Gemeinsame Agrarpolitik
2014 – Positionen und Konsequenzen
Große Teile Europas
sind land- und forstwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaften. Bei der Erzeugung
agrarischer Güter können positive und negative externe Effekte entstehen, die öffentliche
Güter beeinflussen (Wasser, Artenvielfalt, Klima). Weil es für diese Externalitäten
der Land- und Forstwirtschaft kaum einen Markt gibt, kommt politischen Eingriffen
erhöhte Bedeutung zu. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), die bei ihrer Entstehung
1957 als erste "Gemeinschaftspolitik" primär Marktordnungsaufgaben inne
hatte, legitimiert sich heute wesentlich durch ihre Rolle in der Bereitstellung
öffentlicher Güter. Mit welcher Begründung und in welchem Umfang Maßnahmen der GAP
aus dem gemeinsamen Haushalt in der Periode des künftigen Finanzrahmens finanziert
werden sollen, wird derzeit unter den beteiligten politischen Akteuren kontrovers
diskutiert. Die Positionen reichen dabei von geringfügigen Anpassungen des bestehenden
Systems bis hin zu einer grundlegenden Neuorientierung von Zielen und Instrumenten
der GAP. Die Struktur der GAP-Mittel dürfte sich nach 2013 von der ersten zur zweiten
Säule verlagern. Die Internalisierung von Externalitäten erfordert neben einer Budgetaufstockung
der zweiten Säule aber auch eine Steigerung von Effektivität und Effizienz der enthaltenen
Programme.
Begutachtung: Franz Sinabell
• E-Mail-Adresse: markus.hofreither@boku.ac.at
INHALT
Reformziele und Instrumenteneinsatz
Opportunitätskosten des Agrarbudgets
Agrarökonomische Effizienzargumente
Agrarumwelteffekte und -programme
Ökonomische Beurteilung der Reformvorschläge
Direktzahlungen im Rahmen der Ersten Säule der
GAP
Quantifizierung alternativer Reformszenarien
Politische Positionen der Mitgliedsländer
Schlussfolgerungen und Ausblick
VERZEICHNIS DER ÜBERSICHTEN
Übersicht 1: Annahmen der Studie SCENAR 2020 II – finanzieller Rahmen bis 2020
Übersicht 2: Ausgewählte Ergebnisse der Studie SCENAR 2020 II
Übersicht 3: Ökonomische Folgen einer Eliminierung der GAP
Übersicht 4: Positionen der Mitgliedsländer in der Reformdiskussion
Für die Agrarpolitik wendet
die EU erhebliche Budgetmittel auf: Im Zeitraum 2007/ 2013 sind für "Erhalt
und Management natürlicher Ressourcen" 371,2 Mrd. € vorgesehen, das sind etwa
43% der Verpflichtungsermächtigungen. Dieser Anteil ist rückläufig und wird 2013
etwa 40% betragen. Kritisiert wird häufig, dass diese Ausgaben auf einen Wirtschaftsbereich
konzentriert seien, der weniger als 2% zum BIP der EU beitrage, Umweltprobleme verursache
und regressive Umverteilungseffekte bewirke. Für die Befürworter stehen dem die
Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Nahrungsmitteln, die Bereitstellung
von öffentlichen Gütern im Bereich von Umwelt, Natur und Landschaftsbild sowie ein
wesentlicher Beitrag zur Lebensfähigkeit ländlicher Räume gegenüber. Seit der "Agenda-Reform"
2000 setzt sich die GAP aus zwei "Säulen" zusammen (siehe Kasten).
Mit der jüngsten Anpassung
der GAP ("Health Check" 2008) wurden die Grenzen zwischen den beiden Säulen
graduell verwischt, indem etwa Hilfen für Sektoren mit besonderen Problemen ("Artikel-68-Maßnahmen")
oder Agrarumweltmaßnahmen durch Modulation teilweise aus der ersten Säule finanziert
werden können.
|
Die zwei Säulen der Gemeinsamen Agrarpolitik |
Das seit der Inkraftsetzung der GAP
1962 dominierende Instrument der Preisstützung wurde mit der Uruguay-Runde des
GATT abgelöst, internationale Handelsregeln erlangten bestimmenden Einfluss. Seither
haben drei GAP-Reformen – 1992,
1999 und 2003 – die Marktorientierung der
EU-Landwirtschaft verbessert, indem Produktpreise gesenkt und die Betriebseinkommen
über Direktzahlungen stabilisiert wurden. Durch den deutlichen Rückgang der
realen Preise verringerten sich die Produktionsüberschüsse auf einen kleinen Anteil
des Inlandsbedarfs bzw. drehten sich sogar in Importüberschüsse, und auch die
erforderlichen Exportstützungen sanken drastisch. Die mit der MacSharry-Reform
1993/1995 eingeführten Direktzahlungen zur Kompensation der Erlöseinbußen durch
die Senkung der Stützungspreise waren vorerst gekoppelt, also an (fixierte) Flächen-
bzw. Tierbestände gebunden ("Produktprämien"). Markt und Einkommen ("Erste Säule") Die von der EU finanzierte erste
Säule der GAP (75% des Agrarhaushalts) umfasst Marktordnungsausgaben (Ausfuhrerstattungen,
Verarbeitungs- und Umwandlungsbeihilfen) sowie die seit 2003 weitgehend entkoppelten
Direktzahlungen ("Betriebsprämie"), die entweder auf historischen oder
regionalen Bezugsgrößen basieren. Diese Zahlungen unterliegen einer "Modulation",
indem Betriebsprämien über 5.000 € gekürzt und diese Mittel in die zweite Säule
verlagert werden. Der Erhalt dieser Prämien wurde an Verhaltensauflagen gebunden
("Cross Compliance", VO (EG) 1782/2003), welche die Einhaltung von Grundanforderungen
an die Betriebsführung (öffentliche Gesundheit, Tier- und Pflanzengesundheit,
Umwelt- und Tierschutz) sowie – je nach
nationaler Umsetzung – den Erhalt
landwirtschaftlicher Flächen in einem "guten landwirtschaftlichen und ökologischen
Zustand" vorschreiben. Struktur, Umwelt und regionale Aspekte ("Zweite Säule") Die zweite Säule der GAP basiert
auf drei "Achsen" (Wettbewerbsfähigkeit, Umwelt und ländliche Entwicklung)
sowie den auf lokale Entwicklungsstrategien ausgerichteten Leader-Initiativen.
Die enthaltenen Programme werden von den Mitgliedsländern mit Sätzen von bis zu
50% kofinanziert. |
|
2014 wird die GAP erneut
angepasst werden, weil bis dahin die "Verordnung über die Förderung der Entwicklung
des ländlichen Raumes" (ELER-VO) sowie der Finanzrahmen 2007/2013 auslaufen.
Neben diesem institutionellen Reformdruck wirken weitere Kräfte in Richtung einer
Korrektur der derzeitigen EU-Agrarpolitik:
·
Die weltweite
Nachfrage nach Agrarerzeugnissen steigt, weil die Weltbevölkerung zur Zeit pro Dekade
um fast 800 Mio. wächst, die Erholung der Weltwirtschaft den einkommensabhängigen
Trend zu höherwertigen Nahrungsmitteln verstärken wird und wichtige Länder auf den
Einsatz von Biotreibstoffen setzen (von Braun
– Qaim, 2009, OECD – FAO, 2009).
·
Der jahrzehntelange
reale Preisrückgang auf den Weltagrarmärkten dürfte zu Ende sein und könnte sich
langfristig umkehren (OECD – FAO, 2009).
