Markus Marterbauer
Deutlichere Anzeichen für eine
Konjunkturerholung
Umfragen unter den Industrieunternehmen
zeigen in Österreich wie im Euro-Raum seit dem Frühherbst eine merkliche
Verbesserung des Konjunkturklimas. Positive Impulse gehen trotz des ungünstigen
Wechselkursniveaus des Euro vor allem vom starken Wirtschaftswachstum in den
USA und in Asien aus. Die Unternehmen der Sachgütererzeugung melden eine
Erholung der Exportaufträge und erwarten eine deutliche Belebung der
Produktion. In der Bauwirtschaft wird die Verbesserung im Tiefbau durch eine
Erholung im Wohnbau ergänzt. Trotz stabiler Preise und höherer Realeinkommen
entwickelte sich die Nachfrage der privaten Haushalte im Sommer verhalten. Auf
dem Arbeitsmarkt zeigt sich noch keine Erholung.
Der Konjunkturbericht entsteht jeweils in Zusammenarbeit aller
Mitarbeiter des WIFO. • Abgeschlossen am 3. Dezember 2003. • E-Mail-Adresse: Markus.Marterbauer@wifo.ac.at
INHALT
USA und Asien als Konjunkturmotoren für die
Weltwirtschaft
Anhaltend schwache Binnennachfrage im Euro-Raum
Stärke des Euro dämpft Wirtschaftswachstum
Bessere Stimmung in der Exportindustrie
Außenwirtschaft wenig dynamisch
Schwacher Einzelhandel, stabile Preise
Weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit
VERZEICHNIS
DER ABBILDUNGEN
Abbildung 1: Internationale Konjunktur
Abbildung 2: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests
Abbildung 3: Wirtschaftspolitische Eckdaten
Ausgehend von den USA und Asien haben sich die Anzeichen
für einen Aufschwung der Weltwirtschaft jüngst verstärkt. In den USA erhöhte
sich die Nachfrage im III. Quartal markant; in Asien bildet China einen
wichtigen Wachstumsmotor, die Erholung hat in den letzten Quartalen sogar die
träge japanische Wirtschaft erfasst. Die positiven Impulse von der
Weltwirtschaft werden für den Euro-Raum durch die Aufwertung des Euro erheblich
abgeschwächt, im 2. Halbjahr kostet die Euro-Stärke laut Eurogrowth-Indikator
0,7 Prozentpunkte an Wirtschaftswachstum. Dennoch ist die Expansion der
Weltwirtschaft stark genug, um auch im Euro-Raum eine Erholung auszulösen. Im
III. Quartal wurde, vor allem dank einer Belebung des Exports, ein
Wirtschaftswachstum von real knapp ½% gegenüber dem Vorquartal verzeichnet.
Dabei bleibt die anhaltende Schwäche der Binnennachfrage die zentrale
wirtschaftliche Herausforderung im Euro-Raum. Die Ausrüstungsinvestitionen,
denen eine Schlüsselfunktion für die Konjunktur zukommt, zeigten bis zuletzt
keine Anzeichen einer Belebung.
Auch in Österreich mehren sich die Anzeichen für eine
Konjunkturerholung. Zwar liegen keine rezenten Daten für Sachgüterproduktion,
Export und Großhandel vor, die einen Anstieg von Nachfrage und Produktion
belegen könnten, der WIFO-Konjunkturtest gibt aber seit September eine markante
Verbesserung der Stimmung in der Exportindustrie wieder. Die Unternehmen
beurteilen die Entwicklung der Auftragseingänge aus dem Ausland deutlich
günstiger und melden auch eine verstärkte Produktionstätigkeit. Die
optimistische Stimmung in den Unternehmen kommt auch darin zum Ausdruck, dass
eine weitere Belebung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten erwartet
wird.
In der Bauwirtschaft hält die Erholung schon länger an
als in der Industrie. Seit Anfang 2002 belebt sich der Tiefbau, vor allem dank
der Steigerung der öffentlichen Infrastrukturaufträge. Zusätzlich gewinnen seit
Anfang 2003 Auftragslage und Produktion im Wohnbau zügig an Dynamik.
