Kräftiger Aufschwung im 1. Halbjahr 2022

09.09.2022

WIFO-Konjunkturbericht September 2022

Laut Statistik Austria wuchs Österreichs Wirtschaft im II. Quartal 2022 um 1,5% gegenüber dem Vorquartal, nachdem das BIP bereits im I. Quartal stark zugelegt hatte. Wachstumsimpulse gingen vor allem von der günstigen Exportdynamik aus, die ihrerseits die Industrieproduktion stimulierte. Vorlaufindikatoren deuten allerdings auf eine Eintrübung der Konjunktur im 2. Halbjahr hin.

"Aufgrund der anhaltend hohen Erzeugerpreisinflation wird sich der Verbraucherpreisauftrieb in den kommenden Quartalen weiter beschleunigen", so der Autor des aktuellen Konjunkturberichtes Christian Glocker.

Die Weltwirtschaft expandiert zwar weiterhin, das Wachstum verliert jedoch an Schwung. Die Abkühlung der Weltkonjunktur – eine unmittelbare Folge des anhaltend hohen Preisauftriebs und gestörter Lieferketten – bestimmt auch in Österreich den weiteren Wachstumspfad. Im 1. Halbjahr wirkte sie sich dagegen noch kaum auf die österreichische Volkswirtschaft aus: Das BIP wuchs im II. Quartal 2022 um 1,5% gegenüber dem Vorquartal, und damit ähnlich kräftig wie im I. Quartal. Auf der Angebotsseite trugen insbesondere die Industrie, die Beherbergung und Gastronomie sowie das Verkehrswesen zur Expansion bei, nachfrageseitig vor allem die Ausweitung des privaten und öffentlichen Konsums sowie ein Anstieg der Nettoexporte.

Vorlaufindikatoren deuten allerdings auf eine Verlangsamung der Konjunktur im 2. Halbjahr hin. Der WIFO-Konjunkturklimaindex lag im August deutlich unter dem Niveau des Vormonats, wenn auch noch im positiven Bereich und über dem langjährigen Durchschnitt. Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ging im August im Vormonatsvergleich ebenfalls zurück und zeigt mittlerweile eine abnehmende Aktivität in der Industrie an. Auch das geringe Verbrauchervertrauen trübt die Aussichten.

Das Wachstum der Gesamtwirtschaft im 1. Halbjahr 2022 wirkt sich weiterhin positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Die Beschäftigung wächst nach wie vor kräftig (August: voraussichtlich +1,6% gegenüber dem Vorjahr), wenngleich die Dynamik allmählich nachlässt. Die Arbeitslosigkeit ging im Vorjahresvergleich weiter zurück (‑13,0%). Die Beschäftigung ist nach wie vor höher und die Arbeitslosigkeit deutlich niedriger als unmittelbar vor Ausbruch der COVID-19-Pan­demie. Mit dem Aufschwung ist allerdings auch die Arbeitskräfteknappheit der Vorkrisenjahre zurückgekehrt: Laut WIFO-Konjunkturtest ist der Personalmangel derzeit ein zentrales Hemmnis der Wirtschaftstätigkeit.

Der Preisauftrieb bleibt kräftig. Die seit längerem beobachteten hohen Zuwachsraten bei den Erzeugerpreisen schlagen sich mittlerweile deutlich in den Verbraucherpreisen nieder. Letztere legten im Juli abermals spürbar zu (+9,3% gegenüber dem Vorjahresmonat, Schnellschätzung für August +9,1%; laut VPI).

    

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Mag. Dr. Christian Glocker, MSc

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Austin Ramsey/Unsplash
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