Wolfgang Pollan, Thomas Leoni
Die Einkommensunterschiede nach
Wirtschaftsbranchen in Österreich
Ein Vergleich zwischen Mikrozensus und
Leistungs- und Strukturerhebung
Die statistische Basis für die Untersuchung
der persönlichen Einkommensverteilung in Österreich ist schwach. Daten aus der
Industriestatistik liefern andere Ergebnisse als jene aus dem Mikrozensus,
dessen Erhebungsmängel seit langem bekannt sind. Die Leistungs- und
Strukturerhebung, die seit einigen Jahren durchgeführt wird, erlaubt nun einen direkten
Vergleich mit den Einkommensangaben aus dem Mikrozensus.
Begutachtung: Alois Guger • Wissenschaftliche Assistenz: Annamaria
Rammel • E-Mail-Adresse: Wolfgang.Pollan@wifo.ac.at
INHALT
Eine gerechte
Einkommensverteilung als wirtschaftspolitisches Ziel
Die Einkommensfrage im
Mikrozensus
Vergleich der Einkommensunterschiede
laut Mikrozensus und laut Leistungs- und Strukturerhebung
VERZEICHNIS DER
ÜBERSICHTEN UND ABBILDUNGEN
Übersicht 1: Vergleich zwischen Mikrozensus
und Leistungs- und Strukturerhebung
Übersicht 2: Streuung der Einkommen
Abbildung 1: Brutto-Netto-Vergleich für die Jahre
1997 und 1999
Abbildung 2: Vergleich zwischen Mikrozensus
und Leistungs- und Strukturerhebung
Abbildung 3: Abweichungen des Mikrozensus von
der Leistungs- und Strukturerhebung
In den sechziger Jahren wurde mit
dem "magischen Fünfeck" der Wirtschaftspolitik ein Begriff geprägt,
der die gerechte Einkommensverteilung - zusammen mit der Preisstabilität, der
Vollbeschäftigung, dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht und einem stetigen
Wachstum - als
wirtschaftspolitisches Ziel festlegte (Teichmann, 1993). Allerdings trat in den folgenden Jahrzehnten
dieses Thema gegenüber anderen wirtschaftspolitischen Zielsetzungen in den
Hintergrund. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass die Entwicklung der
Einkommensverteilung in den Industrieländern in den Jahren nach dem Zweiten
Weltkrieg den Erwartungen der Wirtschaftstheorie entsprach: Demnach war anfangs
ein gewisses Maß an Ungleichheit notwendig, um Investitionen und Wachstum zu
fördern. Zugleich festigte sich in der Theorie - anhand der "Kuznets-Kurve" (Kuznets,
1955) - die Anschauung, dass Wirtschaftswachstum
nach einer Zunahme der Ungleichheit auf langer Sicht eine gerechtere
Einkommensverteilung mit sich bringe. Diese Sichtweise wurde jedoch im letzten
Jahrzehnt auf theoretischer sowie empirischer Ebene hinterfragt; in der aktuellen
Literatur werden Einkommensdisparitäten und deren Einfluss auf die Volkswirtschaft
wieder thematisiert[a]). Zum einen wird darauf hingewiesen, dass sich in
vielen Industrieländern die ökonomischen Ungleichheiten in den letzten
20 Jahren verschärft haben. Zum anderen werden theoretische Ansätze
ausgearbeitet, die auf negative Folgen der Einkommensdisparitäten für das Wirtschaftswachstum
schließen lassen.
Eine gerechte oder faire Einkommensverteilung ist
freilich auch ein Wert an sich. In der OECD nehmen die
"korporatistischen" Länder eine Sonderstellung ein; zu ihnen gehören - je nach Abgrenzung - neben den nordischen Ländern Österreich, die
Niederlande, Deutschland und Irland. In diesen Ländern sorgt, so die gängige
Meinung in der Literatur (OECD, 1997, Iversen, 1999, Wallerstein,
1999) die Bündelung der Lohnverhandlungen in den gewerkschaftlichen
Dachorganisationen bzw. ein hohes Maß an Koordination zwischen jenen Gruppen,
die Lohnverhandlungen führen, für geringe Lohnunterschiede sowie für
Zurückhaltung in den Lohnforderungen (und damit in weiterer Folge für niedrige
Inflation und Arbeitslosigkeit). Eine Reihe von Studien stellen eine eindeutig
negative Beziehung zwischen dem Grad der Zentralisierung bzw. Koordination der
Lohnverhandlungen und dem Ausmaß der Lohndisparitäten fest (OECD,
1997, Freeman,
1998, Blau
- Kahn, 1999).
