Study by: Austrian Institute of Economic Research – Lechner, Reiter & Riesenfelder Social Research – prospect Unternehmensberatung GesmbH – Institute for Advanced Studies
Online since: 08.04.2024 0:00
Die ökonomischen und sozialen Lebensrealitäten und Chancen von Frauen und Männern in Österreich unterscheiden sich, wie anhand
von sechs Gleichstellungsdimensionen aufgezeigt wird. Geschlechtsspezifische Bildungsverläufe und die ungleiche Verteilung
von bezahlter und unbezahlter Arbeit führen zu einer geringen finanziellen Unabhängigkeit von Frauen im Lebensverlauf. Neben
diesen drei Dimensionen werden auch die mangelnde Repräsentation und Partizipation von Frauen in Politik, Wirtschaft und Medien,
die Auswirkungen des Lebensumfelds auf den Gesundheitszustand sowie die Betroffenheit von Gewalt dargestellt.
The aim of this study is to assess the impact of the ongoing harmonisation of the retirement age for women with that for men
on women's labour supply in Austria. According to the current legal framework, the standard retirement age for women will
be gradually raised from 60 to 65 years from 2024 onwards, with the retirement age being raised by 6 months each year. The
impact of the pension reform on women's labour supply is quantified using the dynamic microsimulation model microDEMS. This
model integrates demographic changes in line with official population projections and detailed labour market modelling. According
to our projections, the labour supply of women aged 60 to 64 increases by 87,000 in 2040 compared to a scenario in which the
retirement age remains unchanged. We compare our results with two alternative approaches: the more stylised microWELT simulation
model and a purely data-driven approach. While all methods produce very similar results in the long run, the detailed modelling
in microDEMS provides more plausible results during the transition period when the reform is gradually implemented. This is
because it allows for a realistic representation of pension paths, taking into account all relevant pension types and the
corresponding eligibility criteria, such as sufficient accumulated insurance periods. In contrast to a purely data-driven
approach, microDEMS modelling also has the advantage of explicitly representing and quantifying the components of the change
in labour supply.
Mit einem Anteil von 0,7% an den Sozialausgaben reduzierte die Sozialhilfe die Armutsgefährdung der österreichischen Gesamtbevölkerung
im Jahr 2020 von 15,2% auf 14,7%. Obwohl nur rund 3% der Bevölkerung Sozialhilfe beziehen, erfüllt dieses letzte soziale Netz
eine wichtige Funktion in der Armutsbekämpfung: Für Beziehende senkte sie die Armutsgefährdungsquote von 62,4% auf 50,4% und
die Armutsgefährdungslücke von 52,0% auf 26,4% (2020). Besonders zentral ist die Sozialhilfe für Kinder, die unter den Beziehenden
überrepräsentiert sind, sowie für Gruppen mit traditionell hohem Armutsrisiko, deren Struktur sich im Beobachtungszeitraum
(2008/2021) nicht verändert hat. Dazu zählen Arbeitslose, Alleinerziehende, Drittstaatsangehörige, Personen mit geringem formalem
Ausbildungsniveau und Personen mit schlechtem Gesundheitszustand.
Die Arbeit beleuchtet die Annahmen, die vom luxemburgischen Sozialministerium für die Berechnungen der finanziellen Nachhaltigkeit
des allgemeinen Pensionssystems in Luxemburg bis 2070 verwendet wurden. Die sieben zentralen Annahmen, die den langfristigen
Simulationen zugrunde liegen, werden auf der Grundlage empirischer Befunde auf ihre Plausibilität hin überprüft. Es zeigt
sich eine schwache Fundierung der Annahmen zu Pendel- und Immigrationsströmen. Auch die Annahme eines Pro-Kopf-Produktivitätswachstums
von 1,2% im Projektionszeitraum bis 2070 erscheint optimistisch. Des Weiteren sind mögliche Spannungsfelder zwischen den in
der Simulation gemachten Annahmen und den im Nationalen Energie- und Klimaplan gesteckten ökologischen Zielen aufgezeigt.
Die Studie zeigt die Wirkung des letzten sozialen Sicherungsnetzes in Österreich bis einschließlich 2021. Rund 3% der Bevölkerung
bezogen eine Unterstützungsleistung im Rahmen der Sozialhilfe bzw. Bedarfsorientierten Mindestsicherung (SH bzw. BMS). Mit
einem Anteil von rund 0,7% an den gesamten Sozialausgaben reduzierte die SH bzw. BMS die Armutsgefährdung von 15,2% auf 14,7%
im Jahr 2020. Knapp 22% der Bezieher:innen waren jünger als 15 Jahre (bei einem Bevölkerungsanteil von 14%). Neben Kindern
zählen auch Arbeitslose, Alleinerziehende und Personen mit schlechtem Gesundheitszustand zur Risikogruppe. Im Krisenjahr 2020
wirkten die Einmalmaßnahmen armutsvermeidend: Rund 89.000 Personen gelangten dadurch aus der Armut. Eine Befragung der Betroffenen
zeigte, dass sich die finanzielle Situation der Armutsbetroffenen im Jahr 2022 verschlechtert hat. Die lange Wartezeit zwischen
Antragstellung und erster Auszahlung wird von den Betroffenen als Problem erlebt. Optionen zur Weiterentwicklung des letzten
sozialen Netzes liegen einerseits im leichteren Zugang zu adäquaten Unterstützungsleistungen, und andererseits in einer verbesserten
Absicherung im Sozialversicherungssystem durch höhere und kontinuierliche Erwerbseinkommen bzw. Erwerbseinkommensmöglichkeiten.
