Erstens wird die Arbeitswelt nicht nur von technologischen Veränderungen beeinflusst, gleichermaßen wirken auch Globalisierung,
Strukturwandel, Demographie oder auch das Aufbrechen traditioneller Familienstrukturen auf die Arbeitswelt ein. Zweitens müssen
die notwendigen Technologien regional verfügbar sein, Kostenargumente dürfen nicht gegen deren Einsatz sprechen und es dürfen
im Unternehmen keine Informationsdefizite zu den technischen Möglichkeiten vorliegen. Gleichfalls mitentscheidend sind für
Unternehmen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und das Verhalten der Mitbewerber. Drittens ist offen, ob ganze Berufsbilder/Berufe/Arbeitsplätze
verschwinden und andere entstehen, oder ob sich vielmehr einzelne Tätigkeitsinhalte in einem Beruf bzw. auf einem Arbeitsplatz
ändern.
Diesen Fragen folgend sollte allerdings nicht vergessen werden, dass der Wandel an Arbeitsinhalten nicht neu ist. Im Gegenteil,
Wandel fand in der Vergangenheit statt, findet aktuell statt und wird auch künftig stattfinden. Die Veränderungen bezogen
sich in der Vergangenheit vielfach auf Arbeitsinhalte und weniger auf ganze Berufe, während der Bedeutungsverlust von Berufsbildern
vor allem in einer Langfristperspektive ersichtlich wird (wie beispielsweise am Beruf der SattlerIn nachzeichenbar ist).
Auch das Beispiel der Sekretariatstätigkeit bildet diesen Wandel eindrucksvoll ab: Frau/Mann, heute 70 Jahre alt, begann die
Arbeitskarriere vor rund 50 Jahren. Am Arbeitsplatz stand eine mechanische Schreibmaschine, die Jahre später durch eine elektrische
Schreibmaschine ersetzt und wiederum Jahre später durch den Computer ersetzt wurde. Die Fähigkeit, Stenographie zu beherrschen,
war lange Zeit Voraussetzung in diesem Beruf, heute fragt fast niemand mehr diese Kompetenz nach. Dafür wird eine Person,
die heute als Sekretariatskraft arbeiten möchte und über keine Computerkenntnisse verfügt, keine Chance auf einen Arbeitsplatz
haben.
Manche Arbeitsinhalte werden obsolet, andere unerlässlich
Was lässt sich aus diesem Beispiel ableiten: Es sind vielfach die Arbeitsinhalte, die sich durch den Einsatz von Technologie
verändern und dazu führen, dass bestimmte Fertigkeiten und Kompetenzen obsolet werden oder nur noch vergleichsweise seltener
gebraucht werden. Dafür werden andere Fähigkeiten wiederum unerlässlich.
Wie können wir uns nun auf absehbare Veränderungen vorbereiten? Wie können wir gerüstet sein? Ein wichtiges Kriterium stellt
die Fähigkeit dar, auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können. Dafür sind ausreichend Basiskompetenzen in Lesen,
Rechnen und Schreiben, wie sie in den ersten Jahren der Schulkarriere vermittelt werden und den Grundstock für weiterführende
Bildungswege legen, unerlässlich. Ebenso unverzichtbar sind im Anschluss daran der Zugang zu und die Teilnahme an Aus- und
Weiterbildungsmaßnahmen, um die individuelle Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten.
Gefragt sind Fähigkeiten und Fertigkeiten, durch die wir uns von Robotern oder programmierten Algorithmen merklich unterscheiden
bzw. abheben. Dazu zählen alle Fertigkeiten, die nicht standardisiert bzw. Routinen folgend ablaufen, wie das Verstehen und
Kommunizieren von Informationen, das Lösen unstrukturierter Probleme oder das Durchführen manueller Nicht-Routinetätigkeiten.
Aber auch Fachwissen kombiniert mit Erfahrungswissen und IT-Kompetenzen werden, gemeinsam mit sozialer Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit
und Empathie, über die Chancen am Arbeitsmarkt mitentscheiden.
Dieser Kommentar erschien zuerst als Blogbeitrag auf der "Digital Business Trends"-Website.