·
Der erwartete
Abschluss der laufenden GATT-Verhandlungen (Doha-Runde) wird den Außenschutz für
Agrarprodukte verringern.
·
Die Zunahme
von Knappheiten im Bereich Umwelt und natürliche Ressourcen erfordert wirksame politische
Reaktionen.
·
Die derzeit
erneut debattierten Festlegungen im Rahmen der Biokraftstoffstrategie der EU haben
erhebliche Auswirkungen auf die Agrarmärkte, liegen jedoch nur teilweise im Einflussbereich
der GAP.
·
Aufgrund des
Lissabon-Vertrags hat das Europäische Parlament das Recht, über den Finanzrahmen
mit zu entscheiden, und nimmt damit verstärkt Einfluss auf das Agrarbudget.
Insgesamt stellt sich die Frage, wieweit die aktuelle GAP dem Subsidiaritätsprinzip entspricht und eine effiziente Verwendung knapper Ressourcen sicherstellt. In einer hypothetischen "First-Best"-Situation etwa würden
·
land- und forstwirtschaftliche
Betriebe private Güter unter Marktbedingungen erzeugen und
·
im Falle der
Bereitstellung knapper öffentlicher Güter – als
joint products oder beauftragt – zumindest
die Grenzkosten und eine Anreizkomponente erhalten,
·
negative Externalitäten
würden durch Steuerlösungen bzw. gesetzliche Vorgaben verringert,
·
exogene Schocks
würden durch private oder öffentliche Versicherungsmechanismen entschärft,
·
die Sicherung
von politisch definierten Mindesteinkommen wäre mit der nationalen Sozialpolitik
abgestimmt.
Die aktuelle Situation
der GAP weicht deutlich von diesem theoretischen Ideal ab. Daraus entstehen u. a.
gesamtwirtschaftliche Effizienz- und Wohlfahrtsverluste durch suboptimale Ressourcenallokation,
aber auch Opportunitätskosten auf der Ausgabenseite und Excess-Burden-Effekte auf
der Finanzierungsseite des GAP-Budgets. Der vorliegende Beitrag fasst die seit längerem
laufende Reformdiskussion aus einer europäischen Perspektive zusammen, indem ausgewählte
Reformvorschläge vorgestellt, mit dieser "First-Best"-Lösung verglichen
sowie im Hinblick auf ihre politische Umsetzbarkeit bewertet werden.
2003 wurde eine von der
Europäischen Kommission initiierte Studie (Sapir
et al., 2003) veröffentlicht, deren Hintergrund die sich abzeichnenden Probleme
der Lissabon-Strategie sowie die Bewältigung der Osterweiterung waren. Der "Sapir-Report"
hatte zum Ziel, alle EU-(Wirtschafts-)Politiken zu überprüfen und Vorschläge für
eine wirksame Wachstumsstrategie der EU zu unterbreiten.
Einer strikt ökonomischen
Sichtweise folgend wurde u. a. eine grundlegende Umgestaltung des EU-Budgets vorgeschlagen:
Dieses sollte aus drei Fonds – Wachstums-,
Konvergenz- und Restrukturierungsfond – bestehen
und über eine EU-Steuer finanziert werden. Um Mittel für Wachstumsbereiche frei
zu bekommen wurden der Landwirtschaft im Restrukturierungsfond während einer Übergangsphase
15%, langfristig lediglich 5% des Gemeinschaftsbudgets zugestanden. Nationale und
regionale Anliegen wären subsidiär aus den nationalen Haushalten zu finanzieren.
Auf Details der erforderlichen grundlegenden Änderungen der GAP ging die Studie
nicht ein. Dieser Report beeinflusste nicht nur den Finanzrahmen 2007/2013 (Gros – Micossi, 2005), sondern wirkt bis heute auf die Budgetdiskussion
ein (European Commission, 2009A, 2010).
Stärkeren Agrarbezug hatte
die von der britischen Regierung (HM Treasury
– DEFRA, 2005) initiierte Vision einer nachhaltigen europäischen Agrarpolitik, die
konsensfähige Ziele durch eine radikal reformierte GAP zu erreichen sucht: Als Ersatz
für die Direktzahlungen der ersten Säule würden Konzeption und Finanzierung von
"targeted, non production-distorting measures" den Mitgliedsländern übertragen.
Die zweite Säule sollte effizienter als bisher auf ihre Ziele ausgerichtet werden.
Der Außenschutz würde an das nichtagrarische Niveau angeglichen und der Agrarsektor
in die EU-Wettbewerbspolitik eingepasst. Auch in diesem Vorschlag wird im Sinne
des Opportunitätskostenarguments auf hohe Budgeteinsparungen verwiesen.
Vergleichbare Positionen
vertreten die Niederlande, Dänemark und Schweden, die für einen Ausbau der zweiten
Säule eintreten. Bestimmte Subsektoren innerhalb der Landwirtschaft müssten völlig
ohne Direktzahlungen auskommen, weil sie in der Nahrungsmittelproduktion keine positiven
externen Effekte generieren würden.
Diese Vorschläge konzentrieren
sich auf die Opportunitätskosten der EU-Agrarausgaben in Form von Wachstumsverlusten
und gehen konform mit der allgemeinen Diskussion über das künftige EU-Budget (Begg et al., 2008, Gros – Micossi, 2005, European
Commission, 2009A, Sinabell – Pitlik – Schmid, 2009). Seit dem Sapir-Report haben sich die Probleme
der EU noch verschärft, weil gegenwärtig auch die makroökonomische Stabilität bedroht
erscheint. Angesichts des drastischen Rückgangs des Budgetspielraums dürfte es für
Kommission und Parlament schwierig werden, das Opportunitätskostenargument im Agrarbereich
völlig zu ignorieren (European Commission,
2005). In einem inoffiziellen, später zurückgezogenen Papier der Kommission (European Commission, 2009A) etwa werden radikale
Veränderungen in Bezug auf die Haushaltsstruktur und den Entscheidungsprozess als
unumgänglich gesehen, wenn die Union ihre Ziele effektiv erreichen wolle. Wenn eine
spürbare Ausweitung des EU-Haushalts politisch keine Zustimmung findet, dann können
neue Prioritäten nur durch Budgetumschichtungen gesetzt werden. In diesem Fall gilt
eine weitere Einschränkung des realen Agrarbudgets als sicher.
Obwohl auch von wissenschaftlicher
Seite eingeräumt wird, dass sich die GAP in den letzten zwei Jahrzehnten positiv
verändert hat, verbleiben immer noch Ansatzpunkte für Verbesserungen. Ein Reformvorschlag,
der bereits die Gestaltung der Agenda-2000-Reform beeinflusst hat, aber auch mit
den Grundforderungen der aktuellen Diskussion übereinstimmt, ist der "Buckwell-Report"
(European Commission, 1997). Ausgehend
von der Forderung, eine effiziente Agrarproduktion, ökologische Nachhaltigkeit und
ländliche Entwicklung besser abzustimmen, werden vier Politiksegmente vorgeschlagen:
·
Marktstabilisierung im Sinne eines "Sicherheitsnetzes" gegenüber
Preisschocks,
·
Umwelt- und Kulturlandschaftsmaßnahmen zur Honorierung der Bereitstellung öffentlicher
Güter bzw. positiver Externalitäten,
·
verstärkte
Anreize für ländliche Entwicklung im Sinne
der bestehenden Strukturmaßnahmen,
·
transitorische Anpassungshilfen für den Übergang von einer rein sektoral ausgerichteten
GAP zu einer, die verstärkt auf regionale Unterschiede Rücksicht nimmt.
