Wichtige Information:
Die aktuelle Situation bedarf Änderungen sowohl in der Erstellung als auch der Publikation von wirtschaftlichen Daten. Die
Daten dieser Rechnung gelten als vorläufig, sind mit größeren Unsicherheiten verbunden und werden dadurch vermutlich auch
einem größeren Revisionsbedarf als üblich unterliegen.
Das WIFO verzichtet weiterhin bis auf Weiteres auf die Publikation der Trend-Konjunktur-Komponente, da die übliche Aussagekraft
dieser Komponente aufgrund des starken Einbruchs am aktuellen Rand nicht gegeben ist. Stattdessen wird in der Darstellung
und Beschreibung auf die unbereinigten Jahresveränderungsraten sowie auf die saison- und arbeitstagsbereinigte Veränderungsrate
gegenüber dem Vorquartal (Kennzahl laut Eurostat-Vorgabe) fokussiert. Beide Kenngrößen bilden den wirtschaftlichen Einbruch
– zumindest in der rezenten Betrachtung – am besten ab.
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zogen einen massiven Ausfall der Konsumnachfrage mit sich. Das spiegelt sich in
Wertschöpfungseinbußen der Bereiche Tourismus, Verkehr, Handel, persönliche Dienstleistungen sowie Kunst, Unterhaltung und
Erholung wider. Im Gleichklang mit dem internationalen Umfeld brachen auch die heimische Industrie sowie die Exportnachfrage
ein.
Nach ersten Berechnungen sank die heimische Wirtschaftsleistung im II. Quartal 2020 um 12,8% im Vergleich zum Vorjahr. Gegenüber
der Vorperiode lag das BIP damit um 10,7% (Kennzahl laut Eurostat-Vorgabe) unter der Vorperiode. Der Rückgang dieser Größenordnung
erwies sich als einzigartig in den Berechnungen zur wirtschaftlichen Aktivität seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Ergebnis für
das I. Quartal wurde nur geringfügig revidiert und liegt aktuell bei –2,8% gegenüber dem Vorjahr und –2,4% gegenüber der Vorperiode.
Die Folgen der COVID-19-Pandemie für die heimische Wirtschaft zeigten im II. Quartal die bisher größten Einbußen. Die Maßnahmen
zur Eindämmung der Pandemie sowie die sukzessive Öffnung der Handels- und Dienstleistungsbereiche zwischen Mitte April und
Ende Mai bestimmten die wirtschaftliche Entwicklung maßgeblich. In den Bereichen Handel, Instandhaltung und Reparatur von
Kfz, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie sank die Wertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um 27,8% und war mit 5,4 Prozentpunkten
für fast die Hälfte des BIP-Rückganges im II. Quartal verantwortlich.
Mit Wertschöpfungseinbußen von 32% waren auch die Bereiche Sport‑, Kultur- und Unterhaltungseinrichtungen sowie persönliche
Dienstleistungen unmittelbar stark betroffen. Der negative Wachstumsbeitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung fällt
mit 0,8 Prozentpunkten indes aufgrund des geringen Gewichts moderat aus.
Auch in den Sektoren Bergbau, Herstellung von Waren, Energie- und Wasserversorgung, Abfallentsorgung brach die Wertschöpfung
massiv ein (20,9%). Angebotseinschränkungen sowie heimische und internationale Nachfrageausfälle prägten die Entwicklung.
In der Bauwirtschaft wurde ein Rückgang von 9,2% verzeichnet.
Als krisenresistent erwies sich hingegen die wirtschaftliche Dynamik der Bereiche Information und Kommunikation, Kredit- und
Versicherungswesen, Grundstücks- und Wohnungswesen sowie die öffentliche Verwaltung.
Der massive wirtschaftliche Einbruch zog sich auch quer über die Nachfragekomponenten des BIP. Während der private Konsum
aufgrund der Einschränkungen in Handels- und Dienstleistungsbereichen einen historischen Nachfrageausfall mit sich brachte
(15,9%) und das BIP maßgeblich dämpfte (8,3 Prozentpunkte), wurde auch die Investitions- und Exporttätigkeit
deutlich eingeschränkt, wenngleich sich hier das Ausmaß der aktuellen Rückgänge im Bereich der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise
2008/09 bewegt. Die Anlageinvestitionen sanken im II. Quartal um 10,9%, die Exporte um 18,1% hier drückte der
massive Einbruch der Reiseverkehrsexporte die Entwicklung. Die Importe lagen aktuell um 15,3% unter dem Vorjahresniveau, sodass
der Außenbeitrag die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dämpfte.
Die nächste Rechnung zum II. Quartal 2020 wird vom WIFO am 28. August 2020 veröffentlicht.
Publikationen
Presseaussendungen, 30.07.2020 9:00
Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen