Wirtschaftsentwicklung im III. Quartal von Nachholeffekten geprägt

11.11.2020

WIFO-Konjunkturbericht November 2020

"Im III. Quartal 2020 wurde die Konjunkturdynamik von Nachholeffekten bestimmt. Nach den Einschränkungen im II. Quartal war sowohl in Österreich als auch im Euro-Raum insgesamt ein Rebound zu verzeichnen", so die Autorin des aktuellen WIFO-Konjunkturberichtes Sandra Bilek-Steindl.

Die Dynamik der Weltwirtschaft ist nach wie vor von der COVID-19-Pandemie und den zu ihrer Eindämmung gesetzten Maßnahmen bestimmt. Nach dem BIP-Einbruch in den USA und im Euro-Raum im II. Quartal wurde im III. Quartal ein Rebound verzeichnet. Die Vertrauensindikatoren liegen weiterhin auf niedrigem Niveau, signalisieren jedoch Erholungstendenzen in der Industrie. Auch in Österreich wuchs die Wirtschaftsleistung im III. Quartal 2020 deutlich. Nachholeffekte schlugen sich besonders in einem Anstieg des Konsums der privaten Haushalte und der Wertschöpfung der Dienstleister nieder. Der Beschäftigungsabbau verlangsamte sich, betrug im Oktober aber nach vorläufigen Zahlen immer noch 1% gegenüber dem Vorjahr. Die Inflation erhöhte sich im September leicht.

Die Weltwirtschaft steht anhaltend im Zeichen der COVID-19-Pandemie. Im Herbst zogen steigende Infektionszahlen in vielen Ländern abermals einschränkende Maßnahmen nach sich. Vor dem Hintergrund der schwachen Konjunktur drückte die weltweite Abnahme der Rohölnachfrage weiterhin die Rohölpreise, der HWWI-Index der Weltmarktrohstoffpreise sank im Oktober im Vorjahresvergleich.

Nachdem das BIP sowohl in den USA als auch im Euro-Raum im II. Quartal eingebrochen war, wurden im III. Quartal wieder deutliche Zuwächse verzeichnet (USA +7,4%, Euro-Raum +12,7%).

In den USA verbesserten sich im Oktober die Stimmung der Industrie laut Einkaufsmanagerindex (ISM) und das Konsumentenvertrauen (laut Conference Board und University of Michigan). Im Euro-Raum und in Deutschland zeigt sich hingegen ein uneinheitliches Bild: Während die Vorlaufindikatoren der Industrie aufwärtsgerichtet sind, geben jene für den privaten Konsum und die Dienstleistungen eine verhaltene Entwicklung wieder.

Auch in Österreich nahm die Wirtschaftsleistung mit dem Rebound im III. Quartal zu, das BIP stieg gemäß ersten Berechnungen gegenüber dem Vorquartal um 11,1%. Mit der Lockerung der zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie gesetzten Maßnahmen wurde ein Anstieg insbesondere der Konsumnachfrage der privaten Haushalte sowie der Wertschöpfung der Dienstleistungsbereiche verzeichnet. Aber auch der produzierende Bereich und die Exporte zogen kräftig an.

Nach dem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit im Frühjahr stabilisierte sich die Lage weiter, die Arbeitslosenquote (nationale Berechnung, saisonbereinigt) lag Ende Oktober nach vorläufigen Zahlen bei 9,4%. Auch der Beschäftigungsabbau verlangsamte sich, betrug nach vorläufiger Schätzung im Oktober aber immer noch 1% gegenüber dem Vorjahr.

Trotz des Rückganges der Treibstoffpreise zog die Inflation in Österreich im September leicht an. Gemäß Verbraucherpreisindex (VPI) betrug die Teuerung 1,5%, laut harmonisiertem Verbraucherpreisindex (HVPI) 1,3%. Damit war der Preisauftrieb in Österreich erneut höher als im Durchschnitt des Euro-Raumes (–0,3%).

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Mag. Sandra Bilek-Steindl

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Clayton Cardinalli/Unsplash
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