Eine Studie von Notre Europe
(Bureau – Mahé, 2008) definiert als Motive für Anpassungen der
GAP u. a. die Korrektur von Marktversagen, die Allokation von Budgetmitteln nach
ihrem sozialen Wert und die Stärkung des Subsidiaritätsprinzips. Die Agrarausgaben
auf der EU-Ebene sollten insgesamt verringert und reorganisiert werden. Die GAP
sollte angemessen zwischen Betrieben, Flächen und Methoden differenzieren (targeting),
einfacher und im Zeitablauf vorhersehbarer werden. Prämien sollten nur im Rahmen
von (freiwilligen) Verträgen mit konkreten Verpflichtungen gezahlt werden. Als Lösung
für das Problem der Direktzahlungen wird ein dreistufiges "Contractual Payments
Scheme" (CPS) vorgeschlagen, das eine Basiszahlung im Sinne der aktuellen Betriebsprämie
enthalten würde. Nur mehr öffentliche Güter mit supranationalem Charakter sollten
auf der EU-Ebene finanziert werden.
In eine ähnliche Richtung
argumentieren schon seit längerem die verschiedenen Gutachten des Wissenschaftlichen
Beirates für Agrarpolitik beim deutschen Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz (z. B. Wissenschaftlicher
Beirat für Agrarpolitik, 2008) oder eine im November 2009 veröffentlichte Deklaration
europäischer Agrarökonomen, die sich dafür ausspricht, die Betriebsprämie auslaufen
zu lassen, die Bereitstellung öffentlicher Güter durch die Landwirtschaft verstärkt
zu fördern und die Produktionskapazitäten nachhaltig zu sichern. In seinem aktuellen
Gutachten plädiert der Wissenschaftliche Beirat
für Agrarpolitik (2010) für eine grundlegende Neuorientierung der Ziele der
GAP im Rahmen einer "passende[n] Verantwortungs-, Maßnahmen- und Finanzarchitektur".
Die Periode 2014/2020 sollte als Übergang von einer schutzorientierten zu einer
gestaltungsorientierten Agrarpolitik genutzt werden, in der u. a. die Direktzahlungen
der ersten Säule schrittweise verringert und kofinanziert werden.
Insgesamt überwiegen die
Diskussionsbeiträge, die eine Strukturänderung der GAP befürworten, gegenüber jenen
Vorschlägen, die eher begrenzte Umschichtungen im Rahmen der aktuellen Konstellation
befürworten (Hofer, 2009, Heißenhuber, 2009). Das beherrschende Reformmotiv
sind in der aktuellen Diskussion jedoch die Umwelteffekte der Landwirtschaft.
Aufgrund ihrer dominanten
Position in der Flächennutzung – aber auch
weil der Umweltpolitik im ländlichen Raum wenige andere Ansatzpunkte zur Verfügung
stehen – kommt der Landwirtschaft eine zentrale Rolle im
Umwelt- und Naturschutz zu (SRU, 2009,
Schulz, 2010). Im Mittelpunkt stehen dabei
sowohl die Einhaltung der umwelt- und naturschutzrechtlichen Vorgaben als auch die
effiziente Bereitstellung von Umweltleistungen im Rahmen von Agrarumweltprogrammen.
Auf der administrativen
Ebene ortet etwa der Europäische Rechnungshof Mängel in der Durchführung von Agrarumweltprogrammen
(Europäischer Rechnungshof, 2005) und
Cross Compliance (Europäischer Rechnungshof,
2008). Eine Studie des IEEP (Cooper – Hart – Baldock, 2009) zeigt ebenfalls grundlegenden Reformbedarf
bezüglich Effektivität und Effizienz der Umsetzung auf, aber auch bezüglich der
ökologischen Ziele der GAP.
Ein von fünf Umweltorganisationen
(BirdLife International et al., 2009)
gemeinsam veröffentlichtes "Proposal for a New EU Common Agricultural Policy"
sieht die aktuelle GAP als "wasteful and ineffective policy", weil trotz
eines Budgets von jährlich mehr als 50 Mrd. € die natürliche Umwelt durch nicht
nachhaltige Landnutzungsformen gravierend geschädigt werde. Die wichtige Rolle der
Landwirtschaft im Bereich von Umwelt und natürlichen Ressourcen könne nur dann erfüllt
werden, wenn "the right type of farming, with the right practices, in the right
place" sei. Eine radikale Reform sowohl der Ziele als auch der Instrumente
der GAP sei dafür erforderlich. Dabei werden fünf Bereiche für umweltorientierte
Zahlungen an die EU-Landwirtschaft vorgeschlagen, die von einer "Basisprämie"
bis zu Kompensationszahlungen für lokale Umweltvorgaben (z. B. Natura 2000) reichen.
Ähnlich ausgerichtete Forderungen mit zum Teil sehr detaillierten Maßnahmenvorschlägen
erheben auch andere Umweltorganisationen (Schulz,
2010, SRU, 2009, EBCC, 2008, EEA, 2009, LUPG, 2009, WWF, 2008).
Viele dieser Vorschläge
stellen den Grundsatz "public money for public goods" in den Vordergrund.
Nur Leistungen, die über die gute fachliche Praxis hinausgingen, könnten als Bereitstellung
öffentlicher Güter gelten, die Einhaltung von gesetzlichen Verpflichtungen reiche
dafür nicht aus (Schulz, 2010, SRU, 2009). Eine generelle Kürzung des Agrarbudgets
wird in diesen Vorschlägen nicht gefordert.
Landwirtschaftliche Produzentenverbände
stehen Änderungen der GAP traditionell skeptisch gegenüber. Gleichzeitig haben Produzenteninteressen
in den meisten Mitgliedsländern erheblichen Einfluss auf die nationale Positionierung.
COPA-COGECA (2008) unterstreicht die traditionellen
Funktionen der Landwirtschaft und fordert eine GAP, die stabile Rahmenbedingungen
für die Entwicklung der Agrarproduktion bietet, eine umwelt- und tiergerechte Produktion
sichert und den Beitrag der EU-Landwirtschaft zu Wirtschaft und Beschäftigung in
ländlichen Gebieten in der gesamten EU optimiert.
Vielfach wird betont, dass
zur Abfederung der zunehmenden Marktöffnung und der steigenden Anforderungen der
Gesellschaft an die Landwirtschaft den Direktzahlungen der ersten Säule über 2013
hinaus zentrale Bedeutung zukomme. Präferiert wird eine unveränderte Finanzierung
ohne zusätzliche nationale Beteiligung; Vereinfachungen und eine Harmonisierung
der entkoppelten Prämien wären aber in allen Mitgliedsländern vorstellbar (z. B.
Deutscher Bauernverband, 2010). Die Bandbreite
der Meinungen ist groß: So fordert etwa die Irish
Farmers' Association (2009) "a fully-funded, index-linked CAP budget post-2013"
sowie zusätzliche Zahlungen für spezielle Produktionsformen und lehnt jede weitere
Modulation der ersten Säule ab. Reformorientiert sind hingegen die Stellungnahmen
der European Landowners Organization (ELO,
2008) oder der RISE Taskforce (RISE, 2009).
