Aktionstag für pflegende Angehörige

19.09.2019

WIFO-Leiter Christoph Badelt hielt Keynote-Rede in der Wiener Urania

Am 13. September 2019 fand der "Erste Nationale Aktionstag für pflegende Angehörige" statt. Neben österreichweiten Informationsaktionen initiierte die Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger in der Wiener Urania einen abendlichen Gedankenaustausch mit Sozialministerin Brigitte Zarfl, den WIFO-Leiter Christoph Badelt mit einer Keynote eröffnete.

Er erklärte dabei, dass Pflege keine "Privatsache" sei und es jedenfalls eine soziale Verantwortung der Gesellschaft gäbe. "Wir können es uns weder moralisch noch ökonomisch leisten, pflegende Angehörige im Stich zu lassen", so Badelt. Zentral sei es, die Kooperation zwischen professionellen Diensten und Angehörigen zu forcieren. Ambulante Dienste könnten etwa als Ansprechpartner fungieren und gewisse Tätigkeiten verlässlich übernehmen, stationäre Dienste könnten bei notwendiger Ersatzpflege helfen, stunden- und tageweise Angebote zur Verfügung stellen sowie den betroffenen Menschen mit Rat und Hilfe zur Seite stehen.

Nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklung brauche es dringend ein Gesamtkonzept zur Finanzierung und Organisation der Pflege in Österreich. Laut WIFO werde sich die Zahl der alten Menschen in Österreich in den kommenden Jahrzehnten sowohl absolut als auch relativ (zu jener der Jüngeren) stark erhöhen. Während im Jahr 2017 nur 4,9% der Österreicher 80 Jahre oder älter waren, werden es bis 2030 6,7% sein, so die Daten der Statistik Austria. Im Jahr 2050 wird dann schon mehr als jeder zehnte Österreicher über 80 Jahre alt sein (11,1%). In absoluten Zahlen wird die Steigerung noch deutlicher: 2017 waren rund 436.000 Personen 80 Jahre oder älter. Laut der Hauptvariante der Prognose werden es 2030 dann 636.000 sein. 2050 übersteigt die Zahl der Älteren bereits die Millionen-Grenze (1,084 Mio.).

Die Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger berief sich bei dem Aktionstag auf eine Studie des Sozialministeriums, wonach aktuell mehr als 947.000 Erwachsene und 42.700 Kinder in Österreich ihre Angehörigen pflegen: "Die fast eine Million betroffenen Menschen leisten "Pflege im Verborgenen". Sie gehen mit ihren Wünschen, Sorgen und Fragen selten in die Öffentlichkeit. Es sind zu 80% Frauen, die ihr eigenes Leben häufig hintanstellen, oft bis an die Grenzen der Belastbarkeit. Mit dem Ersten Nationalen Aktionstag wird österreichweit aufmerksam gemacht, dass wir alle jederzeit davon betroffen sein können, dass Hilfe und Unterstützung ganz wichtig ist in dieser Situation."

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Markus Kiesenhofer, BA, MA

Tätigkeitsbereiche: Stabstelle für Öffentlichkeitsarbeit, Koordinator des Fachbereichs Kommunikation
© IG-Pflege
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