Österreich passt allerdings nicht in dieses Bild (Rowthorn,
1992, OECD,
1997, Iversen,
1999): Laut Lohn- und Gehaltsdaten für die Industrie sind die Lohnunterschiede
in Österreich nahezu gleich groß wie in jenen Ländern, die hohe
Lohndisparitäten aufweisen (USA, Kanada und Japan; Walterskirchen, 1991, Guger,
1991, Pollan,
2000). Andere Studien jedoch, die auf dem Mikrozensus basieren, weisen für
Österreich geringe Einkommensdisparitäten aus (Barth - Zweimüller,
1992).
Ein großes Problem empirischer Studien zur Frage der
Einkommensunterschiede liegt in der Erhebung von zuverlässigen Daten und in
deren internationaler Vergleichbarkeit. Der vorliegende Bericht leistet einen
Beitrag zur Ermittlung der Lohnunterschiede in Österreich.
Zwischen 1981 und 1999 wurde im Rahmen des Mikrozensus im
Abstand von etwa zwei Jahren die "Einkommensfrage" zur Erhebung der
Personen- und Haushaltseinkommen der unselbständig Beschäftigten gestellt. Die
dabei ermittelten Daten haben wegen der gleichzeitigen Verfügbarkeit von
Angaben über die wöchentliche Arbeitszeit sowie über eine Vielzahl von
sozialstatistischen Indikatoren aus dem Grund- und Sonderprogramm des
Mikrozensus besondere Bedeutung. Darüber hinaus bilden sie eine einzigartige
Quelle zur Ermittlung der Haushaltseinkommen und dienen als Grundlage für eine
Reihe von Untersuchungen.
Dem Vorteil der Breite der Fragestellungen stehen jedoch
Bedenken bezüglich der Qualität der Einkommensangaben im Mikrozensus gegenüber.
In der Fachliteratur wird schon seit langem auf die Schwierigkeiten
hingewiesen, die mit Einkommenserhebungen durch (freiwillige) Umfragen
verbunden sind. So weist Zweimüller (1992) auf erhebliche
Verzerrungen durch das Fehlen von Werten im Mikrozensus 1983 hin, da
Auskunftsverweigerungen ungleichmäßig über die Gesamtbevölkerung verteilt sind.
Im Mikrozensus 1989 liegen zwar für rund 70% der unselbständig Beschäftigten
Einkommensangaben vor, die Einkommensfrage wurde aber nur von rund der Hälfte
der Bestverdiener beantwortet (Wolf - Wolf, 1991); in der Folge schlagen sich bestehende
Einkommensdisparitäten in den Daten abgeschwächt nieder. Auch das Österreichische
Statistische Zentralamt (heute Statistik Austria) wies in einem Bericht zum
Mikrozensus 1993 darauf hin, dass in jeder Berufsschicht eher Personen mit hohem
Einkommen kein Einkommen angeben. "Die insgesamt bestehenden Ungleichheiten
der Einkommenssituation werden daher unterschätzt" (Kronsteiner - Wolf, 1994,
S. 995). Darüber hinaus könnten jene, die ihr Einkommen angeben,
tendenziell besonders hohe bzw. niedrige Werte nach unten bzw. nach oben
korrigieren.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass bestimmte
Einkommensbestandteile (z. B. Prämien, Belohnungen, Überstundenentgelte
usw.) im Mikrozensus nicht erfasst bzw. untererfasst werden; im Allgemeinen hat
dies Unterschätzungen zur Folge. In einem Vergleich mit den Daten des
Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger für das Jahr 1993
stellte das Zentralamt eine Unterschätzung der Einkommen im Mikrozensus je nach
Beschäftigungsgruppe um zwischen 1,1% und 14,1% fest[b]).
Ab 1999 berechnete das Statistische Zentralamt nur die
Haushaltseinkommen (und nicht die Personeneinkommen) aus den Mikrozensusdaten;
anschließend wurde die Einkommensfrage aus dem Sonderprogramm gestrichen[c]). Auch wenn damit die Rolle des Mikrozensus für
die Bestimmung der Einkommen in Österreich zeitlich abgegrenzt ist, scheint es
heute immer noch angebracht, sich mit dieser Datenquelle auseinanderzusetzen.