Auch die Europäische Kommission
betont, dass die Gesellschaft von der europäischen Landwirtschaft die Sicherung
der Nahrungsmittelversorgung, den Erhalt wertvoller Kulturlandschaften sowie einen
Beitrag zur Sicherung attraktiver und lebensfähiger ländlicher Räume erwarte (European Commission, 2009B). Die bevorstehende
Reform der GAP müsse eine Vereinfachung des Systems bringen und die Wahrnehmung
von Marktchancen auf Binnen- und Weltmärkten sowie die Bewältigung der "neuen
Herausforderungen" (Klimawandel, Sicherung der Biodiversität, Wassermanagement,
Forcierung von Bioenergie) fördern.
Für die Realisierung dieser
Ziele müsse "2014 . . . die Gemeinsame Agrarpolitik nicht neu erfunden werden",
weil sie nach dem Health Check eine auch für die Zeit nach 2014 funktionsfähige
Struktur erreicht habe (Bundesministerium
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft, 2009). Auch künftig
solle eine erste Säule als "Sicherheitsnetz" für die Agrarbetriebe fungieren
und durch eine zweite Säule in Form eines eigenständigen Programms für die ländliche
Entwicklung ergänzt werden. Eine künftig bedeutendere Rolle der Ausgleichszulage
erscheint nicht ausgeschlossen.
Wie Medienstellungnahmen
hochrangiger Mitglieder der Europäischen Kommission zeigen, könnten künftig die
Direktzahlungen der ersten Säule völlig von der Produktion entkoppelt und für die
gesamte EU 27 nach einem einheitlichen Modell oder national differenziert gewährt
werden. Über alle Betriebe hinweg einheitliche Zahlungen seien als "sozial
gerechter Ausgleich für Marktversagen" legitimiert, weil die positiven Externalitäten
der EU-Agrarproduktion nicht mit den Preisen abgegolten würden. Für Österreich würde
das die Abkehr vom "historischen Modell" bedeuten, wonach die Höhe der
Betriebsprämien sich an einer fast ein Jahrzehnt zurückliegenden Referenzperiode
(2000/2002) orientiert. Ein nationaler Spielraum – etwa
für die besonderen Probleme der Milchkuhhaltung im Berggebiet – bliebe weiterhin bestehen.
Das zweite Element der
ersten Säule wäre ein "Sicherheitsnetz" zur Stabilisierung der Agrarmärkte
innerhalb der EU 27, das verstärkt auf private Lagerhaltungsaktivitäten und Tenderverfahren
anstelle von fixen Interventionspreisen setze[a]). Dadurch könne die EU in Zukunft auf Exporterstattungen
verzichten. Diese Aussagen sind Hinweise auf den ab Mitte 2010 erwarteten offiziellen
Kommissionsvorschlag zur Reform 2013.
Trotz der unterschiedlichen
Interessenlagen sind die grundsätzlichen Prioritäten der Reformvorschläge zur "GAP
2014" nicht allzu heterogen. Die Detailvorschläge zur Instrumentierung liegen
etwas weiter auseinander, wobei aber auch die defensiven Positionen gewisse Änderungen
akzeptieren. Die politische Diskussion wird sich damit auf die quantitativen Relationen
zwischen den einzelnen Politikelementen beziehen. Der künftige Umfang des EU-Agrarbudgets
wird wesentlich die Intensität der Reformdiskussion bestimmen. Der Doha-Runde kommt
wegen der Annahme, alle entkoppelten Direktzahlungen würden auch in Zukunft in der
"Green Box" Platz finden und somit nicht gekürzt (Swinbank – Trantner, 2003), nur untergeordnete Bedeutung zu. Die erwartete
Senkung des Außenschutzes würde durch eine Preisauftriebstendenz auf den Weltagrarmärkten
abgeschwächt. Aus der bisherigen Diskussion leiten sich zwei zentrale Problembereiche
ab: die Zukunft der Direktzahlungen der ersten Säule und die Details einer Steigerung
von Umfang, Effizienz und Effektivität im Bereich der zweiten Säule.
Der Budgetumfang der ersten
Säule dürfte nach 2013 durch eine "einmalige Umverteilung zu Beginn der Finanzperiode"
(Borchardt, 2010) niedriger sein. Weil
das EU-Haushaltsrecht nicht mehr zwischen obligatorischen und nichtobligatorischen
Ausgaben unterscheidet, unterliegt künftig auch die erste Säule der Mitentscheidungsbefugnis
des Europäischen Parlaments; dadurch entfällt ein wesentlicher Vorteil im Entscheidungsprozess.
Zudem könnten alle Leistungen der GAP einer Kofinanzierungsverpflichtung unterworfen
werden; das würde die bisherige Benachteiligung der zweiten Säule beseitigen. Ein
einheitlicher Kofinanzierungssatz könnte für die Mitgliedsländer unter den derzeitigen
Werten liegen (Schulz, 2010). Im Falle
einer obligatorischen Kofinanzierung der ersten Säule würde auch der zweite Vorzug
gegenüber der zweiten Säule als Instrument des "Juste Retour" wegfallen
(Hofreither, 2008).
Die Kommission vertrat
zuletzt die Meinung, entkoppelte Direktzahlungen der ersten Säule seien als Entschädigung
für die Bereitstellung von öffentlichen Gütern legitim. Dies setzt implizit voraus,
dass jeder einzelne landwirtschaftliche Betrieb per Saldo positive Externalitäten
generiert, was empirisch unwahrscheinlich ist. Die Verursachung von "public
bads" durch einige Betriebe also aus öffentlichen Mitteln zu honorieren, steht
aber im Widerspruch zum Reformgrundsatz "public money for public goods".
Eine EU-weit einheitliche
Basisprämie je Flächeneinheit widerspricht auch deshalb der von der Kommission vorgeschlagenen
Legitimierung von Direktzahlungen, weil der Wert der öffentlichen Güter bzw. die
Kosten ihrer Bereitstellung sehr heterogen über die Fläche verteilt sind. Aber auch
die Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern in Bezug auf Kaufkraftparitäten und
Stützungsniveaus mahnen zur Vorsicht. Trotz dieser Argumente dürfte die völlige
Abschaffung der ersten Säule nicht mehrheitsfähig sein, weil der Wegfall dieser
Unterstützung für bestimmte Betriebe und Bereiche als existenzgefährdend eingeschätzt
wird. Die administrativen Kosten einer Einheitsprämie sind – sofern diese nicht mit hohen Kontrollkosten verbunden
ist – relativ niedrig, was auch für diese Form der Einkommensstützung
spricht. Der Anteil der Direktzahlungen an Betriebe in den neuen EU-Ländern wird
ab 2014 auch ohne volle Angleichung der Prämien an jene in der EU 15 steigen.
Wie empirische Analysen (Brady et al., 2009) zeigen, kann in benachteiligten Regionen durch die Erfüllung der Cross Compliance die Biodiversität begünstigt werden. Weil dieser Effekt aber nicht generell auftritt, könnten die derzeitigen Mindeststandards für Leistungsanforderungen und/oder das Leistungsspektrum verschärft werden. Je stärker diese Tendenz,
·
umso geringer
werden die Unterschiede zwischen Cross Compliance und den Auflagen bzw. Umweltleistungen
im Rahmen der Agrarumweltprogramme und
·
umso höher
sind die Kosten der Einhaltung der Cross-Compliance-Bestimmungen.
Damit stellt sich die Frage,
ob die Vorteile einer Aufteilung von Umweltanliegen auf zwei Säulen den damit einhergehenden
Regelungs- und Kontrollaufwand rechtfertigen (Bennet et al., 2006).