Hingegen waren in den Sommermonaten der private Konsum
und die Umsätze im Einzelhandel schwach. Zwar lassen die stabilen Preise
erstmals seit zwei Jahren einen nennenswerten Anstieg der realen
Bruttoeinkommen zu (Jänner bis Oktober +1¼%), allerdings steigen auch die
Spareinlagen bei den Kreditinstituten merklich (September +3,8% gegenüber dem
Vorjahr). Der Einzelhandel setzte im Sommer real etwas weniger um als ein Jahr
zuvor. Nur der Kfz-Handel meldet ein gutes Verkaufsergebnis, die Pkw-Neuzulassungen
steigen kräftig (Jänner bis Oktober +6%).
Die von den Unternehmen günstiger eingeschätzte
Konjunkturlage schlägt sich noch nicht auf dem Arbeitsmarkt nieder. Im November
waren um 11.000 Personen mehr arbeitslos gemeldet als ein Jahr zuvor, die
saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug 7,2% der unselbständigen
Erwerbspersonen bzw. 4,5% der Erwerbspersonen laut Eurostat. Die Zahl der aktiv
unselbständig Beschäftigten überstieg das Vorjahresniveau von Jänner bis
November um 7.000 (November +14.800). Allerdings umfasst die Zahl der aktiv
Beschäftigten auch mehrere Tausend Bezieher von Altersteilzeitgeld, die bereits
geblockt ihre Freizeitphase in Anspruch nehmen. Während die Beschäftigung von
Inländern weiter deutlich zurückgeht, erhöht sich jene der Ausländer beträchtlich.
Der Wirtschaftsaufschwung geht in den USA von expansiver Fiskalpolitik
und hoher Verschuldungsbereitschaft der privaten Haushalte aus und hat nun auch
die Investitionen in Ausrüstungsgüter und Software erreicht.
In den USA hat sich die Aufschwungstendenz gefestigt. Im
III. Quartal wuchs das BIP nach vorläufigen Angaben des Bureau of Economic
Analysis real gegenüber dem Vorquartal um 2%; das entspricht einem Zuwachs von
3½% gegenüber dem Vorjahr. Die Impulse für die rege Steigerung kommen von der
Binnennachfrage. Privater und öffentlicher Konsum bilden weiterhin wesentliche
Determinanten der Nachfrageexpansion. Unter dem Gesichtspunkt der
Konjunkturbelebung erscheint vor allem die Aufwärtstendenz der Investitionen in
Ausrüstungen und Software vielversprechend. Die Unternehmen des
Industriesektors gewinnen an Zuversicht bezüglich der künftigen Entwicklung.
Der Einkaufsmanagerindex des ISM ist seit dem Frühjahr markant gestiegen, er
erreichte im November einen langjährigen Höchststand. Die Industrieproduktion
hat sich von ihrem Tiefpunkt im April erholt, allerdings ist der Aufschwung
nicht frei von Rückschlägen. Nach lebhaftem Produktionswachstum im September
brachte der Oktober nur eine Stagnation auf dem Niveau des Vormonats. Insbesondere
die Autoproduktion hat sich abgeschwächt.
In Asien expandiert die Wirtschaft weiterhin kräftig. Die
starke Nachfrageausweitung in China gibt wichtige Impulse für die
Wirtschaftsentwicklung in der gesamten Region. Selbst in Japan wächst das BIP
nun seit mehreren Quartalen stetig. Im III. Quartal betrug der Zuwachs
gegenüber der Vorperiode real ½%, das entspricht einer Rate von +2¼% gegenüber
dem Vorjahr. Neben dem Export liefert auch die Investitionstätigkeit der
Unternehmen einen wesentlichen Wachstumsbeitrag. Das nominelle BIP erhöht sich
hingegen aufgrund der anhaltenden Deflation kaum.
Im Euro-Raum wurde der Export im III. Quartal deutlich gesteigert.
Hingegen bleiben Investitionen und privater Konsum schwach. Die
Unternehmerstimmung hat sich sowohl in der Sachgütererzeugung als auch im Dienstleistungssektor
markant verbessert.
Im Euro-Raum ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage noch
schwach. In Deutschland, Italien, den Niederlanden und Portugal schrumpfte das
BIP im I. und II. Quartal jeweils gegenüber der Vorperiode, für den
gesamten Euro-Raum ergab sich eine Stagnation. Im III. Quartal wuchs die
Wirtschaft des Euro-Raumes laut vorläufigen Angaben der Europäischen Kommission
gegenüber dem Vorquartal real um 0,4%; das entspricht einem Zuwachs von 0,3%
gegenüber dem Vorjahr.