Der Mikrozensus wurde nämlich in viele sekundäre Datensätze aufgenommen, die als
Quelle für die - im
letzten Jahrzehnt immer häufigeren - internationalen Vergleiche von
Einkommensdisparitäten dienen. Auf diesem Weg bilden die Einkommensdaten des
Mikrozensus die Basis, auf der Österreich mit anderen Ländern verglichen wird
bzw. auf der die österreichische Einkommensverteilung in internationalen
Studien erfasst wird. So berufen sich z. B. die Luxembourg Income Study
Database, die World Income Inequality Database der UNO sowie die World
Development Indicators der Weltbank[d]) auf den Mikrozensus. Dasselbe gilt für Studien
zur Einkommensverteilung, etwa Barth - Zweimüller (1994), Martins - Pereira (2000), Förster - Pearson (2002) und Milanovic (2002).
Atkinson
- Brandolini
(2001) weisen nachdrücklich auf die Mängel hin, die bei der Zusammenstellung
bzw. Verwendung dieser sekundären Datensätze entstehen. Einerseits
dokumentieren viele sekundäre Datensätze ihre Quellen nicht hinreichend und
sind deshalb nicht vollständig nachvollziehbar. Andererseits haben viele
Benutzer die Tendenz, die Daten mechanisch anzuwenden und sich nicht eingehend
mit den nationalen Eigenheiten der Erhebungen auseinanderzusetzen.
Angesichts der genannten Problemstellung sowie der
wirtschafts- und sozialpolitischen Relevanz von Einkommensfragen sollen in der
Folge die Qualitätsmängel des Mikrozensus bezüglich der Einkommenserhebung
herausgearbeitet werden. Für eine kritische Analyse bietet sich ein Vergleich
mit den Daten der Leistungs- und Strukturerhebung an, die seit 1997 erstellt
werden. Insbesondere wird die Gültigkeit der Mikrozensusdaten anhand von Lohn-
und Gehaltsunterschieden zwischen Wirtschaftsbranchen in Österreich
hinterfragt. Zu diesem Zweck werden der Mikrozensus und die Leistungs- und
Strukturerhebung für die Jahre 1997 und 1999 gegenübergestellt. Aufgrund der
begrenzten Verfügbarkeit von Daten[e]) beschränkt sich diese Gegenüberstellung auf den
produzierenden Sektor einschließlich des Bauwesens. Die Löhne und Gehälter von
Arbeitern und Angestellten werden dabei nach ÖNACE-Abteilungen aufgeteilt und
ihr Durchschnittswert auf eine vergleichbare Basis gebracht.
Der Mikrozensus und die Leistungs- und Strukturerhebung
unterscheiden sich hinsichtlich der Einkommensdaten in wesentlichen Punkten.
Letztere enthält die Bruttolöhne und -gehälter auf Jahresbasis, während im
Mikrozensus die monatlichen Nettoeinkommen ausgewiesen werden. Die Daten im
Mikrozensus beziehen sich auf die einzelnen Erwerbstätigen und werden mit Angaben
zu den geleisteten Arbeitsstunden integriert.
In der Leistungs- und Strukturerhebung werden die Zahl
der Beschäftigten und die Zahl der Vollzeiteinheiten der einzelnen
Wirtschaftsbranchen ausgewiesen; es fehlen aber Hinweise zur Arbeitszeit und zur
Basis der Ermittlung von Vollzeiteinheiten. Überdies werden alle Daten, die
weniger als vier Unternehmen betreffen, aufgrund der gesetzlichen
Geheimhaltungsbestimmungen unterdrückt. Dies betrifft für den produzierenden
Bereich auf der zweistelligen ÖNACE-Ebene vier Wirtschaftsbereiche[f]).
Im Mikrozensus hingegen liegen nicht zu jedem ÖNACE-Zweisteller
qualitativ hochwertige Daten vor; so wurden z. B. für das Jahr 1997 in den
Abschnitten 10 (Kohlenbergbau und Torfgewinnung) und 37 (Rückgewinnung,
Recycling) nur jeweils sechs Fälle erfasst.
