Wirtschaftssanktionen werden zunehmend als geopolitisches Druckmittel, auch gegen die EU, eingesetzt. Das "Anti-Coercion"-Instrument
(ACI) stärkt die Fähigkeit der EU, diesen Bedrohungen entgegenzuwirken, indem die EU durch glaubwürdige Androhungen von wirtschaftlichen
Maßnahmen abschreckt und im Ernstfall mit eigenen Handelsbeschränkungen reagiert. Berechnungen des WIFO veranschaulichen die
vielfältigen, auch ungewollten Aus- und Rückwirkungen derartiger Sanktionen und Gegensanktionen anhand eines Fallbeispiels
mit China. Der Erfolg des ACI wird hauptsächlich an seiner abschreckenden Wirkung gemessen werden. Die Stärke des EU-Binnenmarktes
sowie die Entschlossenheit und Einigkeit der EU-Akteure in der Umsetzung des ACI werden dabei entscheidend sein. Das ACI bereitet
den Weg zu schnelleren und transparenteren Entscheidungsprozessen sowie besser strukturierten Abläufen in der EU. Die glaubwürdige
Abschreckung von Zwangsmaßnahmen gegen die EU erfordert aber auch eine sorgfältige, modellbasierte Auswahl und Dimensionierung
der angedrohten Reaktionsmaßnahmen.
Capturing the heterogeneity of life courses improves the accuracy, detail and policy relevance of population and labour force
projections. Our study uses the microsimulation model microDEMS for Austria, which simulates individual life courses at a
high level of detail and in their family context. The model pays particular attention to educational attainment, health and
labour market participation. By maintaining the longitudinal consistency of labour market careers, including the tracking
of insurance periods, together with the implementation of detailed retirement rules, our model provides realistic representations
of retirement decisions. While we reproduce the demographic outcomes of official (Statistics Austria) population projections,
including international migration by region of birth, we integrate several additional dimensions, such as educational differentials
in mortality and fertility. MicroDEMS allows to consider a wide range of scenarios when assessing the sensitivity of results,
or to focus on the impact of policy changes targeted at specific population subgroups, such as mothers, immigrants, or people
with health impairments or lower educational levels. MicroDEMS is a detailed national version of the comparative microWELT
model. In this context, microDEMS is used for sensitivity analysis and case studies to assess potential specification bias
introduced in microWELT due to the neglect of institutional detail or the less detailed treatment of population heterogeneity,
such as in the case of international migration.
Marcus Scheiblecker, Hohe Zinsen belasten die Konjunktur • Atanas Pekanov, Europäische Wirtschaftspolitik 2023. Robuster Arbeitsmarkt
trotz schwacher Konjunktur und gestraffter Geldpolitik • Michael Peneder, Institutionalisiertes Vertrauen als Standortqualität.
Zur ökonomischen Bedeutung des Eich- und Vermessungswesens • Kathrin Hofmann, Agnes Kügler, Nicole Schmidt-Padickakudy, Unternehmensausgaben
für neue Produkte dürften 2024 nur schwach wachsen • Anna Burton, Oliver Fritz (WIFO), Robert Steiger (Universität Innsbruck),
Herausforderungen des alpinen Wintertourismus in Österreich
Der alpine Wintertourismus ist einer der Eckpfeiler der österreichischen Tourismuswirtschaft. Angebot und Nachfrage nach Skiurlaub
haben sich über Jahrzehnte hinweg positiv entwickelt, sodass Österreich als eines der wenigen Länder in Europa über zwei beinahe
gleichwertige Saisonen verfügt. Doch der Tourismus in alpinen Regionen steht vor großen Herausforderungen. Werden sie nicht
bewältigt, so ist dies mit negativen Effekten auf volkswirtschaftlicher, noch mehr aber auf regionalwirtschaftlicher Ebene
verbunden: Vor allem der Klimawandel, aber auch demografische Veränderungen und höhere Kosten, die mit steigenden Preisen
einhergehen, erzwingen eine Anpassung des Angebotes. In der Folge ist auch eine Verschiebung der Nachfrage in Richtung des
Sommers und der Nebensaisonen zu erwarten. Klimaschutzbemühungen, in deren Zentrum eine klimafreundliche An- und Abreise der
Gäste steht, müssen verstärkt werden.
2023 verzeichneten österreichische Unternehmen einen überdurchschnittlichen Anstieg der Ausgaben für neue Produkte und Dienstleistungen.
Unternehmen, die bereits im Vorjahr ihre Innovationsausgaben erhöht hatten, behielten diesen Kurs überwiegend bei. Obwohl
die Innovationsausgaben 2023 zulegten, führte nur etwa ein Fünftel der befragten Unternehmen neue Produkte oder Dienstleistungen
ein. Seit der COVID-19-Krise ist ein genereller Rückgang der Innovationanstrengungen zu beobachten, vor allem in kleinen und
mittleren Unternehmen. Ebenso ist die Finanzierung über Kredite, ein wichtiger Motor für die Einführung neuer Produkte, seit
der Pandemie rückläufig. Jedes vierte Unternehmen meldete im Jahr 2023 Hindernisse bei der Kreditvergabe.
