Die Inflation im Euro-Raum und in Österreich ist aufgrund der COVID-19-Krise starken Schwankungen ausgesetzt, die wiederum auf globale Entwicklungen zurückzuführen sind. Zum besseren Verständnis dieser Schwankungen lohnt sich eine Zerlegung in nachfrageseitige und angebotsseitige Effekte. Ist der Preisauftrieb nachfragebestimmt, folgt er einem Konjunkturaufschwung ("gute" Inflation). Ist er angebotsbestimmt, können zum Beispiel Lieferschwierigkeiten die Ursache sein; also eine Belastung für die Konjunktur ("schlechte" Inflation).
Abbildung 1 zeigt, wie globale Nachfrage- und Angebotsschocks die Inflation in Österreich und im Euro-Raum in den vergangenen eineinhalb Jahren prägten. Vom Ausbruch der COVID-19-Krise im Jänner 2020 bis zu ihrem vorläufigen Höhepunkt im Mai 2020 verstärkten sich die negativen nachfrageseitigen Impulse kontinuierlich und dämpften die Inflation. Gleichzeitig gab es aber auch angebotsseitige Verwerfungen, die dieser Dämpfung entgegenwirkten, z. B. die Unterbrechung internationaler Lieferketten. Lediglich im März 2020 ließ dieser angebotsseitige Preisdruck kurzfristig nach, als die OPEC die Rohölförderung im Zuge eines Ölpreisstreits vorübergehend stark ausweitete.