Der Preis des Populismus

09.09.2019

Auswirkungen populistischer Wahlerfolge auf Finanzmärkte

Martin Rode von der Universität Navarra in Pamplona (Spanien) war am 5. September 2019 zu Gast im Vortragsformat WIFO-Extern. Dabei analysierte er die Auswirkungen populistischer Wahlerfolge auf die Finanzmärkte. Den Kommentar steuerte WIFO-Ökonom Thomas Url bei.

Die Forschung an den Finanzmärkten zeige erst allmählich, wie wichtig staatliche Politik und politischer Populismus für börsliche Risikobewertung und Anlagepreise sind. Martin Rode und Sebastian Stöckl (Universität Liechtenstein) gehen angesichts der Ablehnung institutionalisierter demokratischer Grenzen und anderen externen Restriktionen davon aus, dass der Wahlerfolg populistischer politischer Bewegungen die Risikobewertung der Finanzmärkte beeinflussen sollte. Dennoch sei a priori unklar, ob es aufgrund der ideologischen Ausrichtung im Sinne von links- und rechtspopulistischen Bewegungen beobachtbare Unterschiede gibt.

Anhand von Daten aus verschiedenen Quellen zeigen Rode und Stöckl für eine OECD-Stichprobe, die weitgehend aus westlichen Demokratien besteht, dass der Wahlerfolg populistischerer Parteien einen direkten Einfluss auf die Preisvolatilität in wichtigen Inlandsmarktindizes hat, die sich über nationale Wahltage erstrecken. Vor allem die politische Unsicherheit, die von linkspopulistischen Bewegungen hervorgerufen wird, scheine sich direkt in finanzielle Unsicherheit umzuwandeln, während die Auswirkungen des Rechtspopulismus unklarer seien.

Der Kommentar von Thomas Url ging von der aktuellen Diskussion um die Einführung von Mietobergrenzen in der deutschen Hauptstadt Berlin und den 30-prozentigen Kursrückgang der im DAX notierten Immobiliengesellschaften aus. Dies zeige die schnelle Reaktion der Finanzmärkte auf negative Neuigkeiten über den erwarteten Dividendenstrom eines Unternehmens. Die Kausalkette vom Populismus zur aggregierten Marktvolatilität bedürfe einer breiteren Erklärung, die vielleicht auf reduzierten Nettodividendenströmen aus erwarteten Steuererhöhungen beruht. Aber in diesem Fall könnte es eine (beobachtungsäquivalente) mögliche Mehrheit für linke Parteien – reguläre und populistische – sein, die zu einer höheren Volatilität bei den Wahlen führt.

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Dr. Thomas Url

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Martin Rode – © WIFO
Martin Rode – © WIFO