Eine Stärkung der zweiten
Säule könnte die ökologische Bilanz der Landwirtschaft verbessern, würde jedoch
auch die administrativen Kosten der GAP erhöhen (Europäischer Rechnungshof,
2005). Indirekt würde eine niedrigere Basisprämie automatisch die relative Attraktivität
von Agrarumweltprogrammen erhöhen. Dem Prinzip der fiskalischen Äquivalenz entsprechend
wären Elemente der bisherigen zweiten Säule auf die nationale, regionale oder lokale
Ebene zu verlagern. Eine stärker anreizorientierte Gestaltung von Agrarumweltprogrammen
würde zudem deren ökonomische Effizienz steigern (Hofreither, 1999). Bekannte Hürden auf dem Weg dorthin sind u. a. die
Definition messbarer Ziele und die Festlegung von Referenzniveaus, ab denen eine
Leistung im Sinne der Bereitstellung öffentlicher Güter gegeben ist.
Ursprünglich war die GAP
eine Marktordnungspolitik, was ihre Ausrichtung als Gemeinschaftspolitik legitimierte.
Mit der Reform 2003 wurden entkoppelte, aber an das Verfügungsrecht über Boden gebundene
Direktzahlungen zum zentralen Instrument. Weil Land immobil ist, verliert das Argument
an Bedeutung, auch diese Direktzahlungen müssten wie die Marktordnungen auf der
EU-Ebene geregelt und finanziert werden. Sie beeinflussen primär das Betriebsergebnis
und damit das landwirtschaftliche Einkommen, kaum aber Menge und Mix der erzeugten
Agrarprodukte. Dem Subsidiaritätsprinzip folgend fallen Zahlungen zur Sicherung
agrarischer Mindesteinkommen nicht in den Kompetenzbereich der EU.
Die EU kämpft seit längerer
Zeit mit den Folgen grundlegender Konstruktionsmängel, die durch die Finanzmarkt-
und Wirtschaftskrise deutlicher sichtbar – nicht
aber verursacht – wurden. Wie der Fehlschlag
der Lissabon-Strategie oder die länderspezifischen Probleme des Stabilitäts- und
Wachstumspaktes zeigen, kann das Prinzip der "freiwilligen Koordination"
zur Verfolgung von "overarching European interest" (Gros – Micossi, 2005) an der Dominanz nationalstaatlicher Interessen
scheitern.
Ohne Fortschritte in der
freiwilligen Koordination wirtschaftspolitischer Maßnahmen auf der Ebene der Mitgliedsländer
müssen die Anstrengungen auf Unionsebene verstärkt werden. Dies ist mit der aktuellen
Budgetstruktur kaum zu leisten (Sapir et al.,
2003). Aufgrund der Eigenmittelobergrenze gehen neue Budgetprioritäten primär zulasten
der großen Ausgabenbereiche. Das Agrarbudget 2014/2020 dürfte damit verstärktem
Druck ausgesetzt sein.
Die Europäische Kommission
orientiert ihre internen Reformüberlegungen an den Ergebnissen verschiedener Simulationsmodelle.
Das Projekt SCENAR 2020 (Nowicki et al.,
2006, Nowicki et al., 2009) spielt dabei
eine wesentliche Rolle. Das Referenzszenario geht von "plausiblen Politikentscheidungen
auf der Grundlage der aktuellen Ausrichtung der GAP für die untersuchte Zeitperiode"
aus und unterstellt dabei die in Übersicht 1 dargestellten Budgetalternativen. Weiters
wird angenommen, dass für alle Szenarien das 2007 vereinbarte Ziel einer Steigerung
des Biotreibstoffanteils im Verkehrsbereich auf 10% bis 2020 gilt und insgesamt
die Märkte durch Intervention im Gleichgewicht gehalten werden können.
Im Referenzszenario verringert
sich das Agrareinkommen in der EU 15, während es in den neuen EU-Ländern steigt
(Übersicht 2). Die Beschäftigung sinkt; aufgrund des höheren Wertschöpfungsanteils
der Landwirtschaft fällt der Strukturwandel in den neuen EU-Ländern stärker aus.
Auch der Produktionswert der verarbeitenden Industrie geht leicht zurück. In der
EU 15 dürften die Bodenpreise und Pachtsätze nachgeben, in den neuen EU-Ländern
hingegen weiter steigen.
|
||||
Übersicht 1: Annahmen
der Studie SCENAR 2020 II – finanzieller Rahmen bis 2020 |
||||
|
|
|
|
|
|
Basisszenario |
Referenzszenario |
Konservative Reform |
Liberalisierung |
|
Mrd. € |
Abweichung vom Basisszenario in % |
||
EU-Haushalt |
|
|
|
|
Landwirtschaft insgesamt |
55,0 |
±0,0 |
±0,0 |
–55,0 |
Ländliche Entwicklung insgesamt |
12,4 |
+105,0 |
+45,0 |
+100,0 |
Marktstützung, nominell |
5,6 |
–38,0 |
–2,0 |
–100,0 |
Direktzahlungen, nominell |
37,0 |
–30,0 |
–15,0 |
–100,0 |
Q: Nowicki
et al. (2009, S. 27). |
||||
|
|
|||||||
Übersicht 2: Ausgewählte
Ergebnisse der Studie SCENAR 2020 II |
|||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Basisszenario |
Referenzszenario
2010 |
Reformszenarien |
||||
|
|
Konservative Reform |
Liberalisierung |
||||
|
Einkommen |
Einkommen |
Einkommen |
Betriebe |
Einkommen |
Betriebe |
|
|
Mrd. € |
Mrd. € |
In % |
In % |
|||
|
|
|
|
|
|
|
|
EU 27 |
211,4 |
–14,0 |
–6,6 |
±0,0 |
–1,2 |
–22,0 |
–15,0 |
EU 15 |
187,4 |
–18,0 |
–9,6 |
+1,0 |
–0,1 |
–21,0 |
–13,0 |
Neue EU-Länder |
24,0 |
+4,0 |
+16,5 |
–1,0 |
–2,9 |
–28,0 |
–19,0 |
Q: Nowicki
et al. (2009), eigene Berechnungen. |
|||||||
|
Während das Szenario "konservative
Reform" nur unwesentliche Verschiebungen bewirkt, hätten die unter "liberale
Reform" unterstellten Veränderungen von Budget und Außenschutz markante Folgen
für die agrarischen Einkommen (–22%) und
die Zahl der Betriebe (–15%; Übersicht
2). Agrarproduktion und Landnutzung würden sich jedoch nur geringfügig verändern,
weil der Rückgang von Bodenpreisen und Löhnen ausgleichend wirkt.
