Hedwig Lutz, Helmut Mahringer
Niedriglohnbeschäftigung – Brücke in dauerhafte Beschäftigung oder Niedriglohnfalle? (Is Low-wage Employment a Way to Make Permanent Employment Possible or a Low-wage Trap?)
Studien, Februar 2010, 301 Seiten
Auftraggeber: Arbeitsmarktservice Österreich
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
 
In der vorliegenden Studie wird Niedriglohnbeschäftigung auf Vollzeitarbeitsplätzen in privatwirtschaftlich dominierten Wirtschaftsbereichen untersucht. Die Analysen basieren auf anonymisierten administrativen Individualdaten der österreichischen Sozialversicherungsträger. Neben deskriptiven Analysen werden Verweildauermodelle eingesetzt, die Übertrittschancen aus Niedriglohnbeschäftigung in höhere Entlohnung sowie in Arbeitslosigkeit analysieren. Angesichts eines Niedriglohnanteils von rund einem Drittel der vollzeitbeschäftigten Frauen bildet geringentlohnte Beschäftigung für Frauen einen häufigen Bestandteil des Erwerbsverlaufs. Der Niedriglohnanteil unter vollzeitbeschäftigten Männern nimmt zwar über die letzten Jahre leicht zu, liegt aber dennoch unter der 10%-Marke. Vor diesem Hintergrund fällt die wesentlich größere Persistenz der Niedriglohnbeschäftigung von Frauen gegenüber Männern auf. Für Männer haben Niedriglohnbeschäftigungen hingegen einerseits vergleichsweise häufiger eine Sprungbrettfunktion in höhere Verdienstsegmente, andererseits sind sie öfter eine Episode in einem No-Pay-Low-Pay Kreislauf, worauf das höhere Arbeitslosigkeitsrisiko von niedrigverdienenden Männern ebenso hinweist wie deren ungleich häufigerer Übergang in Positionen außerhalb des Arbeitskräfteangebotes. Insgesamt ist mit der Aufnahme von Niedriglohnbeschäftigung ein wesentlich höheres Arbeitslosigkeitsrisiko verbunden als bei höherentlohnter Beschäftigung. Dieses wird über die Dauer einer Niedriglohnbeschäftigung hinweg sogar größer, weil mit zunehmender Dauer der Erwerbsphase das Risiko einer erneuten Arbeitslosigkeit für Besserverdienende stärker sinkt als für Beschäftigte unter der Niedriglohnschwelle. Als Sprungbrett in eine dauerhafte, besserentlohnte Erwerbslaufbahn dienen Niedriglohnbeschäftigungen am ehesten für Jüngere und Höherqualifizierte, besonders wenn sie einen Arbeitsplatz in einem größeren Unternehmen mit tendenziell höherem betrieblichem Entlohnungsniveau und in einer von geringer Fluktuation geprägten Branche finden. Für Frauen verringert – zusätzlich zur insgesamt höheren Persistenz von Niedriglohnbeschäftigung – die Verpflichtung zur Kinderbetreuung die Chancen auf die Wahrnehmung der Sprungbrettfunktion.
Forschungsbereich:Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit
Sprache:Deutsch

Is Low-wage Employment a Way to Make Permanent Employment Possible or a Low-wage Trap?
The study examines low-wage employment in full-time jobs offered by sectors of the private economy. The analysis draws on anonymised individual administrative data collected by the Austrian social insurance bodies. In addition to descriptive analyses, the study uses spell models that analyse the probability of transfer from low-wage to better paid employment and to unemployment. Considering that about one in three female full-time workers is in a low-wage job, low-wage employment is a typical feature of women's job careers. Among men, the share of low-wage jobs has been increasing marginally in the past years but is still below the 10 percent threshold. Against this background, it is noticeable that low-wage employment is so much more persistent among women than among men. For men, a low-wage job more frequently acts as a stepping stone for a better paying job or, alternatively, is an episode in a no-pay low-pay cycle, as is indicated by the higher risk of unemployment among low-paid men as well as their considerably more frequent transfer to positions outside the labour pool. Altogether, accepting a low-paid job means incurring a much higher risk of unemployment than is the case for a better paying job. The risk even increases in the course of a low-paid spell because the risk of renewed unemployment over time declines much more strongly for better paid workers than for low-wage workers. As a stepping stone to permanent employment with better payment, low-paid jobs are best suited for younger and more highly skilled workers, especially when they find a job in a major company where payment tends to be high and fluctuation low. For women (who are anyway subject to a greater persistency of low-wage employment) child care obligations further cut into their opportunities to make use of the stepping-stone option.