Unternehmerische Erwartungen verbessern sich trotz hoher Inflation

10.05.2023

WIFO-Konjunkturbericht vom Mai 2023

Vor dem Hintergrund der internationalen Konjunkturabschwächung sank Österreichs Wirtschaftsleistung im I. Quartal. Die schwache Exportdynamik belastete die Industrie. Im April verschlechterten sich die Einschätzungen der heimischen Sachgütererzeuger zur aktuellen Lage abermals, ihre Erwartungen hellten sich jedoch auf. Dies deutet auf eine Ausweitung der Produktionstätigkeit in den kommenden Monaten hin.

"Die Einschätzungen der Unternehmen hinsichtlich der künftigen Geschäftslage verbesserten sich im April. Besonders optimistisch waren Dienstleister. Auch in der Industrie und im Einzelhandel stieg der Erwartungsindex, nur in der Bauwirtschaft ging er zurück", so die Autorin des aktuellen Konjunkturberichtes Sandra Bilek-Steindl.

Nach dem Rückgang der österreichischen Wirtschaftsleistung im I. Quartal (–0,3% gegenüber dem Vorquartal) deuten Vorlaufindikatoren auf eine langsame Verbesserung der Konjunktur. Laut WIFO-Konjunkturtest vom April haben sich die unternehmerischen Erwartungen zuletzt aufgehellt, insbesondere im Dienstleistungsbereich.

Österreichs Sachgütererzeuger litten im I. Quartal unter der internationalen Konjunktureintrübung. In der April-Befragung des WIFO-Konjunkturtests meldeten sie mehrheitlich eine leichte Einschränkung der Produktion. Im Ausblick zeichnen die Erwartungen jedoch bereits ein positiveres Bild. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex sank im April neuerlich und notierte auf dem niedrigsten Wert seit Mai 2020.

Das I. Quartal verlief auch in Deutschland nur mäßig. Für die Stagnation des Wirtschaftswachstums dürfte vor allem die schwache Konsumnachfrage der privaten Haushalte verantwortlich gewesen sein. Die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich im April gemäß Ifo-Geschäftsklimaindex weiter verbessert.

Das heimische Konsumentenvertrauen (laut Europäischer Kommission) lag zuletzt nahezu unverändert auf niedrigem Niveau. Im April verschlechterte sich insbesondere der Teilindikator zur Entwicklung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in den nächsten 12 Monaten. Eine Verbesserung zeigte sich hingegen bei den Einschätzungen zur finanziellen Situation der privaten Haushalte in den letzten 12 Monaten.

Der Geschäftsgang im Einzelhandel verlief zu Jahresbeginn schwach. Gemäß vorläufigen Daten von Statistik Austria waren die Nettoumsätze im I. Quartal preisbereinigt um 2,9% geringer als im Vorjahr (ohne Kfz-Handel). Besonders kräftig war der Umsatzrückgang im Nichtnahrungsmittel-Segment.

Der Verbraucherpreisauftrieb verlangsamte sich im März auf 9,2%, nachdem er im Jänner und Februar rund 11% betragen hatte. Dämpfend wirkte aufgrund eines Basiseffekts die Entwicklung der Treibstoffpreise: Energierohstoffe hatten sich im März 2022 nach Ausbruch des Ukraine-Krieges sprunghaft verteuert. Im April beschleunigte sich die Gesamtinflation (VPI) laut Schnellschätzung von Statistik Austria auf 9,8%.

Die Konjunkturschwäche zeigt sich bereits auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen (einschließlich Personen in Schulungen) war im April erstmals seit über zwei Jahren wieder höher als im Vorjahr. Die unselbständig aktive Beschäftigung wurde zwar abermals ausgeweitet (voraussichtlich +1,5% gegenüber April 2022), stagnierte jedoch im Vormonatsvergleich. Die Arbeitslosenquote betrug im April voraussichtlich 6,3% (saisonbereinigt, nationale Definition).

Den gesamten Konjunkturbericht finden Sie bitte hier.
 

 

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Mag. Sandra Bilek-Steindl

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Christopher Burns/Unsplash
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