Einbruch von 70% der Nächtigungen im Winter zu erwarten

11.12.2020

Tourismusanalyse Sommersaison 2020 und Ausblick Wintersaison 2020/21

Für den gesamten Sommer 2020 ergaben sich laut der Tourismusanalyse des WIFO erhebliche Einbußen (Ankünfte –42,6%, Nächtigungen –31,8%, Einnahmen: nominell –30,5%, real –31,8%). In einem neuen Szenario für die Wintersaison 2020/21 wird ein Rückgang der Nächtigungen von insgesamt rund 70% im Vergleich zu der pandemiebedingt bereits verkürzten Wintersaison 2019/20 erwartet.

War die Vorsaison im Mai und Juni noch vom ersten Lockdown und weitreichenden Reisebeschränkungen geprägt (Gästeankünfte –73,7%, Übernachtungen –70,0%), entspannte sich die Lage von Juli bis September deutlich (Ankünfte –24,2%, Nächtigungen –13,7%), bevor der Tourismus in Österreich infolge gestiegener Infektionszahlen und neuerlicher Reisewarnungen auf wichtigen Quellmärkten im Oktober wieder stärkere Rückgänge verzeichnete (mit –57,5% bei Ankünften und –49,2% bei Übernachtungen). Für den gesamten Sommer 2020 ergaben sich daraus erhebliche Einbußen in der mengenmäßigen wie monetären Nachfrage (Ankünfte –42,6%, Nächtigungen –31,8%, Einnahmen: nominell –30,5%, real –31,8%).

In einem Szenario der Nächtigungsentwicklung für die gesamte Wintersaison 2020/21 (November 2020 bis April 2021) wird davon ausgegangen, dass in den Hauptmonaten Jänner und Februar 2021 alle aktuell bestehenden Reisewarnungen aufrecht bleiben und die Auslandsnachfrage damit fast vollständig zum Erliegen kommt. Erst in der Nachsaison (März und April) ist demnach mit einem relevanten Aufkommen ausländischer Gäste zu rechnen. Somit wäre der österreichische Tourismus in vier von sechs Monaten (November bis Februar) mit einem fast vollständigen Ausbleiben ausländischer Gäste konfrontiert. Nach einer Wiedereröffnung der Beherbergungsbetriebe in der zweiten Jännerwoche wird weiters angenommen, dass sich auch die Inlandsnachfrage nur zögerlich belebt – im Jänner wäre demnach ein Ausfall von fast drei Viertel der im Vorjahr erzielten inländischen Nächtigungen zu erwarten, im Februar ein Verlust von beinahe 50%.

Schätzungen des WIFO auf Basis dieser Annahmen ergeben einen Rückgang der Nächtigungen von insgesamt rund 70% im Vergleich zu der (pandemiebedingt bereits verkürzten) Wintersaison 2019/20 sowie von etwa 75% im Vergleich zum Winter 2018/19. Diesem Wert liegen ein Rückgang der von inländischen Gästen getätigten Nächtigungen von 44% sowie der ausländisch nachgefragten Nächtigungen von rund 78% zugrunde. Die Einnahmen der Tourismusunternehmen werden darüber hinaus auch durch erhebliche Rückgänge bei Tagesgästen vermindert.

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Mag. Dr. Oliver Fritz, MSc

Forschungsgruppe: Regionalökonomie und räumliche Analyse
© Julian Hochgesang/Unsplash
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