Im Budgetentwurf des Bundes für 2021 wird die Steigerung der Gleichstellung von Frauen und Männern nicht explizit als budgetpolitischer
Schwerpunkt genannt, wenngleich die Gleichstellungsdefizite in Österreich nach wie vor hoch sind und ihre Verringerung zum
wirtschaftlichen Erfolg eines Landes beitragen kann. Die Identifikation der Wirkung von gleichstellungspolitischen Maßnahmen
auf Wertschöpfung und Beschäftigung erfordert eine Kombination von mikroökonomischen Methoden und makroökonomischen Gleichgewichtsmodellrechnungen.
Die dafür notwendigen Datengrundlagen, die die Grundvoraussetzung sind, um empirische Evidenz zur Wirksamkeit von gesetzten
Maßnahmen zu erhalten, fehlen allerdings oftmals.
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung – Institut für Höhere Studien
Auftraggeber: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
Online seit: 10.12.2020 0:00
Die sozialen Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise treffen die Bevölkerung recht unterschiedlich. Die vorliegende Arbeit
liefert eine erste Einschätzung der Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Einkommenssituation der privaten Haushalte und
der Krisenbetroffenheit unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen im Jahr 2020. Die im Bericht analysierten fiskalischen Effekte
zeigen einen erheblichen Einbruch der Staatseinnahmen und einen gesamtstaatlichen Finanzierungssaldo von –10½% des BIP. Das
verfügbare Haushaltsäquivalenzeinkommen entwickelte sich in den letzten Monaten nach Personengruppen sehr heterogen, wobei
Arbeitslosenhaushalte im 1. Halbjahr 2020 beträchtliche Einkommenseinbußen verzeichneten. Die Betroffenheit der Lehrlinge,
Personen in Kurzarbeit, Arbeitslosen und Selbständigen werden getrennt im Teil 2 der Studie näher analysiert.
Die sozialen Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise trifft die Bevölkerung recht unterschiedlich. Die vorliegende Arbeit
liefert eine erste Einschätzung der Auswirkungen der COVID-19-Krise sowohl auf die Einkommenssituation der privaten Haushalte
als auch auf die Krisenbetroffenheit unterschiedlicher Gruppen. Die eingangs analysierten fiskalischen Effekte zeigen einen
dramatischen Einbruch der Staatseinnahmen und einen gesamtstaatlichen Finanzierungssaldo von –10½% des BIP. Das verfügbare
Haushaltsäquivalenzeinkommen entwickelte sich nach Personengruppen sehr heterogen, wobei Arbeitslosenhaushalte im 1. Halbjahr
2020 deutliche Einkommenseinbußen verzeichneten. Das dritte Kapitel widmet sich besonders betroffenen Gruppen (Lehrlinge,
Personen in Kurzarbeit, Arbeitslose, Selbständige). Der Erwerbseinstieg über die Lehrlingsausbildung ist 2020 für deutlich
weniger Jugendliche möglich, der krisenbedingte Rückgang der Lehrlingszahlen (im 1. Lehrjahr) beträgt 4,3%. Der insgesamt
beispiellose Anstieg der Arbeitslosigkeit konnte durch den Einsatz der COVID-19-Kurzarbeit gebremst werden. Der Anteil der
zur Kurzarbeit Angemeldeten erreichte Mitte Mai 2020, mit 35,2% gemessen an den Aktivbeschäftigten im Mai des Vorjahres 36,7%,
seinen Höchstwert. Nur 41% (97.000) der Personen, die während des Lockdown arbeitslos wurden, gingen bis Ende Juni 2020 in
eine Beschäftigung ab. Überdurchschnittlich sind auch Selbständige und hier vor allem Ein-Personen-Unternehmen von der Krise
betroffen.
Wie im Ausland war die makroökomische Entwicklung 2019 in Österreich von einem Nachlassen der Dynamik geprägt. In Österreich
wurde das BIP-Wachstum hauptsächlich vom Konsum der privaten Haushalte, den Dienstleistungsbranchen und der Bauwirtschaft
getragen, während die Schwäche von Industrie und Außenhandel die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dämpfte. Die sich abzeichnende
Erholung der Industriekonjunktur wurde durch die zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie Mitte März 2020 gesetzten Maßnahmen
abrupt beendet.
Die COVID-19-Pandemie bewirkt auf dem Arbeitsmarkt Beschäftigungseinbußen wie zuletzt vor rund 70 Jahren und einen massiven
Anstieg der Arbeitslosigkeit. Der Beschäftigungsrückgang der Frauen fällt zwar geringer aus als jener der Männer, konzentriert
sich aber auf für die Frauenbeschäftigung bedeutende Wirtschaftsbereiche. Auch der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist unter
Frauen geringer, betrifft aber eher Höherqualifizierte, während bei den Männern Geringqualifizierte stärker betroffen sind.
Die Doppelbelastung durch Beruf und Betreuungspflichten, infolge von Home-Office oder einer Beschäftigung in den systemrelevanten
Wirtschaftsbereichen, trifft Frauen stärker als Männer.
