Österreich hat die monetären Ressourcen für die Wissensproduktion und -verwertung in den letzten Jahrzehnten auf ein Niveau
über jenem der führenden Innovationsländer der EU gesteigert. Leistungsindikatoren etwa für Publikationen, Patente und innovationsintensive
Start-ups weisen aber noch auf deutliche Aufholpotentiale hin, insbesondere im Vergleich mit weltweit führenden Ländern. Bestehenden
exzellenten Forschungseinrichtungen oder innovationsintensiven Unternehmen fehlt es (noch) an Größe, um in der Gesamtleistung
Österreichs sichtbar zu werden.
Dieser Bericht bewertet die Leistung des österreichischen Forschungssystems anhand von drei komplementären Politikzielen mit
Schwerpunkt auf der Grundlagenforschung: Leistung in Bezug auf die Forschungsqualität, sozioökonomische Auswirkungen der Forschung
und Richtung der Forschung mit Blick auf die Bewältigung von Herausforderungen. Für alle drei Dimensionen identifiziert der
Bericht Bereiche mit Verbesserungspotential und diskutiert – basierend auf rezenter Literatur sowie im internationalen Vergleich
– Ansatzpunkte, wie Leistungssteigerungen erzielt werden können.
In dieser möglichst umfassenden und systematischen Bewertung der Leistungsfähigkeit des österreichischen Innovationssystems
im internationalen Vergleich erweisen sich von 14 grob abgegrenzten Bereichen "Finanzierung von Forschung und Entwicklung",
"internationale Verflechtung", "Standortattraktivität" und "Unternehmens-FTI" als überdurchschnittlich gemessen an den führenden
EU-Ländern. Die Leistungsfähigkeit der Bereiche "Forschung, Technologie und Innovation (FTI) in Klima und Umwelt", "Digitalisierung"
sowie "innovationsintensive Gründungen" bleibt weit unter dem Durchschnitt. Etwas unterdurchschnittlich ist sie in den Bereichen
"Effizienz", "tertiäre Bildung", "sekundäres Bildungssystem", "Geschlechtergleichstellung", "Regulierung und Steuern" sowie
"Forschung an Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen". Allgemein rangiert Österreich (mit Ausnahmen) über dem EU-Durchschnitt,
in vielen Fällen unter jenem der innovationsführenden Länder und fast immer unter dem Niveau der weltweiten Top-3-Länder.
Ein Benchmarking-Fokus auf die EU und die führenden Innovationsländer der EU greift zu kurz – Innovationsleistung sollte zunehmend
im weltweiten Kontext verglichen werden, um sie und ihre Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit umfassend abzubilden.
Die Maßnahmen zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie ziehen eine massive weltweite Rezession nach sich. Die Studie beleuchtet
zwei zentrale innovationspolitische Aspekte: Unternehmen, die Forschung und Entwicklung betreiben, bewältigen die Krise in
der Regel besser. Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationstätigkeiten der Unternehmen sind prozyklisch, was Innovationen
als langfristigen Treiber des Beschäftigungs- und Wirtschaftswachstums nachhaltig schwächen und die Entwicklung von Lösungen
für gesellschaftliche Herausforderungen bremsen kann. Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen schließen die Studie.
Studie von: CHE Consult GmbH – Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Auftraggeber: Akademie der Wissenschaften in Hamburg
In Kooperation mit CHE Consult analysierte das WIFO die Wirkung von Wissenschaft auf die Wettbewerbsfähigkeit in vier unterschiedlichen
Kanälen. Eine Patentanalyse von Hamburger Forschungseinrichtungen zeigt zwar durchaus Kooperationen, die aber stärker lokal
verankert sind und weniger breit thematisch streuen; eine Analyse der Produktivitätswirkung der Hamburger Hochschulen sowie
ihres wirtschaftlichen Impact kommt zu positiven Ergebnisse, und eine Analyse der regionalen Wirtschaftsstruktur zeigt Defizite
im Hightech-Bereich der Hamburger Wirtschaftsstruktur auf, die durch forcierte Investitionen in Wissenschaft und in Cluster,
in denen Wissenschaft und Wirtschaft zusammenarbeiten, gezielt adressiert werden könnten.
