Hochfrequente Informationen für die Konjunkturforschung

22.03.2021

"Forum Finanz" mit WIFO-Ökonom Josef Baumgartner

Beim "Forum Finanz" des Bundesministeriums für Finanzen (BMF) am 11. März 2021 gab WIFO-Ökonom Josef Baumgartner Einblicke in die hochfrequente Konjunkturforschung des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung.

Weiters präsentierte Gerhard Fenz (OeNB) den von der Oesterreichischen Nationalbank entwickelten "Weekly GDP Indicator". Susanne Forstner (IHS) zeigte mit Forschungsergebnissen, wie sich das wirtschaftliche Verhalten der Menschen während der Pandemie veränderte.

Die extrem schnell hereinbrechende und tiefe COVID-19-Krise machte es ab Mitte März 2020 notwendig, neue Indikatoren zur Beurteilung der aktuellen Wirtschaftslage zu entwickeln, da die üblichen (offiziellen Monats- oder Quartals-)Daten im besten Fall mit einer Verzögerung von wenigen Wochen, mitunter aber auch erst nach drei Monaten (Vierteljährliche VGR), vorliegen. Diese Standardindikatoren stehen damit zu spät und zu selten (einmal im Monat oder Quartal) zur Verfügung, um für eine zeitnahe Krisenbeurteilung, Krisenmanagement und wirtschaftspolitische Beratung verwendbar zu sein. Das Ergebnis der WIFO-Bemühungen dieses Problem zu lösen, ist der Wöchentliche WIFO-Wirtschaftsindex (WWWI), der auf hochfrequenten, zeitnah und elektronisch verfügbaren (nicht standardisierten) Wirtschaftsinformationen basiert.

Josef Baumgartner ging in seinem Vortrag über den WWWI für das BIP vor allem auf die aktuellen Ausweitungen und Weiterentwicklungen dieser gemeinsam mit Sandra Bilek-Steindl, Christian Glocker und Serguei Kaniovski entwickelten Analyseinstrumente ein. "Für die Abschätzung der wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie ist eine häufige und rasche Beobachtung nicht nur des BIP, sondern auch der Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sowie der verschiedenen Produktionssektoren, im Besonderen den von der Pandemie bzw. den Maßnahmen zu deren Bekämpfung besonders betroffenen, notwendig."

In zwei vom BMF geförderten Projekten werden hochfrequente Zeitreihen in einem Ansatz mit gemischten Beobachtungshäufigkeiten (täglich, wöchentlich, monatlich) zur Schätzung wöchentlicher BIP-Indikatoren verwendet. Variablen wie Stromverbrauch und Schadstoffemissionen, Flugverkehr, Gütertransport auf Straße (Lkw-Verkehr auf Autobahnen) und Schiene, Arbeitsmarktdaten, Kreditkartentransaktionen und Banküberweisungen, Hotelbuchungsdaten, Google-Suchanfragen und Google-Mobilitätsdaten fließen in das Nowcasting des WWWI für das BIP sowie für weitere 14 VGR-Teilaggregate der Nachfrage- und Produktionsseite ein. Zusätzlich werden Mobilfunkdaten zu Kundenströmen in zehn innerstädtischen Einkaufsstraßen und Roaming-Informationen für das Nowcasting der Einzelhandelsumsätze und der Übernachtungen ausländischer Touristen verwendet.

Die Präsentationsunterlagen von Josef Baumgartner finden Sie hier.

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Mag. Dr. Josef Baumgartner

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© BMF/Hradil
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