Bernd Berghuber, Oliver Picek, Margit Schratzenstaller
Perspektiven der Erbschafts- und Schenkungssteuer in Österreich (Aspects of Inheritance and Gift Taxes in Austria)
Studien, Juni 2007, 64 Seiten
Studie von: Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Auftraggeber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien
 
Im März 2007 beurteilte der österreichische Verfassungsgerichtshof die Erbschaftssteuer in ihrer derzeitigen Ausgestaltung als verfassungswidrig; ein ähnlicher Urteilsspruch ist demnächst für die Schenkungssteuer zu erwarten. Die Studie prüft zunächst die ökonomischen Argumente für eine umfassende Reform der Erbschafts- und Schenkungsteuer bzw. für deren Abschaffung und damit für die Aufgabe einer Einnahmequelle mit beachtlichem künftigen Potential. Die Erbschaftssteuer ist mit weniger Verzerrungen verbunden als andere Steuern und Abgaben – insbesondere jene auf Arbeit. Im internationalen Vergleich erbringt die Besteuerung von Vermögen allgemein und von Erbschaften im Besonderen in Österreich nur geringe Erträge. Auch sehen die meisten modernen Steuersysteme eine Erbschaftssteuer vor, wenn auch eine gewisse Tendenz zu ihrer Abschaffung bzw. zur Gewährung von großzügigen Ausnahmeregelungen besteht. Eine verfassungskonforme Reform der österreichischen Erbschaftssteuer wäre ohne umfassende, das derzeitige System der Besteuerung von Erbschaften verändernde Eingriffe möglich: Sie erforderte hauptsächlich eine Neuregelung des derzeitigen Bewertungsverfahrens für Liegenschaften sowie die verfassungsrechtliche Absicherung der Erbschaftssteuerbefreiung von Anteilsrechten, deren Erträge der Kapitalertragsteuer auf Dividenden unterliegen. Da die Voraussetzung für eine rationale Reform der Erbschaftssteuer eine hinreichende Datengrundlage über (künftigen) Bestand, Struktur, Entwicklung und Verteilung von Vermögen und Vermögensübertragungen ist, werden zudem die Datengrundlagen in Österreich und ihre Defizite dargestellt. Der abschließende Überblick über die zentralen Probleme, die eine Reform zu beachten hätte, geht auch auf die möglichen Rückwirkungen einer Abschaffung der Erbschafts- und Schenkungssteuer auf andere Steuern ein.
Keywords:Erbschaftssteuer, Schenkungssteuer Kapitalertragsteuer
Forschungsbereich:Makroökonomie und öffentliche Finanzen
Sprache:Deutsch

Aspects of Inheritance and Gift Taxes in Austria
In March 2007, the Austrian Constitutional Court ruled the inheritance tax to be unconstitutional; a similar ruling is expected soon for the gift tax. The study looks into the economic arguments for a far-reaching reform of the inheritance and gift tax schemes or, alternatively, their abolition and its attendant waiver of a revenue source of considerable future potential. The inheritance tax generates fewer distortions than other taxes and dues, especially those levied on labour. Compared to international schemes, Austrian taxes on assets in general and on inheritances in particular yield little. What's more, most modern tax systems provide for an inheritance tax, even though the trend is towards its abolition or generous exceptions. The Austrian inheritance tax could be made compliant with the constitution without any large-scale changes to the current system of taxing inheritances: it would chiefly require a new regime for assessing land values and constitutional provisions to exempt equity interests the yield of which is subject to a capital gains tax on dividends. Considering that it is necessary to have an adequate database on the (future) stock, structure, development and distribution of property and property transfers in order to achieve a reasonable reform of the inheritance tax, the study also describes the data situation in Austria and its deficits. The concluding overview of the key problems to be considered by any reform also discusses possible feedbacks on other taxes if the inheritance and gift taxes were abolished.