Beruhend auf einem Literatursurvey wurden wesentliche Merkmale der projektbasierten Grundlagenforschungsförderung identifiziert,
die sich potentiell auf Qualität, Quantität und Richtung von Forschungsergebnissen auswirken können, wie z. B. Förderhöhe,
-design und -kriterien. Dieser Merkmalskatalog ermöglicht einen systematischen Vergleich der Fördertätigkeit der größten Wissenschaftsfonds
in den USA (NIH und NSF), dem Vereinigten Königreich (UKRI), Deutschland (DFG), den Niederlanden (NWO), der Schweiz (SNF)
und Österreich (FWF). Wesentliche Unterschiede zeigen sich z. B. hinsichtlich des Anteils an der gesamten Forschungsfinanzierung,
des Förderportfolios, der Erfolgsquoten, Losgrößen, Auszahlung indirekter Projektkosten und Beurteilungskriterien. Aus dem
Vergleich können Implikationen für die Ausgestaltung einer österreichischen Exzellenzinitiative abgeleitet werden.
Using a structured systematic comparative approach, this study analyses differences in (basic) research grant funding between
the main academic research funding agency of Germany (DFG) and the main agencies of five other countries (FWF in Austria,
SNSF in Switzerland, NWO in the Netherlands, UKRI in the UK, NIH and NSF in the USA). A systematic survey of the literature
was used to identify differences in research grant funding which may impact on research outcomes, among them overall funding
levels, funding portfolio, success rates, differences in grant design such as lot size and grant duration, the amount of overheads
paid as well as differences in review criteria. There is little causally robust empirical literature on the impact of competitive
research grant funding, other than that its share in overall funding and grant design matter. There are major differences
between the grant funding agencies, both in terms of funding levels or success rates, but also in terms of grant design and
peer review, which are likely to impact on research outcomes. Overall, the Swiss SNSF is the most generous funding agency
in terms of success rates and funding levels while the Austrian FWF shows the lowest funding levels. NSF and NIH feature the
lowest success rates. The Swiss, German and Austrian agencies put little emphasis on the economic impact of the research they
fund by contrast with the Anglo-Saxon and Dutch ones. Overheads paid vary from none paid at all (FWF, NWO) to full reimbursement
(NIH, NSF). Differences in overheads paid together with senior researchers being able to have their salary funded by grant
funding (to buy out their teaching time) may lead to different dynamics in the growth of the scientific enterprise in a country.
Die OECD initiierte 2015 das Projekt "Multiprod", das erstmals die Produktivitätsentwicklung von Unternehmen auf Basis von
Unternehmensmikrodaten international vergleichend analysieren sollte. Das WIFO untersuchte aufgrund von Mikrodaten von Statistik
Austria die Produktivitätsentwicklung in Österreich und verglich sie mit den am Multiprod-Projekt teilnehmenden Ländern (darunter
die Innovation Leader Finnland, Schweden, Dänemark). Leider beeinflussen Strukturunterschiede zwischen den Unternehmensdaten
von Statistik Austria (Leistungs- und Strukturerhebung) und anderen Ländern, wie z. B. das Fehlen von Kapitalstockdaten die
Ergebnisse erheblich. Ein aussagekräftiger internationaler Vergleich der Daten war deshalb nicht möglich.
Die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage in Hochschuleinrichtungen lassen keine Rückschlüsse auf eine Steigerung der Arbeitsmarktpartizipation
von Wissenschafterinnen im Europäischen Forschungsraum zu. Zudem finden sich deutliche Hinweise auf geschlechtsspezifische
Unterschiede zwischen den Arbeitsbedingungen und Karriereverläufen von Wissenschaftern und Wissenschafterinnen, auch zwischen
den EU-Ländern und verschiedenen Karrierestufen. Die solcherart divergierenden Rahmenbedingungen können in der Folge die akademische
Produktivität von Forscherinnen beeinträchtigen.