Corona-Krise: Kurzarbeit ist ein geeignetes Mittel

20.03.2020

Erste arbeitsmarktpolitische Einschätzung von WIFO-Ökonom Helmut Mahringer

Kurzarbeit ist laut WIFO-Ökonom Helmut Mahringer für die derzeitige Krisensituation ein geeignetes Mittel. Sie soll Betrieben in vorübergehenden und kurzen Phasen wirtschaftlicher Störungen helfen, Beschäftigte zu halten. Dazu muss Kurzarbeit aber stärker in kleinen Betrieben des Dienstleistungssektors genutzt werden. Bislang wurde sie überwiegend von größeren Industrieunternehmen in Anspruch genommen.

Kurzarbeit hat schon in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Beschäftigung geleistet. Damals ist das BIP um –3,8% zurückgegangen, die Beschäftigung "nur" um –1,5%, die geleisteten Arbeitsstunden sind aber deutlich stärker zurückgegangen (–3,2%). Die Einbindung der Sozialpartner (Sozialpartnervereinbarung) diente auch als Schutz vor Missbrauch.

Die großzügige Ausgestaltung und rasche Administration sollten nun helfen, von der Corona-Krise besonders betroffene Dienstleistungsunternehmen besser zu erreichen. Kurzarbeit ist aber kein Allheilmittel: Wie die veröffentlichten Daten des Arbeitsmarktservices zeigen, verlieren in der derzeitigen Krise dennoch viele Menschen ihre Arbeit. Betroffen sind besonders jene in instabilen Beschäftigungssituationen (z. B. Saisonarbeit, EPUs). "Der Bedarf an sozialer Absicherung und Unterstützung bei der Reintegration wird zunehmen", so Mahringer.

Nachfolgend finden Sie WIFO-Publikationen zur Einschätzung der Kurzarbeit während der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/09.
 

Publikationen

Kurzarbeit in Deutschland und Österreich (Short-time Work in Germany and Austria)
Studien, Februar 2011, 53 Seiten
Auftraggeber: Arbeitsmarktservice Österreich
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Vor dem Hintergrund der internationalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 wurden die Regelungen für die konjunkturbedingte Kurzarbeit in Deutschland und Österreich angepasst, der Zugang zur Förderung wurde erleichtert und die Förderung finanziell attraktiver gestaltet. Im 1. Halbjahr 2009 war in beiden Ländern ein massiver Anstieg der Zahl der Personen in Kurzarbeit zu verzeichnen, der in Deutschland stärker ausfiel als in Österreich. Die in beiden Ländern implementierten Anreizmechanismen, welche die Weiterbildung während der Kurzarbeit forcieren sollten, wurden aber in beiden Ländern wenig in Anspruch genommen. Der vorliegende Bericht diskutiert mögliche Gründe für die unterschiedliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit und Qualifizierungsangeboten während der Kurzarbeit mit besonderem Fokus auf den formalen und finanziellen Rahmenbedingungen.
Der Arbeitsmarkt in der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise (Labour Market Development During the Financial and Economic Crisis)
WIFO-Monatsberichte, 2009, 82(12), S.967-978
 
Die Finanz- und Wirtschaftskrise spiegelt sich seit Ende 2008 zunehmend in erheblichen Arbeitsplatzverlusten und einer massiven Zunahme der Arbeitslosigkeit. Zu Beginn des Konjunktureinbruchs sind davon vor allem junge und männliche Arbeitskräfte in der Sachgütererzeugung betroffen. Mit Fortdauer der Krise erfassen die Arbeitsmarktprobleme einen immer größeren Kreis von Arbeitskräften. Die Arbeitsmarktpolitik reagiert auf diese Entwicklung mit neuen und adaptierten Instrumenten. Verbunden mit einer deutlichen Ausweitung des Mitteleinsatzes konnten damit die Beschäftigungseinbußen gemildert und der Anstieg der Arbeitslosigkeit gedämpft werden.
Rückfragen an

Mag. Dr. Helmut Mahringer

Forschungsgruppe: Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit
© S O C I A L . C U T/Unsplash
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