|
||||
Übersicht 3: Ökonomische
Folgen einer Eliminierung der GAP |
||||
|
|
|
|
|
|
Boulanger – Jomini (2009) |
Costa et al. (2009) |
Frandsen – Gersfelt – Jensen (2002) |
Philippidis – Hubbard (2001) |
|
Wegfall von Direktzahlungen und Außenschutz |
Wegfall von Direktzahlungen und Außenschutz |
Wegfall von Direktzahlungen |
Wegfall der GAP |
Geltungsbereich |
EU 27 |
EU 27 |
EU 15 |
EU 15 |
Bezugsjahr |
2007 |
2007 |
2013 |
2005 |
|
In % |
|||
|
|
|
|
|
Bruttoinlandsprodukt |
|
+0,3 |
|
|
EU 15 |
+0,30 |
|
+0,2 bis +0,3 |
+0,19 |
Neue EU-Länder |
+0,44 |
|
|
|
Produktionswert Landwirtschaft |
|
–6,0 bis –8,0 |
|
. |
EU 15 |
–5,6 bis +8,1 |
|
–10,9 bis +2,2 |
|
Neue EU-Länder |
–2,0 bis +5,6 |
|
|
|
Q: Eigene Zusammenstellung. |
||||
|
Theoretisch wird die Stützung
eines Wirtschaftssektors in Form von Preisstützungen, Transferzahlungen an Betriebe
und protektionistischen Außenhandelsmaßnahmen in einer offenen Volkswirtschaft durch
Fehlallokation von Produktionsfaktoren und verzerrte Terms-of-Trade Wohlfahrtsverluste
verursachen, wenn man nicht annimmt, dass durch die Bereitstellung öffentlicher
Güter ein gleich hoher Wohlfahrtszuwachs erzielt werden kann. Mittels allgemeiner
Gleichgewichtsmodelle lassen sich diese Kosten quantifizieren, indem man die aktuelle
Situation mit einem Szenario ohne GAP vergleicht. Übersicht 3 fasst die Ergebnisse
der Eliminierung von Direktzahlungen und/oder Grenzschutz aus vier Studien zusammen.
Im Gegensatz zu den SCENAR-Studien
bilden die Modelle in Übersicht 3 auch die langfristigen Anpassungsreaktionen der
Weltagrarwirtschaft auf die angenommenen Politikentscheidungen (Wegfall von Direktzahlungen
und Außenschutz) endogen ab. Die Weltmarktpreise für Agrarerzeugnisse würden leicht
steigen, woraus sich ein weltweiter Wohlfahrtsgewinn von 16,5 Mrd. € (Boulanger – Jomini, 2009) bzw. 15 Mrd. $ (Costa et al., 2009) ergäbe. Die Agrarproduktion würde sich zu bisher
nicht bzw. wenig gestützten Bereichen – etwa
Obst und Gemüse – verlagern, auch die geographische
Verteilung der Produktion würde sich verschieben. Wenngleich solche Studien keine
politisch mehrheitsfähigen Szenarien abbilden, liefern sie doch Orientierungspunkte
für die politische Diskussion, besonders unter der Annahme eines langfristigen Anstiegs
der Weltmarktpreise.
Die langjährige Stützung
des Agrarsektors ließ in den meisten Industrieländern Ansprüche entstehen, welche
durch ihr politisches Gewicht die Entwicklung der Landwirtschaft stärker als ökonomische
Argumente bestimmen dürften. Übersicht 4 vermittelt anhand der nationalen Positionen
im öffentlichen Konsultationsprozess zum EU-Haushalt einen Überblick über die grundlegende
Einstellung zu einer GAP-Reform sowie zu Veränderungen der Finanzierungsstruktur.
Demnach nimmt der überwiegende Teil der Mitgliedsländer im Hinblick auf Anpassungen
der GAP eine defensive Position ein, die Zahl der reformbereiten Länder ist gering
(Clasper – Thurston, 2010). Eine grundlegende GAP-Reform erscheint damit
unwahrscheinlich und könnte nur durch eine massive Budgeteinschränkung ausgelöst
werden.
|
|||||||||||
Übersicht 4: Positionen
der Mitgliedsländer in der Reformdiskussion |
|||||||||||
|
|
||||||||||
|
Reformbedarf |
Kofinanzierung |
Eigenmittel |
Budgetmechanismen |
|||||||
|
Beibehaltung der GAP |
Maßvolle Reform |
Radikale Reform |
Opposition |
Status-quo |
Befürwortung |
Opposition |
Status-quo |
Befürwortung |
Vereinfachung |
Abschaffung von Ausnahmen |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Österreich |
X |
|
|
|
X |
|
|
|
X |
X |
|
Belgien |
|
X |
|
|
X |
|
|
|
|
|
|
Zypern |
X |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
X |
Tschechien |
|
|
X |
|
X |
|
X |
|
|
|
X |
Deutschland |
|
X |
|
|
|
|
X |
|
|
X |
|
Dänemark |
|
|
X |
X |
|
|
X |
|
|
|
X |
Estland |
|
X |
|
X |
|
|
|
X |
|
|
X |
Griechenland |
X |
|
|
X |
|
|
|
X |
|
X |
|
Spanien |
|
X |
|
|
|
|
|
|
|
X |
|
Finnland |
|
X |
|
|
|
|
|
|
X |
|
X |
Frankreich |
X |
|
|
|
X |
|
|
|
X |
|
X |
Ungarn |
X |
|
|
X |
|
|
|
|
X |
|
X |
Irland |
X |
|
|
|
|
|
X |
|
|
|
(X) |
Italien |
X |
|
|
|
|
X |
|
|
X |
X |
|
Litauen |
|
X |
|
|
X |
|
|
X |
|
|
X |
Luxemburg |
|
X |
|
X |
|
|
|
|
X |
|
|
Lettland |
X |
|
|
|
|
|
|
|
X |
|
(X) |
Malta |
|
|
X |
|
|
|
X |
|
|
|
(X) |
Niederlande |
|
|
X |
|
|
X |
|
X |
|
|
|
Polen |
X |
|
|
X |
|
|
|
X |
|
|
|
Portugal |
|
X |
|
|
|
|
|
|
X |
|
X |
Rumänien |
X |
|
|
X |
|
|
|
|
X |
|
(X) |
Schweden |
|
|
X |
|
X |
|
X |
|
|
X |
|
Slowenien |
|
X |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Slowakei |
|
X |
|
|
|
|
X |
|
|
|
X |
Großbritannien |
|
|
X |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Summe |
10 |
10 |
6 |
6 |
6 |
2 |
7 |
5 |
8 |
6 |
10 (4) |
Q: Clasper – Thurston (2010), eigene Recherche. X . . . trifft zu, (X) . . . mit Einschränkungen, kein Eintrag . . . Position nicht bekannt. |
|||||||||||
|
Die EU-Landwirtschaft ist
auch unter weitgehend liberalisierten Marktbedingungen imstande, Nahrungsmittel
und Energierohstoffe in ausreichender Menge zu erzeugen. Allerdings wäre dabei mit
Problemen im Agrarumweltbereich und bei der Bewirtschaftung und Besiedelung benachteiligter
Gebiete zu rechnen. Dieser Umstand weist den Weg für ein Leitprinzip der bevorstehenden
GAP-Reform: "public money for public goods".
Die Strukturen der künftigen GAP sind schwieriger zu prognostizieren als bei vergleichbaren früheren Reformen. Dafür sind primär die aktuellen gesamtwirtschaftlichen Probleme der EU-Länder sowie die Aufwertung des Europäischen Parlaments in der Entscheidungsfindung bestimmend. Einige Eckpunkte dieses Reformprozesses sind dennoch bereits zu erkennen:
·
Die Marktorientierung
der GAP wird sich weiter verbessern, indem Exportstützungen abgebaut und Marktinterventionen
verstärkt durch private Risikovorsorge ersetzt werden.
·
Je stärker
das Argument der Opportunitätskosten zum Tragen kommt, umso eher ist mit einer Kürzung
des Agrarbudgets zu rechnen, was eine niedrige "Basisprämie" und eine
nationale Kofinanzierung aller GAP-Zahlungen wahrscheinlich werden lässt.
·
Unabhängig
von der derzeit noch unbekannten Ausgestaltung wird sich die Höhe der Prämien zwischen
den Ländern der EU 15 und den neuen EU-Ländern tendenziell angleichen.