Ein direkter Vergleich der zwei Datensätze ist demnach
nur nach einigen Anpassungen sinnvoll. Aus dem Mikrozensus-Datensatz wurden
zuerst jene Personen ausgeschlossen, die nicht erwerbstätig waren oder keinen
Wirtschaftszweig angaben. Die verbleibenden Einkommensdaten wurden anhand der
Variablen "normale Arbeitszeit"[g]) auf eine wöchentliche Arbeitszeit von
40 Stunden standardisiert[h]). Zur Schaffung einer Vergleichsbasis wurde
allgemein von einer Auszahlung der angeführten Beträge 14-mal jährlich
ausgegangen. Da der Mikrozensus nach der Zahl der Monatsgehälter differenziert,
wurden die angeführten Monatsbeträge auf ein Vierzehntel des Jahreseinkommens
normiert[i]) und anschließend dessen Durchschnitt berechnet.
Die durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen laut Leistungs- und Strukturerhebung,
die sich aus der Division der Bruttolöhne und -gehälter durch die Vollzeiteinheiten
ergeben, wurden auf 14 Monatseinkommen aufgeteilt. Schließlich mussten die
Bruttobeträge laut Leistungs- und Strukturerhebung auf Nettowerte umgerechnet
werden (siehe Kasten "Die Umrechnung von Bruttoentgelten auf
Nettoentgelte").
|
Die Umrechnung von Bruttoentgelten auf Nettoentgelte |
Die für die Umrechnung erforderlichen Faktoren wurden der Konjunkturstatistik
1997 und 1999 entnommen, welche Brutto- und Nettosummen für Löhne und
Gehälter anführt. Aus der Gegenüberstellung der Brutto- und Nettolöhne nach
Wirtschaftsbranchen wurden dazu mit einer linearen Regressionsanalyse eine
Konstante und ein Koeffizient ermittelt. Die Bruttoentgelte umfassen Lohn- und Gehaltssummen einschließlich
Sonderzahlungen, Abfertigungen, Lehrlingsentschädigungen und
Heimarbeiterentgelt. Die Nettoentgelte errechnen sich aus den
Bruttoentgelten, vermindert um die Lohnsteuer und den Arbeitnehmeranteil zur
Sozialversicherung sowie alle Pflichtbeiträge. Die Nettolöhne enthalten
darüber hinaus die Nettoentschädigungen der gewerblichen Lehrlinge sowie die
Nettoheimarbeiterentgelte. Abbildung 1 zeigt die Ergebnisse nach ÖNACE-Zweistellern. Als
Ausreißer fällt die Klasse 23 auf (Kokerei, Mineralölverarbeitung; zwei
Bruttowerte von rund 75.000 S bzw. 85.000 S). Da dieser
Wirtschaftsabschnitt in der Leistungs- und Strukturerhebung den gesetzlichen
Geheimhaltungsbestimmungen unterliegt, wurde er wie die Klassen 11, 13
und 16 aus der Regressionsanalyse ausgeschlossen. Abbildung 1 veranschaulicht das hohe Maß an Linearität der
Korrelation zwischen durchschnittlichen Bruttolöhnen und -gehältern und
Nettolöhnen und -gehältern aus der Konjunkturstatistik für die Jahre 1997 und
19991). Dieses lineare Verhältnis ergibt sich aus der Verwendung
von Durchschnittswerten, die die Progressivität des Abgabensystems kaum
sichtbar macht. 1) Die angeführten Summen der Löhne
und Gehälter wurden zur Ermittlung dieser Daten durch die Zahl der bezahlten
Arbeitsstunden dividiert und dann auf Monatsbeträge umgerechnet. |
Die so berechneten durchschnittlichen Nettolöhne und -gehälter
für die einzelnen ÖNACE-Zweisteller sind in Übersicht 1 zusammengefasst.
Demnach unterscheidet sich die Lohnhöhe nach Wirtschaftszweigen laut
Mikrozensus erheblich von jener laut Leistungs- und Strukturerhebung. Die
Lohndisparitäten sind im Mikrozensus merklich kleiner als jene, die aus der
Leistungs- und Strukturerhebung abgeleitet werden können, wie die geringere
Varianz (Übersicht 2) der durchschnittlichen Löhne und Gehälter zeigt.
In den Abbildungen 1 und 2 wurden die ÖNACE-Zweisteller
absteigend nach den Einkommen laut Leistungs- und Strukturerhebung geordnet.
Die zwei Datenreihen korrelieren demnach nur wenig.
