Klimaschutz hat positive Konjunktureffekte

23.10.2020

WIFO-Studie im Auftrag der Bundesländer

Eine im Auftrag der österreichischen Bundesländer erstellte WIFO-Studie prüfte Wirkungen von konjunkturstabilisierenden Maßnahmen auf Klima, Klimaanpassung, Beschäftigung und Wertschöpfung. Klimaschutzmaßnahmen können demnach so gestaltet werden, dass sie die wirtschaftliche Erholung unterstützen.

Die Vorsitzende der Klimaschutzreferentinnen und -referenten Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe zu den Ergebnissen: "Diese Studie ist eine wertvolle Unterstützung durch die Wissenschaft, um in den Bundesländern für mehr ökologische Investitionen vor Ort zu werben, die dabei helfen, die wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Krise zu mildern. Die Studienergebnisse zeigen klar, dass Investitionen in den Klimaschutz einen nachhaltig positiven Effekt für die Wirtschaft haben."

"Das WIFO beschäftigt sich bei der regionalen Konjunkturbeobachtung laufend mit der Wirtschaft in den Bundesländern. Durch diese Studie konnte nun auch unsere fachliche Kompetenz zu Umweltthemen eingebracht werden. Wie die Ergebnisse zeigen, haben die Bundesländer weitreichende Kompetenzen, um die Transformation des Wirtschaftssystems zu unterstützen und gleichzeitig bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Krise mitzuwirken", erklärte WIFO-Leiter Christoph Badelt.

Klimaschutzmaßnahmen für Beschäftigung und Wertschöpfung

Im Auftrag der Bundesländer untersuchte das WIFO Maßnahmen, die zur Unterstützung der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Krise teilweise bereits beschlossen sind, teilweise noch auf politischer und fachlicher Ebene diskutiert werden. Das Team des WIFO bewertetet darin, ob und in welchem Ausmaß die gesetzten Maßnahmen zur Erreichung von gesteckten Zielen – die Verringerung der Treibhausgasemissionen, Anpassung an den Klimawandel, Steigerung von Energieeffizienz, Steigerung der inländischen Beschäftigung, Anhebung der Wertschöpfung – beitragen. Positiv werden der Ausbau des öffentlichen Verkehrs im ländlichen Raum, der ermäßigte Mehrwertsteuersatz für Reparaturdienstleistungen, der Ausbau von erneuerbaren Energieträgern oder auch die Neuaufforstung und die Steigerung der Kapazität des Stromnetzes angeführt.

Die Studienautorinnen und -autoren kommen zu dem Schluss, "dass die genannten Klimaschutzmaßnahmen sowohl auf die Beschäftigung als auch auf die Wertschöpfung positive Effekte haben. Die erwünschten positiven Wirkungen auf Wertschöpfung und den Arbeitsmarkt sind höher, wenn die Technologie vor allem aus dem Inland kommt."

Gebietskörperschaften können im eigenen Wirkungsbereich viel bewegen

Als entscheidenden und notwendigen Schritt bezeichnen die Forscherinnen und Forscher Fuhrparke, Anlagen und Gebäude im öffentlichen Sektor systematisch und beständig bis zum Jahr 2050 so umzugestalten, dass sie klimaneutral werden. Die Möglichkeiten der Länder im Bereich der umweltbezogenen Ausgaben sind beschränkt – dafür ist das verfügbare Volumen für Umweltausgaben zu gering. Trotzdem können die Bundesländer jeweils spezifische Akzente im eigenen Wirkungsbereich setzen. Dazu zählen die Etablierung einer nachhaltigen Raumordnung oder die Energie-Raumplanung. Einen wichtigen Einfluss haben die Länder auch auf die Förderung einer Bauweise mit geringen Emissionen. Die Expertinnen und Experten empfehlen, weitere Maßnahmen zur Verringerung der Folgewirkungen COVID-bedingter Einschränkungen auf deren Auswirkungen zu prüfen. Dabei sollten nur jene gewählt werden, die jeweils positiv oder zumindest neutral in ihren Klimaauswirkungen sind.
 

Publikationen

Ökonomische Expertise für umwelt- und wirtschaftspolitische Entscheidungen zur Bewältigung der COVID-19-Krise in Österreichs Bundesländern unter Beachtung des Bundesrahmens (Economic Expertise for Environmental and Economic Policy Decisions to Cope with the COVID-19 Crisis in Austria's Länder Under Consideration of the Federal Framework)
Studien, Oktober 2020, 56 Seiten
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Auftraggeber: Amt der Burgenländischen Landesregierung – Amt der Kärntner Landesregierung – Amt der Niederösterreichischen Landesregierung – Amt der Oberösterreichischen Landesregierung – Amt der Salzburger Landesregierung – Amt der Steiermärkischen Landesregierung – Amt der Tiroler Landesregierung – Amt der Vorarlberger Landesregierung – Magistrat der Stadt Wien
Online seit: 21.10.2020 0:00
 
Der vorliegende Bericht fasst zusammen, welche Maßnahmen von Ländern und Gemeinden finanziert werden und wie groß der Anteil der Umweltmaßnahmen daran ist. Ausgewählte Indikatoren zur Transformation des Wirtschaftssystems werden vorgestellt und in den Kontext der nationalen Umwelt- und Klimapolitik gestellt. Dieses Material bildet den Hintergrund einer Bewertungsmatrix, in der auf Grundlage der Einschätzung von Expertinnen und Experten Maßnahmen beurteilt werden, die im Zuge der Bewältigung der COVID-19-Krise implementiert bzw. diskutiert werden. Die Wirkungen von Maßnahmen werden im Hinblick auf folgende Zieldimensionen bewertet: Beschäftigung im Inland, Wertschöpfung, Klimaanpassung und Klimaschutz sowie Energieeffizienz und erneuerbare Energiequellen. Da die Wirkungen vom jeweiligen Kontext abhängen und nicht von anderen, ergänzenden oder hemmenden Faktoren losgelöst betrachtet werden können, wird bei der Bewertung kurz skizziert, worauf die Beurteilung basiert. Der Bericht endet mit Überlegungen, wie es gelingen kann, die Maßnahmen verschiedener Gebietskörperschaften in kohärenter Weise so zu bündeln, dass die ambitionierten Ziele der Transformation erreicht werden können.
Rückfragen an

Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Franz Sinabell

Forschungsgruppe: Klima-, Umwelt- und Ressourcenökonomie
© Karsten Würth/Unsplash
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