Im März 2007 beurteilte der österreichische Verfassungsgerichtshof die Erbschaftssteuer in ihrer derzeitigen Ausgestaltung
als verfassungswidrig; ein ähnlicher Urteilsspruch ist demnächst für die Schenkungssteuer zu erwarten. Die Studie prüft zunächst
die ökonomischen Argumente für eine umfassende Reform der Erbschafts- und Schenkungsteuer bzw. für deren Abschaffung und damit
für die Aufgabe einer Einnahmequelle mit beachtlichem künftigen Potential. Die Erbschaftssteuer ist mit weniger Verzerrungen
verbunden als andere Steuern und Abgaben – insbesondere jene auf Arbeit. Im internationalen Vergleich erbringt die Besteuerung
von Vermögen allgemein und von Erbschaften im Besonderen in Österreich nur geringe Erträge. Auch sehen die meisten modernen
Steuersysteme eine Erbschaftssteuer vor, wenn auch eine gewisse Tendenz zu ihrer Abschaffung bzw. zur Gewährung von großzügigen
Ausnahmeregelungen besteht. Eine verfassungskonforme Reform der österreichischen Erbschaftssteuer wäre ohne umfassende, das
derzeitige System der Besteuerung von Erbschaften verändernde Eingriffe möglich: Sie erforderte hauptsächlich eine Neuregelung
des derzeitigen Bewertungsverfahrens für Liegenschaften sowie die verfassungsrechtliche Absicherung der Erbschaftssteuerbefreiung
von Anteilsrechten, deren Erträge der Kapitalertragsteuer auf Dividenden unterliegen. Da die Voraussetzung für eine rationale
Reform der Erbschaftssteuer eine hinreichende Datengrundlage über (künftigen) Bestand, Struktur, Entwicklung und Verteilung
von Vermögen und Vermögensübertragungen ist, werden zudem die Datengrundlagen in Österreich und ihre Defizite dargestellt.
Der abschließende Überblick über die zentralen Probleme, die eine Reform zu beachten hätte, geht auch auf die möglichen Rückwirkungen
einer Abschaffung der Erbschafts- und Schenkungssteuer auf andere Steuern ein.
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch
Aspects of Inheritance and Gift Taxes in Austria
In March 2007, the Austrian Constitutional Court ruled the inheritance tax to be unconstitutional; a similar ruling is expected
soon for the gift tax. The study looks into the economic arguments for a far-reaching reform of the inheritance and gift tax
schemes or, alternatively, their abolition and its attendant waiver of a revenue source of considerable future potential.
The inheritance tax generates fewer distortions than other taxes and dues, especially those levied on labour. Compared to
international schemes, Austrian taxes on assets in general and on inheritances in particular yield little. What's more, most
modern tax systems provide for an inheritance tax, even though the trend is towards its abolition or generous exceptions.
The Austrian inheritance tax could be made compliant with the constitution without any large-scale changes to the current
system of taxing inheritances: it would chiefly require a new regime for assessing land values and constitutional provisions
to exempt equity interests the yield of which is subject to a capital gains tax on dividends. Considering that it is necessary
to have an adequate database on the (future) stock, structure, development and distribution of property and property transfers
in order to achieve a reasonable reform of the inheritance tax, the study also describes the data situation in Austria and
its deficits. The concluding overview of the key problems to be considered by any reform also discusses possible feedbacks
on other taxes if the inheritance and gift taxes were abolished.