Abbildung 1: Brutto-Netto-Vergleich für die Jahre 1997 und
1999 |
|
Q: Konjunkturstatistik. |
|
Eine genauere Untersuchung (Abbildung 3) ergibt in
einigen Wirtschaftsabschnitten besonders große Abweichungen zwischen
Mikrozensus und Leistungs- und Strukturerhebung. Die größten Differenzen zeigen
sich in den Branchen 10 (Kohlenbergbau), 30 (Herstellung von Büromaschinen
und Datenverarbeitungsgeräten), 32 (Rundfunk-, Fernseh- und
Nachrichtentechnik), 35 (sonstiger Fahrzeugbau) und 40 (Energieversorgung). Wie
erwähnt können die erheblichen Abweichungen in einigen ÖNACE-Abschnitten durch
die sehr geringe Zahl der im Mikrozensus erfassten Fälle erklärt werden. So
stehen für den Abschnitt 10 im Jahr 1997 nur 6, im Jahr 1999 sogar nur 4
relevante Fälle zur Verfügung[j]). Im Jahr 1997 sind zwei der sechs Personen als
Reinigungspersonal tätig; ihr relativ niedriges Einkommen drückt naturgemäß den
Durchschnitt. Relativ wenige Fälle enthält auch die Branche 30
(Herstellung von Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten): 38 Beobachtungen
für 1997 und 59 Fälle für 1999.
Übersicht 1: Vergleich zwischen Mikrozensus und Leistungs-
und Strukturerhebung |
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Nach ÖNACE-Abteilungen |
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1997 |
1999 |
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Mikrozensus |
Leistungs- und Strukturerhebung |
Mikrozensus |
Leistungs- und Strukturerhebung |
|
Durchschnittliche Monatsentlohnung in S |
|||
|
|
|
|
|
10 Kohlenbergbau, Torfgewinnung |
13.907 |
22.829 |
17.133 |
24.760 |
11 Erdöl- und Erdgasbergbau |
21.275 |
. |
24.643 |
. |
13 Erzbergbau |
18.478 |
. |
23.190 |
. |
14 Gewinnung von Steinen und
Erden |
20.230 |
20.954 |
17.954 |
20.937 |
15 Herstellung von Nahrungs- und
Genussmitteln, Getränken |
15.959 |
17.227 |
16.176 |
16.070 |
16 Tabakverarbeitung |
19.592 |
. |
21.958 |
. |
17 Herstellung von Textilien und
Textilwaren (ohne Bekleidung) |
15.301 |
17.277 |
15.084 |
16.547 |
18 Herstellung von Bekleidung |
10.901 |
14.017 |
12.973 |
13.333 |
19 Ledererzeugung und -verarbeitung |
13.837 |
14.547 |
13.087 |
13.257 |
20 Be- und Verarbeitung von Holz |
15.077 |
16.168 |
14.864 |
15.330 |
21 Herstellung und Verarbeitung
von Papier und Pappe |
17.397 |
22.484 |
18.499 |
22.550 |
22 Verlagswesen, Druckerei |
17.486 |
22.879 |
19.944 |
23.119 |
23 Kokerei,
Mineralölverarbeitung |
26.237 |
. |
22.614 |
. |
24 Herstellung von Chemikalien |
20.417 |
24.322 |
19.411 |
24.612 |
25 Herstellung von Gummi und
Kunststoffwaren |
16.457 |
18.985 |
16.814 |
18.202 |
26 Herstellung und Bearbeitung
von Glas |
16.687 |
21.479 |
17.097 |
21.214 |
27 Metallerzeugung und -bearbeitung |
18.360 |
16.196 |
18.206 |
22.808 |
28 Herstellung von
Metallerzeugnissen |
16.881 |
18.587 |
17.653 |
18.080 |
29 Maschinenbau |
17.416 |
20.780 |
17.810 |
20.678 |
30 Herstellung von Büromaschinen
und EDV-Geräten |
19.292 |
17.154 |
22.882 |
15.651 |
31 Herstellung von Geräten der
Elektrizitätserzeugung |
16.552 |
20.387 |
20.111 |
19.804 |
32 Rundfunk-, Fernseh- und
Nachrichtentechnik |
19.368 |
27.690 |
21.723 |
27.145 |
33 Medizin-, Mess- und
Regelungstechnik, Optik |
18.092 |
18.710 |
21.037 |
19.395 |
34 Herstellung von Kraftwagen
und Kraftwagenteilen |
17.366 |
21.040 |
18.999 |
20.841 |
35 Sonstiger Fahrzeugbau |
15.422 |
24.071 |
17.203 |
24.693 |
36 Herstellung von Möbeln,
Schmuck u. a. |
13.676 |
15.397 |
14.584 |
14.132 |
37 Rückgewinnung (Recycling) |
15.317 |
