Weltweiter Konjunkturabschwung erfasst Österreich

15.12.2022

Video: Prognose für 2022 bis 2024

2022 wird Österreichs Wirtschaftsleistung um 4,7% wachsen. 2023 dürfte das BIP weitgehend stagnieren (+0,3%). 2024 erhöht sich das Wachstum auf 1,8%.

"Die Lage auf den Energiemärkten hat sich im Herbst merklich entspannt. An den Terminmärkten wird für 2023 mit deutlich niedrigeren Preisen als noch im Sommer 2022 gerechnet. Das Risiko einer neuerlichen starken Verteuerung besteht allerdings weiterhin", so Stefan Ederer, einer der Autoren der aktuellen WIFO-Prognose.

Der internationale Konjunkturabschwung hat im 2. Halbjahr 2022 auch die österreichische Wirtschaft erfasst. Das BIP dürfte im Winterhalbjahr zurückgehen. Für das Frühjahr 2023 werden wieder Impulse aus dem Außenhandel erwartet. Die allmähliche Entspannung auf den Energiemärkten dämpft die Inflation und dürfte dazu beitragen, dass sich die Stimmung im Lauf der Zeit verbessert und die Konjunktur wieder anzieht.

Die Weltwirtschaft befindet sich derzeit in einer Schwächephase. Hohe Energie- und Rohstoffpreise treiben in vielen Ländern die Verbraucherpreisinflation und ziehen eine rasche Straffung der Geldpolitik nach sich. Die Stimmung hat sich vielerorts eingetrübt, und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung ist hoch. Der Konjunkturabschwung, der in den USA bereits früher eingesetzt hatte, zeigt sich nunmehr auch im Euro-Raum deutlich und dürfte dort im Winter zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung führen.

Die Situation auf den Rohstoffmärkten hat sich allerdings zuletzt etwas entspannt. Der Ölpreis geht bereits seit dem Sommer zurück; im Herbst dämpften unerwartet hohe Lagerstände die europäischen Erdgaspreise. Diese werden dennoch vorerst hoch bleiben und erst im 2. Halbjahr 2023 merklich sinken. Die weltweit strafferen geldpolitischen Rahmenbedingungen werden im Prognosezeitraum die Nachfrage dämpfen, was zusammen mit dem Abebben der Rohstoffpreise die Inflation bremsen sollte. Dies dürfte wiederum die Stimmung der privaten Haushalte und Unternehmen heben und die Konjunktur stützen. Das Wachstum der Weltwirtschaft wird 2023 allerdings schwach ausfallen und erst 2024 wieder spürbar anziehen.

Der weltweite Konjunkturabschwung hat im III. Quartal 2022 auch Österreich erfasst. Die Exporte und die Wertschöpfung der heimischen Industrie schrumpften, während die Wirtschaftsleistung stagnierte. Im Winterhalbjahr 2022/23 dürfte das BIP merklich sinken. Anhaltend hohe Energiepreise, die kräftige Preisdynamik und die Unsicherheit über die weitere Entwicklung drücken die Stimmung. In weiterer Folge dürfte sich die österreichische Wirtschaft aber erholen. Aus dem Ausland sind ab dem Frühjahr 2023 wieder merkliche Impulse zu erwarten. Zudem stabilisieren sich mit der abnehmenden Unsicherheit und der allmählichen Entspannung auf den Energiemärkten der private Konsum und die Investitionen. Zur Belebung der Konjunktur trägt auch die Entwicklung der Reallöhne pro Kopf bei: Sie werden nach den Rückgängen 2021 und 2022 im Jahr 2023 wieder steigen.

2022 wird das österreichische BIP aufgrund der kräftigen Konjunktur im 1. Halbjahr um 4,7% zulegen. 2023 wird die Wirtschaftsleistung hingegen weitgehend stagnieren (+0,3%) und erst 2024 wieder deutlich wachsen (+1,8%).

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist weiterhin günstig und dürfte sich infolge des Konjunkturabschwungs nur vorübergehend verschlechtern. Nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2022 (6,3%) wird die Arbeitslosenquote 2023 aufgrund der schwächeren Beschäftigungsdynamik leicht auf 6,5% steigen und 2024 wieder auf 6,2% zurückgehen.

Die Inflation dürfte ihren Höhepunkt bereits überschritten haben. Die Verbraucherpreise steigen 2022 um 8,5%. 2023 wird sich der Preisauftrieb auf 6,5% abschwächen. Der allmähliche Rückgang der Energiepreise dämpft die Inflation trotz hoher Lohnzuwächse; 2024 legen die Verbraucherpreise somit nur mehr um 3,2% zu.

Die günstige Arbeitsmarktlage und das Auslaufen der COVID-19-Hilfsmaßnahmen verbessern 2022 den Finanzierungssaldo der öffentlichen Haushalte. In den Folgejahren dürfte das Defizit wieder deutlich unter die Maastricht-Grenze von 3% des BIP sinken, da etliche Unterstützungsmaßnahmen zur Abfederung des Energiepreisanstiegs wegfallen und die Konjunktur allmählich wieder anzieht.

Begleitende Präsentationsunterlagen, die das Presse-Statement von WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr veranschaulichen, stehen Ihnen hier zum Download zur Verfügung.
 

Publikationen

Weltweiter Konjunkturabschwung erfasst Österreich. Prognose für 2022 bis 2024 (Global Economic Downturn Hits Austria. Economic Outlook for 2022 to 2024)
WIFO-Konjunkturprognose, 2022, (4), 34 Seiten
Online seit: 15.12.2022 0:00
 
Der internationale Konjunkturabschwung hat im 2. Halbjahr 2022 auch die österreichische Wirtschaft erfasst. Das BIP dürfte im Winterhalbjahr zurückgehen. Für das Frühjahr 2023 werden wieder Impulse aus dem Außenhandel erwartet. Die allmähliche Entspannung auf den Energiemärkten dämpft die Inflation und dürfte dazu beitragen, dass sich die Stimmung im Lauf der Zeit verbessert und die Konjunktur wieder anzieht. 2022 wird Österreichs Wirtschaftsleistung um 4,7% wachsen. 2023 dürfte das BIP weitgehend stagnieren (+0,3%). 2024 erhöht sich das Wachstum auf 1,8%.
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Dr. Stefan Ederer

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
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