Während im 1. Halbjahr der Konsum der privaten
Haushalte und des Staates stabilisierend auf die Konjunktur wirkte, kam im
III. Quartal der wichtigste Impuls vom Export. Dies spiegelt den
Aufschwung der Weltwirtschaft wider. Hingegen entwickelte sich die
Binnennachfrage schwach. Besonders beunruhigend ist, dass sich der Abwärtstrend
der Ausrüstungsinvestitionen fortsetzt - ohne eine Erholung der Investitionen ist kein
Konjunkturaufschwung möglich. Das indikatorbasierte Quartalsprognosemodell der
Europäischen Kommission lässt für den Euro-Raum ein Wirtschaftswachstum von
+0,2% bis +0,6% gegenüber dem Vorquartal im IV. Quartal und +0,3% bis
+0,7% im I. Quartal 2004 erwarten.
Vor allem in Deutschland leidet die Wirtschaft unter der
anhaltenden Schwäche der Inlandsnachfrage. Deren saisonbereinigte Abnahme um
real 1½% im III. Quartal gegenüber dem Vorquartal geht insbesondere auf
den besorgniserregenden Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen um 3½% zurück,
die Konsumausgaben der privaten Haushalte wurden zum zweiten Mal in Folge
verringert (-½%).
Die Schwäche der Inlandsnachfrage kommt auch in einem weiteren Rückgang der
Importe zum Ausdruck. Nur der kräftige Wachstumsbeitrag der Exporte erlaubte
einen geringfügigen Anstieg der Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal um
0,2%. Das reale BIP war allerdings noch immer niedriger als ein Jahr zuvor (-0,2%).
Abbildung 1: Internationale Konjunktur |
Saisonbereinigt, 1991 = 100 |
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Die Belebung der Auftragseingänge aus dem Ausland stimmt
die Unternehmen in Deutschland zunehmend optimistisch. Der ifo-Geschäftsklimaindex
verbesserte sich im November zum siebenten Mal in Folge. In den letzten Monaten
beurteilten die Unternehmen nicht nur die künftige Lage, sondern auch die
aktuelle Entwicklung von Produktion und Auftragseingängen günstiger.
Deutliche Anzeichen für eine Konjunkturbelebung spiegeln
im Euro-Raum die Umfragen zum Unternehmervertrauen wider. Die monatliche
Befragung durch die Europäische Kommission ergab für September, Oktober und
November eine beträchtliche Verbesserung der Einschätzung der
Produktionserwartungen. Die Beurteilung der Auftragslage fiel wesentlich
günstiger aus als im Sommer, vor allem die Auftragseingänge aus dem Ausland
sind gestiegen. Die Publikation von Produktionsdaten hinkt hinter den Umfragen
nach. Die vorhandenen Daten zeigen bis einschließlich August keine
Aufwärtstendenz der Industrieproduktion. Allerdings ist angesichts der
Unternehmensbefragungen zu vermuten, dass sich die Industrieproduktion im Euro-Raum
im Herbst, getragen von steigender Nachfrage aus dem Ausland, merklich belebt
hat.
In der Bauwirtschaft ist im Euro-Raum keine Belebung
festzustellen. In Deutschland verschlechtert sich die Lagebeurteilung durch die
Bauunternehmen zumindest nicht mehr weiter. Hingegen hellt sich im Euro-Raum
die Stimmung im Dienstleistungssektor markant auf. Das Konsumentenvertrauen
erholt sich langsam, jedoch liegt der Vertrauensindikator noch merklich unter
dem langjährigen Durchschnitt.
Die Verbesserung der Stimmung in den Unternehmen im Euro-Raum
ist durch die Konjunkturerholung in den USA und den zu erwartenden Sogeffekt
für Export und Produktion in Europa bedingt. Allerdings dämpft die kräftige
Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar die Übertragung des Aufschwungs aus
den USA auf Europa. Der Wechselkurs betrug im November durchschnittlich
1,17 $ je €, Anfang Dezember erreichte der Wechselkurs sogar einen neuen
Höchstwert von 1,20 $ je €. Laut Eurogrowth-Indikator dämpfte die
Aufwertung des Euro das Wirtschaftswachstum im Euro-Raum im 1. Halbjahr
2003 um 0,4 Prozentpunkte. Im 2. Halbjahr kostet die Stärke des Euro
etwa 0,7 Prozentpunkte an Wachstum des BIP.