17.576 |
18.387 |
16.311 |
40 Energieversorgung |
22.531 |
26.842 |
21.276 |
27.805 |
41 Wasserversorgung |
20.236 |
20.202 |
20.370 |
21.393 |
45 Bauwesen |
15.775 |
19.498 |
16.159 |
18.526 |
Q: Statistik Austria, Mikrozensus und
Leistungs- und Strukturerhebung. |
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Übersicht 2: Streuung der Einkommen |
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|
1997 |
1999 |
||||
|
Mikrozensus |
Leistungs- und Strukturerhebung |
Mikrozensus |
Leistungs- und Strukturerhebung |
||
|
|
Brutto |
Netto |
|
Brutto |
Netto |
|
In S |
|||||
|
|
|
|
|
|
|
Standardabweichung |
2.534 |
5.788 |
3.568 |
2.566 |
6.089 |
4.112 |
Q: WIFO-Berechnungen. |
||||||
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Hinsichtlich der markanten Abweichungen zwischen
Mikrozensus und Leistungs- und Strukturerhebung in anderen Wirtschaftsbranchen
lassen sich nur Vermutungen treffen. In der Kategorie 35 etwa fallen der hohe
Anteil der Lehrlinge (insgesamt 7,5%) sowie die sehr geringe Zahl der
Akademiker auf (1,4%), die wahrscheinlich das Durchschnittseinkommen in der
Branche verzerren.
Nur in den Abschnitten 27 (Metallerzeugung und -bearbeitung),
30 (Herstellung von Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten), 33 (Medizin-,
Mess- und Regelungstechnik) und 37 (Rückgewinnung) sind die Einkommen laut
Mikrozensus in einem der zwei untersuchten Jahre höher als laut Leistungs- und
Strukturerhebung. Die Werte des Abschnittes 30 im Jahr 1999 können wohl,
insbesondere angesichts der geringen Datenmenge, als Ausreißer gewertet werden.
Abbildung 2: Vergleich zwischen Mikrozensus und Leistungs-
und Strukturerhebung |
|
Zur Bezeichnung
der ÖNACE-Abteilungen siehe Übersicht 1. |
|
Eine gerechte Einkommensverteilung ist ein wichtiges
wirtschaftspolitisches Ziel; die Frage, wieweit dieses Ziel etwa im internationalen
Vergleich erreicht wird, bildet daher für sich genommen, aber auch in Hinblick
auf die Erreichung anderer Ziele ein wichtiges Forschungsthema. Wie in vielen
anderen Ländern war auch in Österreich die statistische Basis für
Untersuchungen zur Einkommensverteilung schwach. Unterschiedliche Statistiken
lieferten unterschiedliche Ergebnisse.
Eine Grundlage für die Erfassung der Einkommensverteilung
war der Mikrozensus, dessen Erhebungsmängel seit langem bekannt sind. Die
Leistungs- und Strukturerhebung, die seit einigen Jahren durchgeführt wird,
erlaubt eine Evaluierung der Qualität der im Mikrozensus erfassten persönlichen
Einkommen im produzierenden Sektor.
Abbildung 3: Abweichungen des Mikrozensus von der Leistungs-
und Strukturerhebung |
|
Zur Bezeichnung
der ÖNACE-Abteilungen siehe Übersicht 1. |
|
Demnach unterschätzt der Mikrozensus die effektiven
durchschnittlichen Monatsentgelte in fast allen Wirtschaftsabteilungen des
produzierenden Sektors im Vergleich mit der Leistungs- und Strukturerhebung.
Weitaus bedeutender als diese Unterschätzung ist aber der Befund, dass der
Mikrozensus die Einkommensdisparitäten zwischen den Wirtschaftsbranchen
erheblich unterzeichnet. Somit weisen internationale Einkommensvergleiche, die
sich auf die Daten des Mikrozensus stützen, für Österreich ein zu geringes Maß
an Einkommensungleichheit aus. Dies gilt insbesondere dann, wenn Nettoeinkommen
(laut Mikrozensus) für Österreich mit Bruttoeinkommen für andere Länder
verglichen werden. Unbeantwortet - und für weitere Forschung offen - bleibt hingegen die Frage nach der Ursache dieser
branchenspezifischen Lohndifferentiale.