Der Einblick in die ökonomischen Folgen von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Krankheiten liefert Entscheidungsträgern
und Stakeholdern die Grundlage für die Entwicklung von Präventivmaßnahmen und Politiken zur Erhöhung der Sicherheit und des
Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz. Der vorliegende Bericht knüpft an einen von der Europäischen Agentur für Sicherheit und
Gesundheit am Arbeitsplatz (EU-OSHA) entwickelten Ansatz an und ermittelt für Österreich die Folgekosten der tödlichen und
nicht-tödlichen Unfälle und Erkrankungen, die auf Belastungen und gesundheitliche Risiken in der Arbeitswelt zurückzuführen
sind. Eine umfassende Bewertung der arbeitsbedingten Krankheitslast berücksichtigt direkte, indirekte und intangible Kostenkomponenten.
Die Studie beleuchtet Dimensionen einer Destandardisierung von Erwerbsverläufen in Österreich und die Rückwirkungen auf das
Alterssicherungssystem. Rund zwei Drittel der unselbständig aktiv Beschäftigten (66,2%; rund 2,8 Mio. Personen) und damit
die Mehrheit sind nach wie vor stabil, also ganzjährig beschäftigt. Allerdings nahm der Anteil der instabil Beschäftigten
in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zu, unter den Beschäftigten ohne österreichische Staatsbürgerschaft erhöhte er sich
auf 55,3%. Instabil Beschäftigte verzeichneten in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten Reallohnverluste. Das Beitragsaufkommen
in der gesetzlichen Pensionsversicherung wurde bislang durch den steigenden Anteil der instabilen Beschäftigungsverhältnisse
kaum gedämpft, da die Einkommensdynamik der stabilen Beschäftigungsverhältnisse die schwache Beitragsentwicklung des instabilen
Segmentes weitgehend kompensierte.
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung – Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt
Mit finanzieller Unterstützung von: Europäische Kommission
Auftraggeber: Bundeskanzleramt, Sektion Frauen und Gleichstellung – Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz – Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend
Im Europäischen Vergleich ist die Pensionslücke zwischen Frauen und Männern in Österreich besonders hoch. Auf der Grundlage
aller Einkommen der 65-Jährigen und Älteren liegt der Gender Gap der Pensionen bei 38,7%. Auf der Grundlage der Pensionsneuzugänge
2017 beträgt er sogar 42,3%. Bestimmend für den hohen Gender Gap sind die niedrigen Fraueneinkommen sowie auch die geringere
Zahl an Versicherungsjahren der Frauen. Die Höhe der Pensionslücke schätzten die befragten Frauen überwiegend richtig ein,
und sie bewerteten auch die Einflussfaktoren richtig, obwohl sie über die institutionelle Ausgestaltung des österreichischen
Pensionssystems eher wenig informiert sind.
Gender Mainstreaming und Gender Budgeting zielen auf eine Erhöhung der Gleichstellung und Chancengleichheit zwischen Frauen
und Männern ab. Im Gegensatz zur Mehrzahl der Evaluierungen von Geschlechtergleichstellung, die u. a. rechtliche, gesellschaftspolitische
sowie verteilungsrelevante Aspekte analysieren, besteht das Ziel dieses Forschungsvorhabens in der Schätzung des ökonomischen
Nutzens einer Erhöhung der Gleichstellung auf Basis ausgewählter Gender-Budgeting-Maßnahmen in Wien. Dafür wird in einem ersten
Schritt das Gleichstellungspotential in Wien im gesamtösterreichischen Kontext beurteilt und das Wachstumspotential basierend
auf der Studie des European Institute for Gender Equality (2017) eingeschätzt. In einem zweiten Schritt werden die Ziele der
Wiener Gender-Budgeting-Maßnahmen analysiert. Vor dem Hintergrund der relevanten Literatur werden potentielle Wirkungen einzelner
Maßnahmen auf BIP und Beschäftigung aufgezeigt. Gemäß diesen Wirkungsmechanismen, wie z. B. der Steigerung der Erwerbsbeteiligung
von Frauen, können die Gender-Budgeting-Maßnahmen in Maßnahmengruppen zusammengefasst werden. Diese bilden die Grundlage für
die Auswahl von Beispielinitiativen, für die im Folgenden im Zuge einer Machbarkeitsanalyse Herangehensweisen für eine Wirkungsanalyse
zur Schätzung der potentiellen Auswirkungen auf das Wiener BIP und die Beschäftigung durchgeführt werden. Abschließend werden
die makroökonomischen Auswirkungen der Einführung des beitragsfreien Kindergartens in Wien analysiert.
Gender mainstreaming and gender budgeting aim to increase equality and equal opportunities between women and men. In contrast
to the majority of evaluations of gender equality, which analyse legal, socio-political and distribution-relevant aspects,
the aim of this research project is to estimate the economic benefits of increasing gender equality on the basis of selected
gender budgeting measures in Vienna. The first step is to assess the gender equality potential in Vienna in the Austrian context
and to assess the growth potential by increasing gender equality based on the study of the European Institute for Gender Equality
(2017). In a second step, the objectives of the Vienna gender budgeting measures are analysed. Against the background of the
relevant literature, mechanisms through which individual measures can affect GDP and employment are identified. According
to these mechanisms, e.g., the increase of the labour force participation of women, the gender budgeting measures can be grouped
into measure groups. These form the basis for the selection of example initiatives, for which, in the course of a feasibility
study, approaches to estimate the potential impacts on Vienna's GDP and employment are discussed. Finally, the macroeconomic
impact analysis is carried out for the reform of the non-contributory kindergarten in Vienna.