht mehr anzutreffen, 172 Arten gelten als vom Aussterben
bedroht. 40% der Pflanzenarten sind einer Gefährdungskategorie zugeordnet. Im mitteleuropäischen
Vergleich weist Österreich damit eine überdurchschnittlich große Zahl gefährdeter
Pflanzenarten auf.
·
Die meisten
gefährdeten Pflanzenarten sind auf nährstoffarmes, trockenes und feuchtes Magergrünland,
auf Moore und auf extensiv genutzte Äcker angewiesen.
·
Der Anteil
der vom Aussterben gefährdeten Tierarten ist in Österreich unter den Vögeln mit
14% am höchsten.
Wie die Ergebnisse der
ökologischen Forschung zeigen, kann das (Über-)Leben der Arten nur gewährleistet
werden, wenn die den Arten entsprechenden Lebensräume verfügbar und in gutem Zustand
sind. Damit lässt sich ein methodischer Zugang finden, der den Ansprüchen von Stiglitz – Sen – Fitoussi (2009A) gerecht werden kann, nämlich die Projektion über Veränderungen von
Biodiversität. Aus der Veränderung der Landnutzung können Rückschlüsse gezogen werden,
ob und in welchem Ausmaß eine Verschlechterung eintritt. Um eine Verschlechterung
zu vermeiden, wurden große Räume in Österreich unter Naturschutz gestellt. Unter
europarechtlichem Schutz (verordnete Natura-2000-Gebiete) stehen 13,8% des Staatsgebietes,
weitere Gebietskulissen sind durch Naturschutzauflagen geschützt (Naturschutzgebiete,
Landschaftsschutzgebiete, Nationalparks, Naturparks und andere Schutzgebiete)[f]).
Anhaltspunkte für Veränderungen
auf den übrigen Flächen, welche die Biodiversität gefährden könnten, liefern die
Agrarstatistik, die Waldzustandserhebung (Geburek
et al., 2010) und das laufende Nachhaltigkeitsmonitoring des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft (2010). Die versiegelte Fläche (Straßen- und Bahnanlagen,
Gebäudeflächen und befestigte Flächen) betrug im Jahr 2008 etwa 4.416 km2
bzw. etwa 2,3% des Staatsgebietes. Wegen der topographischen Bedingungen stehen
jedoch lediglich 37% der Gesamtfläche Österreichs als Dauersiedlungsraum für Landwirtschaft,
Siedlungszwecke und Verkehr zur Verfügung. Bezogen auf den Dauersiedlungsraum nehmen
die versiegelten Flächen mehr als 6% ein (am höchsten in Wien und den alpinen Bundesländern
Vorarlberg mit 8,0%, Tirol mit 8,6% und Salzburg mit 7,3%). Von 1995 bis 2011 erhöhte
sich die versiegelte Fläche österreichweit um mehr als 170%.
Gemäß der österreichischen
Nachhaltigkeitsstrategie soll die Zunahme der versiegelten Fläche auf 1 ha pro Tag
in ganz Österreich begrenzt sein. Tatsächlich erreicht die Versiegelung mehr als
8 ha pro Tag. Nicht nur die Versiegelung der Fläche hat schwerwiegende Folgen für
die Biodiversität: Verkehrswege bilden für zahlreiche Arten Barrieren, die die Mobilität
deutlich einschränken, wenn nicht verhindern. Daher ist für die Biodiversität nicht
bloß das Ausmaß der versiegelten Fläche entscheidend, sondern auch die lineare Ausbreitung
über die Fläche.
Auf der Basis dieser umfassenden
Erhebungen sind zuverlässige Rückschlüsse über die Veränderung der Artenzusammensetzung
aufgrund von Änderungen der Landnutzung möglich. Da die Intensität der Landnutzung
stark von der Wirtschaftsaktivität abhängt, kann der Einfluss auf die Biodiversität
bestimmt werden, wenn der funktionale Zusammenhang geklärt ist. Derzeit liegen dazu
für Österreich noch keine abschließenden Befunde vor; gemäß ersten Ergebnissen aus
dem Forstbereich (Geburek et al., 2010)
reagieren aber Indizes zur Messung von Biodiversität systematisch auf Änderungen,
die vom Menschen induziert wurden. In weiterer Folge sollen durch die interdisziplinäre
Kooperation von Ökologie und Ökonomie die Auswirkungen der Wirtschaftsaktivität
auf die Biodiversität nicht nur wie bisher ex post, sondern auch ex ante quantifiziert
werden können.
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Climate Change and Energy Economics: Key Indicators and Approaches
to Measuring Biodiversity – Summary |
WIFO proceeds to put forward a series of key indicators on the development of greenhouse gas emissions, energy use und energy consumption employing the latest available data of 2009. Thus, indicators reflect the impact of the 2008-09 international economic and financial crisis. Thereafter, in 2009 greenhouse gas emissions decreased by a remarkable 7.9 percent with respect to the previous year. Gross domestic consumption of energy receded by 5 percent while renewable energy consumption grew by 2.9 percent. In contrast, real GDP dropped by 3.9 percent. In Austria, the energy-intense industrial production and freight traffic have been most affected by the economic crisis. Given the UN international year of biodiversity in 2010, this edition of indicators is complemented by a focal point on quantifying biodiversity. |
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[a]) International Energy Agency, http://www.iea.org/index_info.asp?id=1959,
abgerufen am 30. Mai 2011.
[c]) Übersetzung laut Schweizer Bundesrat.