Die Außenfinanzierung österreichischer nichtfinanzieller Unternehmen erfolgt vorwiegend über Eigenkapital und Kredite. Diese
Studie erweitert die volkswirtschaftliche Finanzierungsrechnung um eine Schätzung des Umfanges geförderter bzw. alternativer
Finanzierungsformen und ermöglicht damit erstmals eine bessere Einschätzung ihrer Bedeutung für die Unternehmensfinanzierung
in Österreich. Im Bereich des Fremdkapitals stellen geförderte Kredite und Crowd Lending gemeinsam 0,3% der Bilanzsumme bzw.
2,4 Mrd. € bereit. Business Angels, Crowd Investing, Venture Capital und Private Equity zählen zum Eigenkapital und machen
gemeinsam ebenfalls 0,3% der Bilanzsumme aus. Nach der Beseitigung gesetzlicher Hindernisse für die Notierung von kleineren
Wachstumsunternehmen auf dem Dritten Markt der Wiener Börse konzentriert sich die Wirtschaftspolitik mit der Senkung des Körperschaftsteuersatzes
auf die Innenfinanzierungskraft.
Die Ergebnisse des WIFO-Konjunkturtests vom Jänner 2019 zeigen eine trotz des nun schon länger anhaltenden Rückganges weiterhin
gute Konjunktureinschätzung durch die österreichischen Unternehmen. Ausgehend von einem hohen Niveau beurteilten die Unternehmen
die aktuelle Konjunkturlage im Jänner etwas schlechter als in den Vormonaten, auch ihre Erwartungen trübten sich weiter ein.
Das bestehende System der getrennten Gewinnbesteuerung in jedem Land der Tätigkeit bringt hohe Verwaltungskosten für Unternehmen
und Steuerbehörden und die Möglichkeit von internationaler Gewinnverlagerung mit sich. Um diesen Nachteilen entgegenzuwirken,
präsentierte die Europäische Kommission nun eine Neuauflage des Richtlinienvorschlages für eine gemeinsame konsolidierte Körperschaftsteuer-Bemessungsgrundlage
(GKKB). Demnach sollen multinationale Konzerne innerhalb der EU die Bemessungsgrundlage für die Körperschaftsteuer einheitlich
berechnen. In einem zweiten Schritt soll die unternehmensweite Bemessungsgrundlage konsolidiert und anhand eines Verteilungsschlüssels
(Formelzerlegung) auf die Mitgliedsländer aufgeteilt werden. Wie der Vergleich der harmonisierten Bemessungsgrundlage mit
der aktuellen Regelung in Österreich vermuten lässt, wären die statischen fiskalischen Auswirkungen der Einführung einer einheitlichen
Bemessungsgrundlage gering. Die Konsolidierung und Formelzerlegung würde einen mäßigen Rückgang der Steuereinnahmen in Österreich
bewirken. Längerfristig würde die Einführung der GKKB den Steuerwettbewerb nicht vollständig eliminieren, sondern vielmehr
dessen Natur wesentlich verändern. Der Wettbewerb innerhalb des Geltungsbereiches verlagert sich von Gewinnen zu Aufteilungsfaktoren.
Die Finanzkrise in den USA löste in allen Industrieländern einen tiefen Einbruch der wirtschaftlichen Aktivität aus, der bis
heute nicht überwunden ist. Das widerspricht der historischen Erfahrung, wonach die wirtschaftlichen Folgen einer Finanzkrise
spätestens nach zehn Jahren, die politischen Folgen – Radikalisierung und Rechtsruck – nach etwa fünf Jahren überwunden sind.
Zwar wuchs die Wirtschaft zuletzt wieder im Ausmaß des Vorkrisentrends, das Niveau der wirtschaftlichen Aktivität liegt aber
in nahezu allen Industrieländern nach wie vor um etwa ein Zehntel darunter; auch die mittelfristigen Prognosen erwarten keine
Tendenz eines Aufholens, eher ein weiteres Abdriften. Es ist unklar, wie weit die Senkung des Trends Folge von Nachfrageschwäche,
verzögerter Anpassung, Kumulierung verunsichernder Schocks oder eines Strukturbruches ist. Die Analyse lässt vermuten, dass
Elemente eines Strukturbruches dominieren: Die westlichen Industrieländer büßten an Dominanz auf dem Weltmarkt ein, und die
Politik tendiert dazu, mit protektionistischen Maßnahmen gegenzusteuern. Die Unternehmen dürften das verringerte Niveau der
Aktivität inzwischen als "normal" ansehen und ihre Pläne darauf abgestellt haben.
Die Hochschätzung anhand der Angaben der im WIFO-Investitionstest erfassten Unternehmen ergibt für 2019 insgesamt eine Expansion
der Investitionen um 9,6% gegenüber 2018. Kleine und mittelgroße Betriebe weiten ihre Investitionen dabei stärker aus als
Großunternehmen. Insbesondere die Hersteller von Vorprodukten sowie von nichtdauerhaften Konsumgütern werden ihre Investitionen
heuer deutlich anheben. Für Österreichs Gesamtwirtschaft rechnet das WIFO 2019 mit einem Anstieg der Bruttoanlageinvestitionen
um real 3,1%.