Den dämpfenden Auswirkungen auf den Export stehen
positive Effekte auf die Importpreise gegenüber. Die Aufwertung des Euro
gegenüber dem Dollar schirmt Europa gegenüber dem hohen Niveau der Erdölpreise
ab. Rohöl kostete auf den Weltmärkten in den letzten Wochen nur geringfügig
weniger als 30 $ je Barrel. Während der HWWA-Index der Rohstoffpreise auf
Dollarbasis im Oktober um 9% über dem Niveau des Vorjahres lag, blieb er auf
Euro-Basis um 9% unter dem Vorjahresniveau. Allerdings verschärft sich im
Bereich bestimmter Fertigwaren der Importdruck, vor allem aus Asien.
Die Veröffentlichung von Produktionsdaten hinkt weit nach. Die
Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests lassen auf eine Erholung der
Industrieproduktion im Herbst schließen.
Rund um den Wendepunkt des Konjunkturzyklus behindert das
Fehlen aktueller Daten die Analyse besonders. Während sich die Auftragseingänge
aus dem Ausland gemäß den aktuellen Konjunkturumfragen deutlich verbessert
haben, zeichnet sich in den Außenhandels- und Produktionsdaten noch keine
Tendenz zur Erholung ab.
Die Außenhandelsstatistik reicht derzeit bis August. Der
Warenexport entsprach im Juli und August nominell etwa dem Niveau des
Vorjahres, in den ersten acht Monaten des Jahres blieb er kumuliert leicht
darunter. Vor allem die Nachfrage aus dem EU-Binnenmarkt war schwach (Jänner
bis August nominell -1,5%). In den Sommermonaten erholte sich die Ausfuhr nach Ost-Mitteleuropa
(insbesondere nach Tschechien), jene nach Südosteuropa expandierte anhaltend
kräftig. Der ungünstige Wechselkurs des Euro erschwert den Export in die USA
und nach Japan. Österreich profitiert vom Importboom in den USA direkt kaum - die Ausfuhr in die USA war in den ersten acht
Monaten des Jahres nominell um 7% niedriger als im Vorjahr.
Abbildung 2: Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests |
Salden aus positiven und negativen Meldungen in % der befragten
Unternehmen, saisonbereinigt |
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Der von Statistik Austria erhobene Produktionsindex für
die Sachgütererzeugung reicht derzeit nur bis April. Rezentere Daten für die
Industriekonjunktur liefert der WIFO-Konjunkturtest. Die Produktionserwartungen
der Industrieunternehmen waren bis zum Sommer etwas ungünstiger, seit September
haben sie sich aber deutlich verbessert. Nachdem die Wertschöpfung der
Sachgütererzeugung im 1. Halbjahr real unter dem Niveau des Vorjahres
gelegen war, dürfte sie im III. Quartal bereits gestiegen sein.
Während der Warenexport in den ersten acht Monaten 2003
gegenüber dem Vorjahr stagnierte, wurden die Warenimporte leicht ausgeweitet
(nominell +1¼%). Allerdings ergab sich auch hier im Sommer ein leichter
Rückgang, der auf eine anhaltende Schwäche der Inlandsnachfrage hindeutet.
Weder die Einfuhr von Industriewaren insgesamt noch jene von Investitionsgütern
hat sich belebt.
Die Leistungsbilanz wies laut Cash-Daten im I. bis
III. Quartal 2003 einen Abgang von etwa 1 Mrd. € auf; auf dem
Accrual-Prinzip basierende Daten liegen erst für das 1. Halbjahr vor, sie
zeigen einen Überschuss in der gleichen Höhe.
Der österreichische Tourismus behauptet sich vor dem
Hintergrund der Stagnation der Wirtschaft in vielen Herkunftsländern und der
Stärke des Euro gut. Die Zahl der Nächtigungen überstieg das Vorjahresergebnis
in den ersten drei Quartalen um 1½%. Zuwächse auf den europäischen Märkten
glichen dabei die markanten Einbußen in Übersee aus. Die Erlöse aus dem
Reiseverkehrsexport waren etwas höher als im Vorjahr.
