Markus Marterbauer
Budgetpolitik im Zeitalter verminderter Erwartungen (Budget Policy in an Age of Reduced Expectations)
WIFO Working Papers, 2010, (366), 28 Seiten
Das Konzept der Finanzierungssalden impliziert, dass das Finanzierungsdefizit des Staates nur verringert werden kann, wenn sich gleichzeitig der Unternehmenssektor und das Ausland stärker verschulden oder die privaten Haushalte ihren Überschuss verringern. Dieses Working Paper untersucht, wie die Wirtschaftspolitik diese Anpassungen in einem "Zeitalter verminderter Erwartungen" mit niedrigen Wachstumsraten des BIP beeinflussen kann. Ein verschuldungsfinanzierter Aufschwung der privaten Investitionstätigkeit ist angesichts anhaltend niedriger Kapazitätsauslastung der Unternehmen wenig wahrscheinlich. Eine Ausweitung der Nachfrage des Auslandes, welche eine exportorientierte Strategie der Konsolidierung ermöglichen würde, könnte angesichts der simultanen Budgetkonsolidierungsanstrengungen aller EU-Länder merklich gedämpft werden. Der Sparanteil am verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte erhöhte sich während der Krise; mehrere Strategien bieten sich an, um ihn wieder zu verringern: 1. Eine kreditfinanzierte Hauspreisblase wurde in mehreren Volkswirtschaften in den letzten Jahren angewandt, hat sich aber makroökonomisch als großer Misserfolg erwiesen. 2. Wirkungsvolle Instrumente zur Verringerung der hohen Arbeitslosigkeit und damit des Vorsichtssparens sind in einer Periode schwachen Wirtschaftswachstums die Erhöhung der Beschäftigungselastizität des Wachstums und eine Verringerung der geleisteten Arbeitszeit. 3. Erfolg verspricht auch eine Verbesserung der Anreize für obere Einkommensgruppen, ihre Investitionen zu erhöhen und ihr Sparen zu verringern. 4. Eine Umverteilung von Vermögen und Einkommen bewirkt eine Verringerung der durchschnittlichen Sparneigung und eine Ausweitung der Konsumnachfrage der privaten Haushalte.
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch

Budget Policy in an Age of Reduced Expectations
The concept of debit and credit balances implies that the state's financing deficit can be reduced only when the business sector and the foreign sector at the same time assume more debts or when private households reduce their surplus. This working paper investigates how economic policy can influence such adjustments in an "age of reduced expectations" and low GDP growth rates. Considering the low capacity utilisation there is little likelihood of a debt-financed upswing of private investment. Greater demand from abroad, which could give rise to an export-oriented strategy of consolidation, could be seriously dampened by the simultaneous budget consolidation efforts in all EU countries. During the crisis savings rose as a proportion of the disposable incomes of private households, and there are several strategies to cut this rate again: 1. A credit-financed housing price bubble was used by several countries in recent years, but was found to be a macroeconomic disaster. 2. In a period of weak economic growth, high unemployment and thus precautionary saving can be effectively reduced by an increase of the employment elasticity of growth and a reduction of actual working hours. 3. Another promising approach is to improve incentives for the top income groups to increase their investment spending and cut down on their savings. 4. Redistributing assets and incomes leads to a dip in the average propensity to save and an increase of the demand for consumption among private households.