Zügige Konjunkturerholung zeichnet sich ab

09.06.2021

WIFO-Konjunkturbericht Juni 2021

"Die gesamtwirtschaftliche BIP-Lücke zum Vorkrisenjahr 2019 verkleinerte sich zuletzt deutlich. Ende Mai betrug sie rund 1%. Das Vorkrisenniveau dürfte innerhalb der nächsten Monate erreicht werden", so der Autor des aktuellen WIFO-Konjunkturberichtes Christian Glocker.

Aufgrund der umfangreichen behördlichen Maßnahmen sank die österreichische Wirtschaftsleistung im I. Quartal um 1,1% gegenüber dem Vorquartal. Der gesamtwirtschaftliche Wertschöpfungsverlust ist allerdings das Resultat einer sehr heterogenen, teils gegenläufigen Entwicklung der Teilkomponenten. Dies gilt sowohl für die Angebots- als auch für die Nachfrageseite. Vorlaufindikatoren zeichnen ein günstiges Bild der weiteren Konjunkturentwicklung. Auch die schrittweise Rücknahme der Restriktionen gibt Anlass zu einem positiven Ausblick auf das II. Quartal.

Die behördlichen COVID-19-Maßnahmen prägten auch im I. Quartal 2021 die Entwicklung der österreichischen Wirtschaft. Bis 8. Februar war die Geschäftstätigkeit in vielen Branchen (Handel, Gastronomie, Beherbergung, körpernahe Dienstleistungen) durch die umfangreichen Restriktionen stark eingeschränkt. Dementsprechend ist der Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,1% gegenüber dem IV. Quartal 2020 angebotsseitig vor allem den konsumnahen Dienstleistungen zuzurechnen. Zu letzteren zählen u. a. Beherbergung und Gastronomie sowie persönliche Dienstleister wie etwa Frisöre und der Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung. Die günstige Industrie- und Baukonjunktur dämpfte dagegen den Wertschöpfungsverlust.

Auf der Nachfrageseite bestimmte vor allem der deutliche Rückgang des privaten Konsums die Entwicklung im I. Quartal. Die Investitionen und die öffentliche Konsumnachfrage wurden hingegen ausgeweitet.

Wichtige Vorlaufindikatoren zeichnen ein günstiges Bild: Im April lag der von der Europäischen Kommission veröffentlichte Indikator der wirtschaftlichen Einschätzung (ESI) für viele EU-Länder erstmals seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie wieder über dem langjährigen Durchschnitt. Im Mai verbesserte sich dieser Indikator abermals. Neben der Industrie zeichnet sich auch für den Dienstleistungsbereich eine Erholung ab. Auch in Österreich beurteilten die Unternehmen die wirtschaftliche Lage optimistischer als bisher: Laut WIFO-Konjunkturtest von Mai verbesserten sich die Konjunktureinschätzungen in allen untersuchten Branchen deutlich.

Auf dem Arbeitsmarkt setzte sich die Erholung fort. Nach vorläufiger Schätzung war die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Mai erneut etwas höher als im Vormonat, während die Arbeitslosigkeit abermals zurückging (–2,5% gegenüber April). Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote (nationale Definition) dürfte im Mai 7,7% betragen haben.
 

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Mag. Dr. Christian Glocker, MSc

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Josh Olalde/Unsplash
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