Ungleichheit und der "Marriage Gap"

28.01.2020

WIFO Research Seminar mit Nawid Siassi von der TU Wien

Nawid Siassi von der Technischen Universität Wien sprach am 28. Jänner 2020 im WIFO Research Seminar über Ungleichheit und den "Marriage Gap". Den Kommentar steuerte WIFO-Ökonom Walter Hyll bei.

Obwohl die Haushaltsstruktur einer der wichtigsten Faktoren für wirtschaftlichen Wohlstand ist, ignoriert ein Großteil der Literatur über Ungleichheit die Rolle der Familie. In einem Paper dokumentierte Siassi, dass sowohl die Einkommens- als auch die Vermögensverteilung stark konzentriert sind, und zwar auch dann, wenn man die Gruppen der Singles und verheirateten Paare separat betrachtet. Gleichzeitig gibt es eine große Lücke zwischen diesen beiden Gruppen ("Marriage Gap"): Verheiratete erhalten im Schnitt ein um 26% höheres Einkommen, und sie haben durchschnittlich etwa 35% mehr Vermögen als Singles.

Um die Bestimmungsfaktoren dieser Lücke zu erklären, entwickelte Siassi ein allgemeines Gleichgewichtsmodell, in dem Frauen und Männer Einkommensrisiken ausgesetzt sind, und Entscheidungen über Konsum und Sparen, das Arbeitsangebot und Familiengründung treffen. In einer kalibrierten Version des Modells zeigt er, dass die Selektion in der Ehe auf Grundlage der jeweiligen Produktivität der beiden potentiellen Partner, ein effektiver Steuerbonus für Ehepaare und stärkere Vererbungsmotive für Haushalte mit Nachkommen entscheidend sind, um den "Marriage Gap" zu erklären. Eine Steuerreform, die das Ehegattensplitting für verheiratete Paare abschafft, würde zu Output-Gewinnen und zu mehr "Assortative Mating" führen.

Weitere Informationen über Nawid Siassi finden Sie bitte hier.

Das Paper kann hier gelesen werden.

Die Folien zum Vortrag finden Sie bitte hier.

 

Veranstaltungen

Nawid Siassi (TU Wien)
WIFO Research Seminar, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Wien, 28.01.2020
Online seit: 18.12.2019 0:00
Marriage is one of the most important determinants of economic prosperity, yet most existing theories of inequality ignore the role of the family. This paper documents that the distributions of earnings and wealth are highly concentrated, even when disaggregated into single and married households. At the same time, there is a large marriage gap: married people earn on average 26 percent more income, and they hold 35 percent more net worth. To account for these facts, I develop a general equilibrium model where females and males face uninsurable income risk and make decisions on consumption-savings, labour supply and marriage formation. In a calibrated version of the model, I show that selection into marriage based on productive characteristics, an effective tax bonus for married couples, and stronger bequest motives for households with descendants are key to accounting for the marriage gap in earnings and wealth. A policy experiment of moving from joint tax filing for married couples to separate filing yields output gains and more marital sorting.
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WIFO-Ökonom Walter Hyll und Nawid Siassi (TU Wien) © WIFO
WIFO-Ökonom Walter Hyll und Nawid Siassi (TU Wien) © WIFO