Das Konzept der Finanzierungssalden impliziert, dass das Finanzierungsdefizit des Staates nur verringert werden kann, wenn
sich gleichzeitig der Unternehmenssektor und das Ausland stärker verschulden oder die privaten Haushalte ihren Überschuss
verringern. Dieses Working Paper untersucht, wie die Wirtschaftspolitik diese Anpassungen in einem "Zeitalter verminderter
Erwartungen" mit niedrigen Wachstumsraten des BIP beeinflussen kann. Ein verschuldungsfinanzierter Aufschwung der privaten
Investitionstätigkeit ist angesichts anhaltend niedriger Kapazitätsauslastung der Unternehmen wenig wahrscheinlich. Eine Ausweitung
der Nachfrage des Auslandes, welche eine exportorientierte Strategie der Konsolidierung ermöglichen würde, könnte angesichts
der simultanen Budgetkonsolidierungsanstrengungen aller EU-Länder merklich gedämpft werden. Der Sparanteil am verfügbaren
Einkommen der privaten Haushalte erhöhte sich während der Krise; mehrere Strategien bieten sich an, um ihn wieder zu verringern:
1. Eine kreditfinanzierte Hauspreisblase wurde in mehreren Volkswirtschaften in den letzten Jahren angewandt, hat sich aber
makroökonomisch als großer Misserfolg erwiesen. 2. Wirkungsvolle Instrumente zur Verringerung der hohen Arbeitslosigkeit und
damit des Vorsichtssparens sind in einer Periode schwachen Wirtschaftswachstums die Erhöhung der Beschäftigungselastizität
des Wachstums und eine Verringerung der geleisteten Arbeitszeit. 3. Erfolg verspricht auch eine Verbesserung der Anreize für
obere Einkommensgruppen, ihre Investitionen zu erhöhen und ihr Sparen zu verringern. 4. Eine Umverteilung von Vermögen und
Einkommen bewirkt eine Verringerung der durchschnittlichen Sparneigung und eine Ausweitung der Konsumnachfrage der privaten
Haushalte.
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch
Budget Policy in an Age of Reduced Expectations
The concept of debit and credit balances implies that the state's financing deficit can be reduced only when the business
sector and the foreign sector at the same time assume more debts or when private households reduce their surplus. This working
paper investigates how economic policy can influence such adjustments in an "age of reduced expectations" and low GDP growth
rates. Considering the low capacity utilisation there is little likelihood of a debt-financed upswing of private investment.
Greater demand from abroad, which could give rise to an export-oriented strategy of consolidation, could be seriously dampened
by the simultaneous budget consolidation efforts in all EU countries. During the crisis savings rose as a proportion of the
disposable incomes of private households, and there are several strategies to cut this rate again: 1. A credit-financed housing
price bubble was used by several countries in recent years, but was found to be a macroeconomic disaster. 2. In a period of
weak economic growth, high unemployment and thus precautionary saving can be effectively reduced by an increase of the employment
elasticity of growth and a reduction of actual working hours. 3. Another promising approach is to improve incentives for the
top income groups to increase their investment spending and cut down on their savings. 4. Redistributing assets and incomes
leads to a dip in the average propensity to save and an increase of the demand for consumption among private households.