BIP-Rückgang von 12,5% im II. Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr

28.08.2020

Quartalsrechnung des WIFO

Die österreichische Wirtschaft brach im II. Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahr um 12,5% ein. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie hatten einen massiven Rückgang in den konsumrelevanten Bereichen Tourismus, Verkehr, Handel, persönliche Dienstleistungen sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung zur Folge. Mit dem internationalen Wirtschaftseinbruch gingen auch die Konjunktur in der heimischen Industrie sowie die Exportnachfrage zurück.

Wichtige Information:

Die aktuelle Situation bedarf Änderungen sowohl in der Erstellung als auch der Publikation von wirtschaftlichen Daten. Die Daten dieser Rechnung gelten weiterhin als vorläufig, sind mit größeren Unsicherheiten verbunden und werden dadurch vermutlich auch einem größeren Revisionsbedarf als üblich unterliegen.

Das WIFO verzichtet weiterhin bis auf Weiteres auf die Publikation der Trend-Konjunktur-Komponente, da die übliche Aussagekraft dieser Komponente aufgrund des starken Einbruchs am aktuellen Rand nicht gegeben ist. Stattdessen wird in der Darstellung und Beschreibung auf die unbereinigten Jahresveränderungsraten sowie auf die saison- und arbeitstagsbereinigte Veränderungsrate gegenüber dem Vorquartal (Kennzahl laut Eurostat-Vorgabe) fokussiert. Beide Kenngrößen bilden den wirtschaftlichen Einbruch – zumindest in der rezenten Betrachtung – am besten ab.

Im II. Quartal 2020 lag die heimische Wirtschaftsleistung nach den aktuellen Berechnungen um 12,5% unter dem Niveau des Vorjahres. Gegenüber der Vorperiode sank das BIP um 10,4% (Kennzahl laut Eurostat-Vorgabe). Damit wurde das Ergebnis der Schnellschätzung (‑12,8% im Vorjahresvergleich bzw. ‑10,7% im Vorquartalsvergleich) von Ende Juli nur leicht nach oben revidiert.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und der damit einhergehenden Maßnahmen zeigten sich auch im Euro-Raum und der EU. Im Euro-Raum sank das saisonbereinigte BIP im II. Quartal um 12,1% im Vergleich zum Vorquartal, in der EU um 11,7%. National sowie international erwies sich der Rückgang als einzigartig in der jüngsten Vergangenheit.

Die österreichische Wirtschaft sank im II. Quartal auf breiter Basis, sowohl die Binnennachfrage als auch die Exportnachfrage gingen zurück. Besonders betroffen zeigten sich die Konsumausgaben der privaten Haushalte. Aufgrund der Einschränkungen in Handels- und Dienstleistungsbereichen gingen diese gegenüber dem Vorjahr um 15,4% zurück und dämpften das BIP maßgeblich (‑8,1 Prozentpunkte). Der öffentliche Konsum wirkte hingegen stabilisierend.

Die Investitionstätigkeit wurde deutlich eingeschränkt (Bruttoanlageinvestitionen ‑11,2% gegenüber dem Vorjahr). Hier brachen sowohl die Ausrüstungsinvestitionen (‑18,3%) als auch Bauinvestitionen (‑10,9%) ein.

Infolge des weltweiten wirtschaftlichen Abschwungs wurde ein deutlicher Rückgang der Exporttätigkeit verzeichnet (‑19,8%). Dies betrifft sowohl die Waren (‑17,2%), als auch die Dienstleistungen (‑26,5%), wobei der massive Einbruch der Reiseverkehrsexporte die Entwicklung dämpfte. Die Importe lagen aktuell um 18,0% (Waren ‑16,0%; Dienstleistungen ‑23,2%) unter dem Vorjahresniveau, sodass die Außenwirtschaft einen negativen Wachstumsbeitrag lieferte.

Auf der Entstehungsseite entwickelten sich die Dienstleistungsbereiche uneinheitlich, vor allem in den konsumrelevanten Branchen sank die Wertschöpfung massiv. In den Bereichen Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie betrug der Rückgang ‑26,7% gegenüber dem Vorjahr (Wachstumsbeitrag ‑5,2 Prozentpunkte). Die Bereiche Sport‑, Kultur- und Unterhaltungseinrichtungen sowie persönliche Dienstleistungen waren ebenfalls stark von den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie betroffen (Wertschöpfung ‑32%). In den Bereichen Information und Kommunikation, Kredit- und Versicherungswesen, Grundstücks- und Wohnungswesen stabilisierte die wirtschaftliche Entwicklung hingegen das österreichische Wirtschaftswachstum im II. Quartal.

Die Folgen der COVID-19-Pandemie belasteten auch die Industrie- sowie die Baukonjunktur. Die Wertschöpfung in der Sachgütererzeugung brach um 20,4% ein, jene in der Bauwirtschaft um 11,9%.

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Mag. Sandra Bilek-Steindl

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© Greg Rosenke/Unsplash
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