Der konsumgetragene Konjunkturaufschwung, der in Österreich Ende 2015 eingesetzt hatte, erhielt heuer einen zusätzlichen Impuls
aus dem Ausland. Die Exportwirtschaft profitierte zum einen von der Beschleunigung der Industriekonjunktur in den Schwellenländern,
insbesondere über die Zulieferketten nach Deutschland, zum anderen von der Konjunkturbelebung in Ostmitteleuropa dank neuer
EU-Förderungen. Die Exporte und die Sachgütererzeugung zogen im I. Quartal 2017 so stark an wie seit sechs Jahren nicht.
Gleichzeitig scheint der positive Impuls, den die Steuerentlastung dem privaten Konsum im Vorjahr verlieh, ausgeprägte Zweitrundeneffekte
zu bewirken, sodass sich die Konsumdynamik nachhaltig stabilisieren dürfte: Die Verbesserung der Einkommenssituation der privaten
Haushalte belebte unter anderem die Nachfrage nach beschäftigungsintensiven Dienstleistungen. In der Folge verstärkte sich
wiederum die Nachfrage nach Arbeitskräften. Die Beschäftigung expandiert heuer noch stärker als im Vorjahr, und die Arbeitslosigkeit
geht spürbar zurück. Dies verbesserte die Konsumentenstimmung nachhaltig und dürfte zunehmend auch die niedrigeren Einkommen
stärken, die von der Steuerreform nur unterproportional profitierten. Neben dem privaten Konsum begünstigt die breite Verbesserung
der Beschäftigungs- und Einkommenssituation zunehmend auch die Bauinvestitionen.
Strukturprobleme auf dem Arbeitsmarkt bleiben
Der aktuelle Beschäftigungsboom überdeckt aber Strukturprobleme auf dem Arbeitsmarkt, die durch den starken Arbeitskräfteandrang
in den letzten Jahren entstanden sind: Durch demographische und Verdrängungseffekte verdoppelte sich der Anteil der Langzeitbeschäftigungslosen,
der über lange Jahre konstant gewesen war, seit 2013. Die Arbeitslosenquote sinkt deshalb trotz der Zunahme des Stellenangebotes
nicht auf das konjunkturübliche Niveau, im Mai 2017 betrug sie saisonbereinigt 8,6 Prozent. Vor allem Geringqualifizierte,
Ältere und gesundheitlich Beeinträchtige sind von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen. Unter Personen aus früheren Gastarbeiterländern
(Türkei, Jugoslawien) nahm die Arbeitslosigkeit bisher kaum ab, unter inländischen Arbeitskräften um etwa ein Fünftel des
Anstieges seit 2012, während die Zahl der Beschäftigten aus dem EU-Ausland weiter wächst.
Neben Deutschland und Österreich zogen die Exporte im I. Quartal auch in der Industrieregion Norditaliens an. In Frankreich
blieb die Konjunktur mittelkräftig, in Spanien dynamisch aufholend. In Großbritannien dämpften die abwertungsbedingten Preissteigerungen
den Konsum, in Ostmitteleuropa sorgen neue EU-Förderungen für Aufschwung. Die Tourismusnachfrage aus Russland belebte sich
im vergangenen Winter nach dem starken Rückgang in den letzten zwei Jahren, weil sich mit der Stabilisierung des Rohölpreises
die Kaufkraft in Russland erholte.