Das Eich- und Vermessungswesen schafft institutionalisiertes Vertrauen als Grundlage für die Koordination und Qualitätssicherung
wirtschaftlichen Handelns. Indem es einheitliche Referenzsysteme, zuverlässige Geoinformationen und eine qualitätsgeprüfte
messtechnische Infrastruktur bereitstellt, wirkt es in vielfältiger Weise positiv auf die Entwicklungsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes
ein. Es sichert Nachfrage, insbesondere nach Gütern mit hoher und individuell schwer überprüfbarer Qualität, senkt Transaktionskosten,
erleichtert der Exportwirtschaft den Zugang zu ausländischen Märkten und stärkt das Vertrauen in den europäischen Binnenmarkt.
Gleichzeitig fördert es unternehmerisches Handeln, indem unfairer Wettbewerb unterbunden und Qualitätswettbewerb belohnt wird.
Die spezifischen Wirkungskanäle sind vielfältig und erfordern eine detaillierte Betrachtung der einzelnen Aufgaben und Aktivitäten
des Eich- und Vermessungswesens. Der vorliegende Beitrag fasst anhand eines Schichtenmodells der Wettbewerbsfähigkeit zusammen,
wie diese einen gesellschaftlichen Mehrwert (Public Value) erzeugen und zur Standortqualität beitragen.
Über das gesamte Jahr 2023 verzeichneten sowohl die EU als auch der Euro-Raum nur ein schwaches Wirtschaftswachstum. Der Arbeitsmarkt
blieb dennoch robust – die Arbeitslosigkeit verharrte im Euro-Raum im gesamten Jahr 2023 auf dem niedrigsten Niveau seit der
Einführung des Euro. Die Europäische Zentralbank setzte 2023 die Straffung der Geldpolitik fort, um die Inflation einzudämmen.
Die konsolidierte Bilanz des Eurosystems sank 2023 deutlich und erstmals seit Beginn des "Quantitative Easing" im Jahr 2015
in großem Umfang. Die Fiskalpolitik blieb in den meisten EU-Ländern expansiv ausgerichtet, jedoch begannen die Länder, ihre
Haushaltsdefizite allmählich zu verringern. Der Fortschritt bei der Umsetzung der Aufbau- und Resilienzfazilität (Recovery
and Resilience Facility – RRF) verlangsamte sich 2023 erheblich, was auf beträchtliche Schwierigkeiten bei der Implementierung
hinweist. Nach jahrelangen Diskussionen wurde 2023 die Reform des europäischen fiskalpolitischen Rahmens unter den Mitgliedsländern
abgestimmt. Der neue Fokus auf Industriepolitik setzt durch eine Lockerung der staatlichen Beihilferegeln die Integrität des
Binnenmarktes unter Druck.
Nachdem sich der WIFO-Konjunkturklimaindex um den Jahreswechsel vorübergehend stabilisiert hatte, ging er im Februar erneut
leicht zurück. In der für die Konjunktur besonders bedeutenden Sachgütererzeugung verschlechterten sich sowohl die Einschätzungen
der Unternehmen zur aktuellen Lage als auch die Erwartungen. Auch in Deutschland trübte sich die Konjunkturstimmung weiter
ein.
Christine Mayrhuber (WIFO), Nadja Bergmann (L&R Sozialforschung GmbH), Trude Hausegger (prospect Unternehmensberatung), Andrea Leitner (IHS), Flavia Enengl (L&R Sozialforschung GmbH), Assma Hajji, Anna Iby (prospect Unternehmensberatung), Julia Radlherr (IHS)
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung – Lechner, Reiter & Riesenfelder Sozialforschung OG – prospect Unternehmensberatung GesmbH – Institut für Höhere Studien
Online seit: 08.04.2024 0:00
Die ökonomischen und sozialen Lebensrealitäten und Chancen von Frauen und Männern in Österreich unterscheiden sich, wie anhand
von sechs Gleichstellungsdimensionen aufgezeigt wird. Geschlechtsspezifische Bildungsverläufe und die ungleiche Verteilung
von bezahlter und unbezahlter Arbeit führen zu einer geringen finanziellen Unabhängigkeit von Frauen im Lebensverlauf. Neben
diesen drei Dimensionen werden auch die mangelnde Repräsentation und Partizipation von Frauen in Politik, Wirtschaft und Medien,
die Auswirkungen des Lebensumfelds auf den Gesundheitszustand sowie die Betroffenheit von Gewalt dargestellt.
The aim of this study is to assess the impact of the ongoing harmonisation of the retirement age for women with that for men
on women's labour supply in Austria. According to the current legal framework, the standard retirement age for women will
be gradually raised from 60 to 65 years from 2024 onwards, with the retirement age being raised by 6 months each year. The
impact of the pension reform on women's labour supply is quantified using the dynamic microsimulation model microDEMS. This
model integrates demographic changes in line with official population projections and detailed labour market modelling. According
to our projections, the labour supply of women aged 60 to 64 increases by 87,000 in 2040 compared to a scenario in which the
retirement age remains unchanged. We compare our results with two alternative approaches: the more stylised microWELT simulation
model and a purely data-driven approach. While all methods produce very similar results in the long run, the detailed modelling
in microDEMS provides more plausible results during the transition period when the reform is gradually implemented. This is
because it allows for a realistic representation of pension paths, taking into account all relevant pension types and the
corresponding eligibility criteria, such as sufficient accumulated insurance periods. In contrast to a purely data-driven
approach, microDEMS modelling also has the advantage of explicitly representing and quantifying the components of the change
in labour supply.