·
Ökologischen
Reformmotiven folgend dürften Instrumente und Budget der zweiten Säule erweitert
werden, durch verbessertes Targeting würde sich die Effizienz dieses Politiksegments
verbessern, aber auch der Kreis der Zahlungsempfänger verändern.
·
Die Agrarpolitik
für die Regionalentwicklung des ländlichen Raumes könnte durch ihr Legitimationsdefizit
gegenüber anderen Strukturfonds sowie ihre Mängel in der Zielerreichung (Shucksmith – Thompson
– Roberts, 2005) unter Rechtfertigungsdruck geraten.
In der zweiten Jahreshälfte
2010 wird die Europäische Kommission ihre Vorstellungen über die Grundzüge der GAP-Reform
2013 präsentieren und nach einer Konsultationsphase von etwa einem Jahr die Gesetzesvorschläge
vorlegen. Damit könnte die Umsetzungsphase auch im Falle eines längeren Mitentscheidungsverfahrens
im Europäischen Parlament 2014 beginnen.
Die GAP-Reformen der letzten
15 Jahre verringerten traditionelle Probleme der EU-Landwirtschaft als Folge von
Marktungleichgewichten. Die bevorstehende Reform wird zeigen, wieweit der bisher
vom Ausgleich zwischen nationalen Interessen bestimmte Weg moderater Anpassungen
künftig unter dem Eindruck drängender Beschäftigungs- und Wachstumsprobleme, der
"neuen Herausforderungen" im Umweltbereich sowie der Veränderungen auf
den Weltagrarmärkten verlassen wird, um europäische Ziele aktiv zu verfolgen. Die
Zustimmung der Gesellschaft – repräsentiert
durch ein gestärktes Europäisches Parlament – wird
maßgeblich davon abhängen.
Begg,
I., Enderlein, H., Le Cacheux, J., Mrak, M., Financing of the European Union Budget.
Final Report, Studie im Auftrag der
Europäischen Kommission, GD Haushalt, Brüssel, 2008.
Bennet, H., Osterburg,
B., Nitsch, H., Kristensen, L., Primdahl, J., Verschuur, G., "Strengths and
Weaknesses of Crosscompliance in the CAP", EuroChoices, 2006, 5(2), S. 50-57.
BirdLife
International, European Environmental Bureau, European Forum on Nature Conservation
and Pastoralism, International Federation of Organic Agriculture Movements, World
Wide Fund for Nature, Proposal for a New EU Common Agricultural Policy, Cambridge,
2009, http://www.birdlife.org/eu/pdfs/CAP_proposal_09.pdf.
Borchardt, K. D.,
GAP = Grüne Agrar-Politik?, 2010, http://www.euractiv.de/landwirtschaft-und-gap/artikel/gap--gruene-agrar-politik-002708.
Boulanger,
P., Jomini, P., Of the Benefits to the EU of Removing the Common Agricultural Policy.
Policy Brief, Groupe d'Economie Mondiale, Paris, 2009.
Brady,
M., Kellermann, K., Sahrbacher, C., Jelinek, L., "Impacts of Decoupled Agricultural
Support on Farm Structure, Biodiversity and Landscape Mosaic: Some EU Results",
Journal of Agricultural Economics, 2009, 60(3), S. 563-585.
Bundesministerium
für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft, EU: Inhaltliche Optionen
für die GAP nach 2013 – weiterhin
zwei Säulen. Hintergrundgespräch von Klaus-Dieter Borchardt mit österreichischen
Agrarjournalisten, Wien, 2009, http://www.lebensministerium.at/article/articleview/74677/1/26603/.
Bureau,
J.-C., Mahé, L.-P., "CAP Reform Beyond 2013: An Idea for a Longer View",
Notre Europe, Studies and Research, 2008, (64), http://www.notre-europe.eu/uploads/tx_publication/Etude64-CAP-Propositions-EN_01.pdf.
Clasper,
J., Thurston, J., Does the CAP Fit? Budget Reform, the Common Agricultural Policy,
and the Conflicting Views of EU Member States, 2010, http://www.followthemoney.eu/wp-content/uploads/2010/02/does-the-cap-fit.pdf.
Cooper,
T., Hart, K., Baldock, D., The Provision of Public Goods Through Agriculture in
the European Union, Bericht an die GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung,
Contract No 30-CE-0233091/00-28, Institute for European Environmental Policy, London,
2009.
COPA-COGECA,
Visions for the Future of Agricultural Policy in Europe. Declaration on the Occasion
of the 2008 Congress of European Farmers, Brüssel, 2008, http://www.copacogeca.be/img/user/file/declaration
_congress_2008/EN.pdf.
Costa,
C., Osborne, M., Zhang, X. G., Boulanger, P., Jomini, P., "Modelling the Effects
of the EU Common Agricultural Policy", Productivity Commission, Staff Working
Paper, Melbourne, 2009.
Deutscher Bauernverband,
Bürger und Bauern brauchen auch nach 2013 eine starke EU-Agrarpolitik. Position des Präsidiums, Berlin, 2010,
http://www.bauernverband.de/?redid=205560.
EBCC
(European Bird Census Council), Europe's Farmland Birds Continue to Suffer From
Agricultural Policy. EU Unlikely to Meet its 2010 Biodiversity Target, Brüssel–Prag, 2008, http://www.ebcc.info/index.php?ID=366.
EEA
(European Environment Agency), "Progress Towards the European 2010 Biodiversity
Target", EEA Report, 2009, (4/09).
Europäische Kommission,
Den Haushalt reformieren, Europa verändern. Konsultationspapier im Hinblick auf
die Überprüfung des EU-Haushaltes (2008/2009), SEK(2007) 1188 endg., Brüssel, 2007.
Europäischer Rechnungshof,
Überprüfung der Agrarumweltausgaben, Sonderbericht zur Entwicklung des ländlichen
Raums, Luxemburg, 2005, (3/2005).
Europäischer Rechnungshof,
Ist die Cross-Compliance-Regelung wirksam?, Sonderbericht, Luxemburg, 2008, (8/2008).
European
Commission, "Towards a Common Agricultural and Rural Policy for Europe ('Buckwell
report')", European Economy, 1997, (5).
European
Commission, "The Economic Costs of non-Lisbon. A Survey of the Literature on
the Economic Impact of Lisbon-type Reforms", European Economy, Occasional Papers,
2005.
European
Commission, Study to Assess the Administrative Burden on Farms Arising from the
CAP. Final report 2006-G4-03, GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Brüssel,
2007.
European
Commission (2009A), A Reform Agenda for a Global Europe, Communication from the
Commission to the European Parlament and the Council, The 2008/09 Budget Review,
Draft 06-10-2009, COM (2009) xyz, Brüssel, 2009 (mimeo).
European
Commission (2009B), "Why Do We Need a Common Agricultural Policy?", GD
Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Discussion Paper, 2009, http://ec.europa.eu/agriculture/cap-post-2013/reports/why_en.pdf.
European
Commission, Europe 2020. A European Strategy for Smart, Sustainable and Inclusive
Growth, Brüssel, 2010.
ELO
(European Landowners' Organisation), The 21st Century Land Use Challenge, Brüssel,
2008, http://www.elo.org/UserFiles/File/2008/The%2021st%20Century%20LAnd%20Use%20CHallenge,%202008.pdf.
Frandsen,
S. E., Gersfelt, B., Jensen, H. G., Decoupling Support in Agriculture. Impacts of
Redesigning European Agricultural Support, Vortrag anlässlich der 5. Annual Conference
on Global Economic Analysis, Taipei, 2002.
