Der Flugverkehr ist um ein Vielfaches klimaschädlicher als der Individualverkehr und jedes andere öffentliche Verkehrsmittel
und dennoch genießt er weitreichende steuerliche Begünstigungen und Ausnahmen im EU-Emissionshandel. Mit großen Auswirkungen
auf die Umwelt: Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass der CO2-Ausstoß durch Flugverkehr in der EU bis zum Jahr 2035 um 45 Prozent zunehmen wird. In einer viel beachteten Studie analysierten
die WIFO-Forscher Margit Schratzenstaller und Alexander Krenek daher die Möglichkeiten zur Einführung einer EU-weiten, CO2-basierten Flugticketabgabe.
Jetzt wurde die Studie mit dem Mobilitätspreis 2017 des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in der Kategorie "Forschungsprojekte
für eine klimaverträgliche Mobilität" ausgezeichnet. "Um die UN-Klimaziele zu erreichen, ist eine faire Besteuerung des Flugverkehrs
unumgänglich. Eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zu den Auswirkungen und der ökologischen Treffsicherheit auf EU-Ebene
zu haben, ist ein wichtiger Schritt", heißt es in der Jury-Begründung. VCÖ-Geschäftsführer Willi Nowak: "Eine CO2-basierte Flugticketabgabe ist eine geeignete und wichtige Maßnahme auf dem Weg zur Umsetzung des UN-Klimaabkommens von Paris."
Einnahmen direkt ins EU-Budget
Die angedachte Flugticketabgabe könne "das bestehende Ungleichgewicht zulasten klimafreundlicher Verkehrsmittel etwas ausgleichen",
sagt Margit Schratzenstaller: Eine EU-weite Abgabe in Höhe von 35 Euro pro Tonne CO2-Emissionen hätte (bezogen auf das Jahr 2014) die Ticketpreise für EU-interne Flüge im Durchschnitt um 5 Prozent erhöht und
Einnahmen von gut 5 Milliarden Euro erbracht. Die Zahl der Flugpassagiere hätte dadurch stagniert, statt um mehr als 4 Prozent
anzusteigen. Vorteile hätte die EU-weite Abgabe auch im Vergleich zu nationalen Lösungen, an denen bereits mehrere Staaten
scheiterten: Sie ist ökologisch deutlich treffsicherer und brächte einzelnen Staaten keine Wettbewerbsnachteile. Die Einnahmen
aus der Flugticketabgabe könnte, so der Vorschlag der Studienautoren, direkt ins EU-Budget fließen - und im selben Ausmaß
die EU-Beiträge der Mitgliedstaaten reduzieren.
Verliehen wurden die VCÖ-Mobilitätspreise am Dienstag vor großem Publikum im Wiener Odeon-Theater. Insgesamt waren 377 Projekte
und Konzepte eingereicht worden, eine Fachjury wählte daraus die Sieger in insgesamt zwölf Kategorien. "Das WIFO spricht sich
immer wieder für ein nachhaltiges Steuer- und Abgabensystem aus, in dem ökologisch schädliche Regelungen beseitigt und Steuern
auch als umweltpolitisches Instrument genützt werden", sagt WIFO-Leiter Christoph Badelt. "Mit ihren Analysen zu einer CO2-Besteuerung haben Margit Schratzenstaller und Alexander Krenek einen wichtigen Beitrag zu einer sachlich fundierten Debatte
geleistet."
Die Studie zum Download