Abschwung fällt in Österreich mild aus

07.02.2020

WIFO-Konjunkturbericht Februar 2020

Der Handelskonflikt zwischen China und den USA und die Krise der Autobranche belasten die Industriekonjunktur weltweit. Neue strenge Abgasvorschriften der EU sorgen auch künftig für ein schwieriges Umfeld. Der Dienstleistungsbereich erweist sich aber als starke Konjunkturstütze. In Österreich expandiert insbesondere der Tourismus ungebrochen.

"Der neue Protektionismus der USA hat das Ziel, das Außenhandelsdefizit abzubauen, weitgehend verfehlt. Langfristig bringt er für alle Beteiligten Wohlfahrtsverluste mit sich", so der Autor des aktuellen WIFO-Konjunkturberichtes Stefan Schiman.

Die Fed, die Zentralbank der USA, erwirbt wieder öffentliche Schuldverschreibungen in großem Umfang. Im Gegensatz zu den vergangenen Programmen werden nur kurzfristige Schatzwechsel gekauft. Ziel ist es nicht, die Zinssätze zu dämpfen und die Konjunktur zu beleben, sondern die Liquiditätsversorgung der Banken sicherzustellen. Deren Nachfrage nach sicheren Anlagen nahm aufgrund der Finanzmarktregulierungen der letzten Jahre stark zu.

Infolge des Handelskonfliktes brachen Chinas Exporte in die USA in den letzten eineinhalb Jahren um durchschnittlich 7,3 Mrd. $ pro Monat ein (‑18%), die Exporte der USA nach China um 3 Mrd. $ pro Monat (‑26%). China konnte einen Großteil des Ausfalls auf anderen Absatzmärkten wettmachen, die USA fanden keine anderen Abnehmer (Abbildung "Verlagerungen im weltweiten Warenhandel"). Da zudem ein Teil der entfallenen Importe aus China durch Importe aus anderen Ländern ersetzt wurde, verringerte sich das Außenhandelsdefizit der USA bisher nur wenig.
 


In der EU stabilisierte sich die Industriekonjunktur zuletzt zwar, neue strenge Abgasvorschriften belasten die Produktion und den Absatz von Kfz aber auch in den nächsten Jahren. Sie erfordern einen signifikanten Anstieg des Marktanteils der Elektro- und Hybridfahrzeuge, der angesichts der Schwächen dieser Technologie (geringe Reichweite, spärliche Ladeinfrastruktur) fraglich ist.

Der EZB-Rat ließ die Leitzinssätze in seiner ersten Tagung 2020 erwartungsgemäß unverändert. Der für die Geldpolitik relevante Einlagensatz notiert seit September 2019 bei ‑0,50%. Die deutsche Wirtschaft verharrt im Abschwung, wenngleich sich die Stimmung in der Industrie zuletzt nicht weiter verschlechterte. In Österreich verlangsamte sich die Eintrübung der Industriekonjunktur im IV. Quartal. Wegen der anhaltend kräftigen Wertschöpfungszuwächse der Dienstleistungen wuchs die Wirtschaft mit 0,3% gegenüber dem Vorquartal insgesamt solide. In der Bauwirtschaft hingegen nahm die positive Dynamik im Jahresverlauf ab, im Jänner profitierte der Sektor aber vom milderen Wetter. Gleichzeitig schadete der milde Winter dem Tourismus offenbar nicht, die Nachfrage expandierte am Beginn der Wintersaison ungebrochen. Damit setzt sich der überdurchschnittliche Preisauftrieb in der Gastronomie und Hotellerie fort. Beherbergungsdienstleistungen verteuerten sich im Dezember gegenüber dem Vorjahr um 5,2%, Bewirtungsdienstleistungen um 3,3%, insgesamt stiegen die Verbraucherpreise um 1,7%.

Die Expansion der Beschäftigung und der Rückgang der Arbeitslosigkeit hielten im Dezember und Jänner an. Der Anstieg der Beschäftigung fiel um etwa ein Viertel höher aus als der Rückgang der Arbeitslosigkeit. Im Jänner sank die Arbeitslosenquote saisonbereinigt auf 7,1%.

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Dr. Stefan Schiman-Vukan, MSc

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
© chuttersnap/Unsplash
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