Abbildung 3: Wirtschaftspolitische Eckdaten |
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1) Unselbständig Beschäftigte ohne Bezug von
Karenz- bzw. Kinderbetreuungsgeld, ohne Präsenzdienst. |
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Auch für die Bauwirtschaft fehlen aktuelle
Produktionsdaten. Die im WIFO-Konjunkturtest befragten Unternehmen melden seit
Jahresbeginn eine stetige Erhöhung der Bautätigkeit. Im Tiefbau verbessert sich
die Auftragslage schon seit Anfang 2002, primär dank der Ausweitung des
Finanzierungsrahmens für den Infrastrukturausbau. Heuer fällt vor allem die
zügige Erholung im Wohnbau auf. Die Zahl der bewilligten Wohnungen erhöhte sich
merklich, die Unternehmen des Hochbaus melden eine sprunghafte Verbesserung von
Auftragslage und Bautätigkeit.
Die anhaltende Preisstabilität
lässt ein reales Wachstum der Bruttoeinkommen zu. Es übertrug sich im Sommer
allerdings nicht auf die Nachfrage im Einzelhandel. Nur der Kfz-Handel
verzeichnet merkliche Zuwächse. |
Die realen Umsätze im Einzelhandel blieben in den
Sommermonaten unter den Erwartungen. Während im 1. Halbjahr real um fast
2% mehr verkauft wurde als im Vorjahr, wurde im Sommer ein Rückgang
verzeichnet; allerdings erscheint besonders in den letzten Monaten die
Differenz zwischen nominellen und realen Werten ungewöhnlich hoch. Der Kfz-Handel
verläuft rege, von Jänner bis Oktober wurden um 6% mehr Pkw neu zugelassen als
im Vorjahr. Der Großhandel litt im Sommer unter der Flaute im Außenhandel.
Die Bankenstatistik weist ein kräftiges Wachstum der
Spareinlagen aus. Im September lagen sie um 3,8% über dem Niveau des Vorjahres.
Hingegen stagnierte die Vergabe von Direktkrediten an Unternehmen und Haushalte
trotz des deutlichen Rückgangs der Kreditzinssätze (+0,9%).
Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex lag von Jänner
bis Oktober im Durchschnitt um 1,3% höher als im Vorjahr, im Oktober betrug die
Inflationsrate 1,0%. Die Preise von Nahrungsmitteln und Getränken, vor allem in
Restaurants, steigen etwas kräftiger als der Durchschnitt des Warenkorbes. Die
Stärke des Euro schlägt sich in einer verhaltenen Verteuerung von Energie und
damit der Aufwendungen für Wohnung und Verkehr nieder.
Die niedrige Inflation hat eine Steigerung der
Realeinkommen je Arbeitnehmer zur Folge: Die Tariflöhne lagen von Jänner bis
Oktober um 2,2% über dem Niveau des Vorjahres. Die Effektivverdienste dürften
pro Kopf geringfügig rascher gestiegen sein. Somit kann nach zwei Jahren
geringer Einkommenszuwächse heuer eine nennenswerte Erhöhung der
Bruttorealeinkommen verzeichnet werden.
Trotz der leichten Konjunkturerholung im Herbst zeichnet
sich noch keine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt ab. Im November lag die Zahl
der vorgemerkten Arbeitslosen mit 248.000 um 11.000 über dem Niveau des
Vorjahres. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug 7,2% der
unselbständigen Erwerbspersonen. Die Zahl jener Arbeitsuchenden, die aufgrund
ihrer Teilnahme an Schulungen nicht als arbeitslos gezählt werden, betrug
zuletzt 44.000 (+1,4% gegenüber dem Vorjahr).
Gleichzeitig steigt die Zahl der aktiv Beschäftigten
(November +14.800 gegenüber dem Vorjahr). Die kräftige Ausweitung des
Arbeitskräfteangebotes geht primär auf die starke Zunahme der Zahl
ausländischer Arbeitskräfte zurück. Dies ist eine Folge großzügigerer
Regelungen für die Beschäftigung von Saisonniers und einer Neuregelung des
Zugangs von Ausländern mit längerer Aufenthaltsdauer zum Arbeitsmarkt.