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Im Frühjahr war die Weltwirtschaft aufgrund der pandemiebedingten Schutzmaßnahmen massiv eingebrochen. Der Wertschöpfungsverlust
wurde im Sommer teilweise wettgemacht, in Österreich dürfte die Wertschöpfung im III. Quartal gegenüber dem Vorquartal um
mehr als 10% gewachsen sein. Rund die Hälfte des krisenbedingten Anstieges der Arbeitslosigkeit wurde bis September abgebaut.
Im IV. Quartal wird sich die Konjunkturdynamik aufgrund auslaufender Rebound-Effekte (Lösung des Konsumrückstaus) und eines
Anstieges der Infektionszahlen jedoch markant verlangsamen.
"Die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID‑19-Pandemie in Österreich im Frühjahr 2020 waren im internationalen Vergleich streng
und bewirkten einen massiven Wertschöpfungsverlust. Die großzügige Lockerung im Sommer ermöglichte einen kräftigen Rebound,
vor allem der Konsumrückstau löste sich weitgehend auf", so der Autor der aktuellen WIFO-Prognose Stefan Schiman.
Der massive Einbruch der Weltwirtschaft im Frühjahr 2020 wurde im Sommer teilweise wettgemacht. Österreich hatte im internationalen
Vergleich überdurchschnittlich strenge Maßnahmen zur Eindämmung der COVID‑19-Pandemie ergriffen und sie dann überdurchschnittlich
stark gelockert. Dementsprechend war die Rezession im Frühjahr tief und kurz.
Im III. Quartal 2020 expandierte die reale Wirtschaftsleistung bereits wieder kräftig; sie dürfte gegenüber dem Vorquartal
um über 10% gestiegen sein (II. Quartal ‑12,1%). Der starke Rebound war einerseits auf die wirtschaftspolitischen Maßnahmen
zurückzuführen, vor allem aber darauf, dass sich der Konsumrückstau aus dem Frühjahr durch die großzügige Lockerung des Lockdown
löste. Die Investitionstätigkeit und der Außenhandel erholten sich wahrscheinlich – mit Ausnahme des Bauwesens – weniger rasch,
da hier die wirtschaftliche Unsicherheit, aber auch längere Vorlaufzeiten eine größere Rolle spielen.
Nach der zügigen Erholung im Sommer ist für den weiteren Jahresverlauf mit einer markanten Verlangsamung der Konjunkturdynamik
zu rechnen. Für das IV. Quartal 2020 prognostiziert das WIFO ein Wirtschaftswachstum von nur 0,8% gegenüber dem Vorquartal,
sodass sich für das Jahr 2020 insgesamt ein BIP-Rückgang von 6,8% gegenüber 2019 ergibt.
Die Konjunkturabkühlung liegt zum einen daran, dass die Rebound-Effekte – vor allem die Lösung des Konsumrückstaus – nach
und nach schwächer werden. Zum anderen dämpfen ein Anstieg der COVID-19-Infektionszahlen und die neuerliche (mäßige) Verschärfung
der Eindämmungsmaßnahmen die Wirtschaftsaktivität. In der Industrie dürften sich die Abläufe aber mittlerweile an ein höheres
Maß an Social Distancing angepasst haben, sodass die Wertschöpfungsentwicklung davon nicht mehr so stark betroffen ist.
Parallel zur Wirtschaftsleistung bricht 2020 das Arbeitsvolumen ein. Ein Großteil des Rückganges erfolgt durch eine Verringerung
der Arbeitszeit pro Kopf aufgrund der regen Inanspruchnahme der COVID-19-Kurzarbeit. Dennoch sind auch der Beschäftigungsrückgang
und die Zunahme der Arbeitslosigkeit erheblich. Bis einschließlich September wurde etwa die Hälfte des krisenbedingten Anstieges
der Arbeitslosigkeit abgebaut.
Zudem wirken Wirtschaftskrisen katalytisch auf den Strukturwandel, wodurch in der Industrie nun vermehrt Stellen abgebaut
werden. Dies wird sich noch 2021 fortsetzen, wenn die Gesamtbeschäftigung schon wieder steigt. Auch im Tourismus bleibt die
Lage angespannt, die Zahl der Übernachtungen dürfte im Frühjahr 2021 noch um ein Viertel unter dem Vorkrisenniveau liegen,
selbst wenn die Reisewarnungen einiger Länder gegenüber österreichischen Destinationen rechtzeitig zum Beginn der Wintersaison
wieder aufgehoben werden.
Die Prognose unterstellt – wie schon die letzten WIFO-Prognosen –, dass die Eindämmungsmaßnahmen verschärft werden, aber kein
neuerlicher Lockdown verhängt wird. Ein zweiter Lockdown hätte schwere Folgen für die Wirtschaft. Würden Geschäfte und Fabriken
ab November wieder geschlossen und die Reisemöglichkeiten drastisch beschränkt, und würde ein solcher Lockdown bis nach den
Weihnachtsfeiertagen anhalten, dann könnte die Wirtschaftsleistung im IV. Quartal 2020 auf das Niveau vom II. Quartal zurückfallen.
Im gesamten Jahr 2020 entspräche das einer weiteren Dämpfung der BIP-Entwicklung um 2,5 Prozentpunkte gegenüber 2019, gefolgt
von einer Stagnation 2021.