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|
Wage Disparities by Economic Sectors in Austria - Summary |
A just income distribution is an important goal of economic policy. Thus the question to what extent this goal has been achieved in comparison to other countries is an important subject of economic research, but, as in many other countries, the statistical basis for an analysis of the personal income distribution has been weak. Different data bases yield different results. Several studies of the income distribution in Austria are based on the micro-census (sample survey) of Statistics Austria, whose deficiencies have been known for some time. The Survey of Structural Business by Statistics Austria now offers a standard for evaluating the quality of the income data contained in the micro-census. This comparison reveals that the micro-census underestimates wages and salaries in almost all branches of the production sector. But even more important is the finding that the micro-census severely underestimates the extent of wage disparity across sectors. As a result, international comparisons that rely on data from the Austrian micro-census assign Austria a degree of income inequality that is too low. |
|
[a]) Einen Literaturübersicht bieten Kucera (2002) und Leoni - Pollan (2003).
[b]) Kronsteiner - Wolf (1994), S. 999, Tabelle 1425.
[c]) Zur Darstellung der Personeneinkommen wird auf den Einkommensbericht verwiesen, den der Rechnungshof anhand der Daten von Statistik Austria zusammenstellt und dem Nationalrat vorlegt. Dort werden die administrativ erfassten Einkommensdaten mit spezifischen Indikatoren (z. B. Voll- und Teilzeitarbeit) aus dem Mikrozensus verknüpft. Allerdings werden die Einkommen erst seit 1998 in der Gliederung nach zweistelligen ÖNACE-Wirtschaftsklassen ausgewiesen.
[d]) Die World Development Indicators stützen sich auf die Einkommensdaten der Luxembourg Income Study Database. Die Weltbank stellte 1996 mit dem Deininger/Squire Data Set Measuring Income Inequality einen neuen Datensatz zusammen, der als Basis für viele Studien - und nicht zuletzt für die World Income Inequality Database der UNO - dient. Deiniger und Squire unterscheiden zwischen einem "High-Quality"- und einem "Low-Quality"-Datensatz. Die österreichischen Daten, die sich auf den Mikrozensus beziehen, gehören nicht zu den High-Quality-Daten, weil sie keine Angaben für die Selbständigen enthalten.
[e]) Für den Vergleich der zwei Datensätze ist es unumgänglich, die Summe der Löhne und Gehälter in der Leistungs- und Strukturerhebung auf die - auf Vollzeitarbeit standardisierte - Zahl der Beschäftigten zu verteilen. Die Information zu den "Vollzeiteinheiten" nach Branchen steht aber nur für den produzierenden Bereich zur Verfügung (Mazanek - Velechovsky, 1999, Mazanek, 2001).
[f]) Abschnitte 11 (Erdöl- und Erdgasbergbau), 13 (Erzbergbau), 16 (Tabakverarbeitung) und 23 (Mineralölverarbeitung).
[g]) Die angegebenen durchschnittlichen monatlichen Nettoeinkommen werden mit dem Faktor 40, dividiert durch die normale Arbeitszeit, auf eine 40-Stunden-Woche normiert (Kronsteiner - Wolf, 1994, S. 996). Eine Standardisierung anhand der Variablen "echte Arbeitszeit" ergab erhebliche Verzerrungen und bildet daher nicht Grundlage des Vergleichs.
[h]) Dabei wurde das verfügbare Nettoeinkommen mit dem Faktor 40, dividiert durch die normale Arbeitszeit, multipliziert.
[i]) Mit Ausnahme der Fälle, die "15" oder "16 oder mehr" Monatsbezüge angaben, wurde von einer 14-maligen Auszahlung des angeführten Einkommens ausgegangen. Dies basiert auf der Annahme, dass auch Erwerbstätige, die wegen Arbeitslosigkeit oder anderer Gründe nicht während des ganzen Jahres beschäftigt waren, ein Sechstel ihres Lohnes bzw. Gehaltes als Sonderzahlung erhielten.
[j]) Der hier verwendete ungewichtete Datensatz umfasst insgesamt etwa 7.500 Fälle. Die Berechnung der durchschnittlichen Entlohnung basiert auf dem gewichteten Datensatz (ungefähr 1 Mio. Fälle), der jedoch die Verzerrungen der Ausgangsdaten widerspiegelt.