Familienpolitische Leistungen im Vergleich

18.04.2024

Delegation des Deutschen Bundestags am WIFO

Eine Delegation des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestags besuchte das WIFO am 16. April 2024, um mit Vizedirektorin Christine Mayrhuber und der Budgetexpertin Margit Schratzenstaller über familienpolitische Leistungen in Österreich zu diskutieren.

Am WIFO informierten sich die Abgeordneten über den Aufbau des Familienlastenausgleichs in Österreich und seine Finanzierung. Auch die Verteilungswirkungen der österreichischen Familienpolitik sowie ihre Effekte auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie auf die Frauenbeschäftigung waren Thema. Mayrhuber und Schratzenstaller skizzierten Vor- und Nachteile. Zwar wendet Österreich anders als Deutschland eine Individualbesteuerung in der Einkommensteuer an, die negative Arbeitsanreize, wie sie vom deutschen Ehegattensplitting ausgehen, vermeidet. Allerdings bestehen auch in Österreich, ähnlich wie in Deutschland, trotz der mittelfristigen Ausbaubemühungen weiterhin Defizite in der Kinderbetreuung, vor allem für die Unter-3-Jährigen. Ein Nachteil des österreichischen Finanzierungsmodells ist, dass ein Großteil der Geldleistungen durch den Beitrag der Arbeitgeber zum Familienlastenausgleichsfonds und nicht aus dem allgemeinen Budget finanziert wird, was die ohnehin hohen Lohnnebenkosten weiter erhöht. Mayrhuber und Schratzenstaller diskutierten auch die jüngsten Maßnahmen zur Erhöhung der Väterbeteiligung in Österreich.

Unter Leitung der Ausschussvorsitzenden Ulrike Bahr (SPD) nahmen die Abgeordneten Anke Hennig (SPD), Jasmina Hostert (SPD), Herman Josef Tebroke (CDU/CSU), Franziska Krumwiede-Steiner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Martin Gassner-Herz (FDP) an der Delegationsreise teil.

Die Delegation tauschte sich mit österreichischen Gesprächspartner:innen zu Maßnahmen im Bereich der Familienpolitik, insbesondere der Absicherung und Förderung von Kindern und Jugendlichen, und zu Möglichkeiten der Unterstützung im Rahmen der Pflege von Angehörigen aus.

Weitere Informationen zum Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend des Deutschen Bundestags finden Sie hier.

 

Publikationen

WIFO-Monatsberichte, 2022, 95(2), S.107-121
Online seit: 03.03.2022 0:00
 
Die Familienleistungen der öffentlichen Hand sind in Österreich gemessen an der Wirtschaftsleistung etwas höher als im Durchschnitt der OECD-Länder insgesamt sowie der EU-Länder innerhalb der OECD. Nach wie vor überwiegen hierzulande die monetären Familienleistungen deutlich gegenüber den Sachleistungen. Aufgrund des insbesondere seit Ende der 2000er-Jahre vorangetriebenen Ausbaus der Kinderbetreuungseinrichtungen war der Anteil der Geldleistungen zwar kontinuierlich zurückgegangen; mit der Einführung des Familienbonus Plus 2019 ist er jedoch wieder etwas gestiegen. Gleichzeitig wurden in den letzten beiden Jahrzehnten Anreize für eine höhere Väterbeteiligung gesetzt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für beide Elternteile verbessert.
Studien, Oktober 2023, 254 Seiten
Auftraggeber: Bundeskanzleramt – Oesterreichische Nationalbank – Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Online seit: 23.10.2023 0:00
 
Die Studie analysiert die Auswirkungen des Wohlfahrtsstaates auf Einkommensungleichheit und die relative Armut in Österreich. Ausgehend von den Markteinkommen werden die Verteilungseffekte von staatlichen Geld- und Sachleistungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Familie, Wohnen, Arbeitslosigkeit und soziale Ausgrenzung sowie von Sozialbeiträgen und (in)direkten Steuern untersucht. Die jüngsten verknüpfbaren Daten für eine solche Analyse beziehen sich auf das Jahr 2019. Durch die Umverteilung sinkt der Gini-Koeffizient im Jahr 2019 von 0,466 (Markteinkommen) auf 0,213 (Sekundäreinkommen), die Armutsgefährdungsquote sinkt zwischen Markteinkommen und verfügbarem Einkommen um den Faktor 2,5. Ein ähnlicher Effekt zeigt sich für die Jahre 2005, 2010 und 2015. Den größten Umverteilungsbeitrag leisten die gesetzlichen Bruttopensionen, gefolgt von den öffentlichen Gesundheitsleistungen. Im Zeitverlauf hat der relative Umverteilungsbeitrag der direkten Abgaben deutlich zugenommen. Hinter den stabilen Verteilungsmaßen im Querschnitt der Bevölkerung in privaten Haushalten verbergen sich divergierende Einkommensentwicklungen zwischen Haushalten nach Altersgruppen. Das Armutsrisiko ist in Haushalten mit Kindern und Hauptverdienenden unter 46 Jahren überdurchschnittlich hoch und hat zwischen 2005 und 2019 zugenommen.
Rückfragen an

Dr. Margit Schratzenstaller-Altzinger, MA

Forschungsgruppe: Makroökonomie und öffentliche Finanzen

Mag. Christine Mayrhuber

Forschungsgruppe: Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit
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