Die Studie analysiert die Auswirkungen des Wohlfahrtsstaates auf Einkommensungleichheit und die relative Armut in Österreich.
Ausgehend von den Markteinkommen werden die Verteilungseffekte von staatlichen Geld- und Sachleistungen in den Bereichen Gesundheit,
Bildung, Familie, Wohnen, Arbeitslosigkeit und soziale Ausgrenzung sowie von Sozialbeiträgen und (in)direkten Steuern untersucht.
Die jüngsten verknüpfbaren Daten für eine solche Analyse beziehen sich auf das Jahr 2019. Durch die Umverteilung sinkt der
Gini-Koeffizient im Jahr 2019 von 0,466 (Markteinkommen) auf 0,213 (Sekundäreinkommen), die Armutsgefährdungsquote sinkt zwischen
Markteinkommen und verfügbarem Einkommen um den Faktor 2,5. Ein ähnlicher Effekt zeigt sich für die Jahre 2005, 2010 und 2015.
Den größten Umverteilungsbeitrag leisten die gesetzlichen Bruttopensionen, gefolgt von den öffentlichen Gesundheitsleistungen.
Im Zeitverlauf hat der relative Umverteilungsbeitrag der direkten Abgaben deutlich zugenommen. Hinter den stabilen Verteilungsmaßen
im Querschnitt der Bevölkerung in privaten Haushalten verbergen sich divergierende Einkommensentwicklungen zwischen Haushalten
nach Altersgruppen. Das Armutsrisiko ist in Haushalten mit Kindern und Hauptverdienenden unter 46 Jahren überdurchschnittlich
hoch und hat zwischen 2005 und 2019 zugenommen.
Um das Arbeitsangebot von Personen mit Pensionsbezug zu erhöhen, wird derzeit die Senkung der Pensionsversicherungsbeiträge
für Ältere diskutiert. Wie die Simulation eines Entfalls der arbeitnehmerseitigen Pensionsversicherungsbeiträge zeigt, ist
der Nettoeinkommenseffekt insbesondere bei geringem Einkommen schwächer als der Rückgang der Beitragszahlungen, da die Lohnsteuerschuld
ansteigt. Für ein monatliches Erwerbseinkommen von 1.500 € brutto in Verbindung mit einer Pension erreicht die Partizipationsbelastung
ab einer Pensionshöhe von 2.815 € ihr Maximum von 43,4%. Durch die Streichung der Pensionsversicherungsbeiträge würde die
Partizipationsbelastung bei einer Pension von 1.500 € bzw. 2.500 € um jeweils fast 20% gesenkt. Dies würde sich positiv auf
die Arbeitsanreize für Pensionist:innen auswirken.
18% der österreichischen Bevölkerung lebten 2019/20 in Pensionshaushalten, die etwa 20% zur gesamtwirtschaftlichen Konsumnachfrage
und knapp ein Viertel zum Lohnsteueraufkommen beitrugen. Ihre Aufwendungen für Waren und Dienstleistungen für Körperpflege,
soziale Einrichtungen, Personenpflege sowie Ausgaben für Gesundheitspflege nahmen dabei einen deutlich größeren Anteil ein
als bei den jüngeren Haushalten. Die Gesamtbelastung der Pensionshaushalte, einschließlich Konsum- und Verbrauchsteuern, betrug
2019 durchschnittlich 26,8%. Dabei entfielen 14 Prozentpunkte auf Einkommensteuern, 8,3 Prozentpunkte auf indirekte Steuern
und 4,6 Prozentpunkte auf Sozialbeiträge.
Geopolitical changes and the energy crisis shaped the development of the global economy in 2022. Regionally, economic activity
was heterogeneous, with rising uncertainty and supply shortages resulting in high price increases in many countries. Austria's
economy continued to expand strongly in the first half of the year, but high inflation dampened consumer and investment demand
as the year progressed. Consumer price inflation rose to a peak of 11 percent in the autumn of 2022, leading to, among other
things, real wage losses for employees. The Austrian federal government implemented extensive temporary and permanent relief
measures to cushion the social and economic impact of inflation and the energy crisis on companies and private households.
Geopolitische Veränderungen und die Energiekrise prägten 2022 die Entwicklung der Weltwirtschaft. Regional verlief die Konjunktur
heterogen, wobei die steigende Unsicherheit und Angebotsverknappungen in vielen Ländern hohe Preissteigerungen zur Folge hatten.
Österreichs Wirtschaft expandierte im 1. Halbjahr 2022 noch kräftig, im weiteren Jahresverlauf dämpfte jedoch die hohe Teuerung
die Konsum- und Investitionsnachfrage. Die Verbraucherpreisinflation stieg im Herbst 2022 auf einen Spitzenwert von 11%, was
u. a. zu Reallohnverlusten der unselbständigen Beschäftigten führte. Die österreichische Bundesregierung setzte umfangreiche
temporäre und permanente Entlastungsmaßnahmen, um die sozialen und ökonomischen Auswirkungen von Inflation und Energiekrise
auf Unternehmen und private Haushalte abzufedern.