Es gibt Berufe, unter denen kann sich jeder etwas vorstellen. Und dann gibt es Berufe, bei denen das schon etwas schwieriger
ist. Jener der Wirtschaftsforscherin gehört sicher zur zweiten Kategorie. Umso überraschender war es, wie gut informiert die
20 Mädchen über das WIFO schon waren: Hier wird erforscht, warum die Dinge so viel kosten wie sie kosten, tippte
eines der Mädchen. Oder welche Produkte die Menschen kaufen und warum, meinte ein anderes Mädchen. Und es
wird zu Problemen wie dem Klimawandel geforscht, lautete eine dritte Idee. Damit waren die Jungforscherinnen, die anlässlich
des Wiener Töchtertags einen Vormittag am WIFO verbrachten, auch schon mitten im Thema.
Erforscht werden sollte an diesem Tag der Zusammenhang zwischen dem eigenen Essen und dem Klima. Den Leuten vom WIFO dabei
nur über die Schulter zu schauen, stand aber nicht auf dem Programm: Heute könnt ihr euch nicht zurücklehnen, sondern
wir hoffen auf eure Unterstützung bei unserer Arbeit. Wir wollen verstehen, wie Essen zu mehr CO2 in der Luft und damit zur Klimaänderung beiträgt, sagte WIFO-Forscher Franz Sinabell, der die Mädchen mit einer Präsentation
in das Thema einführte. Dass diese nicht zu lang wird, darauf sollten die Besucherinnen gleich selbst schauen. Mit Hilfe von
Schildern konnten sie dem WIFO-Forscher zeigen, wie viel Redezeit er noch hat. Denn, wie Sinabell verriet: Experten
sind zwar gerne gesehen aber nur, wenn sie nicht zu lange reden.
Wie wird das Weizenkorn zum fertigen Brot?
Dann gab es erste praxisnahe Einblick in die Welt der Wissenschaft: Es wurde über den Klimawandel diskutiert (Früher
gab es zu Weihnachten immer Schnee, jetzt nur noch alle zwei bis drei Jahre); gemeinsam machte man sich auf den langen
Weg des Weizenkorns vom Feld bis zum fertigen Brot; und auch Fachbegriffe wie Trade-Offs konnten leicht erklärt
werden: Ihr seid heute Vormittag am WIFO und könnt daher leider nicht gleichzeitig in der Schule sein.
Dennoch wurde bald klar: Sinabells Präsentation war zwar gut aber bei Weitem nicht gut genug. An so manch wichtiger
Stelle ließ sie plötzlich entscheidende Zahlen vermissen oder es hatten sich Ungenauigkeiten eingeschlichen. Die passenden
Illustrationen und Animationen fehlten überhaupt. In vier Gruppen machten sich die Mädchen daran, die Präsentation aufzupeppen:
Wichtige Zahlen wurden recherchiert (Was verursacht mehr CO2: Eine Tagesration Zucker oder eine Tagesration Äpfel?), die Präsentation wurde mit selbst gemalten Bildern und Animationen
ansprechend gestaltet und in einer Pressenotiz wurden die wichtigsten Informationen knapp und noch prägnanter zusammengefasst.
Der eigene Beitrag zählt
Mit viel neuem Wissen über Ernährung und die Auswirkungen auf den Klimawandel ging es zum gemeinsamen Mittagessen in die WIFO-Kantine.
Auch dort konnte jede Einzelne sehen, wie wichtig der eigene Beitrag ist: Die unterschiedlichen Gerichte vom Salat
über Spaghetti und Berner Würstel bis zum Rindfleisch wurden gewogen und der jeweilige CO2-Abdruck bestimmt. Auch wie viel Essen übrig bleibt und welchen Unterschied es macht, ob man die Reste wegwirft oder später
noch als Jause isst, wurde diskutiert.
Und noch etwas lernten die jungen Besucherinnen: Nicht immer ist es ganz leicht, Forschungsergebnisse auch sinnvoll zu interpretieren.
Denn die Zahlen, die am Vormittag errechnet wurden, sorgten für Staunen: So wird bei der Herstellung einer Tagesration Zucker
wesentlich weniger CO2 ausgestoßen als für die erforderliche Tagesration an Äpfeln. Heißt das nun, dass wir lieber Zucker essen sollten statt Obst
und Gemüse? Nein, natürlich nicht: Für unsere Gesundheit sollten wir lieber auf zu viel Süßes verzichten. Und
das Klima? Das können wir anders schonen. Etwa indem wir weniger Essen verschwenden. Oder indem wir auf Flugreisen verzichten,
beim Heizen sparen und öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad nutzen.
Womit wir wie so oft wieder bei den Trade-Offs wären. Und was das ist, haben die Mädchen an diesem Tag ja bereits
gelernt.