Gros,
D., Micossi, St., "A Better Budget for the European Union", CEPS Policy
Brief, 2005, (66).
Hartridge,
O., Pearce, D., Is UK Agriculture Sustainable: Environmentally Adjusted Accounts
for UK Agriculture, CSERGE-Economics, University College London, London, 2001.
Heißenhuber, A.,
"Konzepte für die Agrarpolitik nach 2013", Ländlicher Raum, Online-Fachzeitung des
Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, 2009, http://www.laendlicher-raum.at/filemanager/download/45752/.
HM Treasury,
DEFRA, A Vision for the Common Agricultural Policy, London, 2005.
Hofer, E. M., Weiterentwicklung
der Direktzahlungen nach 2013. Ergebnisse einer internationalen Expertengruppe,
IV. Bayerisch-Österreichische Strategietagung zur Weiterentwicklung der Europäischen
Agrarpolitik, Passau, 2009.
Hofreither,
M. F., "Socio-economic Aspects of Agri-environmental Programs – An Introspective Survey", in Härdtlein,
M., Kaltschmitt, M., et al. (Hrsg.),
"Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft – Landwirtschaft
im Spannungsfeld zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialwissenschaften", Initiativen
zum Umweltschutz, 1999, (15), S. 165-190.
Hofreither, M.
F., "EU-Haushaltsreform und Agrarbudget – nationale
Kofinanzierung als Lösungsansatz?", Universität für Bodenkultur Wien, Institut
für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, 2008, (DP-30-2007).
Irish
Farmers' Association, The Shape of the Common Agricultural Policy after 2013, im
Auftrag des Department of Agriculture, Dublin, 2009.
Jomini,
P., Boulanger, P., Zhang, X., Costa, C., Osborne, M., "The Common Agricultural
Policy and the French, EU and Global Economies", GEM Working Paper, 2009.
Land
Use Policy Group (LUPG), Securing Our Common Future through Environmentally Sustainable
Land Management: The Land Use Policy Group Vision for the Future of the CAP Post
2013, 2009, http://cap2020.ieep.eu/assets/2009/4/14/LUPG__2009__Securing_Our_Common_Future.pdf.
Nowicki,
P., Goba, V., Knierim, A., van Meijl, H., Banse, M., Delbaere, B., Helming, J.,
Hunke, P., Jansson, K., Jansson, T., Jones-Walters, L., Mikos, V., Sattler, C.,
Schlaefke, N., Terluin, I., Verhoog, D., Scenar 2020-II – Update of Analysis of Prospects in the
Scenar 2020 Study, Europäische Kommission, GD Landwirtschaft und ländliche Entwicklung,
Brüssel, 2009.
Nowicki,
P., Weeger, C., van Meijl, H., Banse, M., Helming, J., Terluin, I., Verhoog, D.,
Overmars, K., Westhoek, H., Knierim, A., Reutter, M., Matzdorf, B., Margraf, O.,
Mnatsakanian, R., SCENAR 2020. Scenario
Study on Agriculture and the Rural World, Europäische Gemeinschaften, Luxemburg,
2006.
OECD, Multifunktionalität.
Auf dem Weg zu einem analytischen Rahmen, Zusammenfassung, Paris, 2001.
OECD,
FAO, Agricultural Commodity Markets Outlook 2009-2018, Brüssel, 2009.
Philippidis,
G., Hubbard, L. J., "The Economic Cost of the CAP Revisited", Agricultural Economics, 2001,
25, S. 375-385.
RISE
(Rural Investment Support for Europe Foundation), Public Goods from Private Land,
Brüssel, 2009.
Sapir,
A., Aghion, Ph., Bertola, G., Hellwig, M., Pisani-Ferry, J., Rosati, D., Viñals,
J., Wallace, H., An Agenda for a Growing Europe. Making the EU Economic System Deliver,
Brüssel, 2003.
Shucksmith,
M., Thompson, K. J., Roberts, D. (Hrsg.), The CAP and the Regions: the Territorial
Impacts of the Common Agricultural Policy, CAB international, Wallingford, UK, 2005.
Schulz, D., Agrarpolitik
der EU – Umweltschutzanforderungen für die Jahre 2014 bis
2020 (CAP 2020), Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau, 2010.
Sinabell, F., Pitlik,
H., Schmid, E., Zukunft der Finanzierung und Ausgaben der Gemeinsamen Agrarpolitik,
WIFO, Wien, 2009, http://www.wifo.ac.at/wwa/jsp/index.jsp?fid=23923&id=36165&typeid=8&display_mode=2.
SRU (Sachverständigenrat
für Umweltfragen), "Für eine zeitgemäße Gemeinsame Agrarpolitik (GAP)",
Stellungnahme, 2009, (14).
Swinbank,
A., Tranter, R., "Decoupling EU Farm Support: Does the New Single Payment Scheme
Fit within the Green Box?", Estey Centre Journal of International Law and Trade
Policy, 2003, 6(1), S. 47-61.
von Braun, J.,
Qaim, M., Herausforderungen der weltweiten Lebensmittelversorgung, Rentenbank, Frankfurt
am Main, 2009, http://www.uni-goettingen.de/de/112555.html.
Wissenschaftlicher
Beirat für Agrarpolitik, Vorbereitung auf den "GAP-Gesundheitscheck",
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Berlin, 2008,
http://www.bmelv.de/beirat_agrarpolitik_gutachten.
Wissenschaftlicher
Beirat für Agrarpolitik, EU-Agrarpolitik nach 2013. Plädoyer für eine neue Politik
für Ernährung, Landwirtschaft und ländliche Räume, Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Berlin, 2010, http://www.bmelv.de/beirat_agrarpolitik_gutachten.
WWF (World Wide
Fund for Nature), Die GAP neu gestalten. Die WWF-Vision für das ländliche Europa
nach 2013 – Ein Diskussionspapier, Brüssel,
2008.
|
Common Agricultural Policy in 2014 – Positions and Consequences – Summary |
The future GAP structures for 2014 and beyond are more difficult to forecast than was the case in earlier reforms of a comparable scale. The main obstacles are the worrying problems of EU countries at the macroeconomic level, together with the greater role that the European Parliament is now assigned within the decision-making process. Some benchmarks of the reform process are, however, already discernible: · The GAP will become increasingly more market-oriented, through reductions in export supports, and market interventions increasingly giving way to private risk provision. · With the opportunity cost argument moving ever more into the foreground, cuts of the farming budget can be expected, which makes a low "base premium" and national cofinancing of all GAP payments more likely. · Regardless of how these premiums will be designed – currently still an unknown factor – the trend runs towards achieving a compensatory balance between "old" and "new" member countries. · In response to ecological reform ideas, the tools and budget of the second pillar are expected to be strengthened; its improved targeting would enhance the efficiency of this policy segment while at the same time changing the circle of beneficiaries. · The (farming) policy for rural (regional) development could come under pressure due to its legitimacy deficit compared to other structural funds and its shortcomings in achieving targets. In the second half of 2010, the European Commission is set to present its ideas for an outline GAP reform of 2013, to be followed by a consultation phase of about a year, after which the formal bills will be submitted. It can be predicted with some certainty that the principle of "public money for public goods" will dominate the impending GAP reform. |
|
[a]) In der DG Landwirtschaft und ländliche Entwicklung werden teils auch die Direktzahlungen als Teil dieses Sicherheitsnetzes gesehen, weil sie nicht die Haushaltseinkommen stützen, sondern das Betriebseinkommen stabilisieren würden.