Mit Ausnahme von Geschäftsreisenden und Patientinnen und Patienten von Kur- und Rehabilitationsanstalten durften Beherbergungsbetriebe in Österreich in der Wintersaison 2020/21 aufgrund des behördlich verordneten Betretungsverbots keine Gäste akzeptieren. Die Nachfrage beschränkte sich somit auf ein sehr kleines Segment von Nächtigungsgästen abseits privater Urlauberinnen und Urlauber: In einigen Regionen Nieder- und Oberösterreichs und dem Burgenland sorgten Arbeitskräfte (zumeist aus dem Baugewerbe) sowie Gäste im Zuge von Sportveranstaltungen für eine wenn auch geringfügige Auslastung.
Von November 2020 bis April 2021 wurden in Österreich knapp 1,2 Mio. Ankünfte und rund 5,6 Mio. Übernachtungen (–92,7% bzw. –90,7% gegenüber der bereits von der COVID-19-Krise überschatteten Wintersaison 2019/20) verzeichnet. Die Einbußen bei inländischen Gästen fiel dabei relativ schwächer aus als im internationalen Segment (Ankünfte –81,4% zu –97,1%, Übernachtungen –69,3% zu –96,6%), womit die Bedeutung des Binnentourismus gegenüber der Vorjahressaison markant zunahm (bei Ankünften von 28,0% auf 71,2%, bei Nächtigungen von 21,7% auf 71,3%).
Die nominellen Tourismuseinnahmen (einschließlich der Aufwendungen von Tagesreisenden sowie im Zuge des Besuchs von Verwandten und Bekannten) beliefen sich im Analysezeitraum ersten Schätzungen des WIFO zufolge auf 1,21 Mrd. € (–90,6%, real –90,7%; ohne Berücksichtigung von Zahlungen der öffentlichen Hand im Rahmen der COVID-19-Hilfsmaßnahmen). Die Einnahmen spiegeln dabei nicht nur die Ausgaben nächtigender Österreich-Gäste wider, sondern auch jene von Tagestouristen, wobei in Ermangelung statistischer Informationen dieselbe Dynamik wie bei den Einnahmen von Nächtigungsgästen unterstellt wurde.
In der internationalen Städtemetropole Wien (Umsätze -90,7%) und den wintersportorientierten Bundesländern Westösterreichs (Umsatzverluste um 95%) brach die Nachfrage im Winter 2020/21 gegenüber der Vorjahressaison fast vollständig ein, während Nieder- und Oberösterreich (Umsätze –48,4% bzw. –64,6%) sowie das Burgenland (–66,9%) aus den erwähnten Gründen (Geschäftsreisen, Kurtourismus) besser abschneiden konnten. Kärnten und die Steiermark erlitten Umsatzverluste von etwas mehr als 80%.
Ausblick Sommersaison und Kalenderjahr 2021
Aktuellen Einschätzungen des WIFO zum weiteren Jahresverlauf zufolge werden für die Sommersaison 2021 nach der Öffnung von Gastronomie und Beherbergung mit 19. Mai und weiteren schrittweisen Lockerungen ab 10. Juni sowie Erleichterungen im grenzüberschreitenden Reiseverkehr (vorwiegend innerhalb Europas) insgesamt um 22½% mehr Übernachtungen als im Sommer 2020 erwartet, womit die Zahl der Nächtigungen rund 16½% unter jener des Sommers 2019 liegen würde. Vor allem die erste Saisonhälfte (Mai bis Juli) dürfte ausgehend vom Vorkrisenniveau noch von spürbaren Einbußen geprägt sein (durchschnittlich –29%), während sich das Nächtigungsniveau von August bis Oktober dem Niveau des Jahres 2019 langsam nähern könnte (durchschnittlich –5%). Die Nachfrage internationaler Gäste dürfte im gesamten Sommerhalbjahr 2021 im Vergleich zur Saison 2019 um etwa ein Viertel auf 42,0 Mio. Nächtigungen zurückgehen, jene von Binnenreisenden mit rund 23,9 Mio. dagegen ein neues Höchstniveau erreichen (+2½% gegenüber der bisherigen Rekordmarke von 2019).
Insgesamt wird die Tourismusentwicklung im Sommer 2021 für den ländlichen Raum deutlich positiver als für die Städte und ihr
Umland eingeschätzt – schon in der Saison 2020 profitierten hier vor allem Regionen mit traditionell hohem Anteil inländischer
Gäste, topographischen Attributen wie Seen oder alpinen Landschaften sowie einer breiten Palette an Erholungs- und Aktivsportangeboten.