Die internationale Wirtschaft wächst derzeit kräftig. In den USA hält der Aufschwung in unverändert hohem Tempo an, wenngleich
die Risiken für eine Abschwächung der Konjunktur dort allmählich zunehmen. So liegt die Arbeitslosenquote nahe ihrem historischen
Tiefstwert, und die Sparquote der privaten Haushalte ist so niedrig wie zuletzt vor der Finanzmarktkrise. Auch die merkliche
Zunahme der Konsumentenkredite und die hohen Aktienkurse könnten eine schrittweise Verlangsamung des Wachstums in den USA
mit sich bringen. Hingegen bleibt die Wirtschaftspolitik auf Expansionskurs. Im Euro-Raum ist die Konjunktur lebhaft, die
Produktion nimmt in der ersten Jahreshälfte 2018 kräftig zu. Auch in den ostmitteleuropäischen Ländern und in den meisten
Schwellenländern wächst die Wirtschaft rasch.
Die robuste Entwicklung des internationalen Umfeldes schlägt sich in einer starken Ausweitung der österreichischen Exporte
nieder, von der die heimische Sachgüterindustrie profitiert. Produktion und Beschäftigung nahmen in diesem Bereich 2017 deutlich
zu, und die Kapazitätsauslastung erreicht Höchstwerte. In der Folge werden auch die Ausrüstungsinvestitionen kräftig ausgeweitet,
weil Unternehmen ihre Produktionskapazitäten ausbauen. Zudem unterstützt der private Konsum das Wachstum der österreichischen
Wirtschaft.
Die Arbeitslosigkeit sinkt weiter, bleibt aber auf hohem Niveau
Diese Entwicklungen lassen in der ersten Jahreshälfte 2018 ein ähnlich hohes Expansionstempo erwarten wie im Vorjahr. Danach
dürfte das allmähliche Nachlassen der internationalen Konjunktur das Wachstum der österreichischen Wirtschaft etwas verringern.
Mit der Verlangsamung der Exportkonjunktur wird auch die lebhafte Investitionsdynamik etwas gebremst; sie wird aufgrund der
guten Kapazitätsauslastung aber noch eine Zeit lang hoch bleiben. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte entwickeln sich
bis zum Ende des Prognosezeitraumes robust, verleihen der Konjunktur aber keinen zusätzlichen kräftigen Aufwärtsschub.
Die gute Konjunktur schlägt sich in einer deutlichen Verbesserung der Situation auf dem österreichischen Arbeitsmarkt nieder.
Die hohe Beschäftigungsdynamik des Vorjahres verstärkte sich zu Jahresbeginn nochmals. Wenn das Expansionstempo der heimischen
Wirtschaft verflacht, wird sich auch der Beschäftigungsaufbau etwas verlangsamen. Mit der dynamischen Arbeitskräftenachfrage
geht ein kontinuierlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit einher. Dazu trägt auch die Verlangsamung des Anstieges der Zahl der
Erwerbspersonen bei, sodass der Beschäftigungsaufbau wieder stärker auf die Arbeitslosigkeit durchschlägt als in den Vorjahren.
Mit der günstigeren Beschäftigungssituation steigen zwar auch die Einkommen rascher, die Inflation bleibt dennoch mäßig.
Aufgrund der hohen Dynamik im 1. Halbjahr wird die österreichische Wirtschaft 2018 insgesamt um 3,2 Prozent wachsen. Die Expansion
wird im 2. Halbjahr und 2019 etwas schwächer sein, das Wirtschaftswachstum verringert sich 2019 auf +2,2 Prozent.
Die Risiken nehmen zu: Volatile Aktienmärkte, US-Strafzölle
Die Risiken für die Konjunktur nahmen in den vergangenen Monaten zu: Die Volatilität auf den Aktienmärkten stieg seit Jahresbeginn.
Plötzliche Preiskorrekturen aufgrund veränderter Einschätzungen sind jederzeit möglich, und auch ein stärkerer Einbruch der
Kurse mit Folgen für die Realwirtschaft kann nicht ausgeschlossen werden. Zudem verschärfte sich die handelspolitische Diskussion
jüngst deutlich. In den USA wurden bereits Strafzölle auf bestimmte Stahl- und Aluminiumimporte verhängt, und weitere Handelsbeschränkungen
stehen zur Diskussion. Die EU hat angekündigt, ihrerseits die Importe aus den USA mit Strafzöllen zu belegen.
Die kurzfristigen Auswirkungen solcher handelspolitischer Maßnahmen sind schwierig zu beurteilen, dürften jedoch eher ungünstig
für die Weltwirtschaft sein. Dennoch bestehen auch positive Konjunkturrisiken: Die im deutschen Koalitionsvertrag vereinbarte
Erhöhung der öffentlichen Investitionen dürfte der Konjunktur dort zusätzlichen Schwung verleihen. Auch in den USA könnte
die Wirtschaftspolitik den Aufschwung noch einmal verlängern. Zudem sind die Erwartungen der Unternehmen, Konsumenten und
Konsumentinnen weltweit und in Österreich immer noch äußerst optimistisch. Vor diesem Hintergrund könnte sich der Aufschwung
deutlicher in die zweite Jahreshälfte hineinziehen als derzeit prognostiziert. Dadurch würde das Wirtschaftswachstum 2018
und vor allem 2019 merklich kräftiger ausfallen.