Vor dem Hintergrund der massiven wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und der Maßnahmen zu ihrer Eindämmung präsentiert das vorliegende Papier eine Abschätzung der relativen Betroffenheit der Wirtschaft der österreichischen Bundesländer in der derzeitigen Krisenphase. Die Analyse basiert auf einer jüngst vom WIFO entwickelten Skala zur Betroffenheit der einzelnen Wirtschaftsbereiche im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Verbreitung, und einer Übertragung dieser Skala auf die Branchenstruktur der einzelnen Bundesländer.
Die Einordnung der 88 ÖNACE-Zweisteller-Branchenabteilungen (nationale Klassifikation von Wirtschaftsaktivitäten) nach ihrer ökonomischen Betroffenheit erfolgt auf Basis einer 5-stufigen Skala von "nicht betroffen" (1) bis "sehr stark betroffen" (5). Als "stark (sehr stark) betroffen" werden Branchengruppen definiert, die aktuell maßnahmenbedingt nicht oder nur sehr eingeschränkt aktiv sein können und für die das spätere Nachholen des derzeit entgangenen Geschäftes (nicht) wahrscheinlich ist. Darüber hinaus orientiert sich die Einstufung an nachfrageseitigen Einschränkungen durch Rückgänge im Export oder im Konsumverhalten der privaten Haushalte und/oder angebotsseitigen Restriktionen durch Produktionsstörungen im Zuge der Unterbrechung oder Verzögerung von Lieferketten. Die Ergebnisse der Einschätzung (im Detail und zusammengefasst für übergeordnete Wirtschaftssektoren) sowie die angewandten Kriterien zur Einstufung der ökonomischen Betroffenheit der Branchen, sind im Working Paper "Regionale Unterschiede in der ökonomischen Betroffenheit von der aktuellen COVID-19-Krise in Österreich Ein Strukturansatz auf Ebene der Bundesländer" zu finden.
Auf Basis der entwickelten Branchentypologie und der Branchenstruktur der jeweiligen Bundesländer kann dargestellt werden, in welchem Ausmaß die einzelnen Bundesländer von der derzeitigen COVID-19-Krise betroffen sind. Abbildung 1 zeigt die jeweiligen Erwerbstätigenanteile in den unterschiedlich betroffenen Branchengruppen für die einzelnen Bundesländer und für Österreich insgesamt, und gibt somit über die relative Betroffenheit der Bundesländer Aufschluss. Ebenso sind die absoluten Zahlen der Erwerbstätigen in den unterschiedlich stark betroffenen Branchengruppen in Österreich dargestellt.
Insgesamt arbeitet rund ein Drittel der Erwerbstätigen in Österreich in Branchen, die nach unseren Bewertungskriterien ökonomisch nicht oder nur moderat von der derzeitigen Krisenphase betroffen sind. Umgekehrt stellen stark bis sehr stark betroffene Branchengruppen, also solche, die ihre Geschäftstätigkeit derzeit maßnahmenbedingt nicht ausüben können, 28,2% der Erwerbstätigen in Österreich. Damit sind im gesamten Bundesgebiet rund 1.320.000 Erwerbstätige Branchen mit starker und sehr starker Betroffenheit zuzurechnen.